Immer mehr Kinder auffällig ? Oder wird nur mehr getan? Gründe?

Hallo, 

immer wieder liest man, das die Anzahl der „auffälligen“ Kinder in Kiga, schule etc steigt. Sprachstörungen, Wahrnehmungsstörungen etc würden zunehmen.

Ich frage mich jetzt, nimmt man das nur mehr wahr, erkennt früher Förderbedarf ? 
Oder nimmt das wirklich zu, und wenn ja, warum? 

Oder liegt es daran, das die Kinder „gleicher“ sein sollen?

Immer wieder höre ich zunehmend , das Kinder logopädisch, ergotherapeutisch etc behandelt werden - ich selber (bin allerdings auch nicht pädagogisch ausgebildet) finde selbige Kinder meist völlig normal. 

Was liegt dem zugrunde? Fragt man die Eltern, kommen meist Diagnosen wie ADHS, Inselbegabung, diverse Wahrnehmungsstörungen etc, die alle irgendwie recht schwammig sind .
Im Gegensatz zu nachgewiesenen Entwicklungsverzögerungen oder körperlichen Störungen wie zB Schwerhörigkeit, da ist das ja klar und oft auch deutlich zu sehen/spüren. 

Aber kann das sein?

Lg

Brenna

Hallo Brenna,

es kommt darauf, wer das schreibt, was „man“ so liest.
Und wieviel Geld (Werbe-Budget) von wem eingesetzt wird, um behandlungsbedürftige Mängel zu suggerieren. Die Presse gibt nur gute Aufmacher wider.

Wärest Du Physiotherapeutin, würden alle Menschen unter Verspannungen oder Verkrümmungen leiden und behandlungsbedurftig sein.

Hättest Du eine Firma für Sicherheitstechnik, würden alle Mitbürger ihr Eigentum nicht richtig absichern.

So sehen es Ergo-, Logo- und Verhaltenstherapeuten auch.

Sie wollen/brauchen Kunden.

Ob sich ein Kind normal entwickelt, spüren die Eltern am besten.

Die Eltern sind das Vorbild.
Wenn Mutter und Vater nur vor dem PC oder TV rumhängen und ansonsten keine Interessen haben und den Po nicht hochbekommen, können sie nicht erwarten, dass ihre Kinder ohne Sprach- und Wahrnehmungsstörungen groß werden oder auch nur ansatzweise eigene Interessen entwickeln. Aber auch dann denken diese Eltern, dass ihr Kind ganz normal ist.

Genereller Förderbedarf?
Keiner.

Und wenn, dann eher bei den Eltern.

Beste Grüße
Maralena

Hi

Was liegt dem zugrunde?

Es ist offenbar vielfach einfacher die Verantwortung bei einer „Krankheit“ zu sehen, als zuzugeben, daß man als Eltern nicht automatisch Experte für Kindererziehung ist.

Es gibt heute scheinbar kaum noch Kinder, die sich normal entwickeln und dabei auch mal schlimm sind und über die Stränge schlagen. Nein, heute sind solche Kinder hochbegabt (nur ist meist nicht ganz klar worin die Hochbegabung besteht) oder leiden unter ADHS oder, oder…

Das schlimme daran ist, daß es für Kinder (und Eltern), die tatsächlich Probleme haben, schwer ist, ernst genommen zu werden.

Gruß
Edith

Therapiebedarf
HI!

Vorweg, damit ich nicht missverstanden werde: Eine richtige Therapie an wirklich nötiger Stelle ist sicher sinnvoll. Ich möchte und kann das nicht für andere entscheiden. Meine kritische Sicht kann aber vielleicht anderen bei ihrer Entscheidung helfen.

Viele Aspekte sollte man da mit einbeziehen:

Unsere Gesellschaft wird immer weniger kindgerecht. Da müssen die Kinder sich anpassen, nicht umgekehrt. Und da werden die Kinder schnell als Problem hingestellt, nicht die Bedingungen.

Beispiel: Zunahme des Verkehrs. Früher konnten Kinder auf der Straße spielen, rad fahren etc. Heute an vielen Orten undenkbar. IN Erinnerung mir ein Leserbrief, in dem sich ein Autofahrer beschwerte, was denn die Kinder (in einer 30er Zone im Wohngebiet) auf der Straße zu suchen hätten - es gäbe doch extra einen Spielplatz (10 x 10m oder sowas winziges).

Dann die Projektkinder, Hubschraubereltern: Was die Eltern nicht hinbekommen haben im Leben, das sollen die Kinder schaffen. Dafür wird investiert (Zeit und Geld und Nerven). Angst vor Arbeitslosigekeit etc. das alles führt dazu, dass Kinder an vielen Stellen überfordert werden: Immer erfolgreich sein, immer das Beste abliefern, fehlerfrei sein, das überfordert ja sogar Erwachsene, wie sollen Kinder das schaffen? (Zitat einer Mutter:„Wenn das Kind auf die Hauptschule kommt, dann kann man das eh vergessen“)
Selbst erlebt im bayrischen G8, dass eine Lehrerin mir so aus dem Handgelenk empfahl, dem Kind doch Ritalin zu geben! Auch in der Schule sind die Kinder (ja, ich bezeichne 10 und 11jährige als Kinder, weil sie das noch sind!) häufig eher Störfaktoren, wenn sie sich kindlich verhalten.

