Intellektuellenszene in Deutschland

Hallo Leute,

für meine Studienplatzwahl wäre eine Sache von entscheidender Bedeutung, über die ich praktisch keine Informationen habe:

Gibt es in der einen oder anderen deutschen Großstadt so etwas wie eine intellektuelle Szene?

Ich stelle mir z.B. Cafés vor, in die man jederzeit gehen kann, um Leute kennenzulernen, die wirklich was im Kopf haben, in denen plattes Geschwätz über Autos oder Mallorcaurlaube keinen Platz haben, in denen Leute sitzen und lesen oder auch schreiben. Ich denke an das Wien um die Jahrhundertwende oder Sartres Paris. So viel muss es ja gar nicht sein, aber so eine kleine Insel der Vernunft, der Kreativität, eine Anlaufstelle für Gedankenaustauschwillige, gibt es das in deutschen Universitätsstädten?

Vielen Dank für jede Antwort,
René Büttner.

Hallo René,

wenn das der entscheidende Grund für die Wahl der Studienortes ist, kann ich nur Berlin empfehlen. Dort ist das intellektuelle Klima jedenfalls am „brodeln“ und man findet für jeden Geschmack etwas.

Wie es in anderen Städten aussieht, kann ich nur bedingt sagen:
In Münster gab es sowas zu meiner Zeit auch, aber das ist schon einige Jahre her. Ich schätze, dass es so etwas auch in München, in Frankfurt, möglicherweise auch in Hamburg und Köln gibt, aber bei Weitem nicht so präsent wie in Berlin.

Als Aufsteiger könnte ich mir noch Leipzig und Jena denken, und ich bin ziemlich sicher dass es das dort gibt, aber da kenne ich mich nicht so aus. Zu denken wäre auch an Bonn oder Saarbrücken.

Insgesamt kommt es natürlich aber auch auf das Studienfach selbst an. Germanistik in Münster z. B. ist *grmbl*!

Berlin hat noch den Vorteil, zwei Volluniversitäten und eine Technische Universität sowie diverse Einzelinstitutionen zu besitzen.

Wenn du noch ein bisschen mehr erzählen würdest, fällt mir vielleicht noch mehr ein.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Intellektuellencafés
Hallo René,

Ich stelle mir z.B. Cafés vor, in die man jederzeit gehen kann, um Leute kennenzulernen, die wirklich was im Kopf haben […] in denen Leute sitzen und lesen oder auch schreiben. Ich denke an das Wien um die Jahrhundertwende oder Sartres Paris.

Wenn Du solche Oasen des Esprit und der Vernunft suchst, solltest Du zwei Arten von Universitäten eher meiden:

a) diejenigen, an denen die Geisteswissenschaften unter ferner liefen gehandelt werden

b) „Unisilos“, Universitäten jüngeren Datums, bei denen alle Fakultäten in einem großen Komplex außerhalb der Stadt untergebracht sind (Bsp. Bochum, Bielefeld). Hier gibt es an der Universität bzw. in der Innenstadt so gut wie keine „Szene“, die typische Cafehausatmosphäre alter Universitätsstädte wie z.B. Tübingen ist inexistent.

Zu Münster - dort gibt es noch die von Thomas erwähnten Zirkel *wink*

Viel Erfolg!
Diana

Hallo René,

ich kann Dir nur sagen, in welcher Stadt Du so etwas NICHT findest: nämlich in München.
Dort ist die Künstler-Intellektuellen-Szene schon längst verschwunden und hat den Reichen und den Möchte-Gerne-Reichen Platz gemacht.

Ciao
Camilla

Liebes „Thomas Miller“,

wiederum muß ich Ihnen widersprechen.

Sie spekulieren und haben keinen Plan
vom Inhalt ihrer Spekulation.

Einem Studienanfänger/Abiturienten
intellektuelles Eintiegsvermögen
zuzutrauen ist naiv, cause…

„Münster, München, Hamburg Frankfurt,
Köln, Berlin, Leipzig, Jena, Bonn,
Saarbrücken“ - AHA! Das hilft „René“
sicher weiter. (Warum nicht "Tübingen,
Freiburg, Marburg, Bochum, Göttingen,
Kiel, Greifswald…- die „intellektuel-
le Szene“ ist bei Ihnen ähnlich ausge-
prägt, wie bei mir.)

Was ist die Grundlage Ihres Intel-
lektuellen-Cliches? Daß sie Anti-
intellektualistisch sind? Daß
„es Ihnen die kleinen Fast-Dörfer
angetan haben“?!??

