Ist die Natur (des Menschen) böse?

Hallo Mike,

ich hoffe du nimmst mir ab, dass ich mich darum bemühe, einen
Sinn des Lebens zu finden

selbstverständlich, das hat ja dazu geführt, dass ich immer
noch das Gefühl habe, eigentlich müsste eine Verständigung
oder ein echter Dialog möglich sein.

Aber vielleicht ist es schlauer, zu seiner Kleinheit zu stehen
als die Kleinheit anderer anzuprangern. Ich bin bereit, zur
meinigen zu stehen, aber nicht den Herrn klein zu machen, denn
Der hat Sich Selber klein gemacht.

Ich weiß auch, was für ein ganz kleines Rädchen ich im Universum bin und sehe selbst bei den vermeintlich viel größeren, dass sie immer noch ganz klein sind.

Ich gehöre zu denen, die glauben, nur eben anders als
du!

Das zeugt schon mal von echtem Selbstbewusstsein. Aber wie
ticke ich denn, wenn Du es so genau weisst?

Das hast du ja ein paar Zeilen weiter oben selbst beschrieben: Du gehst axiomatisch von der Existenz Gottes als absoluter Größe aus, während ich alles relativiere, selbst das, an das zu glauben ich Anlass habe, weil es in meinen Gedankenmodellen auf den ersten Blick als hilfreich erscheint.

Ich würde nie mit dem Fragen aufhören; Es gibt für mich keine „letzten Dinge“: Wer/was erschuf Gott? Fühlt er/sie/es sich nicht einsam, wenn es jenseits davon/von ihm/ihr nichts mehr gibt?

http://de.wikipedia.org/wiki/Eschatologie

An diesem Punkt ist unsere Art zu glauben diametral anders. Ich denke sogar, das verstehen wir beide , ein Dialog ist deshalb zwischen uns möglich, aber eine Übereinkunft nicht!

Gruß Gernot

Hai, Friedhelm,

Manche Barbaren versuchen bei anderen Menschen solche
Selbstbesinnung durch Prügel und Strafe zu erreichen.

OK - daß man mit Prügel keine Erkenntnis bewirkt, darüber sind wir uns einig.

Nun ja, heteronom d.h. fremdbestimmt reagiert Calcium,
Magnesium, Eisen und H2O (d.h. alles Materielle) in Deinem
Körper eben nicht nach Deinem autonomen Willen sondern wie es

Da ich meinen Willen nicht als „autonom“, also als unabhängig von äußeren Faktoren begreife, sondern aus Summe und Folge dieser Gegebenheiten plus dem, was wir als bewusstes Denken bezeichnen, fühl ich mich nicht fremdbestimmt - aber ich denke, wir können uns darauf einigen, daß wir in dem Punkt uneinig sind…

Hallo, liebe Sibylle, ist ja schrecklich! Ich verstehe jetzt,
worauf Du hinaus willst. Aber solcher Utilitarismus lässt mir

*gg* Ich musste erstmal nachsehen, was Utilitarismus ist…

die Haare zu Berge stehen; ein solches logisches Zweckdenken
hat ein Gefälle in die schlimmste Barbarei, - ins Böse.

…nur wo Du da ein Gefälle in die Barbarei siehst, ist mir völlig unklar. Wenn jede Handlung dazu führt, das allgemeine Glück zu mehren und das allgemeine Leid zu mindern - was sollte daran barbarisch sein?
Ehrlich - da finde ich die Idee, daß irgendwelche Leute losziehen und den „wahren Glauben“ verbreiten wollen (und wenn einer nicht glauben will, dann ist er sündig und seine Seele muß gerettet werden, indem man sie durch Feuer reinigt) viel barbarischer…

Ein anderes Beispiel, das ich selbst erlebte: Ein „grüner“
Entwicklungshelfer erklärte mir in Afrika, dass es nicht
sinnvoll wäre, ein etwas entlegenes Dorf mittels einer
einfachen Wasserleitung mit Wasser zu versorgen, weil „die
sich sonst sofort wie Kaninchen vermehren, und dann immer mehr
Wasser wollen“.

