Jim knopf und andere möhren

kolumbus
mohrenapotheke
pippi langstrumpf
onkel tom und seine hütte
mohrenstraße

wohin soll die reise gehen?

schleifen wir morgen auch gedenkstätte dachau, um geschichte generell zu eliminieren? der logik einer generellen geschichtsklitterung folgend?

oder beugen wir uns einer linksradikalen überzeugungsideologie?
frankfurt, stuttgart, hamburg…

pasquino

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Verzeihung, haben Sie das auch in sinnvoll und zusammenhängend?

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Du hast etwas Grundsätzliches nicht verstanden, aber ich bin froh, dass du hierher gekommen bist, um etwas gegen dein Unwissen zu tun. Gerne erkläre ich dir, warum dein Vergleich mehr hinkt als Goebbels.

Es geht bei der ganzen Diskussion keineswegs darum die Geschichte umzuschreiben oder gar zu eliminieren. Es geht vielmehr darum, Fehler der Vergangenheit auszuräumen. Es gibt drei völlig unterschiedliche Dinge, die du hier durcheinander wirfst:

  1. Mahnmale oder eine Gedenkstätten dient der Mahnung und der Erinnerung. Sie sollen dafür helfen bestimmte Ereignisse im kollektiven Gedächtnis zu behalten und fungieren als Fokuspunkt für Betroffene.

  2. Ein Denkmal dient der Verehrung. Das also in den USA bestimmte Denkmäler verschwinden geschieht aus dem gleichen Grund aus dem in Deutschland seinerzeit die Hitler-Statuen verschwanden. Manche Menschen sind nicht so verehrungswürdig wie man seinerzeit annahm. Die Geschichte ändert sich damit nicht. Sie bleibt in Büchern und Museen erhalten.

  3. Straßennamen wie die Mohrenstraße oder auch die Verwendung des Wortes „Neger“ in Pippi Langstrumpf sind Relikte aus der Vergangenheit. Sie entstammen aus einer Zeit, in der man die Bewohner des südlichen Afrika nicht für richtige Menschen hielt. Aus heutiger Sicht würde man solche Namen und Bezeichnungen nicht mehr wählen und daher entscheidet man sich für angemessenere Alternativen.

In kurz:

Die Änderung von Bezeichnungen ändern nicht die Geschichte, aber vielleicht die Gesellschaft. Die Zerstörung von Denkmalen von schlechten Menschen, ändert nicht die Geschichte, verhindert aber die Verehrung durch die ewig Gestrigen und Gedenkstätten dienen dem Gedenken um Lehren aus der Vergangenheit ziehen zu können.

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Hallo,

Geschichte ist keine absolute Wissenschaft. Gedenken im positiven wie im negativen Sinne geschieht stets aus dem jeweiligen Bewusstsein heraus. Die Geschichte mag aus festen Ereignissen in der Vergangenheit bestehen. Die Deutung und die Bedeutung in der Gegenwart wird durch die jeweilige gesellschaftliche Situation in der Gegenwart geprägt.

Und ja, das kann am Ende auch bedeuten, dass in der Zukunft Gedenkstätten geschliffen werden, die heute für uns eine immense Bedeutung haben. Ja, auch ein Abriss von Dachau, dem Denkmal für die ermordeten Juden in Deutschland und vielen anderen scheint mir zumindest denkbar - auch wenn ich hoffe, dass diese Zukunft nicht kommt.

Links, rechts, oben, unten, weiß, schwarz, Monotheismus, Multitheismus … in jeder Ideologie findet man Momente, die andere Ideologien grundsätzlich ablehnen. Eine gute Mischung scheint mir der beste Weg - eine möglichst gemäßigte Einstellung, die auf Akzeptanz beruht.

Ja, auch mit dieser Einstellung wird man irgendwann geschichtliche Ereignisse neu einordnen. Das war so, das ist so und das wird so bleiben.

Ja, nein, vielleicht. Was willst Du damit sagen?

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Klasse Spruch, werde ich in meinen privaten Wortschatz einfügen

Zur obigen Frage:
Wenn die Mohrenstraße in Dunkelpigmentstraße umbenannt wird, fände ich das zum brüllen komisch. Wenn sie aber in Lindenweg oder dergleichen umbenannt wird, fände ich das völlig normal. Die Hauptstraße in meinem Geburtsort hieß auch mal „Adolf Hitler Straße“. Hätte man das so lassen sollen? Nein.
Bei zeitgenössischen Medien und Literatur sieht das meines Erachtens anders aus. Die haben so zu bleiben wie sie sind. Eltern und die Gesellschaft sollten in der Lage sein, dies aus der gegebenen Distanz und mit einem Blick auf die Zeit, in der sie produziert worden zu betrachten, zu bewerten und das der folgenden Generation nahe zu bringen.
Gruß

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Darüber haben wir in meinem Umfeld ziemlich lange diskutiert und sind zu keiner so richtig klaren Lösung gekommen.