Sie sind ein Spaßvogel. (d.h.: Sie
hören sich so an, als wären sie
schon mal in der großen Stadt ge-
wesen…)

x-nada (balin)

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Hallo,

Liebes „Thomas Miller“,

*grins*

(Warum nicht "Tübingen,

Freiburg, Marburg, Bochum, Göttingen,
Kiel, Greifswald…- die „intellektuel-
le Szene“ ist bei Ihnen ähnlich ausge-
prägt, wie bei mir.)

Über Tübingen könnte man reden, aber das kenne ich nicht.
Wenn die intellektuelle Szene bei den anderen so ausgesprägt ist „wie bei dir“ *g*, kannst du dir vielleicht denken, warum ich sie nicht empfehlen kann.

Herzliche Grüße (doch, doch)

Thomas Miller

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Als Aufsteiger könnte ich mir noch Leipzig und Jena denken,
und ich bin ziemlich sicher dass es das dort gibt, aber da
kenne ich mich nicht so aus.

Was heißt denn nur ‚Aufsteiger‘??? Die Alma Mater Lipsensis gehört zu den ältesten Universitäten Deutschlands. Und Goethe war nicht der einzige, der hier die Studentenkneipen unsicher machte…ob er damals allerdings vordergründig intellektuelle Unterhaltung suchte, wage ich mal anzuzweifeln.
Alles in allem gibt es in L.E. wie man sich liebevoll selber nennt durchaus eine annehmbare Studentenszene mit guten Clubs.
Darüber, wie es mit der Intellektualität bestellt ist, wage ich mir kein Urteil abzugeben, mir ist Dein Anspruch nicht so ganz klar geworden :wink:).

Aber ziehe Leipzig ruhig mal in die engere Wahl, ich habe allerdings gehört, daß die Studienbedingungen selbst nicht so toll sind, überfüllte Hörsäle und Professoren, die sich nicht grade ein Bein ausreißen…das kann aber von Fakultät zu Fakultät unterschiedlich sein und ist wohl heutzutage nicht mehr unnormal.

Gruß Heike

Als Aufsteiger könnte ich mir noch Leipzig und Jena denken,
und ich bin ziemlich sicher dass es das dort gibt, aber da
kenne ich mich nicht so aus.

Aber ich *kunststück* und die Szene wird immer besser, also genau das was gesucht wird, Kultur pur, Veranstaltungen in jeder Ecke, Leseclubs, Bibliotheken ohne Ende, die Innenstadt ist wunderschön und ziemlich „alt“ geblieben, vor allem im Sommer
„Keipenviertel“, Open A. ohne Ende, Künstlertreffen, Museen,
(um mal die Museumsnacht zu erwähnen), TU ist auch vorhanden,
Clubs, Gewandhaus, Oper, massenhaft Theater, Kinos etc…
*schwärm*, wobei ich ganz sicher ne Menge vergessen hab, aber sonst wird es zu lang…

Könnte mir nix besseres vorstellen, da es ohnehin als Studenstadt gilt.

Herzl. Gruß
hd

Was heißt denn nur ‚Aufsteiger‘??? Die Alma Mater Lipsensis
gehört zu den ältesten Universitäten Deutschlands. Und Goethe
war nicht der einzige, der hier die Studentenkneipen unsicher
machte…ob er damals allerdings vordergründig intellektuelle
Unterhaltung suchte, wage ich mal anzuzweifeln.
Alles in allem gibt es in L.E. wie man sich liebevoll selber
nennt durchaus eine annehmbare Studentenszene mit guten Clubs.
Darüber, wie es mit der Intellektualität bestellt ist, wage
ich mir kein Urteil abzugeben, mir ist Dein Anspruch nicht so
ganz klar geworden :wink:).

Aber ziehe Leipzig ruhig mal in die engere Wahl, ich habe
allerdings gehört, daß die Studienbedingungen selbst nicht so
toll sind, überfüllte Hörsäle und Professoren, die sich nicht
grade ein Bein ausreißen…das kann aber von Fakultät zu
Fakultät unterschiedlich sein und ist wohl heutzutage nicht
mehr unnormal.

Gruß Heike

Hallo Heike,

Was heißt denn nur ‚Aufsteiger‘??? Die Alma Mater Lipsensis
gehört zu den ältesten Universitäten Deutschlands. Und Goethe
war nicht der einzige, der hier die Studentenkneipen unsicher
machte…ob er damals allerdings vordergründig intellektuelle
Unterhaltung suchte, wage ich mal anzuzweifeln.

danke, Heike, das weiß ich natürlich (1409!), ich kenne die Leipziger Uni nur aus dem Sommer (!) 1989, und zu diesem Zeitpunkt schien mir da wenig zu blühen in dieser Richtung. Was sich inzwischen entwickelt hat, weiß ich nicht, nur über Medien. Bei den anderen von mir genannten Unis weiß ich das von dort Studierenden, weshalb ich die gerne empfohlen habe.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

…ist, was habe ich im Kopf?! :wink:
Hallo zusammen!

