Jeder ist seines Glückes Schmied

Hallo,

… behauptet ein altes Sprichwort.

Ich meine, dass Das nicht zutreffen kann, weil die Startbedingungen und Förderungsmöglichkeiten nicht für jeden gleich sind, wie z.B.:

  • unterschiedliche Begabungen
  • unterschiedliche Unterstützung materieller Art
  • unterschiedliche Unterstützung ideeller Art

Was meint ihr dazu?

Gruß
karin
P.S. Wer findet, dass dieser Artikel nicht in das Philosophie-Brett passt, wende sich bitte sofort an den Moderator dieses Brettes!

Hallo Karin

  • unterschiedliche Begabungen
  • unterschiedliche Unterstützung materieller Art
  • unterschiedliche Unterstützung ideeller Art

Tja, wenn Glück nur von diesen Bedingungen abhängen würde, dann wäre die Welt wohl noch ungerechter als sie schon ist, oder?
Aber das Glück ist eine filigrane Angelegenheit und lässt sich schwer rational erfassen und einpassen.
Gruß,
Branden

Hallo, Branden

  • unterschiedliche Begabungen
  • unterschiedliche Unterstützung materieller Art
  • unterschiedliche Unterstützung ideeller Art

Tja, wenn Glück nur von diesen Bedingungen abhängen würde,
dann wäre die Welt wohl noch ungerechter als sie schon ist,
oder?

im Prinzip hast Du schon recht.
Aber hängt „das Schmieden“ des Glückes nicht auch von äusseren Faktoren ab?

Aber das Glück ist eine filigrane Angelegenheit und lässt sich
schwer rational erfassen und einpassen.

Was ist Glück?

Gruß
karin

Hallo Karin,

ich denke, das Sprichwot ist nur eine Variante des Spruchs von Edison:
Genie ist zu 10 % Inspiration und zu 90 % Transpiration

Oder noch ne Variante:
Von nichts kommt nicht

Oder in Prosa
Wer nichts tut, kann nicht erwarten, daß er etwas erhält.

Obs philosophisch ist, sei mal dahingestellt :wink:

Gandalf

Hi Karin

Aber hängt „das Schmieden“ des Glückes nicht auch von äusseren
Faktoren ab?

Auch, ja. Aber im Laufe des Lebens vielleicht auch zunehmend von inneren.
Zuegegben, auch zunehmend von äußeren. Einem älteren Menschen fällt Armut schwerer als einem Kind, denke ich mal.

Was ist Glück?

Ich neige dazu, das Glück ähnlich zu definieren wie die WHO die Gesundheit definiert, also ein Zustand vonobjektivem UND subjektivem Wohlbefinden.
Gruß,
Branden

Hallo Gandalf,
nach langem mal wieder :smile:

Oder in Prosa
Wer nichts tut, kann nicht erwarten, daß er etwas erhält.

Richtig. Aber, ob jemand etwas tut, hängt von Faktoren ab, die außerhalb seiner Wahlmöglichkeiten stehen (Charakter, Erfahrungen, Mentalität, Umgang etc.) Und insofern steht sein Glück nicht in seiner Macht. Je nachdem, wo wir die Ursachenkette beginnen, stimmt das Sprichwort oder nicht.

Gruß, Tychi

Hallo, Tychi,
(wer wäre befugter über Glück, Zufall, Schicksal zu philosophieren als jemand, der sich den Nicknamen τυχη gibt)

Der Spruch ist alt, Sallust führt ihn auf Appius Clasudius, den Konsul des Jahres 307 v.Chr zurück: „…quod in carminibus Appius ait, fabrum esse suae quemque fortunae.“ ("… was Appius der Legende nach sagt, dass jeder seines Glückes Schmied sei")

Letztendlich wird doch wohl „Glück“ sein, eine Gelegenheit zu erkennen und aus ihr Nutzbringendes zu formen. Und dies wird nicht abhängig vom Intellekt sein. Im Gegenteil, Intellekt scheint dem intuitiven Ergreifen der vom Leben - vom Schicksal, vom Zufall, vom Glück - gebotenen Chancen eher im Wege zu stehen.

Stellen nicht die meisten, die ein Leben lang dem Glück hinterher rannten, am Ende fest, dass sie es gar nicht erkannten, als es am Wegesrand stand?

Der tumbe Tor „Hans im Glück“ hingegen konnte aus jeder Begegnung Glück gewinnen, auch wenn sie aus rein materialistischer Sicht noch so unvorteilhaft für ihn zu sein schien.

Glück ist also wohl doch einfach das, was Du aus den Gegebenheiten machst, was Du aus dem herumliegenden Material schmiedest.

