Ja, nein, 'sch weiß nisch

Hallo,

ich will mir nicht das perfekte Deutsch zuschreiben, frage mich zurzeit aber, warum ein sehr großer Teil der heutigen Jugend nicht mehr fähig ist, einige Wörter richtig auszusprechen bzw. ganze Sätze zu formulieren.

Nur 2 Beispiele:

  1. Ich wird als (i)sch ausgesprochen.

  2. Sätze werden ständig von ‚ja‘, ‚nein‘ ‚(i)sch weiß n(i)sch‘, ‚oder/und so‘, ‚irgendwie‘ etc. unterbrochen.

Tut der Kölner das unter 1. beschriebene, ist das verständlich, solange der Singsang hörbar ist. Allerdings ist Deutschland nicht ausschließlich von Kölnern bevölkert.
Zu 2. ist noch hinzuzufügen, dass die Betonung einzelner Wörter eines Satzes dermaßen wirr und stimmungsbezogen vorgenommen wird, wie es in einer normalen Unterhaltung nicht der Fall sein sollte.

Liegt das nun an der zunehmenden Verblödung unserer Gesellschaft oder am steigenden Anteil Jugendlicher mit Migrationshintergrund (die braune Keule kann hier gerne eingepackt bleiben) oder ist die Ursache ganz woanders zu finden?

Ich danke für konstruktive Beiträge!

  1. Ich wird als (i)sch ausgesprochen.

  2. Sätze werden ständig von ‚ja‘, ‚nein‘ ‚(i)sch weiß
    n(i)sch‘, ‚oder/und so‘, ‚irgendwie‘ etc. unterbrochen.

In Berlin höre ich sowas nur von der überwiegend offensichtlich migrantischen Unterschichtsjugend, sprich wenn ich mit solchen Leuten leider in der gleichen U-Bahn, Bus etc. sitze.

Hallo,

ich will mir nicht das perfekte Deutsch zuschreiben, frage
mich zurzeit aber, warum ein sehr großer Teil der heutigen
Jugend nicht mehr fähig ist, einige Wörter richtig
auszusprechen bzw. ganze Sätze zu formulieren.

Was heißt, nicht mehr fähig? War sie es denn je? (Antwort: nein, Jugendliche haben immer schon anders gesprochen als ihre Elterngeneration; erinner dich zurück).

Nur 2 Beispiele:

  1. Ich wird als (i)sch ausgesprochen.

Das kann einerseits dialektal bedingt sein. Du hast die Kölner erwähnt, doch es gibt ja noch mehr Dialekte, in denen der „ich“-Laut wie „sch“ gesprochen wird. Ich komme aus Sachsen, hier ist das ebenfalls der Fall.
Du meinst aber eher die „krassen“ Jugendlichen, die absichtlich mit ausländischem Akzent sprechen, in Hiphop-Musik und Rap hört man diese Aussprache auch öfter. Ich denke, das ist eine Art Soziolekt; die Jugendlichen wollen sich vom Rest abheben und entwickeln – wie sehr viele Gruppen – ihre eigene Sprechweise. Ich denke auch, dass die stark von Immigrantenaussprache geprägt ist.
Mit Verblödung unserer Gesellschaft (so’n Käse!) hat das nix zu tun, das ist eine Gruppenbildung, die’s immer schon gab. Zwar gab’s früher diese Gruppe der Hiphopper/Rapper/Checker/Assis nicht, dafür aber z.B. die Studenten, die ebenfalls ihre eigene „Sprache“ hatten. Nur als Beispiel. Es ist also völlig normal. Die allermeisten von ihnen sprechen im Erwachsenenalter nicht mehr so und legen irgendwann diese Art zu sprechen ab. Die meisten von ihnen können auch normal reden, sprechen aber untereinander ihren „Checker-Slang“ (sag ich mal).

