Hallo,
im Zusammenhang mit dem Judasevangelium und der Überlegung, ob das Ding wahr sein könnte, bin ich auf eine gemeine Fage gestoßen, auf die ich keine Antwort weiß:
Wenn das Ding nämlich wahr wäre - dann hätte Jesus seine Kreuzigung förmlich selbst proziert. Dann häte er am Kreuz sterben WOLLEN.
Nun kann man das mit einem Schuklterzucken abtun und damit kontern, daß er ja im Vertrauen auf Gott um seine Auferstehung wußte - der Tot als solches also keine große Bedeutung hatte für ihn.
Das aber stellt die Frage, was ein Opfertot wert ist, wenn das Opfer weiß, daß ihm eigentlich nicht viel passieren kann. Es rückt die ganze Angelegenheit in die Nähe eines Taschenspielertricks für geistig Minderbemittelte - großer Schauwert ohne Inhalt und das kann es ja wohl nicht sein.
Nur - ist das Judasevanglium falsch, dann öndert das genau genommen auch nicht viel an der Sache.
Denn nach seinen eigenen Worten beim Abendmahl wußte er ja vorher um den Verrat. Und am Kreuz sterben mußte er ja sowieso - sonst wäre die ganze Geschichte irgendwie ja ein Muster ohne Wert gewesen.
Übrigens ändert das auch viele Bewertungen. Das Bild der Juden, die ihn gekreuzigt sehen wollten, von Pontus Pilatus, der oihn verurteilte und auch von Judas ändert sich ganz automatisch, wenn man deren Handeln als notwendig für die ganze Geschichte betrachtet - denn ohne Verrat und Verurteilung gibt es keine Kreuzigung und ohne Kreuzigung keinen für uns gestorbenen Jesus.
Also was nun? Besteigt er das Kreuz im Vertrauen auf Gott und mit dem Wissen, daß ihm letztlich nicht viel passiern kann, dann ist das Opfer kein Opfer. Tut er es ohne dieses Wissen, dann ist es theologisch als Glaubensbeweis wertlos.
Ich komme da ehrlich gesagt einfach nicht raus.
Normalerweise stellt sich die Frage ja nicht - man kommt ja nie auf den Gedanken, zu fragen, was wäre wenn… Aber wenn man das hinterfragt - dann wird es offenbar sehr sehr eng.
Gernot Geyer