Guten Tag,
ich hab mal ne Frage bezüglich einer Formulierung in einer Biologie Schulaufgabe (wobei das Fach für die Frage völlig egal ist )
Wenn man sagt
„Es ist bekannt, dass die Eltern je homozygot langhaarig und homozygot schwarz sind.“ (Es ist bekannt dass es sich um nur 1 Elternpaar handelt)
Wird daraus ersichtlich, dass gemeint ist, dass ein Elternteil langhaarig und das andere schwarz ist oder kann man auch davon ausgehen, dass die Eltern als ganzes, sprich beide Elternteile BEIDES sind ?
Bitte teilt mir auch mit wie sicher ihr seid was die rein sprachliche Korrektheit dieses Satzes angeht.
Wird daraus ersichtlich, dass gemeint ist, dass ein Elternteil
langhaarig und das andere schwarz ist oder kann man auch davon
ausgehen, dass die Eltern als ganzes, sprich beide Elternteile
BEIDES sind ?
Hallo!
Also sowohl was mein Sprachgefühl als auch meine Erinnerungen an Bio angeht, bin ich der Meinung, dass beide Elternteile schwarz und langhaarig sind - 1) sonst kann man ja schlecht eine so eine Kreuzngstabelle machen und 2) sagt „je“, dass sich das Nachfolgende (homozygot schwarz und homozygot langhaarig) auf beide Eltern bezieht.
Grüße,
Thorid
Danke für die Antwort!
Nunja genau so haben ich und die Mehrheit des Kurses auch gedacht.
Gemeint ist aber leider, dass ein Elternteil homozygot langhaarig und das andere homozygot schwarz (oder sowas in der Art) ist.
Hat uns unser Lehrer dann auch irgendwann mitten in der Prüfung mitgeteilt, nur hatten da die meisten diese Aufgabe leider schon bearbeitet und das überarbeiten hat so viel Zeit gekostet, dass man den Rest ohne längeres nachdenken einfach mal hinschmieren musste.
Nachdem die Prüfung (warum wohl) nun ziemlich schlecht ausgefallen ist, unser Lehrer aber immer noch drauf beharrt, dass nicht die Aufgabenstellung hier ziemlich grenzwertig bis falsch ist, sondern man an uns ganz gut sieht warum Deutschland bei Pisa so schlecht abschneidet will ich dem ganzen jetzt doch mal etwas genauer nachgehen…
Gruß
wildschwein
Moin, wildschwein,
vielleicht hilft aufdröseln und eindeutschen:
Es ist bekannt, dass die Eltern reinerbig langhaarig und reinerbig schwarz sind.
Ich stelle fest: „reinerbig“ kommt doppelt vor, der Sinn der Verdoppelung erschließt sich mir nicht. Erst recht nicht, wenn das „je“ wieder eingebaut wird:
Es ist bekannt, dass die Eltern je reinerbig langhaarig und reinerbig schwarz sind.
Das mag einem dichterischen Freiheitsdrang Genüge tun, in einem fachlichen Text haben solche Ungetüme nichts verloren. Wenn der Autor meint, dass einer reinerbig langhaarig, der andere reinerbig schwarz ist, dann muss er das wohl oder übel sagen.
Das „je“ steht für „jeder (von denen)“, ganz gewiss aber nicht für „der dies, der andere jenes“.
Gruß Ralf
Hi,
danke auch für diese Antwort.
Würde sich an der Bedeutung etwas verändern oder verdeutlicht werden wenn nicht „je“ sondern „jeweils“ verwendet werden würde ?
Bin mir da nicht 100%ig sicher, auch wenn ich denke, dass es „je“ war.
Werde mir am Donnerstag jedenfalls nochmal ne Angabe geben lassen, gegebenfalls den Deutschlehrer meines Vertrauens befragen und dann schaun ob mein Biolehrer seinen Fehler selbst zugibt oder ich mich an „höhere Instanzen“ wenden muss^^.
lg
Wildschwein
Hallo Bastian,
je und jeweils bedeuten dasselbe. Nun stell Dir vor (in Analogie zum Beispielsatz), ein Vater sagt zu seinen Söhnen: „Ich gebe euch beiden je(weils) einen Euro.“ Dann hat der eine Sohn einen Euro, der andere auch. „Ich gebe euch je einen Euro und 50 Cent“, dann hat auch ein Sohn €1,50 und der andere ebenfalls. Wie könnte sich der Vater behelfen, wenn er einem Sohn einen Euro und dem anderen 50 Cent geben möchte, aber nur einen Hauptsatz dafür verwenden will? „Ich gebe euch einen Euro beziehungsweise 50 Cent.“ Nun ist klar, dass jeder der Söhne was anderes kriegt.