Viel Glück
Eckard

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Hallo, Tychi,
(wer wäre befugter über Glück, Zufall, Schicksal zu
philosophieren als jemand, der sich den Nicknamen
τυχη gibt)

Das dachte ich auch, als ich mich entschloss, mich zu äußern :smile:

Letztendlich wird doch wohl „Glück“ sein, eine Gelegenheit zu
erkennen und aus ihr Nutzbringendes zu formen. Und dies wird
nicht abhängig vom Intellekt sein. Im Gegenteil, Intellekt
scheint dem intuitiven Ergreifen der vom Leben - vom
Schicksal, vom Zufall, vom Glück - gebotenen Chancen eher im
Wege zu stehen.

Falls das ein kleiner Einspruch zu meiner Bemerkung sein soll, dann wehre ich ihn ab. Denn wenn ich den Charakter etc. als Ursache ausmache, dann meine ich keineswegs, dass ein hoher Intellekt dem Glück förderlich oder abträglich sei. Ich will nur sagen, dass die persönliche grundsätzliche Disposition geeignet sein müsse, um das Glück durch rechte Gedanken und rechtes Tun herbeizuführen. Ein hoher Intellekt ist vielleicht gerade, wie du auch andeutest, nicht geeignet (was ich, trotz aller Bescheidenheit, teilweise aus eigener Erfahrung bestätigen kann/muss).

Stellen nicht die meisten, die ein Leben lang dem Glück
hinterher rannten, am Ende fest, dass sie es gar nicht
erkannten, als es am Wegesrand stand?

Ja, aber diese Rückschau ist erstens verklärt und geschieht zweitens mit Ansichten, Wissen und Gefühlen, die man damals, als man das Glück am Wegesrand übersah, nicht hatte. Der, der die Rückschau hält und Reue verspürt, ist ein anderer Mensch, als jener, der er einst war als er das Glück woanders suchte.

Der tumbe Tor „Hans im Glück“ hingegen konnte aus jeder
Begegnung Glück gewinnen, auch wenn sie aus rein
materialistischer Sicht noch so unvorteilhaft für ihn zu sein
schien.

Glück ist also wohl doch einfach das, was Du aus den
Gegebenheiten machst, was Du aus dem herumliegenden Material
schmiedest.

Präziser: was Du aus dem herumliegenden Material
schmieden kannst.

Vielleicht habe ich in den nächsten Tagen einmal Zeit, einen längeren Artikel zum Glück zu verfassen.

Viele Grüße, Tychi

Hallo Tychi,

Richtig. Aber, ob jemand etwas tut, hängt von Faktoren ab, die
außerhalb seiner Wahlmöglichkeiten stehen (Charakter,
Erfahrungen, Mentalität, Umgang etc.)

Da muß ich widersprechen. Was jemand tut, hängt sicherlich von den von dir genannten Faktoren ab, aber nicht, daß überhaupt etwas getan wird.

Ralph

Hallo Ralph

Da muß ich widersprechen. Was jemand tut, hängt sicherlich von
den von dir genannten Faktoren ab, aber nicht, daß überhaupt
etwas getan wird.

Das hängt nämlich wovon ab?

Gruß, Tychi

Hallo Tychi,

Aber, ob jemand etwas tut, hängt von Faktoren ab, die
außerhalb seiner Wahlmöglichkeiten stehen (Charakter,
Erfahrungen, Mentalität, Umgang etc.)

???
Ich stamme aus einem kleinbürgerlichen Umfeld und bin der erste der Familie, der es zu ‚akademischen Weihen‘ gebracht hat. Gegen den Willen meines Vaters.
Also hätte ich mich meiner Bestimmng ergeben können, einen ‚anständigen‘ Beruf zu erlernen und damit glücklich zu sein.
Aber ich hab mich entschieden zu studieren.

All Deine Vorgaben der Unmöglichkeit (Charakter,
Erfahrungen, Mentalität, Umgang) sind keine unumstürzlichen Gegebenheiten sondern änderbar.
Wenn man es will!

Gandalf

1 Like

Hallo Tychi,

Aber, ob jemand etwas tut, hängt von Faktoren ab, die
außerhalb seiner Wahlmöglichkeiten stehen (Charakter,
Erfahrungen, Mentalität, Umgang etc.)

???
Ich stamme aus einem kleinbürgerlichen Umfeld und bin der
erste der Familie, der es zu ‚akademischen Weihen‘ gebracht
hat. Gegen den Willen meines Vaters.
Also hätte ich mich meiner Bestimmng ergeben können, einen
‚anständigen‘ Beruf zu erlernen und damit glücklich zu sein.
Aber ich hab mich entschieden zu studieren.

