diplomatisch und überlegt
ich halte die ausgangsaussage bzw. die „auslassung“ für naiv.
man hätte ahnen können, daß man das dem papst nicht durchgehen
läßt, schon gar nicht als „deutscher papst“!
Der Papst ist kein deutscher Papst, außer für die Bildzeitung und den stolzen Bundeskanzler und für Andachtstouristen an seinem Geburtshaus. Er ist ein ehedem aus Deutschland stammender Papst der katholischen Weltkirche, der seit 25 Jahren im Vatikan lebt. Seine deutsche Herkunft ist hier im Brett breitgetreten worden, von israelischer Seite in diesem Konflikt völlig unerwähnt geblieben.
der redenschreiber hätte doch wissen müssen, daß man sich auf
diese auslassung stürzt wie die fliegen auf den kadaver.
Nein, denn die Position des Vatikan ist hier nicht neu, wohl aber die israelische Reaktion.
wenn man die bredouille vermeiden hätte wollen, hätte man doch
einfach GAR KEIN LAND aufgezählt. also war die auslassung wohl
zumindest fahrlässig.
Sie war konsequent, weil der Vatikan offensichtlich nicht bereit ist, die israelische Position der Identität der Anschläge von Palästinensern mit denen des internationalen Terrorismus zu übernehmen.
und dann noch die „erklärungen“… die die eigentlichen
meinungen des papstes leider zu offensichtlich durchscheinen
lassen.
sie lassen sie erkennen, wieso „leider“?
ich halte das nicht nur für unüberlegt sondern auch
diplomatisch betrachtet für fahrlässig.
s.o.: konsequent!
was jp2 angefangen
hat, könnte jetzt zerbrechen, und das nur deswegen, weil
jemandem die eigenen ganz persönlichen politischen neinungen
wichtiger sind als die aufgaben als vertreter einer
weltreligion.
Der Papst übt eine deutlich geschiedene Doppelfunktion aus, 1. als Oberhaupt der katholischen Kirche („Hl. Vater“), 2. als Staatsoberhaupt des Vatikan („Hl. Stuhl“ oder „Apostolischer Stuhl“), als solcher ist er Völkerrechts-Subjekt.
In beiden Funktionen führt Benedikt eindeutig die Linie von JP2 fort.
Zum Beleg von 1.:
"Das israelische Außenministerium warf Rom vor, Anschläge gegen Israel seit Jahren nicht zu verurteilen. „Jetzt, da es einen neuen Papst gibt, haben wir entschieden, uns mit der Sache zu befassen“, sagte der Direktor für jüdische Angelegenheiten im israelischen Außenministerium, Nimrod Barkan, in einem Interview. Wenn der Protest nicht wirke, „müssen wir uns andere Schritte überlegen“. (Die Welt.de, 30.7.)
Zu 2. (hier ohne Textbeleg, könnte ggf. nachgeliefert werden, aber man kann ja vielleicht auch so einmal anerkennen, dass, was ich schreibe, Hand und Fuß hat.):
Der Abgesang auf die These von den Juden als „Christusmörder“ ist in den Dokumenten des 2. vatikanischen Konzils aus den 70ern, unter dem Vor-Vorgänger von Joh.-Paul festgehalten.
Joh.-Paul ist der Repräsentant der medienwirksamen Höhepunkte der darauffolgenden theologische Annäherung (Synagogenbesuch und Gebet an der Klagemauer)
Der theologische Protagonist ist eindeutig und nachweisbar der jetzige Papst Kardinal Ratzinger als langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation und engster theologischer Berater des Papstes, der eine theologische Neudefinition entwickelt hat, nach welcher beide Religionen noch auf die Ankunft des Messias warten. Das war die Grundlage für die Formulierung von den Juden als den "älteren Brüdern, die Joh.-Paul verwendet hat.
(Auf jüdisch-theologischer Seite gab es parallel eine Neudefinition der Dreifaltigkeit als einer mit dem Monotheismus zu vereinbarenden Vorstellung)
es sei jedem unbenommen der meinung zu sein,
militärische reaktionen israels seien auf derselben stufe
angesiedelt wie das zerbomben von schulbussen,
Das sagt der Vatikan nicht, aber er (Joh.-Paul!) hat 2003 nicht nur Israel, sondern, gegen dessen Protest, auch die PLO als legitime Vertretung der Palästinenser anerkannt mit der ausdrücklichen Anerkennung des Rechtes auf einen Staat und eines Sonderstatus für Jerusalem und sieht jedenfalls die palästinensischen Anschläge als anders motiviert an als die bezeichneten Terroranschläge.
Auch wenn man mich, der das nur referiert, dafür angreift und für begriffsstutzig erklärt (betrifft nicht Datafox): Joh.-Paul hat mehrfach israelische Opfer beklagt, aber eben auch die Besatzungspolitik mit deutlichen Worten kritisiert und den „Zaun“ als Riesen-Gefängnis für alle Palästinenser apostrophiert.
diese meinungen auch als papst, in dieser so sensiblen rolle,
durchdrücken zu müssen, den halte ich für ungeeignet als
diplomaten.
Die vatikanische ist die älteste und ausgeklügeltste Diplomatie der Welt, nicht wie Joschka Fischer, der häufiger mal unüberlegte Formulierungen zurücknehmen muss.
außerdem bin ich überzeugt, daß dieses keinesfalls
die durchgängige meinung von praktizierenden katholiken ist.
da höre und hörte ich andere töne. die meisten sich als
christen bezeichnenden menschen sind eher auf der seite
israels.
Das ist ihnen unbenommen, weil es hier für den Vatikan gar nicht um eine Glaubensfrage geht, sondern um eine staatlich-politische Frage.
Grüße
oranier