  1. Sätze werden ständig von ‚ja‘, ‚nein‘ ‚(i)sch weiß
    n(i)sch‘, ‚oder/und so‘, ‚irgendwie‘ etc. unterbrochen.

…wie beim Rest der Bevölkerung, das ist ja völlig normal, ich weiß nicht , ob dir das nicht bei anderen auch irgendwie mal aufgefallen ist oder so , aber so redet eigentlich fast jeder, unabhängig von Schicht und Bildungsgrad. Im Schriftlichen würde man so nicht schreiben, aber man spricht ja auch nicht wie man schreibt. Die Schriftsprache ist ja nur ein vereinheitlichter Versuch, die gesprochene Sprache auf Papier zu bringen… ich weiß nicht, warum immer alle von der Schriftsprache als Standard ausgehen; Ausdrücke wie „ja“, „halt“, „und so“, „irgendwie“, „vielleicht“ sind in der Sprache ganz normal — vielleicht solltest du dich also eher fragen, warum sie im Schriftlichen nicht gebraucht werden… bzw. nur selten.
Die meisten dieser Wörter sind aber nicht sinnlos, sondern fügen dem Text zusätzliche Informationen hinzu, färben die Rede, zeigen das Verhältnis von Sprecher zur Aussage an oder im Fall von „oder so“ und „irgendwie“ schwächen sie die Aussage etwas ab, quasi als Schutzfunktion, damit man dem Sprecher nachher keinen Strick drehen kann. Es zeigt also an, dass er sich nicht ganz sicher ist. In der Linguistik nennt man sowas hedgewords (weiß nicht, ob im Deutschen „Heckenwörter“ benutzt wird).

Wörter eines Satzes dermaßen wirr und stimmungsbezogen
vorgenommen wird, wie es in einer normalen Unterhaltung nicht
der Fall sein sollte.

Das wirkt nur für dich so, weil diese Leute einen anderen Lekt sprechen. Für mich hört sich Singhalesisch oder Hindi auch immer nach komischem Rauf-und-Runter an, doch für die ist’s ganz normal. Jeder Dialekt hat seine eigene Betonung und Satzmelodie, so auch viele Soziolekte.

Liegt das nun an der zunehmenden Verblödung unserer
Gesellschaft

Das ist meiner Meinung nach ein Hirngespinnst derer, die sich gerne überheblich geben. Nein, eine Verblödung relativ gibt es meiner Meinung nach nicht, die Intelligenz der Bevölkerung ist meiner Meinung nach sogar gestiegen. Dumme Leute sind nichts neues, irgendein griechischer Philosoph hatte früher mal das gleiche geschrieben und sich über die Jugend von damals aufgeregt, wie die sprechen und sich geben und alles… es hat sich also seit 2000 Jahren oder länger nichts wesentlich geändert.

oder am steigenden Anteil Jugendlicher mit
Migrationshintergrund […]?

Ich denke, das ist vor allem der Auslöser für die veränderte Aussprache, aber kaum ein Grund für die allgemeine Existenz eines Soziolekts der Assis, Checker, Rapper und Hiphopper.

Viele Grüße,

  • André

@MOD - bitte löschen!

In Berlin höre ich sowas nur von der überwiegend
offensichtlich migrantischen Unterschichtsjugend, sprich wenn
ich mit solchen Leuten leider in der gleichen U-Bahn, Bus etc.
sitze.

Sag mal, gehts noch? Zieh’ doch nach Mallorca, da bist Du nur unter Deutschen.

Gruß,

Anja

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Hallo,

wieso denn?

Es dient doch der Lösungsfindung, wenn man das sprachliche Phänomen einer Sprechergruppe zuweist. Erst dann kann man doch ergründen, woher die Abweichung zur Standardsprache rührt. So könnte es in diesem Falle doch so sein, dass die Muttersprache verschiedene Phone nicht kennt - in diesem Falle das /ch/ (sorry, kein IPA). Der Sprecher hat aus diesem Grunde eben Schwierigkeiten damit.

Die gleiche Erklärung läßt sich ja auch heranziehen, um zu erklären, warum: ‚Se Tschörmänns‘ wenn sie ‚in Amerrika‘ sind ‚Wine‘ bestellen, statt ‚Uaein‘. Oder warum sie gerna auch mal von ‚San Schoßßee‘ nach ‚Barselona‘ fliegen.

MFG Cleaner

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Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Wer lesen kann ist klar im Vorteil.