Das ist nicht politisch korrekt ausgedrückt - aber eine traurige Tatsache. Das liegt nicht daran, daß „die da“ zu blöd wären, oder so, sondern ganz schlicht daran, daß in ihrer Kultur als besonders erstrebenswert und achtungsheischend gilt, wenn ein Mann viel Vieh und viele Kinder hat (ein erstklassiger Versorger!). Steht jetzt viel Wasser zur Verfügung, dann legen sie sich prompt mehr Vieh und mehr Kinder zu - dummerweise gibt es nicht mehr Weidefläche, nur weil ins Dorf eine Wasserleitung führt - die Gegend wird überweidet und dann beginnt das große Sterben und die kümmerlichen Reste der Dorfbevölkerung, der man doch helfen wollte, landet bettelnd vor einer caritativen Station, oder in den Slums der Städte…
Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint…

Nach Deinem Welt- und Menschenverständnis könnte man dann auch
den Kannibalismus wieder erlauben???

Denk mal, so für Dich selbst, nach, was genau eigentlich schlimm an Kannibalismus sein soll - also nicht töten, sondern bereits Tote zu verzehren. Denk darüber nach, worauf sich Deine Haltung gründet…

Vor rund 15 Jahren hab ich mal einen Bericht über die letzten vier Überlebenden eines südamerikanischen Volkes gesehen. Die sind gerade mal 50-60 Jahre zuvor „entdeckt“ worden. Erst kamen Forscher, die völlig verblüfft darüber waren, daß dieses Volk keine Infektionskrankheiten kannte, dann kamen Missionare, die brachten den „Wilden“ die Bibel und Gott und die Masern…
Dieser Bericht hat mich aber aus einem anderen Grund beeindruckt: in diesem Volk war es Sitte, ihre Toten zu bestatten, indem die ganze Familie zusammenkam, den Toten zubereitete und in einem großen Fest verspeiste. Das Skelett wurde dann, schön sauber und geschmückt, in einer besonderen Hütte im Dorf untergebracht. Für uns eine gruselige Vorstellung - diese vier letzten Menschen dieses Volkes waren aber kreuzunglücklich darüber, daß sie ihre Verwandten nicht wieder, wie früher, in ihre warmen Mägen und damit in die Familie aufnehmen durften, sondern daß die in der kalten Erde verscharrt verotten mussten. Für sie war das der Inbegriff von Unmoral, Egoismus und Herzlosigkeit… (für mich wär das fei nix *börks*…)

Aber nun mal ernst, ich will Dir solche barbarischen Gedanken
und Ziele auch nicht ernsthaft unterstellen.
Rein logisch und gesetzmäßig, so wie auch alles Materielle
nach der von Dir sog. immanenten Gesetzmäßigkeit funktioniert
die Materie. Und wenn man den Menschen und die menschliche
Gemeinschaft derart, nämlich rein logisch nur als Materie
sieht, dann gilt in der Tat „homo homini lupus“,

Was ja nun totaler Quatsch ist - ich hab nirgendwo behauptet, daß der Mensch „nur“ Materie wäre. Und daß man anerkennt, daß unser inzwischen hochkomplexes Verhalten auf Instinkten aufbaut, macht uns nicht zu solitären Raubtieren - auch Nächstenliebe, Großzügigkeit und Helfersyndrome entstehen aus unseren ursprünglichsten Instinken.

Aber was ist der Geist, das Denken? Was ist das Gewissen des
Menschen, dass doch Macht hat über den materiellen Körper,
einen freien Willen? Wieso und wie kann Materie dem Geist und
Willen des Menschen gehorchen, wenn Du z.B. einfach den Arm
hebst, - ohne damit gegen die Naturgesetze zu verstoßen? (Die
war meine ursprüngliche Frage!!!) wie ist das überhaupt
möglich?

Und wie soll Willen ohne Körper, ohne Materie funktionieren? Wie kann ich einen Arm heben wollen, wenn ich keinen Arm habe? Oder keine Muskeln, mit denen ich den Arm heben könnte? Kannst Du mit den Flügeln schlagen wollen? :wink:

berechnen. Man kann auch Menschen durch Terror und Erpressung
zwingen, sich so oder so zu verhalten und dies mit Gottes
Willen begründen, was Du völlig zurecht kritisierst und
ablehnst. Dies ist eben nicht menschlich und von Gott gewollt,
und mag es noch so logisch sein.