Es ist eindeutig so, dass es für die Geschichte, die da erzählt wird keinerlei Unterschied macht ob man von „Neger“ oder „Südseeinsulanern“ spricht. Es geht nicht um das Wort. Man tut dem Ganzen literarisch also keinerlei Abbruch, wenn man das Wort ersetzt. Vor allem, weil wir wissen, dass Astrid Lindgren das sehr wahrscheinlich selber ändern würde, wenn sie noch leben würde (Wie es beispielsweise Michael Ende mit China/Mandala).

Tatsächlich kann man eben leider nicht erwarten, das Kinder die verwendeten Begriffe korrekt einordnen. Ein Kind, wird das einfach lesen und die Verwendung des Begriffes gar nicht weiter registrieren und für völlig normal halten. Im Idealfall kann ein Erwachsener darauf hinweisen, dass es da ein Problem gibt, aber bei der Vehemenz, mit der diese Debatte geführt wird, könnte es eben so gut sein, dass der Erwachsene gar nicht versteht, warum die Begrifflichkeiten ein Problem sind.

Kurzgesagt:

Wären die Bücher heute nur als historische Literatur im Umlauf gäbe es kein Problem. Aber als unkommentierte Kinderbücher sind sie problematisch und daher spreche ich mich ausdrücklich für die Änderungen aus - wobei auch ein entsprechendes Vorwort zur Einordnung ohne Änderungen einen möglichen Kompromiss darstellen könnte.

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Das sieht für mich nach einer sehr guten Lösung aus

Hallo,
na hoffentlich kommen nicht mal irgendwann wieder die „Braunen“ ans Ruder, dann geht alles wieder von vorne los und unsere Kinder oder Kindeskinder müssen dann ihren Kindern wieder erklären, warum der „Schokoladenschaumkuss“ auf einmal wieder „Mohrenkopf“ heißt.

Gruss
Czauderna

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vor allem fällt mir dabei Wilhelm Busch ein. Er und sein Werk gehören wohl ohne Disskussion zur deutschen Literatur, aber in seinen Geschichten findet sich haufenweise Antisemetismus und Dunkelpigmentierterfeindlichkeit. Mit einem Entsprechenden Vorwort versehen, kann man gerne zugänglich lassen.
Gruß

oder er um Fehlunterpetitionen der Gegenwart zu bestätigen. Denn der Mohr ist kein negativer begriff wie viele heute denken. Er ist Positiv belegt (gewesen)

Nicht umsonst ziert er Wappen, Firmenlogos, sind ihn Kirchen geweiht uvm.

Es spielt doch keine Rolle, ob der Begriff „positiv“ belegt war!

Der Mohr war eine Kuriosität, ein Gegenstand des Interesses aber vor allem war er kein menschliches Wesen! Das schwarze Menschen Wappen zieren oder Logos bilden (z.b. der Sarotti-Mohr) stammt aus einer Zeit in der man sich auch nichts dabei dachte, indigene Völker in Zoos auszustellen.

Der schwarze Mensch war für den Europäer damals ein stolzer Krieger, der sich im Dschungel behauptet - durchaus positive Attribute, aber gleichzeitig war er eben auch ein primitiver, ungebildeter Wilder.

Deswegen ist dein Argument mit der positiven Belegung einigermaßen absurd.

klar, deswegen war er auch schon im Mittelalter ein Heiliger.

Das was sie meinen mit der Völkerschau war mal eine Zeitlang leider populär, das ist richtig, aber viele traditionellen die mit dem Mohren zu tun haben sind deutlich älter - und positiv.

Worauf ich hinaus will: Es ist wirklich egal ob das Bild negativ oder positiv ist. Beide Bilder beruhen auf Rassismus. Der klassische Sarotti-Mohr trug die typische Kleidung eines Dieners bzw. Sklaven. Dachte sich keiner was bei, macht die Sache aber nicht gut.

Das ist doch lächerlich. Ein Sklave trug doch eher Ketten.
Die Klamotten werden beim türkischen Beschneidungsritual Sünnet immer noch gern getragen

Lächerlich ist eher, dass du hier ständig dein historisches Unwissen zum Besten gibst…

Hier ein Bild des Sklaven Angelo Soliman aus dem 18. Jahrhundert in Wien:


Nach seinem Tod wurde er übrigens ausgestopft und im Lendenschurz im k. k. Hof-Naturalienkabinett ausgestellt.

Sklaverei gab es in vielen Formen und nicht alle waren äußerlich klar ersichtlich (siehe auch house negros in den USA).

Ein Blick in Wikipedia hilft auch:

Der prächtig ausstaffierte und livrierte Kammermohr diente dem Herrscher, kirchlichen Würdenträgern oder wohlhabenden Kaufleuten als exotisches Prestigeobjekt und Statussymbol. Er sollte den Reichtum und Luxus des eigenen Hauses zur Schau stellen. Vor allem versinnbildlichte der Kammerdiener aber die weltweiten Fernhandels- und Machtbeziehungen seines Eigentümers.