Nach ‚kann‘ sollte ein Komma stehen.

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Anja,
Ich werde das nicht löschen, denn es liegt meiner Meinung nach kein Verstoß gegen irgendwas vor. Ich habe den Satz nicht fremdenfeindlich verstanden, so wie du, sondern eher in Bezug auf die „Unterschichtsjugend“. Und mit denen nicht in der U-Bahn zusammensitzen zu wollen, kann ich durchaus nachvollziehen, dabei ist ja die Herkunft völlig nebensächlich. Das ist, wie ich den Kommentar interpretiere, also lösche ich ihn auch nicht.

Wenn Kubi das anders sieht, kann er den Beitrag gerne entfernen, ich lege nicht unbedingt Wert darauf, dass er dableiben müsse.

  • André

In Berlin höre ich sowas nur von der überwiegend
offensichtlich migrantischen Unterschichtsjugend, sprich wenn
ich mit solchen Leuten leider in der gleichen U-Bahn, Bus etc.
sitze.

Sag mal, gehts noch? Zieh’ doch nach Mallorca, da bist Du nur
unter Deutschen.

Was ist dein Problem? Ich habe sachlich und ehrlich auf die Frage geantwortet.

Um meine Antwort mal zu erweitern…wenn ich mit dem Bus am Gymnasium Steglitz vorbei fahre und dort die Schüler einsteigen, dann höre ich von dieser komischen „sch“-Sprache in der Regel nichts - die Schüler können dort alle Deutsch.

Wie gesagt, es ist in der Regel eine sehr bestimmte Klientel die so spricht. Und das einfach zu sagen ist nicht rassistisch.

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Hallo,
anfangs habe ich es genauso wie AAdler gesehen und dachte auch, es sei fremdenfeindlich - eine Löschung durchaus berechtigt.
Aber nach nochmaligem Lesen sehe ich: „überwiegend“, es sind also nicht ausschließlich Jugendliche mit Migrationshintergrund gemeint (so verstehe ich es…).

Ich habe übrigens bis vor einigen Monaten auch gedacht, es könne an der Muttersprache liegen: es ist dann halt schwierig, „ch“ auszusprechen…

Aber leider hört man dieses isch-Gedöns immer mehr auch von deutschen Jugendlichen. Ich denke deshalb, dass das ge-ische eher einer Personengruppe zuzuordnen ist, wobei ich glaube, dass es ursprünglich schon so war, dass z.B. türkische Rapper isch gerappt haben… weil das ch schwierig auszusprechen ist… und andere dann meinten, sie seien obercool, wenn sei es nachmachen.

Ich glaube übrigens nicht, dass es mit Unter-, Ober-, Mittelschicht zu tun hat. Ich glaube, es hat mit der Zuordnung zu einem „Style“ zu tun. Egal, zu welcher Schicht man gehört.

Gruß
Shannon

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Hi André,

Ich werde das nicht löschen, denn es liegt meiner Meinung nach
kein Verstoß gegen irgendwas vor.

Wäre das Wort leider nicht gewesen, gäbe ich dir vollkommen recht.

Gruß,

Anja

Hi

Gut, dann lös ich hier mal das Knäuel auf:

Komm nach Essen und du wirst feststellen, dass auch Gymnasiasten gern mal lautstark in „Kanack-Speak“ loswettern, so unschön es auch sein mag.

lg
Kate

Servus,

Du meinst aber eher die „krassen“ Jugendlichen, die
absichtlich mit ausländischem Akzent sprechen… Ich :denke, das ist eine Art Soziolekt;

der mittlerweile sogar einen Namen hat, der mich vor einigen Jahren noch auf die poco-Barrikaden gebracht hätte:

„Kanak-Sprach“ oder „Kanakisch“

Unter diesem Stichwort findest man Wörterbücher, Märchen und Dissertationen, wer diese Sprache warum spricht. Mittlerweile scheint sie weder „migrationshintergrundbedingt“ (*g*) zu sein, noch ist sie auf einer „Schichtenskala“ zu finden.