Das ist aber gar nicht logisch…

Über solchem Denken sollte stets die echte Frage nach Gott,
der jeden Einzelnen liebt –

Da können wir uns wieder darauf einigen, uneinig zu sein - warum sollte ich bei meinem Handeln eine Instanz beachten, die für mich nicht real ist? Warum solltest Du eine Instanz mißachten, die für Dich real ist?

oder doch zumindest das Gewissen
stehen.

„Gewissen“ ist für mich eine reale Instanz - nur zähle ich das, was sich bei uns als „Gewissen“ bemerkbar macht, zu den Instinkten - Du, vermutlich, zählst es zu den Gott-gegebenen Eigenschaften…

Ich weiß nicht, ob meine Sicht der Welt die richtige oder die beste ist, ich weiß nur, daß meine Vorstellung, was gut oder böse ist, nicht vollständig mit der aller anderen Menschen übereinstimmt - ja noch nicht einmal mit allen Menschen aus meiner eigenen Kultur. Jeder darf seine eigenen Maßstäbe haben, jedoch möge er sie bitteschön nur auf sich selbst anwenden…
(Und daß ich aus dieser nicht-Übereinstimmung folgere, daß die Natur des Menschen außerhalb solcher Bewertungen steht, hab ich ja schon ausgeführt)

Mit freundlichem Gruß
Sibylle

Hai, Friedhelm,

Manche Barbaren versuchen bei anderen Menschen solche
Selbstbesinnung durch Prügel und Strafe zu erreichen.

OK - daß man mit Prügel keine Erkenntnis bewirkt, darüber sind
wir uns einig.

Nun ja, heteronom d.h. fremdbestimmt reagiert Calcium,
Magnesium, Eisen und H2O (d.h. alles Materielle) in Deinem
Körper eben nicht nach Deinem autonomen Willen sondern wie es

Da ich meinen Willen nicht als „autonom“, also als unabhängig
von äußeren Faktoren begreife, sondern aus Summe und Folge
dieser Gegebenheiten plus dem, was wir als bewusstes Denken
bezeichnen, fühl ich mich nicht fremdbestimmt - aber ich
denke, wir können uns darauf einigen, daß wir in dem Punkt
uneinig sind…

Du würdest also vor dem Richter, der Dich wegen Diebstahl und Mord anklagt, äußere Faktoren und die Summe und Folge dieser Gegebenheiten plus dem, was wir als bewusstes Denken bezeichnen, als Dein „Ich“ bezeichnen und Dich damit als verantwortlich bekennen?
Nehme ich Dir nicht ab.
Äußere Faktoren und die Summe und Folge dieser Gegebenheiten mögen zwar „Dein“ Denken und Tun beeinflusst haben, damit ist aber Subjekt, also äußere Einflüsse, und Objekt, Dein „Ich“, nicht Eins. Trotzdem liegst Du damit der Wahrheit näher als Du glaubst.
Trotzdem, obwohl Du damit zugibst, dass Innenwelt und Außenwelt, Geist und Materie in Dir irgendwie verschmelzen, - weichst Du der Frage aus, wie dies möglich ist.
Sind es die äußeren materiellen Einflüsse, Triebe und Instinkte, körperliche Hormone, Schmerzen, vielleicht durch Prügel verursacht oder Hunger, Haß, Neid, Eifersucht, also die fleischliche Natur des Menschen, was Dich zum Bösen verführt oder gar zwingt? Das war meine Frage.
Oder ist all dies verantwortlich, dass Du im Gegenteil Dich für das Gute entscheidest, - entgegen solcher Einflüsse. Die Entscheidung liegt aber doch nicht bei den äußeren Einflüssen, sondern bei Dir.

Als ganze Reaktion sehe ich zwei Verhaltensintentionen in Deiner Antwort. Du verweigerst Dich jeder vorgegebenen Wahrheit, Indoktrination, Belehrung oder Doktrin, zum anderen demonstrierst Du Deine Denkfreiheit.
Und letzteres lässt mich spontan entsetzt reagieren:

„Mensch, Sibylle, Heilige Jungfrau, wenn Du mit meinen Augen lesen könntest, was Du da im Folgenden geschrieben hast, , Du würdest nicht nur das Gefälle, sondern mit Schrecken auch schon den Abgrund sehen. Und Dir hat noch niemand von einem liebenden Gott erzählt, der genau davor bewahren kann, wovor Du überhaupt nicht bewahrt werden möchtest?
Vielleicht schaust Du ja mal etwas in das Video über Christen im modernen China.
http://www.ced24.com/tv/kreuz.php
Zu meiner Schande: wenn ich mich, meist recht abstrakt, über den christlichen Glauben äußere, winken meine Zuhörer ab: „Ehe ich mir das antue, bleibe ich lieber Heide.“
Immerhin, ein trieb- und instinktgesteuerter Mensch ist vielleicht noch besser, als ein antriebsloser und instinktloser Mensch. Und Gott liebt auch seine Feinde.“

Hallo, liebe Sibylle, ist ja schrecklich! Ich verstehe jetzt,
worauf Du hinaus willst. Aber solcher Utilitarismus lässt mir

*gg* Ich musste erstmal nachsehen, was Utilitarismus ist…

die Haare zu Berge stehen; ein solches logisches Zweckdenken
hat ein Gefälle in die schlimmste Barbarei, - ins Böse.

…nur wo Du da ein Gefälle in die Barbarei siehst, ist mir
völlig unklar. Wenn jede Handlung dazu führt, das allgemeine
Glück zu mehren und das allgemeine Leid zu mindern - was
sollte daran barbarisch sein?

Daran ist überhaupt nichts barbarisch! Jede Handlung, die ein Mensch normaler Weise ausführt, und die er verantworten kann, verfolgt als Absicht einen Zweck, zum eigenen Nutzen normaler Weise, oder zum Nutzen anderer. Das ist völlig normal. Mir geht’s ja darum, wie Du Dich selbst, wie Du den anderen Menschen und wie Du die Welt siehst. Wahrscheinlich siehst Du unsere schöne Erde eher wie einen Planeten, der von der Krankheit „Mensch“ befallen ist und an dieser Krankheit sterben wird. Ohne es zu wissen oder zu wollen nimmst du Dich selber dabei als Maßstab und Beispiel.

Ehrlich - da finde ich die Idee, daß irgendwelche Leute
losziehen und den „wahren Glauben“ verbreiten wollen (und wenn
einer nicht glauben will, dann ist er sündig und seine Seele
muß gerettet werden, indem man sie durch Feuer reinigt) viel
barbarischer…

Womöglich gibt es solche Missionare. Ich nehme aber an, dass Du diese völlig missverstanden hast.

Die zweite und andere Reaktion von Dir ist die Demonstration Deiner Gedankenfreiheit: Du kannst und willst Dich in andere Menschen, Kulturen und Sitten hineindenken, darin kann ich Dich eigentlich nur unterstützen:

Ein anderes Beispiel, das ich selbst erlebte: Ein „grüner“
Entwicklungshelfer erklärte mir in Afrika, dass es nicht
sinnvoll wäre, ein etwas entlegenes Dorf mittels einer
einfachen Wasserleitung mit Wasser zu versorgen, weil „die
sich sonst sofort wie Kaninchen vermehren, und dann immer mehr
Wasser wollen“.

Das ist nicht politisch korrekt ausgedrückt - aber eine
traurige Tatsache. Das liegt nicht daran, daß „die da“ zu blöd
wären, oder so, sondern ganz schlicht daran, daß in ihrer
Kultur als besonders erstrebenswert und achtungsheischend
gilt, wenn ein Mann viel Vieh und viele Kinder hat (ein
erstklassiger Versorger!). Steht jetzt viel Wasser zur
Verfügung, dann legen sie sich prompt mehr Vieh und mehr
Kinder zu - dummerweise gibt es nicht mehr Weidefläche, nur
weil ins Dorf eine Wasserleitung führt - die Gegend wird
überweidet und dann beginnt das große Sterben und die
kümmerlichen Reste der Dorfbevölkerung, der man doch helfen
wollte, landet bettelnd vor einer caritativen Station, oder in
den Slums der Städte…
Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint…

Nach Deinem Welt- und Menschenverständnis könnte man dann auch
den Kannibalismus wieder erlauben???