Im Prüfungssatz ist die Sachlage also eindeutig: Das eine Elter ist homozygot langhaarig und homozygot schwarz, und das andere ebenfalls. Leider wäre auch die Konstruktion mit „beziehungsweise“ kein sprachlicher Ausweg gewesen, da man dann denken könnte, es handele sich um zwei unabhängige Aufgaben (wobei dies in dem Fall eher unwahrscheinlich ist, also wäre eine falsche Bearbeitung dann schon eher ein Fehler des Schülers).
Und, ebenso leider, machen sich die meisten Lehrer, Lehrbuchautoren usw. nicht allzuviele Gedanken über die sprachlich eindeutige Formulierung, allenfalls noch im Deutschunterricht. Ob Euer Lehrer die Meinung dieses Forums als Autoritätsbeweis anerkennen wird, ist mehr als fraglich; aber vielleicht bekommt ihr ja einen Deutschlehrer auf Eure Seite, das sollte sicherer sein. Im Recht seid ihr allemal.
Liebe Grüße,
Immo
Hi, Wildschwein,
Würde sich an der Bedeutung etwas verändern oder verdeutlicht
werden wenn nicht „je“ sondern „jeweils“ verwendet werden
würde ?
das wäre der gleiche Käse in Grün.
Gruß Ralf
Hallo,
Ralf, ich denke du hast den Satz komplett missverstanden. Ich finde die Aufgabenstellung nicht nur eindeutig, sondern eigentlich sogar unmissverständlich. Dass das „homozygot/reinerbig“ bei beiden Attributen steht, ist nicht zwingend notwendig, aber trägt zum Verständnis bei. Stünde nur „homozygot langhaarig und schwarz“, könnte man sich fragen, ob der jeweils andere nun rein- oder mischerbig schwarz ist.
Das „je“ ist im Satz auch nicht ohne Grund dort; „je“ ist kurz für „jeweils“ und zeigt, dass sich die folgenden Attribute jeweils auf ein Elternteil beziehen. Da ist also eine® langhaarig und der/die andere schwarz.
Also nichts mit Ungetüm. Der Satz ist gut, so wie er ist. Gerade wissenschaftliche Sätze scheinen für Laien ja oft ungetüm, müssen aber auch Mehrdeutigkeiten vermeiden. Daher geht’s oft nicht anders, wenn man exakt sein will.
Sehr viel anders oder klarer hätte man den Satz eigentlich nicht formulieren können.
Gruß,
- André
„Ich gebe euch je einen Euro und 50 Cent“, dann
hat auch ein Sohn €1,50 und der andere ebenfalls.
Hallo,
Ich sehe das anders. In deinem Beispiel ist man versucht, „einen Euro und 50 Cent“ als Einheit zu betrachten, also gleich als 1,50 €, während „homozygot langhaarig und homozygot schwarz“ nicht unbedingt als Einheit aufzufassen ist. Anders als in meinem Kommentar weiter unten sehe ich aber nun die Mehrdeutigkeit ein, auch wenn ich die Lesart mit den ‚gleichförmigen‘ Elternteilen relativ unsinnig und wenig natürlich finde.
Besser passt ein Vergleichssatz wie: „Ich gebe euch je ein rotes Auto und ein rotes Motorrad.“ — den Satz würde ich auch so verstehen, dass der eine das eine bekommt, und der andere das andere.
Eindeutig wäre gewesen: „…von denen eine® homozygot langhaarig und der/die andere homozygot schwarz“ ist.
Grüße,
- André
Moin, André,
Sehr viel anders oder klarer hätte man den Satz eigentlich
nicht formulieren können.
das mag der Sprachwissenschaftler so sehen. Ich habe 20 Jahre lang (für gutes Geld) Texte daraufhin abgeklopft, ob beide Parteien das meinen, was sie da unterschreiben. Erst im Konfliktfall erweist sich, wie dumpf scheinbar klare Texte sein können.
Gruß Ralf
„Ich gebe euch je einen Euro und 50 Cent“, dann
hat auch ein Sohn €1,50 und der andere ebenfalls.Hallo,
Ich sehe das anders. In deinem Beispiel ist man versucht,
„einen Euro und 50 Cent“ als Einheit zu betrachten, also
gleich als 1,50 €, während „homozygot langhaarig und homozygot
schwarz“ nicht unbedingt als Einheit aufzufassen ist.
Gut, mein Beispiel mag vielleicht schlecht gewählt sein. Aber gerade das je(weils) drückt doch aus, dass beide dasselbe abbekommen, nur dafür ist die Präposition gut. Leider hab ich gerade keinen Duden zur Hand, weshalb ich Dir überlassen muss, die exakte Definition von je(weils) nachzuschlagen. Das einzige, das ich spontan im Netz finde, ist ein Deutsch-Englisch-Wörterbuch, und dort steht:
jeweils:
each time, every time;
each, every one.
