Tach Dusan,
hier ist eine Überlegung zu dem Tier mit der Zahl 666:
Für die Lösung des Rätsels sind die beiden Textstellen, in denen das Tier vorkommt, von Bedeutung:
Offenbarung 13, 11-18
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Und ich sah ein anderes Tier von der Erde heraufkommen…
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Und es veranlaßt alle,
die Kleinen und die Großen,
die Reichen und die Armen,
die Freien und die Sklaven,
daß sie sich ein Zeichen machten an ihrer rechten Hand
oder an ihren Stirnen
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und daß keiner kaufen oder verkaufen kann,
außer er hat das Zeichen,
den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens.
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Hierin liegt weiser Sinn.
Wer Verstand hat, berechne die Zahl des Tiers,
denn sie ist die Zahl eines Menschen,
und seine Zahl ist 666.
666 ist die Zahl eines Menschen; der Antichrist ist also keine allgemeine, überzeitliche Gestalt, die nach Belieben oder je nach politischer Vorliebe oder Abneigung mit diesem oder jenem Namen identifiziert werden dürfte, sofern man es nur irgendwie schafft, die Zahl 666 herauszurechnen - und irgendwie schafft man das immer.
Die Deutung des Rätsels - und seine Lösung - findet sich in 17, 9-18:
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Hier ist der Sinn, der Weisheit hat.
Die sieben Häupter sind sieben Berge,
da, wo das Weib auf ihnen sitzt.
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Und sind sieben Könige,
die fünf sind gefallen,
der eine ist,
der andere ist noch nicht gekommen,
und wenn er kommt, muß er kurze eit bleiben.
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Und das Tier, das war und nicht ist,
ist selbst der Achte,
und ist aus den Sieben
und fährt ins Verderben.
etc.
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Und das Weib, das du siehst, ist die große Stadt,
die die Herrschaft hat über die Könige der Erde.
Die sieben Berge sind nichts anderes als die sieben Hügel, auf denen Rom erbaut ist. Dieser Vers hat die Aufgabe, die zweifelsfreie Identifikation des Weibes mit der Stadt Rom sicherzustellen.
Das bedeutet, daß das Rätsel richtig gelöst ist, wenn wir den Namen eines römischen Kaisers finden. Auf diesen muss aber nicht nur die 666 passen, sondern auch die anderen Bedingungen, von denen gleich die Rede sein wird.
Die Siebenzahl der Häupter und damit die Siebenzahl der zu zählenden Könige ist dem Verfasser durch seine Darstellung, besonders durch die Bedeutung der Zahl sieben in der ganzen Apokalypse, vorgeschrieben. Es ist also nicht die Frage, bei welchem Kaiser man anfangen zu zählen, sondern man muß von hinten beginnen.
Der Siebte ist also der letzte, und das Rätsel sagt ferner, daß Johannes zur Zeit des Sechsten lebt, daß die Regierungszeit dieses Sechsten zu Ende gehen wird, daß danach ein Siebter kommen und nur noch kurze Zeit regieren wird. Dann wird mit der Ankunft des Antichristen der letzte Abschnitt der Endzeit anbrechen.
Damit kommt die entscheidende Frage, die zur Lösung des Problems führt: wenn der Seher in der letzten Zeit lebt und nur noch wenig Zeit vor sich zu haben glaubt, was veranlaßt ihn dann, für seine Gegenwart nicht die Zeit des Siebten, sondern die des Sechsten anzunehmen? Er will doch trösten und mitteilen, daß es nicht mehr lange dauern wird. Warum schiebt er dann noch den siebten Kaiser zwischen seine Zeit und das Ende? Es hätte ihm freigestanden zu sagen: sechs sind gefallen, jetzt ist der Siebte, und dann kommt das Ende. Das konnte er aber offenbar nicht, weil er gezwungen war, mit der Regierung des Siebten zu rechnen. Er kennt ihn, und an seiner Regierung ist nicht zu zweifeln, obwohl im Augenblick noch der Sechste regiert.
Das bedeutet: nur in einer kurzen, nach Monaten zu zählenden Zeitspanne, kann diese Weissagung geschrieben worden sein, nämlich zur Zeit Nervas zwischen der Aufnahme Trajans in die Mitregentschaft und dem Tode Nervas, also zwischen Sommer 97 und Frühjahr 98.
M. NEROYA ist 40 + 50 + 5 + 100 + 70 + 400 + 1 = 666.
Der Seher hat also vermutet, die Regierungszeit Trajans werde kurz und unruhig sein. Tatsächlich regierte er von 98 - 117, und in seiner Regierungszeit konsolidierte er das römische Reich.
Was Johannes hier schreibt, ist also echte Weissagung und nicht nachträglich in die Form einer Weissagung gebrachte Geschichtsschreibung.
Das Ergebnis dieser Überlegungen - die natürlich nicht alle von mir stammen, sondern die ich zum größten Teil Heinrich Kraft und seinem Kommentar über die Apokalypse des Johannes verdanke - ist also dies: Als das Tier, der Antichrist wurde ein ganz bestimmter Mensch angesehen. Die Prophezeiung hat sich nicht bewahrheitet, die Geschichte ist nicht zu Ende gegangen, die Zeit der Trübsal und Bedrängnis hat angedauert.
So werden wir in den Bildern der Offenbarung, vom Antichristen und von anderen einen neuen Sinn suchen müssen. Dieser Sinn kann nicht darin bestehen, daß wir aus der Offenbarung einen Fahrplan für das Ende der Welt ableiten. Denn wenn sich die eine Weissagung nicht erfüllt hat, dürfen wir durchaus behaupten, daß sich die anderen auch nicht erfüllen werden. Oder welche Prophezeiung der Apokalypse wäre denn schon Wirklichkeit geworden?
Gruß - Rolf