Dazu kommt eine gewisse Gläubigkeit, was Diagnosen und Behandlungen angeht: für jede Abweichung von der Norm gibt es ein Werkzeug, das das Kind wieder ins Glied zurückbefördert: Therapie, Medikamente.
Ich habe die Geschichte hier bestimmt schon öfter erzählt, dass wir nur dank eines Kinderarztes diesen Kreislauf nicht mitgemacht haben. Von ihm stammen auch einige meiner Argumente, die ich zum Thema immer wieder vorbringe:

  • Kaum ein Kind wird als geheilt von z.B. einem Ergotherapeuten entlassen. Unter der engmaschigen Beobachtung treten immer mehr Mängel zu tage, die natürlich behandlungsbedürftig sind. (Schließlich verdienen die Therapieeinrichtungen damit ja ihr Geld)
  • Dem Kind wird vermittelt, dass es „mangelhaft“ sei. Es erfährt bei jedem Therapietermin immer aufs Neue, dass irgendwas mit ihm nicht in Ordnung ist. Das ist nicht gesund fürs Selbstwertgefühl.
  • Kind und Eltern werden zu Patienten gemacht: Die Verantwortung für das Kind wird in externe Hände gegeben. Die Notwendigkeit, sich anzustrengen (um z.B. das Verhalten zu ändern) wird für das Kind immer kleiner. Und auch die Eltern können sich aus der Erziehung mit der Entschuldigung zurückziehen, weil das Kind ja „krank“ sei.
  • Mit einer Schwäche zu leben wird nicht mehr gelehrt. Auch nicht, durch Übung und Erziehung selber eine Verbesserung zu erreichen - da fehlen dann ja auch entsprechende Erfolgserlebnisse. Erfolgreich ist ja dann der Therapeut.
  • Die Toleranz in der Gesellscahft gegenüber solchen Schwächen wird geringer, weil jeder davon ausgeht „dass man da ja was machen kann“.
  • Aus dem Gedanken heraus „Ich möchte meinem Kind das Bestmögliche mitgeben, dann gehen wir mal zur Ergotherapie, damit es sich feinmotorisch aufs Schreibenlernen vorbereiten kann, es tut sich da ja so schwer“ wird der Arzt gebeten, entspr. zu verschreiben. Man denkt, es könne ja nicht schaden. Vor allem der letzte Gedanke ist so einfach nicht richtig, finde ich.

Das mag Teil von Verschwörungstheorien sein, aber man darf nicht vergessen, dass mit neuen Diagnosen auch immer neues Geld verdient werden kann.

Grüße
kernig

Immer wieder höre ich zunehmend , das Kinder logopädisch,
ergotherapeutisch etc behandelt werden - ich selber (bin
allerdings auch nicht pädagogisch ausgebildet) finde selbige
Kinder meist völlig normal. 

Was liegt dem zugrunde? Fragt man die Eltern, kommen meist
Diagnosen wie ADHS, Inselbegabung, diverse
Wahrnehmungsstörungen etc, die alle irgendwie recht schwammig
sind .
Im Gegensatz zu nachgewiesenen Entwicklungsverzögerungen oder
körperlichen Störungen wie zB Schwerhörigkeit, da ist das ja
klar und oft auch deutlich zu sehen/spüren. 

Aber kann das sein?

Lg

Brenna

amerikanische Verhältnisse
Moin,

ohne Dir direkt zu antworten, finde ich, dass die persönliche Freiheit immer weiter eingegrenzt wird und die „Dummen“ unbewusster für dumm verkauft werden.

???
Es wird die Zeit kommen, da auch hierzulande im Autospiegel ein Warnhinweis angebracht sein wird: „Objects in mirror are closer than they appear“.
Jeder wird Verantwortung auf andere abwälzen. „Ich habe darauf hingewiesen, dass da ein Problem besteht“. Therapie nicht geglückt: alles getan.
Ist ähnlich, bei strahlendem Sonnenschein und keine Aussicht auf Änderung: „nimm einen Regenschirm mit, es könnte regnen“. Damit hat man schon mal das eine Promille abgedeckt, dass es passieren kann.

Die meisten denken wohl: es ist ja nicht mein Geld, was da verbraten wird. Persönliches kümmern findet immer weniger statt.
Wir haben ein „R-Problem“ be unseren Kindern. Auto, Ball, Puppe, kein Problem, Adfahn, Bäh und Assel dann schon. Als Eltern gewöhnt man sich daran, merkt es nicht mal. Bei der Einschulungsuntersuchung wurde es das erste mal darauf hingewisen. Folge: Logopädie und hier: „oh, ist hartnäckig, da müssen sie als Eltern auch viel üben“. Gesagt, getan - wieviel der Fachmann in Sitzungen zur Bewältigung beigetragen hat? Warum ist das dem geschulten Kindergartenpersonal nicht aufgefallen? Warum haben die das im KiGa weiter durchgehen lassen? Warum kam da trotz hinweis keine Unterstützung (Aussage meiner Tochter, dass immer nur ich an ihr mit dem „R“ rummeckere)? Bei meinem zweiten, der genauso sich das angewöhnt hatte, bin ich dann gleich in den Trainingsmodus verfallen und achte gezielt darauf.

