Ist Golf noch ein Elitensport?

Liebe/-r Experte/-in,

ich war gerade auf Mallorca und zufällig in der Nähe eines Golf-Clubs, da ist mir aufgefallen, dass die Damen und Herren, die ihre Golftasche hinter sich her zogen alle ähnlich gekleidet waren - aber alle casual.

Wird eigentlich noch sehr auf die Etikette geachtet beim Golfen? Ist das ein eher deutsches (oder britisches) Phänomen? Kurz: Ist Golf noch Elitensport, oder einfach nur teurer als Tennis?

Besten Gruß und Danke fürs Beantworten dieser zugegeben fachfremden Frage.

E. Hauth

Hallo Erik,

die Frage lässt sich sicherlich nicht mit Ja oder Nein beantworten. Golf wird immer populärer und somit einer breiteren Masse zugänglich. Es wird aber nie Mitgliederzahlen wie Fußball oder Tennis erreichen. Ich finde zu Golfen gehört auch eine gewisse Etikette die sich u.a. in ordentlicher, sportiver Kleidung äussert. Also eine Hose oder Short, keine BlueJeans, nicht zu kurz (speziell bei Damen) und ein Polo-Shirt mit Kragen und Golfschuhe. Wem das zu elitär ist, bitteschön. Es gibt solche und solche Clubs in Deutschland und rund um die Welt. In dem Einem ist Golf super exklusiv und teuer, wo anders hingegen wird der sportliche Aspekt in den Vordergrund gestellt und Menschen aus allen Schichten können sich dort wohlfühlen. Ich hoffe dir hiermit etwas geholfen zu haben. Golf ist ein toller Sport den ich unheimlich gerne ausübe und mich gerne mit Gleichgesinnten austausche. Du solltest es versuchen und du wirst sehen wieviel Spaß es macht.
Mit freundlichen Grüßen
Manuel

Moin Manuel,

danke für die schnelle Antwort.
Ich bin im Juni zu einem Charity-Turnier in Soltau eingeladen, das ich als „Nicht-Golfer“ bestreite (unter Anleitung 9-Loch).

Bin sehr gespannt.
Gruß
Erik

Servus,
warst du schon mal in USA spielen? Dort ist es egal wir du angezogen bist! Kannst sogar mit Badehose auf die Runde gehen. Natürlich nicht in jeden GC…aber dort gibt es viel mehr öffentliche Plätze als hier und auf diesen Plätze kannst du auch ohne Platzreife spielen!
Ich weiss jetzt nicht wie es auf Malle ist, aber es kann gut sein, dass dort die Etikette nicht beachtet wird.
Ich achte immer drauf und zieh mich immer so an, wie ein Golfer sich anziehen soll :wink:
LG luigi

hallo erik
danke, daß du mich als experten ausgewählt hast. gerne antworte ich auf deine frage zum thema etikette, die man nicht mit ja oder nein erwidern kann, sondern „sowohl als auch“. es gibt clubs, die legen noch sehr viel wert auf etikette zb sind dort jeans verboten, cappys dürfen nicht mit dem schild nach vorne getragen werden und andere vorschriften. kann man meist auf den internetseiten der clubs lessen. es gibt auch anlagen, da wird die jeans toleriert.
ich persönlich finde, daß die klamotten egal sind, solange sie in ordnung sind. also eine zerrissene jeans oder bei frauen ein spaghettiträger top mit besten einblick empfinde als nicht ok. oder männer mit offenen hemden. schon alles gesehen. viel wichtiger finde ich, daß die besucher einer golfanlage sich gegenseitig grüßen. hier im großraum münchen ist das nicht der fall, da gibts viele arroganzlinge, die meinen, sie müßten andere nicht grüßen, weil sie meinen, daß sie wohl was besseres sind. fällt oft bei anfängern auf.
elitesport golf - auch da gibts mindestens 2 ansichten. ich unterscheide zwischen sog. hobbygolfern, zu denen wohl die mehrheit gehört. dazu zählen auch diejenigen, die golf nur aus prestigegründen „spielen“ besser versuchen zu spielen sowie diese „nichtgrüßer“. und dann gibts die golfsportler und golfathleten, zu denen ich mich zähle. das sind leute, die den sport lieben und ganz natürliche typen sind. egal wie arm oder reich oder gebildet. denn beim golf lernt man (und frau auch übrigens !!! :smile:) demut. es zählt nur die leistung auf dem platz und nicht die klamotten oder der preis des equipements.
ich gehöre übrigens zu einer besonderen gruppe, den golfern mit einer körperlich sichtbaren behinderung, ich bin contergangeschädigt. habe bisher beim spielen auschliesslich positve erfahrungen gemacht mit den mitspielern, die oft erkennen, daß ich qualitativ besser bin. wie gesagt, außerhalb des platzes, also am parkplatz oder im trainingsbereich da meinen halt so schnößl, nicht grüßen zu müssen. welch überraschung, wenn sie dann später mit mir spielen „müssen“ und ihr hochmut dahinschmelzt.

