Na so unbedeutend kann er nicht gewesen sein - er hat ja ne
Menge Staub aufgewirbelt damals.
Tach Gernot,
Jesus war in der tat für seine Zeitgenossen vollkommen unbedeutend: Nicht einmal Flavius Josephus, der doch eine ganze Menge über die Zeit Jesu geschrieben hat und sogar Johannes den Täufer erwähnt, hat Jesu Erwähnung getan. Es gab eine ganze Reihe von Messiasprätendenten, die von Josephus genannt und charakterisiert werden; insofern war Jesus, wenn er denn als ein solcher Prätendent aufgetreten wäre, eine Randerscheinung, deren es zahlreiche, und immer erfolglose, gegeben hat.
Und meines Wissen waren die
führenden Köpfe der Juden nicht so sehr gut auf ihn zu
sprechen und haben seine Bestrafung gefordert.
Das ist die Darstellung der Evangelien; aber leider sind die als historische Quellen nicht sehr verläßlich und glaubwürdig, und was an historisch wirklich Richtigem in ihnen verborgen ist, erschließt sich erst nach langer philologischer, historischer, theologischer Analyse, kurz: erschließt sich erst der historisch-kritischen Theologie.
Alles in allem: die „führenden Köpfe der Juden“ haben ganz gewiß NICHT die Hinrichtung Jesu gefordert.
Unwichtig war
er da eher für die Römer - für die war er nur einer von vielen
Querulanten. So unwichtig, daß die ja sogar den Juden seine
Begnadigung anboten. Aber die wollten ja nicht, die
begandigden lieber irgendeinen Halunken.
Dies ist nun wieder einer der voreiligen Schlüsse der Leser, die die Berichte der Evangelien für die historische Wahrheit nehmen.
Weddig Fricke, Jurist, hat dazu ein Buch geschrieben: „Standrechtlich gekreuzigt“. Darin untersucht der den Prozeß Jesu und seine Begleitumstände als Jurist und kommt zu dem Ergebnis, daß Jesus von den Römern als politischer Aufrührer hingerichtet worden ist.
Sicher ist Jesus aus heutiger Sicht für das Judentum
theologisch ohne Bedeutung - die jüdische Lehre griff ja die
von ihm ausgehenden Impulse nicht auf und betrachtet ihn als
Abweichler.
Jesus hat in seiner Verkündigung, Lehre, Predigt nichts gesagt, was man nicht zur gleichen Zeit auch von anderen - Rabbinen, Schriftgelehrten, Pharisäern (von denen es übrigens sieben Gruppen gab) - gelehrt und gepredigt wurde. Das, was Jesus an wirklich Neuem brachte, hat auf einer Postkarte Platz. Die Juden haben ihn durchaus nicht als Abweichler betrachtet - er hat sich ja in allem vollkommen inmnerhalb des Judentums bewegt.
Aber erfahrungsgemäß sind ja gerade solche
Abweichler zu Lebzeiten immer sehr störend und unangenehm und
alles andere als unwichtig. Deshalb muß man sie ja bekämpfen
und mundtot machen und hat hinterher ne Menge Arbeit, sie
totzuschweigen.
Es mag ja sein, daß die Erfahrung solches lehrt; historisch treffend ist es darum nicht in jedem Falle.
Das angebliche Gegeneinander von Jesus und Juden ist eine Konstruktion, eine Konstruktion der Zeit, in der die messianische Jesus-Gemeinde die Juden als ihre Gegner ansah und von den Juden eben auch als Gegner angesehen wurde. Es ist dies die Zeit nach 70, nach der Zerstörung Jerusalems, als heftige Diskussionen geführt wurden um den richtigen Weg, den die Juden gehen sollten oder müßten, um ihr Volk, ihren Glauben, ihr Überleben zu gewährleisten. In diesen Diakussionen war die messianische Jesus-Gruppe eine Stimme, die sich dann freilich aus dem Judentum gelöst hat. Aber das ist eine andere, sehr lange Geschichte.
Gruß - Rolf