„Problemkinder“ will keiner haben, in der Schule dann (tja, 8 Monate für „R“ sind wohl zu kurz gewesen), wieder der Hinweis, dass "man doch arge Sorgen hat, wenn das Kind kein „R“ richtig betonen kann. Dass hier aber mal eine® aktiv wurde: wieder fehlanzeige,

Zusammengefasst: Dienst nach Vorschrift (weitestgehend), blos keine „medizinischen Eingriffe“ und sich am besten Distanzieren von dem Problem.
Andere machen das schon, im Zweifel sind die Eltern schuld, aber man selbst hat ja darauf hingewiesen. Alles getan. Keine Strafen zu erwarten…

LG
Ce

nichts neues unter der Sonne
Moin,

Aber kann das sein?

sicher gibt es Kinder, die anders sind als die meisten.
Jetzt ist natürlich die Frage, wie anders.

Auch früher gab es Kinder die anders waren als andere, auch hier die Frage wie anders.

Heute gibt es ‚schöne‘ Namen für einige Arten des Anderssein, früher gabs diese Namen nicht, oder weit weniger Namen dafür.

Glaubst Du, die Kinder die den Krieg und die Nachkriegzeit mitgekriegt haben waren nicht traumatisiert?
Glaubst Du, die Kinder, die eine bigotte, restriktive Erziehung (speziell Sexualerziehung) genossen haben waren keinen Zwängen unterlegen?

Jede Zeit hat ihre Probleme, die Kinder prägen und in einigen Fällen dazu führen, daß sie ‚anders‘ sind als die meisten. Nur war das früher in den meisten Fällen kein Thema.
Nun ist man da heute meist aufmerksamer, was in einigen Fällen aber ins andere Extrem wechseln kann. Überbehütung, Übertherapierung, Übertreibung.

Was besser oder schlechter ist mag ich nicht beurteilen.

Was m.E. wichtig ist; mit (seinen) Kindern viel Zeit verbringen, ihnen gegenüber aufmerksam zu sein, Familie leben. Zeit füreinander haben, schmusen, spielen etc.
Sicher leichter gesagt als getan, aber wenn man als Eltern hektisch ist, darf man sich nicht wundern, wenn die Kinder es auch werden.

Gandalf

Du sprichst mir aus der Seele.

Die Eltern werden immer mehr verunsichert ob alles „in Ordnung“ mit ihrem Kind wäre wenn es zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht bestimmte Dinge kann.
Den Kindern wird der Zeitraum in dem sie etwas erlernen sollten immer mehr gekürzt.

Kinder müssen gleich sein, da darf es keine Abweichungen geben.
Und immer mehr Eltern die auf diesen Zug aufspringen und sich von den Erziehern, Lehrern, Ärzten und Therapeuten überzeugen lassen, dass ihr Kind nicht „normal“ ist.

Darf sich niemand mehr auf seine eigene Weise und im eigenen Tempo entwickeln?

Krümelchen

Hallo, Gandalf!

Du sprichst mir aus der Seele mit Deiner Antwort!

LG Mannema

Hallo!

Ich glaube nicht, dass Kinder und Jugendliche heute prinzipiell schlechter sind als früher.

Manches gibt es aber tatsächlich häufiger. Was mir meine Lehrerfreunde so berichten ist z.B. auffällig, dass immer mehr Kinder motorische Defizite aufweisen oder simple Grundfertigkeiten nicht beherrschen.

Das mit den ADHS Diagnosen ist auch so eine Sache. Das ist unter Medizinern ja sehr umstritten. Die einen sagen, das ADHS halt früher nicht diagnostiziert werden konnte, die anderen sagen, dass mehr als 50% Fehldiagnosen sind und in Wahrheit in diesen Fällen die Eltern therapiert gehörten, man sich das aber nicht zu sagen traut (rein vom Gefühl her tendiere ich zur letzten Aussage…).

Ich glaube, dass es schlecht ist, wenn stabile kleine Strukturen zerfallen, wenn man mit Jugendlichen zu tun hat, die auf die schiefe Bahn geraten sind, findet man praktisch immer ein instabiles Umfeld beim Heranwachsen. Menschen sind rein von ihrer Natur her Kleingruppenwesen und daran angepasst. Es ist daher an sich nicht unlogisch, dass Kinder stabile Familienstrukturen brauchen. Fehlen diese, dann führt dies zu Problemen. Ich glaube z.B. dass es ein Fehler ist Menschen ausschließlich nur über die Integration in den Arbeitsmarkt zu definieren, denn die Folge davon ist, dass Kinder nur als Störfaktor für die Arbeitsmarktintegration gesehen werden. Das ist kinderfeindlich und ein Grundübel in unserer Gesellschaft. Und was die Strukturen anlangt: wie schon gesagt, stabile Strukturen. Das muss nicht unbedingt die klassische Vater-Mutter-Kind Familie sein, das kann genauso gut auch eine Patchworkfamilie sein. Das Problem ist, dass hier beide politischen Extrempositionen falsch sind - man braucht einerseits nicht unbedingt die ganz klassische Familie, wie die Konservativen glauben, andererseits kann man diese Strukturen auch nicht einfach durch staatliche Erziehung ersetzen, wie das die Linken glauben.