mit sportlichen grüßen
heinz
deutscher meister 2008
vizeeuropameister 2006

Moin Luigi,

nee, ich spiele selber gar nicht. Fange das aber vielleicht mal an.
… und dann in den USA :smile:

Danke
Erik

Moin Heinz,

alle Achtung, ein Deutscher Meister, ich wusste ja, dass sich bei w-w-w Experten
rumtreiben, aber echte Meister :smile:

Vielen Dank für Deine schnelle Antwort.
Ja das habe ich mir gedacht, dass sich das ähnlich verhält beim Golfen, wie bspw.
beim Segeln, da kenne ich mich ein wenig besser aus, kann aber dasselbe berichten.

Gruß
Erik

Hola, Erik …

Kurz: Ist Golf noch Elitensport, oder einfach nur
teurer als Tennis?

Aus meiner Sicht ist Golf auf dem besten Wege zum Breitensport - Ausnahmen bestätigen die Regel.

Durchschnittliche Clubbeiträge in Deutschland liegen mittlerweile unterhalb einer Jahresmitgliedschaft in einem etwas besseren Sportstudio und deutlich unterhalb der Kosten für Sportarten wie Reiten oder Tauchen.

Die Versorgungsdichte mit Golfplätzen ist nahe an der Sättigungsgrenze (beinahe 800 Plätze in Deutschland) - rund um meinen Wohnort kann ich mittlerweile mehr als 80 Plätze spielen (150 km-Radius). Gefühlt ist das analog zu den Tennisplätzen hinter jedem Spritzenhaus der Freiwilligen Dorffeuerwehr.

Auch die Spieler sind entspannter geworden - z. B. im Bezug auf die Kleidung (wie von dir beobachtet). Das Entspanntsein wiederum hat nicht nur Vorteile - leider. Denn Golf ist auch ein Sport, den man beherschen sollte, bevor man ihn ausübt. Man kann nämlich diverse Sachen falsch machen und dabei den (immer noch äußerst kostspieligen) Platz, sich selbst oder andere schwer schädigen. Dies nehmen gerade Golfeinsteiger nicht mehr so genau wie früher - das bedauere ich und wünsche mir wieder etwas mehr Ernsthaftigkeit. (Ich plädiere z. B. dafür die Clubvorgaben wieder abzuschaffen bzw. wie ursprünglich vorgesehen auf den Heimtplatz zu beschränken.)

Golf hat Einzug in den Schul- und Unisport gefunden. Öffentliche Plätze sprießen aus dem Boden wie Pilze. Es ist viel in Bewegung und die Tage der „golfspielenden, hochnäsigen Snobs“ sind erfreulicherweise gezählt (wie gesagt: Ausnahmen bestätigen hier die Regel.)

Ich erwarte in den nächsten Jahren einen ähnlichen Effekt wie beim Tennis: War es in den 80er noch ein Zeichen von Wohlstand, dem örtlichen Tennisverein anzugehören, so kräht danach heute kein Hahn mehr. Gefühlt sind wir mit Golf dort, wo Tennis Mitte/Ende der 80er war und die Entwicklung wird meiner Einschätzung nach ähnlich wie beim Tennis verlaufen.

