Hallo Martys,
entweder einige in diesem Thread haben Dich ganz schön missverstanden, oder ich verstehe Dich miss 
Ich bin mir nicht sicher, ob Deine Einschätzung zutrifft, aber ich versuche einfach mal ein paar Pro-Argumente aufzuführen.
Kommt es mir nur so vor, oder ist Borderline auf einmal
„cool“?
berichte doch mal von Deinen eigenen Beobachtungen!
Vor allem bei den 14-18jährigen… Irgendwie scheint es jeder
zu wollen, außer die, die’s wirklich haben.
erst mal ein Link, der Deinen Eindruck teilt:
http://www.planet-vig.de/blog/item.php?i=288
Klar düfte sein, dass der bloße Begriff „Borderline“ gut klingt und „coole“ Assoziationen weckt, ganz unabhängig von Inhalten.
Insofern eignet er sich eher als andere Diagnosen für eine Aneignung zu modischen Zwecken, gerade weil den meisten 14-18jährigen eben nicht klar ist, was dahintersteckt.
Um sein Anders-Sein, seine unglaubliche Individualität, zu betonen, kommt halt ein Satz wie „Ich bin Borderliner“ viel cooler rüber als „Ich habe eine Angststörung“, etc., auch und gerade dann wenn man nicht weiß worum es geht.
Dazu kommt, dass es scheinbar eine wirkliche „Borderline“-Ästhetik gibt:
http://borderline-angel.com/top.jpg
http://www.cs.helsinki.fi/u/sissonen/photos/borderli…
http://dontatro.bryce-alive.net/psychopics/borderlin…
Bilder dieser Art tauchen in Homepages von „Borderlinern“ unweigerlich auf.
Und auch in der Pop-Musik ist der Begriff gut vertreten, und zwar nicht nur bei „Szene-Künstlern“:
http://search.de.music.yahoo.com/search/?m=song&p=bo…
Soweit zur Konjunktur des Begriffs, ansonsten taucht „Borderline“ ja in den einschlägigen Foren immer in Begleitung von SVV, Bulimie, Anorexie auf;
dass gerade die letzteren beiden heute deutlich häufiger vorkommen als zu früheren Zeiten ist gut belegt;
„Praktiker und Praktikerinnen sprechen von epidemischer Zunahme“ der Bulimie unter Mädchen und jungen Frauen, so Bilden, „Feministische Perspektiven in der Sozialpsychologie am Beispiel der Bulimie“, in Keupp et al., „Zugänge zum Subjekt“ (1993)
Bilden zeigt in dem Aufsatz auch das Eingebettet-Sein der Essstörungen in gesellschaftliche Ideale von Schlankheit und Weiblichkeit, was sowohl im Bereich der Ätiologie dieser Störungen eine Rolle spielt, als auch hinsichtlich dessen, dass man sich mit diesen Störungen zumindest ein Stück weit identifizieren kann; welche junge Frau würde nicht lieber an Magersucht als an Fettsucht leiden?
Analog dazu könnte man auch SVV in eine Reihe mit Piercing, Tattoos, Branding, etc. stellen, und auch dort Schönheitsideale und Modeerscheinungen finden, so dass auch die SVV eine solche Identifikationsbasis besitzt.
Ähnlich scheint es auch für Borderline-PS solche Identifikationspunkte zu geben, bzw. die Möglichkeit der Aneignung von (feindseligen) Fremdzuschreibungen;
vgl. z.B. diese HP einer „Borderlinerin“:
http://www.pro-bordi.de/
in dem sich u.a. solche Sätze finden:
„Früher wurden Hexen wegen ihrer unheimlichen Fähigkeiten
auf dem Scheiterhaufen verbrannt, heute werden sie Borderlinerinnen genannt.“ (unbekannt)
Ich könnte mir also vorstellen, dass die BPS bis zu einem gewissen Maße eine „Coolness“ erlangt hat, wie dies zu anderen Zeiten ja andere Erkrankungen auch geschafft haben, so galt im 19. Jhdts. die Tuberkulose als Künstlerkrankheit, auch die Homosexualität war zu der Zeit als sie noch als Krankheit galt, auch in nicht-homosexuellen Boheme-Kreisen „in“, oder in den 60er und 70ern setzte man auf die Schizophrenie, um den gesellschaftlichen Ich-Zwängen ein Gegenmodell entgegen zu stellen …
Viele Grüße
Franz