All Deine Vorgaben der Unmöglichkeit (Charakter,
Erfahrungen, Mentalität, Umgang) sind keine unumstürzlichen
Gegebenheiten sondern änderbar.
Wenn man es will!

Oh Gandalf, da denkst du zu kurz.
Du beschreibst dein früheres Umfeld und ziehst daraus die Schlussfolgerung (S1), wie dein Charakter (im weitesten Sinne) sein müsste. Nun ist er aber anders. Also glaubst du, dass das Umfeld deinen Charakter nicht determiniere (S2). Ich aber sage, dass S1 und damit auch S2 falsch sei.
Die Vergangenheit determiniert dich viel subtiler und viel weniger offensichtlich als du glaubst. Und mit Vergangenheit meine ich nicht nur Elternhaus, sondern auch deine Gene (genetische Vergangenheit), deine Freunde, die Schlüsselerlebnisse und auch viele Zufälle.
Welcher Charakter aus welchem Elternhaus hervorgeht, lässt sich nicht sagen. Aus demselben Elternhaus entstehen ja manchmal ganz unterschiedliche Menschen, wie z.B. ganz verschiedene Brüder. Es wäre aber ein Irrtum, behaupte ich, zu glauben, dass das Elternhaus keinen wesentlichen Einfluss auf deinen Charakter und damit auf all deine Entscheidungen, Wünsche und Gefühle habe. Das Elternhaus ist einer von vielen oben schon genannten Einflüssen.

Dieses „Wenn man es will“, ist natürlich völlig richtig, aber wenn man es NICHT will, was macht man dann? Ob Wille vorhanden ist oder nicht, liegt genausowenig in unserer Hand wie ob Intelligenz, Stärke, Mut, Angst, Schüchternheit, Linkshändigkeit, Homosexualität, Humor, Ehrlichkeit oder Fleiß vorhanden sind. Wenn man sich all diese Dinge aussucheh oder bei Vorhandensein oder Abwesenheit leicht korrigieren könnte, dann wären wir doch alle willensstark, mutig, intelligent und fleißig. Oder nicht?

Deine Bestimmung war es eben nicht, dem Willen deines Vater zu folgen, sondern zu studieren. Und dieser Bestimmung bist du gefolgt. Das nenne ich determiniertes Verhalten.

Viele Grüße, Tychi

P.s.
Ich bitte jeden um Entschuldigung, den es nervt, dass jede meiner Wortmeldung in diesem Brett, so sporadisch sie auch geworden sind, auf eine Diskussion um den freien Willen hinauslaufen. Das hatte ich diesmal wirklich nicht vor, aber irgendwie basieren so viele Themen auf dieser fundamentalen Frage. Ich bin mir auch bewusst, dass ich da einen recht radikalen Standpunkt einnehme, der sich weder beweisen noch widerlegen lässt.

Hallo Tychi,

da sind wir wieder mal bei der (Grundsatz)diskussion, ob es einen freien Willen gibt oder nicht.
Ich gehöre zur Fraktion derer, die einen freien Willen unterstellen.
Determinismus läßt sich zu leicht als Gottesbeweis missbrauchen.

Oh Gandalf, da denkst du zu kurz.

Denke ich nicht, daß ich das tue.

Du beschreibst dein früheres Umfeld und ziehst daraus die
Schlussfolgerung (S1), wie dein Charakter (im weitesten Sinne)
sein müsste. Nun ist er aber anders. Also glaubst du, dass das
Umfeld deinen Charakter nicht determiniere (S2). Ich aber
sage, dass S1 und damit auch S2 falsch sei.

Das ist eine recht schwache Begründung.

und auch viele Zufälle.

Zufälle gehen aber nicht mit Determinismus zusammen.

Es wäre aber ein Irrtum, behaupte ich, zu
glauben, dass das Elternhaus keinen wesentlichen Einfluss auf
deinen Charakter und damit auf all deine Entscheidungen,
Wünsche und Gefühle habe. Das Elternhaus ist einer von vielen
oben schon genannten Einflüssen.

Ich habe (und werde) nicht behauptet, daß ich vom Elternhaus unbeeinflusst bin, das auf keinen Fall. Dazu bin ich zu sehr der Abklatsch meines Vater, nicht in allenm aber in vielen Aspekten.

Dieses „Wenn man es will“, ist natürlich völlig richtig, aber
wenn man es NICHT will, was macht man dann? Ob Wille vorhanden
ist oder nicht, liegt genausowenig in unserer Hand wie ob
Intelligenz, Stärke, Mut, Angst, Schüchternheit,
Linkshändigkeit, Homosexualität, Humor, Ehrlichkeit oder Fleiß
vorhanden sind. Wenn man sich all diese Dinge aussucheh oder
bei Vorhandensein oder Abwesenheit leicht korrigieren könnte,
dann wären wir doch alle willensstark, mutig, intelligent und
fleißig. Oder nicht?