Golfen ist für mich der schönste Zeitvertreib der Welt und ich wünsche noch viel mehr Leuten, dass sie diese Erfahrung teilen können.

Gruß
Th.

PS1: Meine Beobachtungen beziehen sich auf Golfen in Deutschland. Golfreisende der ganzen Welt verbinden leider noch viel zu häufig das „alte Bild“ mit Golf. Nur so lassen sich auch die teilweise astronomischen Preise an den „touristischen“ Plätzen dieser Welt erklären, z. B. auf Mallorca.

PS2: Zu meiner Expertise: Ich spiele Golf auf sportlichem Niveau (Hcp 14) und ca. 40 vorgabenwirksame Turniere im Jahr.

Moin Thomas,

danke für die ausführliche Antwort!

Gruß - wieder in HH ;(
Erik

Hola, Ewald :wink:

Moin Thomas,

… denn wer mich Thomas nennt, der muss ein Glas Gewürzgurken auf ex trinken. =8-))

Gruß
Th(orsten)

hihi,
kommt davon, wenn man ViKas nur überfliegt. :wink:

gruß
ewald

Hallo Eric,
prinzipiell kann man diese Frage nicht mit ja oder nein beantworten. Ich beschränke mich mal auf Deutschland. Da Geiz geil sein soll und alle Beteiligten primär auf den Erlös schielen hat sich in den letzten 5 Jahren eine Menge im Golfsport geändert. Die sogenannte Etikette im Golf hat sich drastisch aufgelockert. Auch wird heute nicht mehr so streng auf eine Platzreife geschaut. Wer spielen möchte bekommt die Möglichkeit gegen Greenfeee dieses zu tun. Allerdings gibt es auch in Deutschland reichlich Golfclubs (meistens die die es sich finanziell erlauben können) die diesen Trend nicht mitmachen.
Ich hoffe, daß ich einigermassen die Frage beantwortet habe, wenn nicht, einfach nachfragen. Beste Grüße aus dem Ruhrgebiet Wolfgang

Hallo,
es gibt noch einige wenige Clubs in denen Golf noch ausschlieslich der Elite
vorbehalten ist, das kann man dann auch an der Kleidung sehen.
Jedoch wird es, gerade in D, immer lockerer was die Kleidung betrifft.
Die Etikette sollte trotzdem gewahrt bleiben.
Also Rücksicht auf andere, fair spielen, nur als Bsp.

Grüße
Julian, Golflehrer Azubi im Gc Heddesheim.

danke für Deine Antwort

Hallo,

also Golf hat sich vom einstigen Elitesport zu einem Breitensport entwickelt, was nicht zuletzt durch die vielen neu entstandenen Golfplätze zum Ausdruck kommt.

Allerdings gibt es (Gott sei Dank) noch immer eine „Golf-Etikette“, ein ungeschriebenes Gesetz wie man auf einem Golfplatz gekleidet zu sein bzw. sich zu benehmen hat.
So sind z.B. im Sommer kurze Hosen erlaubt, sie sollten aber die Knie bedecken („Bermudas“), T-Shirts sollten einen Kragen haben (kragenlose Shirts sind verpönt) etc.
Also lauter Dinge, die den Golfer vom Proleten unterscheiden sollen!

Das ist kein deutsches Phänomen sondern wird weltweit so gehandhabt (Details dazu gibt jeder Club gesondert bekannt, so sollte man z.B. im R&A Golf Club of St. Andrews seine Runden sicher nur in langer Hose drehen), wenngleich ich in Schottland auch schon Plätze gesehen habe, wo Golfer mit nacktem Oberkörper gespielt haben (!!!), das waren dann aber keine „Clubs“ sondern „Public Courses“ wo jedermann spielen kann.

Modische Golfkleidung gibt es in vielen Katalogen zu bewundern und zu bestellen.