Ich glaube auch, dass zuviel herumpädagogisiert und herumpsychologisiert wird, weil manche Ideologen unbedingt mit aller Gewalt das politisch korrekte Kind erziehen möchten. Man braucht nicht hochwissenschaftlich komplizierte Frühförderung für ein gesundes vierjähriges Kind, sondern es muss einfach altersentsprechend in seinem Familienverband mitwachsen, mitleben und das Familienleben mitgestalten. Kinder lernen das meiste von allein, wenn ihnen der Erwachsene die richtigen Rahmenbedingungen dafür setzt und sie im Leben sozusagen mitnimmt und einen autoritativen Erziehungsstil pflegt.

Z.B. um Feinmotorik zu lernen, braucht man nicht irgendwelches Spezialspielzeug, kombiniert mit dem neuesten Computerprogramm und unterstützt von zwanzig Psychologen und Pädagogen, sondern wenn Geschirrabwaschen angesagt ist, dann wäscht Papa/Mama ab und zwar gemeinsam mit Kind. Das dauert vielleicht länger und es geht vielleicht mal ein Teller kaputt, aber Kind ist integriert und lernt gleichzeitig was.
Das Problem in der heutigen Zeit ist wahrscheinlich: genau dafür nimmt man sich keine Zeit, setzt das Kind vielleicht sogar noch vor Computer oder Fernseher und glaubt dann mit allem möglichen Firlefanz das daraus entstehende Defizit beheben zu können.

Soweit meine fachlich völlig unfundierte Meinung aus dem Bauch heraus.

Gruß
Tom

Hallo,

Unsere Gesellschaft wird immer weniger kindgerecht. Da müssen die Kinder sich anpassen, nicht umgekehrt. Und da werden die Kinder schnell als Problem hingestellt, nicht die Bedingungen.

Beispiel: Zunahme des Verkehrs. Früher konnten Kinder auf der Straße spielen, rad fahren etc. Heute an vielen Orten undenkbar. IN Erinnerung mir ein Leserbrief, in dem sich ein Autofahrer beschwerte, was denn die Kinder (in einer 30er Zone im Wohngebiet) auf der Straße zu suchen hätten - es gäbe doch extra einen Spielplatz (10 x 10m oder sowas winziges).

Auch wenn es immer wieder behauptet wird, es stimmt einfach nicht. Die Zahl der im Verkehr verunglückten Kinder ist seit meinen eigenen Kindertagen extrem gesunken, trotz mehr Verkehr. Dafür ist der Anteil der Kinder, die gerade nicht Opfer dritter Autofahrer werden, sondern im zunehmend für den Kindertransport auch auf minimalen Strecken eingesetzten Auto der Eltern, gestiegen. Dass angesichts des von Eltern dabei selbst vor Schulen und Kindergärten tagtäglich produzierten Verkehrschaos nicht noch mehr passiert, finde ich ehrlich gesagt ein Wunder.

Verkehrsberuhigte Bereiche und Anliegerstraßen gab es zu meiner Jugend noch so gut wie gar nicht. Weder durch Beschilderung noch durch bauliche Maßnahmen. Auch da hat sich extrem viel (teilweise zu viel) getan. Auch die Bausünden der 70er Jahre in Form von „verkehrstechnisch optimal erschlossenen“ riesigen Wohnblocks an Durchgangsstraßen und ohne anständige Spielmöglichkeiten werden mehr und mehr zurückgedrängt.

Was Spielplätze angeht, so kann ich mich noch gut an Spielplätze aus Betonringen für Sickergruben als Sandkästen und einer Metallschaukel erinnern. Wenn ich mir dagegen heutige Spielplätze ansehe, auf denen ich jetzt mit den eigenen Kindern unterwegs bin (und davon gibt es inzwischen diverse in fußläufiger Entfernung), da liegen Welten dazwischen. Meine eigenen Schulhöfe waren noch reine Pflasterflächen. Hier vor der Grundschule steht eine komplexe, riesige Spiellandschaft aus unzähligen Baumstämmen auf einer weichen Rindenmulchfläche. Die Schule selbst wurde gerade vor ein paar Jahren komplett umgebaut und erweitert. Es gibt eine niegelnagelneue Sporthalle (mE für ein kleines Dorf vollkommen überdimensioniert), während wir zu Grundschulzeiten immer quer durch die Stadt geschickt wurden, um mal hier mal da Sportunterricht zu haben.

