Hi Semen,
im Prinzip wiederholst Du die üblichen zionistischen
Parolen im Geiste von „Ein Land ohne Volk für ein Volk
ohne Land“.
natürlich sind meine Gedanken nicht neu, genauso wenig wie Deine. Zu diesem Thema wurde bereits so viel diskutiert, dass wohl kaum noch Meinungen existieren, die nicht bereits vertreten wurden.
Im Übrigen würden mich mal Angaben dazu interessieren, wie
hoch der Bevölkerungsstand auf dem palästinensischen Gebiet zu
Beginn des 19. Jahrhunderts überhaupt gewesen ist, denn zu dem
Zeitpunkt gab es dort auch nicht gerade viele Araber
(vermutlich etwas mehr als Juden, aber auch nicht allzu
viele).OK, seien wir nicht so streng mit den Juden und nehmen
wir eine jüngere Quelle:[Palästina 1914]
Gesamt: ~722000
Muslime: ~602000
Christen: ~ 81000
Juden (*) ~ 39000 (*) - Juden Osmanischer Nationalität
Anmerkung: „Bei Kriegsende schätzten die britischen
Militärbehörden die Zahl der im Land lebenden Juden auf
65300, was sich mit den in- und ausländischen Berechnungen
für die Vorkriegszeit leichter vereinbaren läßt“
Quelle: „Geschichte Palästinas“ ISBN: 3406476015 Buch anschauenUnd das war nach(!) den ersten Alijahs und nach Herzl.
Laut dem von der Bundeszentrale für politische Bildung herausgegebenen heft „Israel“ (aus der Serie „Informationen zur politischen Bildung“) ergeben sich da etwas andere Zahlen. Für 1882 ist dort eine Gesamtbevölkerungszahl von 450 000 angegeben, wovon etwa 24 000 auf Juden entfallen sollten, der Rest auf muslimische und christliche Araber. Im Jahre 1914, von dem Du sprichst, war bereits die 2. Alijah abgeschlossen. Gehen wir von den niedrigsten Schätzungen aus, so waren bis dahin weitere 55 000 Juden in das Gebiet eingewandert. Das ergibt also eine Zahl von mind. 79 000 Juden zu diesem Zeitpunkt. Dass innerhalb der 32 Jahre (seit 1882) die Bevölkerungszahl insgesamt von 450 000 (bpb-Angaben) auf 722 000 (Deine Quelle) angewachsen sein soll, erscheint mir ebenfalls etwas suspekt. Ich persönlich lege mehr Vertrauen in die Informationen, welche mir von offizieller deutscher Seite übermittelt werden, als in die Angaben eines bereits vom Titel her tendentiell pro-palästinensischen Buches. Aber das muss jeder für sich entscheiden.
Das ist Propaganda. Die arabischen Einwohner betrachteten
das Land als ihre Heimat. Genau wie die Juden Weissrusslands,
der Ukraine und Polens ihr Shtetl als Heimat betrachteten.
Ich sehe hierin keinen Widerspruch zu meinen Worten.
Und wenn die Landwirtschaft nicht auf dem technischen
Stand der Zeit ist, dann ist das Sache der Bewohner
und nicht der Eindringlinge.
Klar. Deshalb ist Israel auch heute nicht dafür verantwortlich, welche wirtschaftlichen und damit Armutszustände auf palästinensischem Gebiet herrschen, stimmt’s? Warum regen sich dann die Medien mit erstaunlicher Regelmäßigkeit darüber auf, dass durch eine Abgrenzung Israels die Palästinenser, welche eben außerhalb von Israel leben, nicht mehr zu ihrem Arbeitsplatz (in Israel!) kommen und dadurch der Armut ausgesetzt werden? Der Stand der (Land-)Wirtschaft ist doch Sache der Bewohner selbst…
Das hört sich schon sehr zionistisch an.
Hast Du etwas gegen den Zionismus?
Aha, ich dachte in Sure 37 wird „al quds“ im Zusammenhang
mit dem Propheten benannt? Ist damit etwas anderes gemeint?
Nenn mir mal bitte die Zeile oder den Kontext, ich hab’s in dieser Sure jedenfalls nicht finden können.
Du definierst die Juden als „Volk“?
