Du bist da ganz ordentlich auf dem Holzweg
Hallo
mir scheint, Du verwechselst „jüdisch sein“ mit „Israeli
sein“.
OK, das ist dann halt der alte Unterschied zwischen sein und scheinen.
Auch Menschen in Deutschland oder in Amerika oder anderen
Ländern, die zum Judentum übertreten, bekommen vor Ort eine
Konversionsurkunde, so wie etwa jemand, der Konfirmation hatte
o.ä. darüber ein Dokument bekommt.
Genau so verstehe ich das auch, ja.
In diesem Konversionsdokument, das nun dort ausgestellt wurde,
wo die Konversion stattfand (Deutschland, Frankreich …)
steht, daß die Person XY nun zum jüdischen Volk gehört. Da
steht nicht, er oder sie sei der jüdischen
Religionsgemeinschaft beigetreten.
Schön, schön. Dann muss es wohl ein jüdisches Volk geben, wenn es doch Leute gibt, die Papiere ausstellen, auf denen steht, dass es ein jüdisches Volk gibt, gell?
Und da kollidiert überhaupt nichts mit deutschen oder
französischen Gesetzen, weil Staatsangehörigkeit wieder eine
andere Kategorie ist.
Von Staatsangehörigkeit rede ich auch nicht. Ich rede davon, dass Jude zu sein eine religiöse Kategorie ist und keine ethnische und keine nationale, es folglich auch kein jüdisches Volk geben kann, sondern nur eine jüdische Religionsgemeinschaft, der man entweder angehört, dann ist man Jude, oder man gehört ihr nicht an, dann ist man kein Jude.
Ebenso ist man entweder Israeli oder man ist es nicht. Um Israeli zu sein, bedarf es allerdings nicht des jüdischen Bekenntnisses. Und genau da liegt der Unterschied zwischen Staatsangehörigkeit und Bekenntnis.
Und übrigens gibt es in Deutschland für das, was man heute
„ethnische Minderheiten“ nennt, auch den Begriff
„Volksgruppen“. Von daher ist selbst das hierzulande gängige
Konzept von „Volk“ nicht so wie Du es zu beschreiben
versuchst.
Doch, Volksgruppen sind durch eine gemeinsame Sprache gekennzeichnet, genau das sagte ich - und dadurch zeichnen sich etwa die Sorben dieser Welt im Gegensatz zu den Juden dieser Welt aus.
Und da das Christentum sich ausschließlich als
Religionsgemeinschaft versteht und den Begriff „Volk Gottes“
eher in einem mystisch übertragenen Sinn verwendet, ist auch
mit Deine Idee bzgl. des Vatikans unrealistisch.
Du musst jetzt sehr stark sein, aber es ist völlig egal, ob es Juden gibt, die mit dem Judentum nicht nur die Vorstellung einer Religionsgemeinschaft, sondern auch die einer Volksgemeinschaft verbinden, denn es liegt nicht in der Deutungshoheit dieser Menschen, was in der heutigen deutschen Sprache „Volk“ bedeutet, nämlich etwas religiös völlig indifferentes, sprachlich jedoch sehr konkretes - und damit ist das „jüdische Volk“ eine Fiktion. Es liegt auch nicht in der Macht eines Pygmäen und eines Eskimos, sich zusammen zum Volk der Marsianer zu erklären, und die Anerkennung als Volksgruppe wird ihnen darum auch versagt bleiben.
Von daher erübrigt sich jede weitere Diskussion über Deine
Ausführungen, weil Du in Deiner Argumentation und in Deinen
Kategorien nicht trennscharf bist und von dem, worüber Du
schreibst nicht viel Ahnung hast…
Das ist ein Kompliment, das ich voll und ganz an dich zurückgebe.
Und die erwähnte „jüdische Vorzeigeblondine“ kenne ich nicht.
Das spricht auch nicht für deine Kenntnis jüdischer Geschichte in Deutschland.
Wenn Du in irgendeine jüdische Gemeinde / Synagoge kommst,
dann wirst Du Menschen sehr unterschiedlichen Aussehens
antreffen - auch Schwarze und Asiaten, weil es im Judentum die
Möglichkeit gibt von außen dazuzukommen.
Na sowas, kenne ich allerdings auch vom Christentum.
Es ist zwar kein
einfacher Weg, aber doch gibt es Menschen, die ihn attraktiv
für sich finden. Mit Missionierung von ursprünglichen Germanen
hat das nichts zu tun.
Ich habe nie behauptet, dass die Juden jemals aktiv Germanen missioniert hätten, sondern dass, deinem gegebenen Beispiel folgend, Germanen zum Judentum konvertiert sind. Liest du eigentlich auch ein bisschen das, was du anschließend kritisierst?
Und dass für Juden „alles gut“ war, wenn sie sich taufen
ließen, das widerlegt die Geschichte und zwar schon weit vor
dem Nationalsozialismus, was etwa am Beispiel der jüdischen
Salonieren in Berlin und vieler geschäftlich durchaus
erfolgreicher Juden zu sehen ist, die trotzdem nicht oder nur
sehr begrenzt Eingang und Zugang zur christlichen
Mehrheitsgesellschaft fanden. Da haben alle
Assimilierungsversuche nichts genutzt.
Zweifellos wird es Menschen gegeben haben, die sich zu manchen anderen Menschen vor wie nach deren Bekenntniswechsel gleich distanziert verhielten - man kann das allerdings ebenso als ein Zeichen dafür ansehen, dass es gerade nicht der Glaube war, der den Unterschied machte, sondern die Abneigung andere Ursachen hatte. Jedenfalls aber, und das galt bis zum Nationalsozialismus, musste ein Jude, der zum Christentum konvertiert war, in aller Regel nicht mehr um sein Leben fürchten. Und nicht mehr als das habe ich behauptet, egal was du mir hier alles noch in den Mund legst.
Gruß
smalbop