Natürlich kann man sich immer „mehr“ wünschen und vorstellen, ist sicherlich nicht alles perfekt, … Aber man sollte auch realistisch in seinen Anforderungen bleiben. Und ich denke, dass eher darin das Problem zu suchen ist. Verbesserungen sind da, und zwar durchaus erhebliche, und die lassen sich auch objektiv belegen. Aber Kinder zu haben, wird zunehmend nicht mehr als „ganz normal“ und im Sinne von „läuft nebenbei“ im Vertrauen auf „Urinstinkte“ betrachtet, wobei auch ein Scheitern und Verluste als Teil des „Gangs der Dinge“ akzeptiert werden. Statt dessen wird Kindererziehung zum „alternativen Karrieremodell“ in einer Leistungsgesellschaft, die „nur Elternteile“ sonst nicht akzeptieren kann/in der sich „nur Elternteile“ selbst nicht akzeptieren können. Aber auch in der Vereinbarkeit von Familie und Beruf kommt es zu einem vergleichbaren Rechtfertigungsproblem, dass viele Elternteile gegen ein schlechtes Gewissen ankämpfen, weil in der Familie eben nicht mehr die klassischen „nur Elternteile“ existent sind. Und dem wird dann mit extremem Aktionismus entgegen getreten, und der Erfolg der Kinder in Kindergarten und Schule wird dann zur Messlatte des Grads der Erfüllung selbstdefinierter elterlicher „Servicelevel“. D.h. das „Versagen“ der Kinder wird zum eigenen Versagen, das es auf jeden Fall zu verhindern gilt.

Hinzu kommt die zunehmende „Radikalisierung“ der Gesellschaft, die sich dank Bildzeitung, RTL und Co. in weiten Kreisen inzwischen für platte schwarz/weiß Antworten begeistert, die von Pseudo-Spezialisten verbreitet werden, und mehr und mehr eigene, differenziertere Bewertungsmuster verdrängen.

Das muss dann nahezu zwangsläufig zu den heute so oft zu beobachtenden „Familienmanagern“ und Blackhawk-Parents führen, die mir ehrlich gesagt zunehmend auf den Sack gehen, weil sie in Rechtfertigung ihrer eigenen Ansprüche zum Teil recht penetrant Eltern angehen, die Dinge anders/lockerer sehen, und ihnen daher bis hin zur Vernachlässigung Vorwürfe machen, für die es keinerlei tatsächlichen Hintergrund gibt.

Gruß vom Wiz

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Hallo!

Ich stimme dir zwar zu, dass es diese Verbesserungen gibt. Auch was Schwarzweißmalerei und Krawallmedien anlangt, hast du völlig Recht.

In einem widerspreche ich aber, weil ich das für einen Denkfehler halte: Ob eine Gesellschaft kindgerecht ist, liegt nicht in erster Linie an schönen Spielplätzen, verkehrsberuhigten Bereichen oder besseren Schulhöfen, auch wenn das sinnvolle Verbesserungen sind. Kindgerecht ist eine Gesellschaft, wenn Kinder als normal und völlig natürlich zur Gesellschaft zugehörig angesehen werden - und genau das hat sich bei uns verändert.

In unserer Gesellschaft definieren wird den Menschen - in fröhlicher Einigkeit zwischen Wirtschaftsliberalen und Sozialisten - über die Arbeitsmarktintegration. Nur darüber wird der Mensch definiert. Kinder stören dabei, denn sie verhindern die Integration in den Arbeitsmarkt. Es stören aber nicht nur Kinder dabei, auch Bildung stört z.B. dabei, wenn es z.B. Menschen gibt, die mit 16 vielleicht noch keine Praktika machen möchten, sondern lieber über Latein und Geschichte nachdenken, dann gehört das nicht gefördert, wo bleibt denn da der Praxisbezug für den Arbeitsplatz höre ich da die Bildungsreformer rufen. Ich bin deswegen der Meinung, dass das, was wir hier tun, kinderfeindlich und bildungsfeindlich ist.

Ich muss sagen, wenn ich so an andere Länder denke, oft mit sehr konservativen Strukturen, die ich an sich ablehne, so muss ich doch sagen, rein von Seite der Kinder habe ich oft das Gefühl gehabt, dass die Gesellschaft viel kinderfreundlicher ist und das nicht wegen Kindergärten, sondern weil Kinder einfach als dazugehört aufgefasst werden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass Eltern samt Kindern, wenn sie irgendwohin in ein türkisches oder pakistanisches Bergdorf kommen, freudiger empfangen und aufgenommen werden, als irgendwo bei uns.

Gruß
Tom

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Hallo,

mh, wenn ich mir so die Situation zu meinen Kindertagen ansehe, dann gab es da durchaus nicht wenige „arbeitende“ Mütter, und niemand fragte nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In glücklichen Fällen gab es da eine Oma oder eine Tante, … vielleicht auch einen Hort. Ansonsten hatten die Kinder den Hausschlüssel um den Hals und waren dann eben ein paar Stunden alleine zuhause bis Mama von der Arbeit kam. Sicherlich nicht optimal, aber durchaus üblich und im Durchschnitt sicherlich unproblematisch.