Es ist einefach eine Jugendsprache, ist eine Jugendsprache, ist eine Jugendsprache…*lächel*

Zu meiner Zeit fanden die meisten Eltern es völlig unmöglich, dass ihre Kinder bei allen Gelegenheiten kaugummikauend okeeeejj und schuuure bäbi sagten:smile:

Gruß, jenny

Hi

Die „Kanak-Sprach“ unter diesem Ausdruck, ist eine Erfindung von Erkan & Stefan (Komikerduo), so viel Respekt muss mal sein :wink:
Damals war es eine Persiflage… heute sprechen „alle“ so. 12 Jahre machen wirklich viel aus.

lg
Kate

Liegt das nun an der zunehmenden Verblödung unserer
Gesellschaft oder am steigenden Anteil Jugendlicher mit
Migrationshintergrund (die braune Keule kann hier gerne
eingepackt bleiben) oder ist die Ursache ganz woanders zu
finden?

Ja.

Grüße Bellawa.

Servus,

Die „Kanak-Sprach“ unter diesem Ausdruck, ist eine Erfindung
von Erkan & Stefan

da bin ich bei meinen „Recherchen“ nach isch auch draufgekommen - Ehre, wem Ehre gebührt.

12 Jahre machen wirklich viel aus.

Und wie! Ich erinnere mich noch gut, als das Fernsehen die Wohnzimmer „eroberte“ und man plötzlich auf der Straße abgewandelte Werbsprüche hörte, die dann in die Alltagssprache eingingen, oder Kultserien, die sprachlich bis heute nachwirken, ohne dass wir noch wissen, woher das kommt.

Der Einfluss der - nennen wir es mal - Außenwelt auf die Sprache war immer gegeben, und die Jugend springt halt schneller drauf an.

Ich find nix Schlimmes daran, wenn sich mein K.u.K. „wienerischböhmischfranzösischbayrischungarischjiddischivrititalienischdeutscher - Wortschatz“ noch um ein paar Jugend- und sonstige Sprachen erweitert:smile:

Lieben Gruß, jenny

Liegt das nun […] oder am […] oder […]?

Ja.

Um mal wieder von der Politik und Soziologie zur Sprache zurückzukehren: Interessant ist es, eine Frage mit drei Teilfragen pauschal mit „Ja“ zu beantworten, insbesondere wenn die dritte alle von den ersten beiden nicht abgedeckten Möglichkeiten umfasst.

Aber ich glaube, du hast das mit Absicht gemacht.

Amüsiert,

Bombabil2

Aber ich glaube, du hast das mit Absicht gemacht.

Ja, das nennt man Humor. :smile:

Meiner Meinung nach sind alle drei Möglichkeiten zutreffend.

Grüße Bellawa.

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Hey EC,

auch wir hatten in Volksschule und danach auf der Penne und anschliessend in der Verbindung eine immer jeweils andere, aber den „Philistern“ immer völlig abnorm und jenseits vom Bildungsideal vorkommende spezielle Ausdrucksweise - also eine Gruppensprache, die die gewünschte Zugehörigkeit zu einer solchen und das Abheben von allen sonstigen dokumentierte.

Im späteren „richtigen“ Leben kommt bei mir dann noch die Waidmannssprache hinzu (die, in der Gruppe auf die Spitze getrieben, den Nichtjäger an der intellektuellen Reife der Tischrunde zweifeln lässt) und die berufsspezifische Sprechweise im Kollegenkreis.

Und interessanterweise verfallen meine ehemaligen Schulkollegen und ich (so sie noch unter uns weilen) bei gelegentlichen Zusammentreffen in der seinerzeitigen Gruppe noch heute sehr schnell in den damals üblichen spezifischen Gruppensprech…

Herzliche Grüsse

Helmut

Quatsch.

Die Phantasiefiguren „Erkan und Stefan“ haben nichts erfunden, sondern lediglich die Unterschichtssprache der türkischen Jugendlichen vermarktet.

@Die Klage am Landgericht München scheiterte mit der Begründung, dass niemand ein ‚Monopol auf die Vermarktung der Umgangssprache türkischer Jugendlicher‘ für sich beanspruchen könne.

http://www.monstersandcritics.de/archiv/people.php/J…