Hallo,
die Kreditkrise zeigt fuer mich eine Sache: Die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen ist geringer als das Angebot weshalb erstmal Zinsen gesenkt wurden um somit die Konsumnachfrage der Privatleute zu erhoehen und als diese Loesung nicht mehr weiter funktioniert hat sprangen die Staaten, finanziert ueber Schulden, als Nachfrager ein.
Wenn die kuenstliche Nachfrage ueber guenstige Zinsen und Staatsinvestitionen nachlaesst bricht m.E. die Nachfrage weg und die Anbieterseite (Unternehmen) koennen ihre Produkte/Dienstleistungen nicht mehr verkaufen.
Wie ist es so weit gekommen?
Es gibt grob gesagt 2 sukzessive Prozesse: Automatisierung und Globalisierung.
Automatisierung fuehrt dazu dass weniger Arbeitskraefte benoetigt werden (vor allem in Produktion, Verwaltung usw.), d.h. weniger Loehne werden gezahlt und die Produktionskosten werden geringer was evtl. zu einer hoeheren Gewinnspanne fuehrt - evtl. auch zu geringeren Preisen.
Globalisierung fuehrt (vereinfacht gesagt) dazu dass Produktions- und teilweise auch Dienstleistungstaetigkeiten in Billiglohnlaendern ausgefuehrt werden koennen was Arbeitsplaetze in den Staaten mit hoeherem Lohnniveau verschwinden laesst - was auch zu mehr Unternehmensgewinnen und evtl. geringeren Preisen fuehren kann.
Die beiden Prozesse bringen verschiedene Probleme mit sich, aber hauptsaechlich das folgende:
Es gibt weniger Nachfrage nach Arbeitskraeften, dadurch fallen die Loehne - d.h. die Masse der Menschen hat weniger Geld zur Verfuegung. (Da Unternehmen welche in Billiglohnlaendern produzieren meist auch gewillt sind erneut in ein anderes Land auszuwandern wenn die Loehne im ersten Land zu hoch werden koennen diese nicht erheblich steigen.)
Die logischen Folgen sind der Rueckgang des Einkommens des Durchschnittsbuergers, Konsumrueckgang (da die Spitzenverdiener eine viel niedrigere Konsumquote haben als der Normalverdiener) und daraufhin niedrigere Preise (Deflation) - die Investitionen gehen zurueck, es gibt noch mehr Arbeitslose, noch weniger Einkommen, noch mehr Deflation…
Wahrscheinlich werden die Staaten die Nachfragerseite so lange es geht bedienen - was zur Inflation fuehrt weil massenweise Geld erzeugt wird.
Bei einer Inflation konsumieren Menschen zwar mehr, aber wenn das Entgelt der Arbeitnehmer zu niedrig ist kann das die Wirtschaft auch nicht retten - was Menschen nicht haben koennen sie auch nicht ausgeben. Die Spitzenverdiener kaufen sich auch bei einer Inflation nicht 10 LCD-Fernseher sondern investieren lieber in Anlagegueter (Edelmetalle, Immobilien, evtl. guenstige Unternehmen) was die Wirtschaft auch nicht unbedingt stuetzt.
Der Kapitalismus ist also auf dem Weg sich selbst zu zerstoeren - und die Krise war die erste Konsequenz aus dem geschilderten Gesamtproblem.
Oder denkt jemand dass es so wie bisher weitergehen kann und der Kapitalismus praktisch schafft was theoretisch gar nicht moeglich ist? Jeder will ein grosses Stueck vom Kuchen aber keiner will ihn backen. (Bzw. jeder Unternehmer will Lohnkosten sparen aber keiner gibt dem Endverbraucher die Mittel die Produkte des Unternehmens zu kaufen.)
Loesungsmoeglichkeiten gibt es, wie z.B. auf (***MOD: Eigenwerbung entfernt***) beschrieben - aber m.E. muss es den Menschen erst ziemlich schlecht gehen um ueber Alternativen nachzudenken.
Gruss
Desperado
MOD (exc): Eigenwerbung entfernt