Wenn ich mir heute so meine eigene Lebenssituation und das direkte Umfeld ansehe, sieht es da unvergleichlich besser aus. Mal ganz abgesehen von Elterngeld und - zeit, einer enorm gestiegenen Zahl von Krippenplätzen, zentral organisierten Tagesmütterprojekten, … sind flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Regelungen und das Verständnis für die Nöte von Eltern heute so weit verbreitet wie noch nie. Durch technische Dinge wie Smartphones verwischt sich natürlich einerseits die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit auch zulasten des Arbeitnehmers, auf der anderen Seite eröffnen sie ihm aber auch ganz andere Möglichkeiten gerade in Bezug auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Insoweit würde ich auch diesbezüglich gerne den Ball wieder in Richtung „Anspruchshaltung“ zurück spielen. Denn abgesehen von diversen gut funktionierenden Modelle im Umfeld, kenne ich natürlich auch die „Dauernörgler“, die den Anspruch erheben, dass ihnen ein genau ihren persönlichen Vorstellungen genehmes konkretes Modell bitte mit der Geburt frei Haus geliefert wird, und ihnen - ohne jegliche Einschränkungen/Rücksichtnahmen - ermöglicht, mit Kindern genauso weiter zu leben, wie ohne. D.h. die Kinder am besten zur täglich neu bis auf die Minute frei bestimmbare Zeit in der Wohnung abholen lassen, im Kindergarten/Schule dann ein ganz konkretes pädagogisches Konzept inkl. beliebiger Fremdsprachen, Musikinstrumente, … biodynamisches Essen auf Sterneniveau und Rücklieferung ebenfalls auf die Minute genau auch dann, wenn sich kurzfristig im Büro noch eine Sitzung verlängert hat (weil man ja angeblich nicht sagen kann, dass man jetzt weg muss, um die Kinder abzuholen). Nicht zu vergessen, der ebenfalls spontan verfügbare Babysitter für den Abend.

Wir spielen das Spiel inzwischen sieben Jahre, mit inzwischen zwei Kindern, zwei Führungspositionen mit 40+ Verträgen, und ganz sicher nicht ohne Einschränkungen und Organisationsstress. Wir sind dabei durch bessere und schlechtere Zeiten gekommen, sind oft vollkommen platt, um alles bestmöglich unter einen Hut zu bringen, aber wir würden die Verantwortung dafür niemals einer „bösen“ und kinderfeindlichen Gesellschaft geben, weil wir gerade die nie erlebt haben. Meine Frau konnte ihre neue Stelle problemlos zwei Monate später antreten, als sich Nachwuchs ankündigte. Wir stoßen in beiden Fällen auf großes Verständnis für unsere Ansprüche bzgl. Home-Office und flexibler Arbeitszeit, … Der Rest ist persönliche Verantwortung.

Gruß vom Wiz

leicht oT zum Sprachproblem
Vielleicht zur Beruhigung ein Zitat von Herrn Rommel, gestern im Rahmen eines Nachrufs:

„Ich habe ein furchtbar schlechtes Namensgedächtnis - Zum Glück bin ich mit einer undeutlichen Aussprache gesegnet.“

In diesem Sinne: Es kann also noch was aus dem Spross werden, auch wenn das R nicht so deutlich ausgesprochen wird.

Gruß vom Wiz

Hallo!

Da widerspreche ich nicht, uns gehts auch ziemlich gut, selbst denen, denen es nicht so gut geht, geht es bei uns vergleichsweise ziemlich gut.

Auf was ich hinaus will, ist etwas anderes. Die Situation in D und Ö ist ja da ziemlich gleich. An sich wäre es vom Wohlstand her möglich, dass es mehr Kinder gäbe. Das ist aber nicht der Fall. Nun es gibt ein paar, die nicht können, obwohl sie wollen, aber die meisten oder viele könnten und wollen nicht. Dass das so ist, ist aus meiner Sicht nicht in erster Linie eine materielle Frage, sondern eine Frage von Wertvorstellungen in der Gesellschaft.

Gruß
Tom

Hi,

es nbimmt tatzsächlich zu, es liegt nicht an genauerem Messen.

Ursache ist Kuschelpädagogik in all ihrn Formen, beginnend mit der Tatsache, dass man Kindern einfach viel weniger verbietet (DAs ist in dem Alter so, der ist eben lebhaft! etc. pp. ). Dazu kommt, dass immer weniger Strukturen und feste Abläufe vorgegeben werden, plus der Umstand, dass man sich als Erwachsener gegenüber einem Kind immer weniger durchsetzen darf.

die Franzi

Moin,

Ursache ist Kuschelpädagogik in all ihrn Formen,

jawohl!
Es lebe der Rohrstock!
Gandalf

Hallo!

Es lebe die Schwarzweißmalerei…

Gruß
Tom

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Hallo,

da bin ich absolut bei Dir, und das meine ich auch mit „Verantwortung“ und der Akzeptanz von „Einschränkungen“ und nötigen Kompromissen. Die zum Teil vollkommen illusorischen Forderungen, dass man sein Leben mit Kindern bitte einfach genauso weiter führen will, wie ohne, d.h. keinerlei negative Auswirkungen sowohl wirtschaftlich wie beruflich oder organisatorisch akzeptiert sind ja gerade Ausdruck eines vollkommen ungesunden Wertewandels.

Je leichter man es - objektiv betrachtet - mit der „Vereinbarkeit von Kindern und Leben“ - um mal ein nettes Radiozitat zu bemühen - macht, um so geringer wird die Bereitschaft die noch bestehenden Folgen auf die wirtschaftlichen Verhältnisse, das berufliche Fortkommen, … zu tragen, weil Kinder für viele Leute eben gegenüber der regelmäßigen Fernreise, dem Motorrad, …, aber eben auch dem weiteren beruflichen Aufstieg, oder auch nur der so geliebten Freiheit der Spontaneität jederzeitiger beliebiger Freizeitgestaltung nur eine geringere Priorität haben.