Denk mal, so für Dich selbst, nach, was genau eigentlich
schlimm an Kannibalismus sein soll - also nicht töten, sondern
bereits Tote zu verzehren. Denk darüber nach, worauf sich
Deine Haltung gründet…

Vor rund 15 Jahren hab ich mal einen Bericht über die letzten
vier Überlebenden eines südamerikanischen Volkes gesehen. Die
sind gerade mal 50-60 Jahre zuvor „entdeckt“ worden. Erst
kamen Forscher, die völlig verblüfft darüber waren, daß dieses
Volk keine Infektionskrankheiten kannte, dann kamen
Missionare, die brachten den „Wilden“ die Bibel und Gott und
die Masern…
Dieser Bericht hat mich aber aus einem anderen Grund
beeindruckt: in diesem Volk war es Sitte, ihre Toten zu
bestatten, indem die ganze Familie zusammenkam, den Toten
zubereitete und in einem großen Fest verspeiste. Das Skelett
wurde dann, schön sauber und geschmückt, in einer besonderen
Hütte im Dorf untergebracht. Für uns eine gruselige
Vorstellung - diese vier letzten Menschen dieses Volkes waren
aber kreuzunglücklich darüber, daß sie ihre Verwandten nicht
wieder, wie früher, in ihre warmen Mägen und damit in die
Familie aufnehmen durften, sondern daß die in der kalten Erde
verscharrt verotten mussten. Für sie war das der Inbegriff von
Unmoral, Egoismus und Herzlosigkeit… (für mich wär das fei
nix *börks*…)

Da werde ich echt nicht nachdenken. Zum Leichenschmaus die Oberschenkel Deiner Mutter mit Sauerkraut. Das wäre Barbarei.

Aber nun mal ernst, ich will Dir solche barbarischen Gedanken
und Ziele auch nicht ernsthaft unterstellen.
Rein logisch und gesetzmäßig, so wie auch alles Materielle
nach der von Dir sog. immanenten Gesetzmäßigkeit funktioniert
die Materie. Und wenn man den Menschen und die menschliche
Gemeinschaft derart, nämlich rein logisch nur als Materie
sieht, dann gilt in der Tat „homo homini lupus“,

Was ja nun totaler Quatsch ist - ich hab nirgendwo behauptet,
daß der Mensch „nur“ Materie wäre. Und daß man anerkennt, daß
unser inzwischen hochkomplexes Verhalten auf Instinkten
aufbaut, macht uns nicht zu solitären Raubtieren - auch
Nächstenliebe, Großzügigkeit und Helfersyndrome entstehen aus
unseren ursprünglichsten Instinken.

Aber was ist der Geist, das Denken? Was ist das Gewissen des
Menschen, dass doch Macht hat über den materiellen Körper,
einen freien Willen? Wieso und wie kann Materie dem Geist und
Willen des Menschen gehorchen, wenn Du z.B. einfach den Arm
hebst, - ohne damit gegen die Naturgesetze zu verstoßen? (Die
war meine ursprüngliche Frage!!!) wie ist das überhaupt
möglich?

Und wie soll Willen ohne Körper, ohne Materie funktionieren?
Wie kann ich einen Arm heben wollen, wenn ich keinen Arm habe?
Oder keine Muskeln, mit denen ich den Arm heben könnte? Kannst
Du mit den Flügeln schlagen wollen? :wink:

berechnen. Man kann auch Menschen durch Terror und Erpressung
zwingen, sich so oder so zu verhalten und dies mit Gottes
Willen begründen, was Du völlig zurecht kritisierst und
ablehnst. Dies ist eben nicht menschlich und von Gott gewollt,
und mag es noch so logisch sein.

Das ist aber gar nicht logisch…

gibt es leider immer noch und hat es immer gegeben. Wenn man jedem Dieb die Hand abhackt, schreckt das so manchen Dieb tatsächlich ab.

Über solchem Denken sollte stets die echte Frage nach Gott,
der jeden Einzelnen liebt –

Da können wir uns wieder darauf einigen, uneinig zu sein -
warum sollte ich bei meinem Handeln eine Instanz beachten, die
für mich nicht real ist? Warum solltest Du eine Instanz
mißachten, die für Dich real ist?

oder doch zumindest das Gewissen
stehen.