Hier vergleichst Du Äpfel mit Birnen.
Es gibt Eigenschaften, die sind (weit) variabler als andere.
Händigkeit und sexuelle Ausrichtung sind wohl weit weniger variabel als Eigenschaften wie Mut, Angst, Schüchternheit, Ehrlichkeit oder Fleiß.
Letztere kann man mit seinem Willen formen, die ersten kaum oder gar nicht. Wenn ich hetero bin, kann ich mich zwar dazu zwingen schwule Handlungen zu tätigen, aber schwul bin ich dann immer noch nicht.

Deine Bestimmung war es eben nicht, dem Willen deines Vater zu
folgen, sondern zu studieren. Und dieser Bestimmung bist du
gefolgt. Das nenne ich determiniertes Verhalten.

Das nenn ich (tschuldigung) Geschwafel.
Ich habe mich bewust (mit meinem Willen) gegen den Willen meines Vaters gewand und bin nicht von einer Bestimmung getragen worden.

Aber wenn Du an die Determiniertheit der Welt glaubst, dann kann ich Dir das kaum ausreden, genauso wenig, wie Du mir meinen freien Willwn ausreden kannst :wink:

Gandalf

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Das hängt nämlich wovon ab?

Davon, daß man den inneren Schweinehund überwindet.

Ralph

Das hängt nämlich wovon ab?

Davon, daß man den inneren Schweinehund überwindet.

Und das wiederum?
Ralph, du musst nicht antworten. Ich habe Diskussionen zu diesem Thema schon öfter in diesem Forum geführt. Immer mit dem Ergebnis, dass sich mein argloser Diskussionspartner argumentativ in die Enge getrieben fühlte, ohne dabei wirklich an Erkenntnis gewonnen zu haben. Und ich selbst bin dabei auch nicht schlauer geworden. Gandalf deutet das in seinem letzten Posting an, weshalb ich ihm darauf auch nicht antworte. Nicht, weil er oder sein Beitrag keiner Antwort wert wären, sondern weil wir das Thema schon zur Genüge behandelt haben und ich nicht wieder damit anfangen will.

Falls (!) es dich interessiert:
Hier findest du Links: http://www.wer-weiss-was.de/cgi-bin/forum/showarchiv…

Viele Grüße, Tychi

Ralph, du musst nicht antworten.

Woll, dann lassen wir das doch einfach und gehen ein Bierchen trinken:smile:)

Ralph

Glück ist also wohl doch einfach das, was Du aus den
Gegebenheiten machst, was Du aus dem herumliegenden Material
schmiedest.

Präziser: was Du aus dem herumliegenden Material
schmieden kannst.

Nein, Tychi,
nicht „kannst“!

Wichtig ist, dass Du schmiedest. Dass Du die Gelegenheit beim Schopf ergreifst und etwas daraus machst. Es ist nicht in erster Linie wichtig, ob etwas Schönes, Bedeutendes dabei heraus kommt. Es ist von Bedeutung, dass Du etwas unternimmst. Natürlich gehen soundso viele Versuche in die Binsen und stellen sich nicht als Glücksgriff heraus. Aber wenn Du den Versuch nicht gemacht hast, wirst Du es nie wissen und Du wirst die paar Male, wo Dir wirklich etwas Herausragendes gelungen wäre, auch versäumen.

„Das Glück“ gibt es meines Erachtens gar nicht. Aber es gibt viele kleine „Glückchen“, an denen wir oft achtlos vorüber gehen. Das Lachen eines Kindes, eine hübsche Blume am Wegesrand, das Lächeln eines vollkommen Fremden … all dies ist Glück. Klein und unscheinbar vielleicht, aber immerhin.

Gruß
Eckard

Hallo, Gandalf

Wer nichts tut, kann nicht erwarten, daß er etwas erhält.

und wie verhält es sich mit einem kleinen Kind im Irak, das nichts dafür kann, dass es von einer Bombe zerfetzt worden ist?

Der Tod dieses Kindes hing doch allein von äusseren Einflüssen ab, gegen die das Kind nichts machen konnte.

Zugegeben, das ist eine Extremvariante, aber der Spruch lautet:
„Jeder …“

Gruß
karin

Hallo, Eckard

Wichtig ist, dass Du schmiedest. Dass Du die
Gelegenheit beim Schopf ergreifst und etwas daraus machst.

wenn Du unter Depressionen leidest, bist Du dazu nicht in der Lage.

Gruß
karin