Allerdings ist das mE weniger ein Frage der Gesellschaft im Sinne eines Staatswesens, was ja gerade die ganzen unbestreitbaren Verbesserungen der letzten Jahrzehnte bewirkt hat, sondern eher eine Frage des Einzelnen, der da falsche Prioritäten für sich setzt.

Klar, ich kann auch insoweit gut reden, weil es bei uns zumindest wirtschaftlich auch mit Kindern überdurchschnittlich gut aussieht, wir uns dadurch natürlich auch Unterstützung organisieren können, die anderen nicht bezahlen könnten, und wir auf der Karriereleiter längst überdurchschnittliche Positionen erreicht haben, mit denen man zufrieden sein kann. Aber natürlich kommt man ins Grübeln, wenn mal wieder eine interessante Stelle angeboten wird, die noch eine weitere Sprosse bedeuten würde, die man dann aber ablehnt, weil die mit der aktuellen Familiensituation nicht vereinbar wäre, oder wenn man für die Steuererklärung die Kinderbetreuungskosten zusammenrechnet, und sich überlegt, was für Hobbys sich Leute in vergleichbaren wirtschaftlichen Verhältnissen, aber ohne Kinder, damit finanzieren. Aber wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen, und zwar in eigener Verantwortung und auch in Kenntnis der damit verbundenen Folgen, und tragen die trotzdem gerne.

Gruß vom Wiz

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Hallo,

das dürfte eine Mischung vieler Aspekte sein. Sicherlich sind allzu „partnerschaftliche“ Erziehungsmethoden einer guten kindlichen Entwicklung nicht zuträglich. Ob das, was dabei heraus kommt deshalb gleich therapiebedürftig ist, würde ich mal eher verneinen. Gemessen an dem, was Kindern in den Generationen davor alles zu erzieherisch widerfahren ist, und auch nicht therapiert wurde/werden musste, ohne dass daraus in Masse vollkomme kranke Typen geworden sind, sind die heutigen Irrwege doch vollkommen harmlos.

Was ich aber feststelle ist eine in gewissen Kreisen zunehmend umfassendere Erwartungshaltung an perfekt Wunschkinder und alles was mit diesen Kindern zu tun hat. Und die geht einher mit einer sinkenden Akzeptanz von schon kleinen, individuellen Abweichungen in Teilbereichen, die dem gegenüber als negativ empfunden werden. Es reicht also nicht, dass ein Kind extrem pfiffig und naturwissenschaftlich interessiert ist, es muss auch der perfekte Teamplayer sein. Introvertiertes Verhalten wird gleich therapiert. Es reicht nicht, dass ein Kind eine besondere musische Begabung hat, eher unterdurchschnittliche körperliche Koordination muss therapiert werden, … Und klar, auch hier bestimmen Angebot und Nachfrage den Markt, und lässt sich viel durch geeignete „Werbemaßnahmen“ erreichen.´

D.h. wenn die Ergo-Therapiepraxis auf dem Dorf von Kindergarten zu Kindergarten mit Info-Abenden zieht, und überall ihre „Schulvorbereitungskurse“ plakatiert, dann werden sich da schon Defizite beschreiben lassen, die verunsicherte Eltern dann auch bei ihrem Nachwuchs entdecken werden. Und schon ist wieder ein Kunde gefunden. Es ist noch nicht allzu lange her, da hätte sich eine solche Praxis hier auf dem Dorfe angesichts minimaler Fallzahlen gar nicht halten können. Heute ernährt sie zehn Leute problemlos, obwohl hier an sich die Lebensbedingungen für Kinder kaum besser sein könnten, und wir hier auch keine Problemfamilien, … haben, sondern eher einen etwas gehobenen Durchschnitt mit ordentlichen Bildungsabschlüssen und ausreichendem wirtschaftlichen Hintergrund, … Ganz abgesehen davon, sind natürlich die gefundenen Defizite alle so extrem, dass ich kaum Fälle kenne, in denen es bei kürzeren, überschaubaren Fragestellungen blieb, sondern die Regel eher jahrelange Dauerkunden sind, an denen so lange herumtherapiert wird, wie es Krankenkasse und Eltern zahlen.

Gruß vom Wiz

Hi!

Unsere Gesellschaft wird immer weniger kindgerecht. Da müssen die Kinder sich anpassen, nicht umgekehrt. Und da werden die Kinder schnell als Problem hingestellt, nicht die Bedingungen.

Beispiel: Zunahme des Verkehrs. Früher konnten Kinder auf der Straße spielen, rad fahren etc. Heute an vielen Orten undenkbar. IN Erinnerung mir ein Leserbrief, in dem sich ein Autofahrer beschwerte, was denn die Kinder (in einer 30er Zone im Wohngebiet) auf der Straße zu suchen hätten - es gäbe doch extra einen Spielplatz (10 x 10m oder sowas winziges).

Auch wenn es immer wieder behauptet wird, es stimmt einfach
nicht.

Was stimmt nicht?
Der Verkehr hat zugenommen. Das ist doch Fakt.
Und er nimmt immer mehr Platz ein - es gibt ja immer mehr Autos, die auch auf der Straße stehen und fahren.
Mehr habe ich nicht behauptet.
Und was ich noch täglich erlebe: Egal ob mit Fahrrad oder zu Fuss: Straßen sind für Autos da, das wird einem immer wieder deutlich von Autofahrenden Freizeitpolizisten und Oberlehrern gezeigt.

