Hallo Raimund,
ich halte es durchaus nicht für überzogen. Du hast vollkommen recht, was die Steuern anbelangt. Das spielt wohl in erheblichstem Maße mit ein. Die Sache mit der „Rückwärtsorientierung“ stammt allerdings nicht von mir, sondern von einem der renommiertesten Unternehmensberater des Landes. Ich suche den Link mal raus und maile ihn Dir einfach zu.
Jedenfalls hatte das, was er beurteilt, durchaus Hand und Fuß und es gelang ihm nicht, positive Bewertungen zu erzeugen.
Die Risikobereitsschaft bei Jungunternehmern hingegen ist sehr wohl gegeben, nur kommen sie zum großen Teil nicht auf den grünen Zweig, und ein anfängliches Scheitern wird meistens auf einen Mangel an Erfahrungswerten oder Großkotzigkeit zurück geführt. Dazu kommt, daß deutsche Risikokapitalgesellschaften mitunter schon höhere Sicherheiten fordern, als manch normale Bank. Dafür habe ich konkrete Beispiele aus dem eigenen Bekanntenkreis. Risikobereitschaft…Anleger in Deutschland…kaum jemand investiert in abseitige Anlagen. Jeder rennt der Masse nach, denn die Masse muß ja recht haben.
Mit der Anzahl der Patentierungen magst Du recht haben, aber jeder neuartige Zahnbürstenhalter kann schon ein Patent auf sich beziehen. Wo sind in den letzten Jahren die Erfindungen von Weltrang? Wo haben sich in den letzten fünf Jahren neue deutsche Unternehmen zum „Global Player“ hochgearbeitet? Beispiel: Lars Windhorst. Super Jungunternehmer. Hatte angeblich eine kurze Krise…schon heißt es „Pleite…konnte ja auch nicht gutgehen“.
Bringst Du in Deutschland eine Idee auf den Markt, dann hast Du Deine eigene Stimme als Befürworter und zehn Gegenstimmen, die alles madig machen. Hast Du Anfangsprobleme, dann heben sich diese zehn Stimmen nochmals hervor indem sie sagen „Wir haben es doch gesagt.“. In den USA hingegen wird gesagt: „Macht nichts. Versuch´s halt nochmal“.
Hast Du keinen ausreichenden finanziellen Background, dann versuch doch mal, eine Erfindung durchzuboxen, einen Investor zu finden. Du kriegst teilweise nichtmal eine Antwort.
Auch Dein Hinweis auf das fehlende Miteinander ist falsch. Das
ist keine deutsche Erscheinung, das ist weltweit so.
Daß das Miteinander überall nicht stimmt, ist mir klar. Ich habe auch nicht gesagt, daß dies ein Sonderrecht der Deutschen ist. Aber frage dochmal im Ausland: dort heißt es, die Deutschen rennen alle mit grimmigen Gesichtern rum, rempelt man mal jemanden an, wir gleich gemeckert. Das ist aber in anderen Staaten mitunter wesentlich anders. Aber wesentich.
Zum Thema „nachahmen“ und „amerikanische Kultur“.
Macht sich Deiner Meinung nach der Begriff „Kultur“ an alten Werten fest? An Schriftstellern, Denkern und Dichtern? An Leuten wie Bach und Mozart? An Schlössern, Burgen und Bratkartoffeln mit Sülze? Historie und „alte Werte“ sind nur der allerkleinste, unwesentlichste Teil einer Kultur. Die Kultur eines Volkes drück sich im Wesentlichen dadurch aus, wie es lebt und leben möchte. Die „Subkultur“ der Amerikaner ist ein Misch aus den allerverschiedensten Kulturen dieser Welt. Die Amerikaner leben diese Multikultur. Daß sich dabei eine zentraleuropäische Kultur, die ihr Hoch vor 200-300 Jahren hatte, nicht durchsetzen kann, ist klar. An interessanten Dingen bietet unsere Kultur halt nur Historisches. Nur durch die Vermischung von Bevölkerungen entstehen eben neuartieg, interessante Mixturen. Es entstehen neue Lebensstile. Welcher junge Mensch möchte schon gerne in einem altmodischen Stil leben. Wenige. Und die Amerikaner machen es mit ihrer Multikultur, die viele Menschen fälschlicher Weise eben nicht als Kultur bezeichnen, vor. Heutzutage müssen wir erkennen, daß Kultur kein Ding von Historie oder Nationalität ist, sondern vielmehr eine Angelegenheit von vielen verschiedenen Einflüssen. Wenn Du jetzt aber sagst, wir sollen uns auf „eigene Werte besinnen“, dann bestätigt mich das nur irgendwie in der Betrachtung des von mir benannten Zitates über Rückwärtsorientierung. Ist nicht böse gemeint. Ich sehe nur eine Verknüpfung.
Gruß,
Bark