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Wenn du deinen verlinkten Beitrag gelesen hättest, wüsstest du, dass das Heilige Römische Reich den Rechtsstatus des Sklaven nicht kannte.
Und ein Diener ist wohl schon etwas anderes als ein Sklave:
Zähle mal, wieviele Sklaven z.B. des Islamischen Staates in Brokatstoffe gehüllt und auf Kupferstichen verewigt wurden.

Aber nur, weil Sklaven keine Personen waren, sondern eine Sache.
Natürlich gab es jede Menge Sklaven im römischen Reich.
Das heraus zu finden ist unschwer.
Auch hier gelingt Dir natürlich der kurvenreiche Weg zum Islam.

Aber ich dachte, der IS hat es nicht so mit Kunst?

Für so eine Info brauche ich eigentlich keinen Wikiartikel. Aber wenn du schon einen Satz als Argument hernimmst, solltest du ihn auch verstehen:

Offiziell kannte das Heilige Römische Reich den Rechtsstatus des Sklaven nicht, weshalb der Historiker Michael Zeuske die Kammermohren als „Sklaven ohne Sklaverei“ bezeichnet.

Merkste was?
Aber ein Blick auf die Sklaverei in Nordamerika würde schon reichen, um deinen Einwurf ad absurdum zu führen.

Du scheinst mir ein ziemlich verklärtes Bild der Sklaverei zu habe. Ein Sklave ist ein Sklave, auch wenn man es ihm äußerlich nicht ansehen mag. Die persönliche Freiheit ist das höchste Gut des Menschen und deine anhaltende Verharmlosung hier ist ziemlich daneben.

Gemeint ist das Heilige Römische Reich deutscher Nation. :wink:

Nein, hat er auch nicht. Meine Frage war ironisch. Natürlich hat der IS keine Kupferstiche von Sklaven angefertigt:


Die Autoren des Islamischen Staates erläutern, dass es muslimischen Männern „erlaubt“ sei, Gefangene zu versklaven und sexuell auszubeuten. Sklavinnen, auch minderjährige und vorpubertäre Mädchen, dürften verkauft, gehandelt und verschenkt werden.

Erlaubt ist dies aus der Sicht des IS, weil die Opfer „ungläubig” sind. Nach dieser Auffassung sind „Ungläubige” alle Menschen, die nicht dem sunnitischen Islam angehören. Dabei wird unterschieden in „anerkannte” Nichtmuslime, insbesondere Juden, Christen und Zoroastrier. Ihnen werden unter verschiedenen Auflagen begrenzt Rechte “gewährt”. Atheisten, Buddhisten, Jesiden, Bahá’í, Polytheisten, Animisten oder auch Anhänger neuerer Religionen haben nach dieser Rechtsauffassung noch nicht einmal ein Existenzrecht. Sie dürften sogar straflos getötet werden.

Frohe Ostern!
rakete

„Kammermohren“ hatten in Europa auch -wenn auch nur kleine- Karrierechancen, was gegen einen Status echter Sklaverei spricht:


1705 kaufte der Gesandte Peters des Großen in Konstantinopel einen afrikanischen Jungen, der am Zarenhof Karriere machen sollte: Unter dem Namen Abraham Petrowitsch Hannibal stieg er vom Pagen bis zum General auf. Das Patenkind von Zar Peter heiratete eine Adlige; einer seiner Urenkel war der Dichter Alexander Puschkin.

Freilich lebten sie in einem goldenen Käfig und galten, obwohl es in Deutschland rechtlich keine Sklaven gab, als Eigentum ihrer adligen Arbeitgeber. Einige Fürsten – war es aufrichtige Sympathie oder sahen sie es als zivilisatorisches Experiment? – eröffneten ihren Bediensteten erstklassige Bildungschancen.
So war etwa der später berühmte Afrikaner Anton Wilhelm Amo, als Kind versklavt, ein »Geschenk« der Niederländisch-Westindischen Compagnie an den Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Wolfenbüttel. Der humanistisch geprägte Hof schickte ihn zum Studium an mehrere Universitäten. Neben Deutsch lernte der hochbegabte Afrikaner Französisch, Griechisch, Hebräisch, Niederländisch sowie Latein. In dieser Sprache verteidigte er 1729 an der Universität Halle seine Streitschrift über die »Rechtsstellung der Mohren in Europa«.
Amo wurde Magister der Philosophie und hielt Vorlesungen an der Universität Wittenberg. Dort promovierte er mit einer Dissertation »Über die Empfindungslosigkeit des menschlichen Geistes«. Die akademische Karriere des schwarzen Philosophen endete indes mit dem Tod seiner Mentoren. Amo bekam keine ordentliche Professur und verließ Deutschland, nachdem er wegen eines abgewiesenen Heiratsantrags an eine deutsche Frau öffentlich verspottet wurde. Zurück in seiner afrikanischen Heimat im heutigen Ghana soll Amo als Einsiedler gelebt haben und 1784 gestorben sein.
Heute erinnert eine Statue vor der Universität Halle an den vom Diener zum Philosophen und Dozenten aufgestiegenen Afrikaner.