„Gewissen“ ist für mich eine reale Instanz - nur zähle ich
das, was sich bei uns als „Gewissen“ bemerkbar macht, zu den
Instinkten - Du, vermutlich, zählst es zu den Gott-gegebenen
Eigenschaften…

Ich weiß nicht, ob meine Sicht der Welt die richtige oder die
beste ist, ich weiß nur, daß meine Vorstellung, was gut oder
böse ist, nicht vollständig mit der aller anderen Menschen
übereinstimmt - ja noch nicht einmal mit allen Menschen aus
meiner eigenen Kultur. Jeder darf seine eigenen Maßstäbe
haben, jedoch möge er sie bitteschön nur auf sich selbst
anwenden…
(Und daß ich aus dieser nicht-Übereinstimmung folgere, daß die
Natur des Menschen außerhalb solcher Bewertungen steht, hab
ich ja schon ausgeführt)

Bleib bei allem Denken durchaus selbstständig!
Aber Du hast Dich fein herumgedrückt um die zentrale Frage nach der Apriorität der Kausalität: Was verstehst Du unter Instinkt, was ist das, der Geist, das Ich, das Denken des Menschen, der Verstand, was in der Tat ja bei jedem Handeln und Unterlassen die Materie voraussetzt, sei es den Arm, sei es das Gehirn. Dies siehst Du richtig.

ganz herzlich
Friedhelm

Hallo Sibylle,
ein kleiner Nachtrag:

Du schriebst:

  • aber eine

traurige Tatsache. Das liegt nicht daran, daß „die da“ zu blöd
wären, oder so, sondern ganz schlicht daran, daß in ihrer
Kultur als besonders erstrebenswert und achtungsheischend
gilt, wenn ein Mann viel Vieh und viele Kinder hat (ein
erstklassiger Versorger!). Steht jetzt viel Wasser zur
Verfügung, dann legen sie sich prompt mehr Vieh und mehr
Kinder zu - dummerweise gibt es nicht mehr Weidefläche, nur
weil ins Dorf eine Wasserleitung führt - die Gegend wird
überweidet und dann beginnt das große Sterben und die
kümmerlichen Reste der Dorfbevölkerung, der man doch helfen
wollte, landet bettelnd vor einer caritativen Station, oder in
den Slums der Städte…
Das Gegenteil von gut gemacht ist gut gemeint…

Gefälle ist: wie gut Du Dich in die Argumente jenes barbarischen Entwicklungshelfers hineindenken kannst. Ich will damit nicht annehmen, daß Du den Leuten aus diesem Grund einen Wasserhahn verweigern würdest.
Aber natürlich gibt es solche Logik.
Bis vor nicht langer Zeit gab es in Deutschland und Rußland noch die Leibeigenschaft, (leider von den Kirchen und auch vom Geheimrat Goethe akzeptiert), dort dachte man ähnlich, wie jener barbarische Entwicklungshelfer in seiner Menschenverachtung: „Wenn wir diesen Pöbel freilassen, wollen die auch unser Land noch. Und am Ende sogar Demokratie wie in Frankreich!“

ganz herzlich
Friedhelm

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Hai, Friedhelm,

Du würdest also vor dem Richter, der Dich wegen Diebstahl und
Mord anklagt, äußere Faktoren und die Summe und Folge dieser
Gegebenheiten plus dem, was wir als bewusstes Denken
bezeichnen, als Dein „Ich“ bezeichnen und Dich damit als
verantwortlich bekennen?
Nehme ich Dir nicht ab.

Wenn (ich bitte darum, den Konjunktiv zu beachten) ich einen Menschen töten würde, dann gäbe es, für mich schwerwiegende, Gründe dafür. Diese Gründe kommen nicht aus dem Nichts - sie sind Folge der Kultur, in der ich aufgewachsen bin, Folge der Umgebung, in der ich lebe oder leben muß, Folge menschlicher Instinkte, Folge meiner Moral und der Grund für meine Entscheidung - und für meine Entscheidungen bin ich verantwortlich…
Wenn ich ein Brot stehle, weil ich Hunger habe, dann sind äußere Zustände daran „schuld“ - und doch ist es meine Entscheidung zu stehlen und ich bin dafür verantwortlich…

Sind es die äußeren materiellen Einflüsse, Triebe und
Instinkte, körperliche Hormone, Schmerzen, vielleicht durch
Prügel verursacht oder Hunger, Haß, Neid, Eifersucht, also die
fleischliche Natur des Menschen, was Dich zum Bösen verführt
oder gar zwingt? Das war meine Frage.
Oder ist all dies verantwortlich, dass Du im Gegenteil Dich
für das Gute entscheidest, - entgegen solcher Einflüsse. Die
Entscheidung liegt aber doch nicht bei den äußeren Einflüssen,
sondern bei Dir.