Liebe Grüße,
Thomas

Danke Thomas,

„Also lauter Dinge, die den Golfer vom Proleten unterscheiden sollen!“ - fand ich
besonders gut!

E.

Sehr geehrter Herr Hauth,

vielen Dank für die Wahl eines Experten.
Zu Ihrer Frage. Ich halte den Golf Sport nicht mehr für so elitär, wie er noch vor ein paar Jahren betrachtet wurde, und wie mit ihm umgegangen worden ist. Es ist und bleibt heutzutage nach wie vor ein Luxus, in einen etablierten Golfclub einzutreten und Mitglied zu werden. Die finanziellen Mittel sollten durchaus gegeben sein, um sich den Luxus, aber auch Spass zu leisten, diesen Sport auszuüben. Sie müssen zu dem auch bedenken, dass Sie nicht, wie hingegen zum Fussballspielen, einfach nur den Ball in die Mitte legen müssen, und mit Jacken zwei Tore „basteln“ müssen, um den Sport Golf auszuüben.
In den vergangenen Jahren, auch durch die Popularität von Tiger Woods, ist der Golf Sport viel Volksnäher geworden. Die Zahl der öffentlichen Golfplätze und Driving Ranchen hat zugenommen, zu dem haben sehr viele junge Golfplätze ihre Tore aufgemacht, und laden Golfspieler und Golfinteressierte ein, den Sport zu geniessen oder ihn zu entdecken. Es ist heute viel einfacher geworden, dem Sport näher zu kommen! Die Etikette haben sich dennoch in den Jahren nicht unwesentlich geändert, und man ist im Golfsport dem Rahmen treu geblieben. Ob das die Kleidung ist, oder auch das Benehmen auf dem Platz und daneben beinhaltet. Das hat sich ja in den Jahren nach Becker und Graf, die einen wahren Tennis Boom in Deutschland eingeleitet haben, sehr geändert. Auch durch Tennis-Paradies-Vögel wie Andre Agassi oder Pat Cash, hat sich der Weiße Sport Tennis äußerlich doch sehr verändert!
Ich hoffe Ihren Fragen irgendwie gerecht geworden zu sein, und habe Ihnen die ein oder andere Frage aus meiner Sicht beantworten können. Sollte dennoch noch Interesse an meiner Meinung sein, scheuen Sie sich nicht mich wieder zu kontaktieren! Mit freundlichen Grüßen Christian P. Doetsch

Moin Herr Doetsch,

vielen Dank für Ihre Antwort.
Gruß
e.hauth

Hallo Erik,

meiner Meinung nach ist es kein elitärer Sport mehr. Wie Tennis vor 20 Jahren elitär gesehen wurde, so wird das nun auch mit Golf verbunden. Dass es eine „Kleiderordnung“ gibt (je nach Club mehr oder weniger streng…), empfinde ich nicht als unangenehm. Bei uns im Club sind auch Jeans erlaubt, solange sie „ordentlich“ sind. Auch sind alle Menschen gerne gesehen, solange sie sich an die Regeln halten. Und der Unsinn, dass man mindestens mit einem Porsche vorfahren muss, stellt sich auch nur als Vorurteil von denjenigen raus, die diesen Sport nicht kennen oder eben noch keine Berührung damit hatten. Ich empfehle Dir einen sg. Schnupperkurs in einem Club in Deiner Nähe. Die sind in der Regel sehr preiswert (man will ja neue Mitlieder gewinnen ::smile:) ) und Du kannst Dir selber ein Bild machen. Selber habe ich in unserem Club (ca. 800 Mitlieder) in der Regel sehr nette Leute kennen gelernt. „Idioten“ gibt es nun mal bei jeder Sportart und in fast jedem Betätigungsfeld, bei dem eben ein paar mehr Leute aufeinander treffen. Und wenn man sich dann auf einen geregelten Umgang miteinander berufen kann (auch Etikette genannt), empfinde ich dies eher als Vorteil.

Liebe Grüße