Die Zahl der im Verkehr verunglückten Kinder ist seit
meinen eigenen Kindertagen extrem gesunken, trotz mehr
Verkehr.

Ich habe nichts gegenteiliges behauptet.
Ich beschrieb, dass immer weniger Platz im öffentlichen Raum für Fussgänger/Kinder da ist. Und auch das ist Fakt, wenn ich mir auch hier auf dem Dorf die parkenden Autos auf der Straße anscheue. Da knn man nicht mehr Rad fahren üben, ohne dass der erste Nachbar schimpft, weil man seinem heiligen Blechle zu nahe gekommen ist.

Dafür ist der Anteil der Kinder, die gerade nicht
Opfer dritter Autofahrer werden, sondern im zunehmend für den
Kindertransport auch auf minimalen Strecken eingesetzten Auto
der Eltern, gestiegen. Dass angesichts des von Eltern dabei
selbst vor Schulen und Kindergärten tagtäglich produzierten
Verkehrschaos nicht noch mehr passiert, finde ich ehrlich
gesagt ein Wunder.

Da gebe ich Dir recht.
Es gibt übrigens auch insgesamt weniger Kinder, was widerum zu weniger verünglückten Kindern führt, das nur am Rand.
Wenn ich den Wald abholze ist er hinterher zu 100% gesund, wenn Du verstehst, was ich meine.

Verkehrsberuhigte Bereiche und Anliegerstraßen gab es zu
meiner Jugend noch so gut wie gar nicht. Weder durch
Beschilderung noch durch bauliche Maßnahmen. Auch da hat sich
extrem viel (teilweise zu viel) getan. Auch die Bausünden der
70er Jahre in Form von „verkehrstechnisch optimal
erschlossenen“ riesigen Wohnblocks an Durchgangsstraßen und
ohne anständige Spielmöglichkeiten werden mehr und mehr
zurückgedrängt.

Also die Zahlen zur z.B. Flächenversiegelung sprechen eine andere Sprache.

Hier vor der Grundschule steht eine komplexe,
riesige Spiellandschaft aus unzähligen Baumstämmen auf einer
weichen Rindenmulchfläche.

Das ist nicht unbedingt das, was Kinder brauchen, vor allem wenn sie später älter und allein unterwegs sind. Da brauchen sie einfach Räume, Rückzugsmöglichkeiten, fast egal, wie die ausgestattet sind. Und solche wilden unbeaufsichtigten und unbewohnten Ecken werden immer weniger.

Die Schule selbst wurde gerade vor

ein paar Jahren komplett umgebaut und erweitert. Es gibt eine
niegelnagelneue Sporthalle (mE für ein kleines Dorf vollkommen
überdimensioniert), während wir zu Grundschulzeiten immer quer
durch die Stadt geschickt wurden, um mal hier mal da
Sportunterricht zu haben.

Schön für Euch. Hier wurde die Schule geschlossen und damit auch die Turnhalle. Der Sportverein ist einer Jugendfördergemeinschaft beigetreten (anstatt sich in der Gemeinde mit einem zweiten zusammenzutun). Weg zum Training ist dann: 10km einfache Strecke.

Natürlich kann man sich immer „mehr“ wünschen und vorstellen,
ist sicherlich nicht alles perfekt, … Aber man sollte auch
realistisch in seinen Anforderungen bleiben.

Wo habe ich etwas gefordert?

Und ich denke,
dass eher darin das Problem zu suchen ist. Verbesserungen sind
da, und zwar durchaus erhebliche, und die lassen sich auch
objektiv belegen.

Du schreibst das und im Anschluss genau was anderes.
Wenn cih an Freiräume für Kinder denke, dann meine ich gar nicht den vollausgestattenen Spielplatz, nicht einmal eine „extra-für-Kinder“- Einrichtung. Sondern eben die Toleranz, dass Kinder sich überall im öffentlichen Raum aufhalten dürfen und ohne übergroße Gefahren auch können.

Aber Kinder zu haben, wird zunehmend nicht
mehr als „ganz normal“ und im Sinne von „läuft nebenbei“ im

Genau das meine ich damit.

Das muss dann nahezu zwangsläufig zu den heute so oft zu
beobachtenden „Familienmanagern“ und Blackhawk-Parents führen,
die mir ehrlich gesagt zunehmend auf den Sack gehen, weil sie
in Rechtfertigung ihrer eigenen Ansprüche zum Teil recht
penetrant Eltern angehen, die Dinge anders/lockerer sehen, und
ihnen daher bis hin zur Vernachlässigung Vorwürfe machen, für
die es keinerlei tatsächlichen Hintergrund gibt.

Unterschreibe ich. Vor allem, weil mein Sohn (13) immer noch in kurzen Hosen unterwegs ist und ich mich immer wieder aufgefordert sehe, mich dafür zu rechtfertigen, was ich schulterzuckend auch tue: Er besitzt passende lange Hosen, er ist gesund und munter - so what?

Grüße
Rabenkernig

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