Sowohl als auch…
Du gehst als Prämisse immer davon aus, daß es ein „ich“ gäbe, daß unabhängig von den äußeren Bedingungen (Instinkte, Hormone, Umweltbedingungen, Kultur) entscheiden könne - ich gehe davon aus, daß dieses „ich“ die Summe all dieser Dinge ist…
…und immernoch bleibt das Problem, daß Gut und Böse keine absoluten Begriffe sind, sondern abhängig von der Kultur - ja von den Erfahrungen jedes Einzelnen sind (für Dich ist Tote-Verwandte-aufessen böse, für mich ist es - äähh - äußerst unappetitlich, für das erwähnte südamerikanische Volk ist es gut)

„Mensch, Sibylle, Heilige Jungfrau, wenn Du mit meinen Augen

öhm - ich bin weder heilig, noch 'ne Jungfrau (gilt übrigens in einigen Kulturen als böse: unverheiratete nicht-Jungfrau zu sein)

lesen könntest, was Du da im Folgenden geschrieben hast, , Du
würdest nicht nur das Gefälle, sondern mit Schrecken auch
schon den Abgrund sehen. Und Dir hat noch niemand von einem
liebenden Gott erzählt, der genau davor bewahren kann, wovor
Du überhaupt nicht bewahrt werden möchtest?

Man hat mir vom „lieben Gott“ erzählt - aber „an ihren Taten sollt ihr sie erkennen“ und wenn ich mich so umsehe, was Christen im Namen ihres Gottes fordern und treiben … das ist nix für die Tochter meiner Mutter.

Vielleicht schaust Du ja mal etwas in das Video über Christen
im modernen China.
http://www.ced24.com/tv/kreuz.php

Wozu?

Menschen und wie Du die Welt siehst. Wahrscheinlich siehst Du
unsere schöne Erde eher wie einen Planeten, der von der
Krankheit „Mensch“ befallen ist und an dieser Krankheit
sterben wird. Ohne es zu wissen oder zu wollen nimmst du Dich
selber dabei als Maßstab und Beispiel.

Nö - wie kommst’n darauf? Der Mensch ist Teil der Biosphäre der Erde - keine Krankheit. Er ist ein Glied in einer evolutionären Kette - ist er, als Gesamtheit, überlebensfähig, so wird er überleben, wenn nicht, dann nicht - universell betrachtet, ist das vollkommen egal. Ebenso, wie mein Überleben oder nicht-Überleben universell betrachtet vollkommen egal ist - erst recht als Maßstab oder Beispiel. Ich kann nur in meinem infinitismal kleinen Abschnitt der Zeit und des Raumes wirken - so ist auch meine Moral, meine Vorstellungen, mein Ich winzig klein und unbedeutend, nur für mich wichtig (das dafür aber sehr). Aus dieser Erkenntnis heraus bin ich eben tolerant - jeder darf seine Moral nach seinem eigenem Gutdünken haben, da es aber kein absolutes Entscheidungskriterium gibt, darf eben niemand seine Moral einem anderen aufzwingen.

Womöglich gibt es solche Missionare. Ich nehme aber an, dass
Du diese völlig missverstanden hast.

??? Missverstanden? Ist da nicht gerade ein Krieg am laufen, weil jemand der Meinung ist, in Gottes Auftrag zu handeln? Was gibt es da misszuverstehen?

Da werde ich echt nicht nachdenken. Zum Leichenschmaus die
Oberschenkel Deiner Mutter mit Sauerkraut. Das wäre Barbarei.

Nee - eben nicht. Es ist für uns Barbarei - für dieses Volk war es Barbarei, die Toten in der Erde zu verscharren - für andere ist es Barbarei, die Toten nicht zu verbrennen - für wieder andere ist es Barbarei, den toten Körper nicht maximal zu konservieren…
…findest Du es nicht ein wenig impertinent, wenn eine dieser Gruppen entscheidet, daß nur ihr Weg „gut“ ist und allen anderen ihre Sichtweise aufzwingt? Stell Dir vor, dieses Volk wäre kriegerischer gewesen und hätte uns „entdeckt“ und uns Barbaren ihre überlegene Kultur „gelehrt“…

gibt es leider immer noch und hat es immer gegeben. Wenn man
jedem Dieb die Hand abhackt, schreckt das so manchen Dieb
tatsächlich ab.

