Hallo Tychi,
da sind wir wieder mal bei der (Grundsatz)diskussion, ob es einen freien Willen gibt oder nicht.
Ich gehöre zur Fraktion derer, die einen freien Willen unterstellen.
Determinismus läßt sich zu leicht als Gottesbeweis missbrauchen.
Oh Gandalf, da denkst du zu kurz.
Denke ich nicht, daß ich das tue.
Du beschreibst dein früheres Umfeld und ziehst daraus die
Schlussfolgerung (S1), wie dein Charakter (im weitesten Sinne)
sein müsste. Nun ist er aber anders. Also glaubst du, dass das
Umfeld deinen Charakter nicht determiniere (S2). Ich aber
sage, dass S1 und damit auch S2 falsch sei.
Das ist eine recht schwache Begründung.
und auch viele Zufälle.
Zufälle gehen aber nicht mit Determinismus zusammen.
Es wäre aber ein Irrtum, behaupte ich, zu
glauben, dass das Elternhaus keinen wesentlichen Einfluss auf
deinen Charakter und damit auf all deine Entscheidungen,
Wünsche und Gefühle habe. Das Elternhaus ist einer von vielen
oben schon genannten Einflüssen.
Ich habe (und werde) nicht behauptet, daß ich vom Elternhaus unbeeinflusst bin, das auf keinen Fall. Dazu bin ich zu sehr der Abklatsch meines Vater, nicht in allenm aber in vielen Aspekten.
Dieses „Wenn man es will“, ist natürlich völlig richtig, aber
wenn man es NICHT will, was macht man dann? Ob Wille vorhanden
ist oder nicht, liegt genausowenig in unserer Hand wie ob
Intelligenz, Stärke, Mut, Angst, Schüchternheit,
Linkshändigkeit, Homosexualität, Humor, Ehrlichkeit oder Fleiß
vorhanden sind. Wenn man sich all diese Dinge aussucheh oder
bei Vorhandensein oder Abwesenheit leicht korrigieren könnte,
dann wären wir doch alle willensstark, mutig, intelligent und
fleißig. Oder nicht?
Hier vergleichst Du Äpfel mit Birnen.
Es gibt Eigenschaften, die sind (weit) variabler als andere.
Händigkeit und sexuelle Ausrichtung sind wohl weit weniger variabel als Eigenschaften wie Mut, Angst, Schüchternheit, Ehrlichkeit oder Fleiß.
Letztere kann man mit seinem Willen formen, die ersten kaum oder gar nicht. Wenn ich hetero bin, kann ich mich zwar dazu zwingen schwule Handlungen zu tätigen, aber schwul bin ich dann immer noch nicht.
Deine Bestimmung war es eben nicht, dem Willen deines Vater zu
folgen, sondern zu studieren. Und dieser Bestimmung bist du
gefolgt. Das nenne ich determiniertes Verhalten.
Das nenn ich (tschuldigung) Geschwafel.
Ich habe mich bewust (mit meinem Willen) gegen den Willen meines Vaters gewand und bin nicht von einer Bestimmung getragen worden.
Aber wenn Du an die Determiniertheit der Welt glaubst, dann kann ich Dir das kaum ausreden, genauso wenig, wie Du mir meinen freien Willwn ausreden kannst 
Gandalf