Ich stelle mir z.B. Cafés vor, in die man jederzeit gehen
kann, um Leute kennenzulernen, die wirklich was im Kopf haben,

siehe oben

in denen plattes Geschwätz über Autos oder Mallorcaurlaube
keinen Platz haben, in denen Leute sitzen und lesen oder auch
schreiben.

Ich finde es etwas arrogant, Menschen so zu beurteilen. Ich bin der Meinung, daß Menschen die sich auch mal über ihre Fahrzeuge unterhalten und vielleicht auch mal über ihren Urlaub mit anderen sprechen, nicht gleich geistig minderbemittelt sind. Zum Beispiel erlebe ich oft Abende, an denen von simplen Themen wie Klatsch über Kollegen und Auto-Motorrad-Urlaub-Gespräche bis zu philosophisch-moralisch-politischen Lebensweisheits-Fragen alles diskutiert wird.

So habe ich z.B. die Erfahrung gemacht, daß man auch mit „Nicht-Studierten“ ein gutes Gespräch führen kann und daß selbst in Cafes in Dörfern die Menschen lesen und schreiben…

Nix für ungut.
Gruß
Frauke

Autokultur
Hallo Frauke,

Ich finde es etwas arrogant, Menschen so zu beurteilen. Ich
bin der Meinung, daß Menschen die sich auch mal über ihre
Fahrzeuge unterhalten und vielleicht auch mal über ihren
Urlaub mit anderen sprechen, nicht gleich geistig
minderbemittelt sind.

nehmen wir mal nur das Auto. Gleiches Recht für alle? Also allen Chinesen und Indern ein Auto. Die Erde wird in spätestes 10 Jahren zugrunde gerichtet sein! Und jetzt nochmal über „geistig minderbemittelt“ diskutieren.

Ja, das ist hier OT, denn es ist dsa Kultur-Brett. Und die Rede ist von Auto-Kultur.

Nach mir die Sintflut
… Michael

http://www.autofrei.de

Hallo!

nehmen wir mal nur das Auto. Gleiches Recht für alle? Also
allen Chinesen und Indern ein Auto. Die Erde wird in spätestes
10 Jahren zugrunde gerichtet sein! Und jetzt nochmal über
„geistig minderbemittelt“ diskutieren.

Ich weiß jetzt zwar nicht, was Du mir unterstellen willst, aber wahrscheinlich bist Du auf der Suche nach einem geeigneten Diskussionspartner/-opfer für Deine Anti-Auto-Kampagne. Das ist hier aber nicht mein Anliegen. Weiters habe ich niemandem unterstellt, „geistig minderbemittelt“ zu sein, nur um das nochmal klarzustellen.

Ja, das ist hier OT, denn es ist dsa Kultur-Brett. Und die
Rede ist von Auto-Kultur.

Wer redet von Auto-Kultur?

Nach mir die Sintflut

Ja, ist OK.
Gruß
F.

Hallo Frauke,

ich muss dich enttäuschen, es ist weder MEINE Kampagne, noch suchte ich hier nach einem Diskussionsparter. Dennoch sollte jeder mal darüber nachdenken.

Alles Gute wünscht
… Michael

Hallo nochmal,

ich muss dich enttäuschen, es ist weder MEINE Kampagne, noch
suchte ich hier nach einem Diskussionsparter. Dennoch sollte
jeder mal darüber nachdenken.

Ich bin sicher nicht enttäuscht. Vielleicht hättest Du in Deinem Antwortposting auf meinen Artikel einfach sagen sollen, was Du willst (zum Nachdenken anregen), dann wäre ich nicht so verwirrt gewesen :wink:
Gruß
F.

Hallo Thomas,

Studienortes ist, kann ich nur Berlin empfehlen. Dort
ist das intellektuelle Klima jedenfalls am „brodeln“ und man
findet für jeden Geschmack etwas.

War das eher allgemein gehalten oder hast Du da etwas Spezielles im Auge? Falls ja, wäre ich sehr an Namen von Cafés interessiert (Zusatzwunsch: in denen auch ein Nichtstudi als vollwertiges Wesen anerkannt wird).

Gruß Dirk
(der sich als Berliner einfach mal die Peinlichkeit gestattet, einen Auswärtigen nach der eigenen Stadt zu fragen)

Lass ihn doch!
Hallo Frauke,

es war doch klar, dass auf Renes Posting jemand so etwas antwortet…

Ich finde ihn gar und gar nicht arrogant, wie Du sagst. Er behauptet auch nicht, dass Leute, die nicht studiert haben, sich nicht unterhalten können.