…und macht mehr Diebe und dann Bettler und damit insgesamt mehr Leid - mit einer oder gar keiner Hand lässt’s sich nur schwer arbeiten…

Bleib bei allem Denken durchaus selbstständig!

„Wer? Ich? Oh - danke…“ *gg*

Aber Du hast Dich fein herumgedrückt um die zentrale Frage
nach der Apriorität der Kausalität: Was verstehst Du unter
Instinkt, was ist das, der Geist, das Ich, das Denken des
Menschen, der Verstand,

Nö - hab ich nicht. Du willst von mir einen „Grund“ für das „Besondere“ am Menschen, den Geist, haben - für mich gibt es keinen solchen „Grund“. Intelligenz halte ich für eine konsequente Entwicklung in evolvierenden Systemen (nicht, weil es ein Ziel gibt, sondern, weil alles früher oder später „ausprobiert“ wird), dabei ist es purer Zufall, welche Spezies Intelligenz entwickelt und welche Form diese Intelligenz annimmt - bietet sie einen Überlebensvorteil, wird sie sich durchsetzen - so wie der Riesenwuchs zur Zeit der Dinosaurier einen Überlebensvorteil bot. Dann haben sich die Umweltbedingungen geändert und der Vorteil wurde zum gravierenden Nachteil - ob unsere (etwas wuchernde) Intelligenz im Fall des Falles Vor- oder Nachteil ist, werden wir dann sehen…

Gruß
Sibylle

Ach, Friedhelm, nu aber…

Gefälle ist: wie gut Du Dich in die Argumente jenes
barbarischen Entwicklungshelfers hineindenken kannst. Ich will
damit nicht annehmen, daß Du den Leuten aus diesem Grund einen
Wasserhahn verweigern würdest.

Würdest Du in dieses Dorf Heroin liefern, weil die Menschen sich dann doch besser fühlen? Nee, oder? Es wäre aber genauso kurzsichtig, einfach einen Wasserhahn zu installieren…
Du kennst doch bestimmt das Gleichnis mit dem Bettler, dem man einen Fisch oder eine Angel schenken kann - genau das ist das Problem in der Entwicklungshilfe; früher hat man einfach Wasserhähne installiert oder überproduzierte Lebensmittel aus Europa fröhlich verschenkt - und damit Katastrophen ausgelöst.
Das Gegenteil von falsch-helfen ist richtig-helfen, nicht garnichts tun.

Aber natürlich gibt es solche Logik.
Bis vor nicht langer Zeit gab es in Deutschland und Rußland
noch die Leibeigenschaft, (leider von den Kirchen und auch vom
Geheimrat Goethe akzeptiert), dort dachte man ähnlich, wie
jener barbarische Entwicklungshelfer in seiner
Menschenverachtung: „Wenn wir diesen Pöbel freilassen, wollen
die auch unser Land noch. Und am Ende sogar Demokratie wie in
Frankreich!“

Da gibt es einen riiiesen Unterschied - und hätte bewusster Entwicklungshelfer seine Antwort nicht so hingerotzt, würdest Du auch nie auf den Vergleich kommen. Es geht eben genau nicht darum, „denen“ ihre Selbstständigkeit zu verweigern (ihr seid zu dumm dazu, drum kriegt ihr nichts), sondern die Selbstständigkeit zu erhalten - nicht Fische schenken und die Menschen zu abhängigen Bettlern machen, sondern Angeln schenken, damit sie für sich selbst sorgen können…

Gruß
Sibylle

Ach, Friedhelm,

Hallo Sibylle,
ich denke, daß wir bei all Deinen Provokationen dennoch einig sind, daß sich die immer dichter vernetzte Menschheit auf ein gemeinsames Wertesystem zubewegt.

Sei dieses nun demokratisch verabredet, wie die Menschenrechte;

Sei dies nun jeweils gegenwärtiger common sense;

sei dies ein naturgegebenes Gut und Böse, von Gott so gewollt,

dem werden sich die Religionen ohnehin unterordnen müssen, so daß sich Kannibalismus auch aus religiösen Gründen, Kinder- und Menschenopfer, Körper- und Geistverstümmelungen, Unterdrückung, Sklaverei, Despotie, Todesstrafe usw. von selbst verbieten.

Meinst Du nicht?

ganz herzlich
Friedhelm