Ja.
Ich definiere die
Juden als Religion.
Damit machst Du es Dir viel zu leicht. Es gibt genug Juden, die sich selbst als solche sehen und fühlen, ohne dass sie deshalb überhaupt religiös wären.
Du meinst „im Vergleich zu denen, die der israelischen
Militärherrschaft unterworfen sind“?
Ich meine, im Vergleich zu denen, die auf dem Gebiet leben, auf das sie selbst oder ihre Vorfahren freiwillig verzichtet haben. Aber Deine Nachfrage erscheint mir unnötig - das, was ich hinschreibe, das meine ich auch.
Ja wer nur? Ich weiss, die haben sich selbst vertrieben,
damit heute die „Antisemiten“ auf Israel schimpfen können.
Nachdem sie verschwanden, haben sie auf magische Weise
ihre Dörfer dem Erdboden gleich gemacht, damit sie
nicht von der Versuchung überrascht werden, zurückzu-
kommen. So wars.
Lass uns mal differenzierter über „die Flüchtlinge“ sprechen. Es gab mehrere „Fluchtwellen“. Die erste erfolgte 1947 und betraf erst einmal die wohlhabende Oberschicht, welche aus Städten abwanderte und einen Dominoeffekt, also die Abwanderung größerer Bevölkerungsgruppen, auslöste. Wer soll diese Menschen vertrieben haben?
So, kommen wir zu der zweiten Welle im Frühjahr 1948. Diese erfolgte einerseits sicher durch die Aktionen der Haganah und die Terroranschläge durch Ezel und Lechi, das will ich an dieser Stelle auch gar nicht leugnen. Vielleicht kann man Ezel und Lechi auch bedingt mit heutigen palästinensischen Terrororganisationen vergleichen. Der Unterschied ist - Ezel und Lechi existieren seit 1948 nicht mehr, sie wurden von dem Staat Israel nicht einfach nur „verurteilt“, sondern tatsächlich bekämpft und aufgelöst.
Laut der o.g. Quelle gehörten dieser 2. Fluchtwelle jedoch in viel größerem Maße Menschen, welche direkt infolge von Kriegshandlungen flohen. Nun, wer hat diese Kriegshandlungen ausgelöst, indem er den Krieg angefangen hat? Willst Du das etwa auch Israel ankreiden? Wörtlich steht in dem besagten Heft: „Arabische Einheiten ließen Ortschaften evakuieren […]“, es wird jedoch auch auf die Zerstörung von Dörfern durch die israelische Armee hingewiesen. Das waren allerdings bereits verlassene (!) Dörfer, außerdem erfolgte dies ebenfalls mitten im Krieg, welcher nun mal nicht von israelischer Seite angefangen wurde - wer einen Krieg anfängt und dann verliert, der sollte sich nicht über die ach so brutalen Methoden des Angegriffenen beschweren. Und dass es auch direkte Aufrufe per arabischem Radio u.ä. gab, diese Dörfer zu verlassen, davon hast Du vielleicht auch schon etwas gehört.
Wer hat also die Flüchtlinge vertrieben? Und warum wurden sie nicht in die umliegenden arabischen Länder integriert, sondern isoliert in den Flüchtlingslagern belassen? Doch nicht etwa, um noch heute der Welt die moralische Keule hinzuhalten und Israel als den Bösewicht darzustellen?
Deutschland hat zur Hälfte eine Bastion gegen den
„Sowjetimperialismus“ aufgeboten, zur anderen Hälfte eine
Bastion gegen den „US-Imperialismus“. Die Deutschen
waren für die Sieger zu nützlich, um sie wirklich
ihre Niederlage bis in alle Ewigkeit spüren zu lassen.
Es ging mir darum, dass Deutschland anscheinend ein besserer Verlierer war als die Araber im Krieg von 1948. Denn die Deutschen jammern schon lange nicht mehr über ihre Vertriebenen und ihre verlorenen Gebiete, sondern haben sich längst mit der Situation abgefunden und die Flüchtlinge integriert (oder gibt es hier Sudendeutsche-Flüchtlingslager?). Komischerweise sieht das im Nahostkonflikt ganz anders aus.
Gruß,
Anja