Er persönlich aber möchte sich nicht unbedingt über Fussball, Autos und Mallorca unterhalten (was ich sehr gut nachvollziehen kann)und möchte gerne in einer Stadt studieren, in der eine bestimmte intellektuelle Atmosphäre herrscht.
Was ist bitte dabei arrogant? Jedem das seine.

Ich wünsche ihm, er findet, was er sucht.

Gruß
Camilla

Hallo Camilla!

es war doch klar, dass auf Renes Posting jemand so etwas
antwortet…

Ja, so ist das eben hier. Jeder kann seine Meinung, seine Fragen, seine Probleme posten und es kann eben auch jeder wiederum dementsprechend darauf antworten.

Ich finde ihn gar und gar nicht arrogant, wie Du sagst. Er
behauptet auch nicht, dass Leute, die nicht studiert haben,
sich nicht unterhalten können.

Naja, es kam mir so vor, das ist meine persönliche Meinung. Vielleicht war seine Formulierung auch für meine Augen etwas unglücklich.

Was ist bitte dabei arrogant? Jedem das seine.

Genau! Und mir das meine :wink: Obwohl ich jetzt langsam merke, daß ich wahrscheinlich alleine mit meiner Meinung dastehe…

Ich wünsche ihm, er findet, was er sucht.

Ja, natürlich soll er das Lokal finden, in dem er nicht mit platten Gesprächen konfrontiert wird…

Schöne Grüße
Frauke

Huhu!

Genau! Und mir das meine :wink: Obwohl ich jetzt langsam merke,
daß ich wahrscheinlich alleine mit meiner Meinung dastehe…

Neee, wirklich nicht *g* Ich kann einem gepfelgtem Small Talk
auch ab und zu was abgewinnen…
Wollte ich immer über Schopenhauer diskutieren, müsste ich den a) mal lesen *g* und mir b) neue Freunde suchen…

Ja, natürlich soll er das Lokal finden, in dem er nicht
mit platten Gesprächen konfrontiert wird…

Gibt es das wirklich??? Also zu Bielefeld als Universitätsstadt kann ich sagen, saufen kann man hier gut, aber… Tiefschürfendere Gespräche in Kneipen als über die zu vermutende Unterwäschenafarbe der Dame an der Theke habe ich hier noch nicht gehört…

bye, Vanessa

1 Like

Hallo lieber Ritter,

War das eher allgemein gehalten oder hast Du da etwas
Spezielles im Auge? Falls ja, wäre ich sehr an Namen von Cafés
interessiert (Zusatzwunsch: in denen auch ein Nichtstudi als
vollwertiges Wesen anerkannt wird).

nein, das war eher allgemein gehalten, weil ich so häufig in Berlin nun auch wieder nicht bin. Ich würde einfach mal in der „Tipp“ (die haben regelmäßig so kleine Heftchen als Anhänger) oder entsprechende andere (auch kostenlose) Blättchen schauen - und dann halt testen. Im Moment ist die Scene etwas unübersichtlich wie mir scheint. Nach wie vor scheint Kreuzberg mit dem Prenzlauer Berg an der Spitze zu liegen, aber in Mitte (Nähe Humboldt-Uni, Alex) soll es inzwischen auch Diverses geben. Kommt immer drauf an, was dich interessiert: Musik, Literatur, Philosophie etc.

Sollte mir was Spezielles zu Ohren kommen (durchaus möglich!), dann informiere ich dich, wenn du möchtest.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

danke, Heike, das weiß ich natürlich (1409!), ich kenne die
Leipziger Uni nur aus dem Sommer (!) 1989, und zu diesem
Zeitpunkt schien mir da wenig zu blühen in dieser Richtung.
Was sich inzwischen entwickelt hat, weiß ich nicht, nur über
Medien. Bei den anderen von mir genannten Unis weiß ich das
von dort Studierenden, weshalb ich die gerne empfohlen habe.

Hallo Thomas,

nun traue ich mich kaum zu schreiben, daß ich 1989 Studentin in Leipzig war :wink:). Schon zu der Zeit hatte ich den Eindruck, daß Leipzig seinen intellektuellen Traditionen durchaus gerecht wurde.
Einer der genialsten Studentenclubs Europas existierte schon damals (nicht nur ‚Nachbar‘ Kurt Masur wurde gelegentlich gesichtet) und gilt noch heute als einer sichersten Szenetips. Allerdings hat sich in puncto Kultur und öffentliches Leben schon einiges getan seit damals (siehe auch Dilarahs Posting).

Also, zur Uni selbst kann ich heute nicht mehr viel sagen, aber die Stadt ist schon toll.