Hallo Christian,
auch wenn immer wieder die Rede davon ist, daß die ein oder
andere Führungskraft des BND von den Vorgängen wußte
http://www.netzeitung.de/deutschland/399204.html , handelt es
sich dabei um ein Problem des Selbstverständnisses des BND und
damit der handelnden (und nicht nur der wissenden) Personen.
Insofern scheinen auch Teile des operativen Personals Probleme
mit dem Verständnis des Aufgabengebietes eines
Auslandsnachrichtendienstes zu haben. Nur den Leiter
auszutauschen bringt da m.E. nur wenig.
OK, ich hatte mir halt gedacht, daß es Aufgabe des Leiters ist, in seinen Reihen für Ordnung zu sorgen. Gerade in solchen Organisationen gibt es doch eine strenge Hirarchie. Wenn einer im Letzten Glied Mist verzapft, ist dessen Vorgesetzter zuständig, den zu feuern. tut er das nicht, hat ihn dessen Vorgesetzter zu feuern und so weiter, bis ganz oben. Wozu sollen die direkten Unterstellungsverhältnisse sonst gut sein?
Aber mal 'ne andere Frage. Wenn Du meinst, der Verein könnte
aufgelöst werden, was tut der eigentlich? Ich meine ein paar
Beispiele, die belegen würden, daß der BND nützlich ist. Ich
habe nämlich von der ‚Arbeit‘ so gar keine Vorstellung.
Der BND liefert Informationen und Beurteilungen, die die
Regierung und andere Stellen (bspw. BW) für ihre
Entscheidungsfindung benötigen.
OK. Also informationen z.B. über die militärische Stärke potentieller Feinde. Gut, verstanden.
Inwieweit diese Informationen
richtig und bedeutsam waren, weiß vermutlich nur der engste
Regierungskreis. Auch wenn sicherlich bspw. der ein oder
andere Anschlag verhindert werden konnte, so sind doch welteit
große Anschläge verübt worden, ohne daß die entsprechenden
Nachrichtendienste Bescheid wußten bzw. die verfügbaren
Informationen zur Verhinderung nutzen konnten.
Das stelle ich mir auch schwierig vor. Sobald sich da irgendwelche Einzeltäter berufen fühlen, wird wohl kein Geheimdienst wirklich etwas ausrichten können.
Das ist m.E. insbesondere auf die Strategie der meisten
westlichen Nachrichtendienste zurückzuführen, die in den
letzten zwei Jahrzehnten dazu übergegangen sind, sich auf
technische Hilfsmittel eher zu verlassen, als auf Informanten
vor Ort bzw. eingeschleuste Informanten. So war es zweitweise
so, daß der CIA in keinem arabischen Land über Informanten in
den relevanten Gruppen und Regierungskreisen verfügte.
Aha, schwache Kür finde ich. Wenn ich daran denke, wie lange die schon Bin Laden suchen und wie lange es mit Saddam gedauert hat … Wie oft wurde in der Zeit die Führung schon ausgetauscht? Das nuß doch auffallen, daß die mit viel Geld nichts zustande bringen.
Die Sinnhaftigkeit derartige Organisationen kann also
zumindest in Frage gestellt werden. Viel entscheidender finde
ich allerdings, daß derartige Organisationen dazu neigen,
eigene Zwecke zu verfolgen. Dazu gehört eben auch das Abhören
von z.B. BND-kritischen Journalisten. Das hat mit dem
eigentlichen Ziel überhaupt nichts mehr zu tun, sondern dient
nur der Wahrung eigener Interessen. Das halte ich nicht nur
für nicht zielführend, sondern für gefährlich.
Klar ist das gefährlich. Eigentlich sollte das ja Verfassungsschützer auf den Plan rufen, oder nicht? Oder ist das wie mit den Krähen? Eine hackt der anderen kein Auge aus?
Eine Organisation, die weitgehend unkontrolliert ihrer
Aktivitäten nachgeht, wird dadurch letztlich sogar zum Problem
des Landes und der Regierung, dessen Interessen sie eigentlich
verfolgen sollten.
Wenn die ein ‚Eigenleben‘ entwickeln sicher. In Russland gab es sicher mehr Probleme mit dem KGB als mit der Armee beim Zusammenbruch der UdSSR. Die StaSi hat sich vermitlich auch mehr als die NVA gewehrt … zum Glück beide nicht so massiv, wie zu befürchten war.
Danke für die Informationen!
Gruß, Rainer