(http://www.mydict.com/Wort/jeweils/)
Der Satz wäre also zu übersetzen mit: The parents are each homozygous long-haired and homozygous black. (Wobei ich immer noch nicht verstanden habe, ob es sich um schwarzhaarige oder dunkelhäutige Menschen handelt.) Und in diesem englischen Satz finde ich es genauso eindeutig wie im entsprechenden deutschen. Mehrdeutig würde es erst, wenn das je nicht dastünde.
auch wenn ich die Lesart mit den
‚gleichförmigen‘ Elternteilen relativ unsinnig und wenig
natürlich finde.
Beide Lesarten finde ich gleichermaßen unsinnig und habe auch keine Idee, wie die Aufgabe zu lösen war; denn bei Homozygotie ändert sich ja bei den Nachkommen überhaupt nichts; wenn ich aber von nur einem Elternteil den Genotyp bezüglich eines Merkmals, vom anderen nicht einmal den Phänotyp kenne, dann kann ich doch gar nichts aussagen, allenfalls kann ich eine (recht aufwändige) Fallunterscheidung machen, die auch dann nicht komplizierter wäre, wenn der Genotyp beider Eltern unbekannt wäre.
Besser passt ein Vergleichssatz wie: „Ich gebe euch je ein
rotes Auto und ein rotes Motorrad.“ — den Satz würde ich auch
so verstehen, dass der eine das eine bekommt, und der andere
das andere.
Und ich würde ihn so verstehen, dass beide beides bekommen. Anders wäre es (fällt mir gerade auf), wenn das je an anderer Stelle im Satz stehen würde
Ich gebe je einem von euch ein rotes Auto und ein rotes Motorrad.
Aber diesen Satz finde ich unschön: Das und sollte durch beziehungsweise ersetzt werden.
Liebe Grüße,
Immo
Moin André,
ich glaube auch, daß du derjenige bist, der den Satz falsch versteht. „Je“ bedeutet soviel wie „alle Erwähnten“ - und damit verstehe ich diesen Satz
„Ich gebe euch je ein
rotes Auto und ein rotes Motorrad.“
so wie Vokietis und drampeldier - nämlich jeder bekommt beides.
Gruß
Kubi
Hallo,
ich finde es ja sehr interessant, dass es hier jetzt doch auch jemanden gibt, die den Satz so wie er ist, genauso qualitativ hochwertig und unmissverständlich findet wie mein Lehrer. Dennoch würde ich mit meinem Sprachgefühl immer noch nicht im entfernteten auf die Idee kommen das „je“ hier als etwas anderes als „alle von den folgenden…“ zu deuten und bin sehr froh, dass die Mehrzahl der Leute hier den Satz auch eher so versteht.
Jedenfalls bin ich sehr gespannt was das am Donnerstag ergibt wenn ich den Lehrer damit konfrontiere und was gewisse Deutschlehrer dazu meinen werden.
Ich denke jedoch auf jeden Fall mit einem einfachen „beziehungsweise“ oder sowas hätte man sich da viel Ärger für alle ersparen können.
lg
Bastian
Hallo,
da hier schon über die gesamte Aufgabe spekuliert wird möcht ich mal versuchen diese ohne Angabe ausm Kopf noch grob zusammenzubekommen.
Also es handelt sich nicht um Menschen sondern um irgendeine Hundeart . Die F1-Generation war phänotypisch angegeben und von der F2 ein Zahlenverhältnis zu den Phänotypen. Zu den Eltern dieser F1-Hunde gabs eben die strittige Angabe dass sie „je homozygot schwarz und homozygot langhaarig seien“…
An sich nicht schwer, wenn die Formulierung anders gewesen wäre.
Moin, Wildschwein,
„je homozygot schwarz und homozygot langhaarig seien“…
da kann letztlich nur der Autor helfen - wer versucht, in einem Fachtext mit literarischen Schnörkeln zu glänzen, darf sich nicht wundern, wenn die Leser hineinlesen, was sie gerade mögen. Vielleicht kommt es aber auch gar nicht darauf an
Gruß Ralf
Naja, ich denke nicht, dass hier irgendwer versucht hat, literarische Schnörkel einzubauen. Der Satz ist anscheinend wirklich etwas blöd gewählt, das liegt aber vielleicht eher an mangelndem Aufpassen des Lehrers. Sonst klingt er auf Anhieb ja völlig normal.
Grüße,
- André
Bei längerem Nachdenken bin ich mir jetzt auch nicht mehr so sicher, ob man ihn wirklich nur wie er geplant war verstehen könnte… für mich war’s klar, aber ich sehe nun ein, dass er mehrdeutig ist.
Grüße,
- André
Viele Grüsse an Deinen Lehrer:
Dein Bio-Lehrer hat wohl beim Abi Deutsch abgewählt.
Kein Winder, dass bei solchen Fachidioten Deutschland so schlecht bei den PISA-Studien abschneidet.
Grüsse
Dina