Hallo deconstruct,
Welches und wann exakt ist aber zufällig und daher nicht
deterministisch.
hier wäre, denke ich, eine Definition des Begriffes Dterminismus angebracht. Ich bin mir nämlich nicht sicher, ob Determinismus und Zufall Gegensätze sind.
Definiert man Determinismus als Kausalkette (jede Wirkung hat eine Ursache), dann ist der Zerfall deterministisch: Die Lebensdauer des freien Neutron beträgt ca. 882 s. Es zerfällt aufgrund (Ursache) der schwachen Wechselwirkung. Wann ein bestimmtes Neutron zerfällt, lässt sich nur statistisch beschreiben, das ist also zufällig. Vielleicht verhält es sich mit dem Begriffspaar Determinismus/Zufall so ähnliche wie mit dem Begriffspaar Welle/Teilchen: Die Begriffe entstammen einer Theorie, deren Bildung unserer Anschauung entstammt, die aber unter bestimmten Bedingungen sinnlos sind.
Anderes Beispiel: Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren herausgefunden, dass bei der Genexpression sehr viel Zufall im Spiel ist. Dennoch bildet das Leben auf der Erde keine lebendige Suppe, in der alles zusammenhängt, sondern manifestiert sich in wohlunterscheidbaren Entitäten. Keine zwei Menschen sind gleich, dennoch bildet jeder Mensch gegen den entropischen Druck eine wohlorganisierte, unterscheidbare Einheit (wofür Energie aufgebracht werden muss). Und das trotz der zufälligen Genexpression. Villeicht hat die Natur einen Weg gefunden, den Zufall, der immer vorhanden ist und daher nicht vermieden werden kann, auf geeignete Weise ins System einzubauen: Etwa so: Das Ganze ist ein Sandwich aus Determinismus, Zufall und Determinismus, so dass es ein chaotisches System mit Attraktoren bildet. Der grundlegende Determinismus liegt in den physikochemische Gesetzen, die so beschaffen sind, dass das System bestimmten DGLn gehorcht (insofern determiniert). Die Lösungen der DGLn führen aber ins Chaos. Der übergeordnete Determinismus (Regulationsmechanismen auf höherer Ebene) führt dazu, dass die Zustandstrajektorie des Systems auf Attraktoren landet, die aus Zellsicht gewünscht sind, auch wenn man (Zufall) nicht genau vorhersagen kann, auf welchem Attraktor ein bestimmtes System landet. Der übergeordnete Determinismus stellt also sicher, dass die Zelle, was auch immer im Detail passiert, keinen chemischen Selbstmord begeht.
Und der Natur ist es auch herzlich egal, welches Neutron nach 882 s zerfallen ist, Hauptsache, nach 882 s sind in einem großen Ensemble die Hälfte (oder 1-1/e, ich habe jetzt die Definition der Zeitkonstanten/Lebensdauer nicht genau im Kopf) der freien Neutronen zerfallen. Die natur funktioniert auch so - nur wir machen uns mit unserer eingeprägten Vorstellung einer Kausalkette - einen Kopf deswegen.
Grüße, Thomas
Grüße, Thomas