BS"D
ich habe eine Frage, an alle, die sich hier mit dem jüdischen
Glauben gut auskennen. Es geht mir um einige Bibelstellen im
AT, die, nach christlichem Verständnis auf die Dreifaltigkeit
hinweisen.
Was alleine aus jüdischer Sicht etwas ungewöhnlich, ja undenkbar erscheint, dass hier in verschlüsselter Form Hinweise auf ein Konzept vorhanden sein sollen, was allen anderen direkten Aussagen der Tora widerspricht.
Ich meine z. B. die Stelle, wo es sinngemäß heißt: „Und Gott
sprach: Lasst uns Menschen machen, die uns gleich sind…“ Das
klingt so, als spräche Gott von sich im Plural.
Hierbei handelt es sich um grammatikalische Formen des Hebräischen welche so entweder einen Entschluss ausdrücken oder aber eben nur der Plural der Majestät ist, welche auch ansonsten im Tanach bei königlichen Befehlen (S. Esra 4:18) verwendet wird (s.a.u.).
Steht das im jüdischen Tanach (oder Talmud? Ich verwechsel das
immer) naja, jedenfalls die jüdische Schrift, die in etwa dem AT
entspricht, steht es da auch so? Wenn ja, wie erklären sich
Juden diese Mehrzahl? Gibt es dafür eine Erklärung?
Du meinst die Tora (Bücher Mosche) welche im Tanach (ungef. AT) enthalten ist. Der Talmud enthält grosse Teile der mündlichen Lehre, welchen ebenso am Sinai dem jüdischen Volk gegeben wurde, aber lange Zeit nicht aufgeschrieben wurde, da diese von den Umständen abhängig ist.
Gibt es dafür eine Erklärung?
Die Mehrzahlform sieht man auch gleich am Anfang, wo erstmalig „Eloikim“ verwendet wird, was eine Mehrzahlform ist. Das es sich dabei aber um eine besondere Anrede von Herrschern handelt, sient man dann am Verb „bara“ welche in der Einzahl ist.
Raschi sagt dazu: „Die Herablassung des Heiligen, gelobt sei Er, lernen wir von hier; weil der Mensch den Engeln gleicht, könnten sie ihn beneiden, darum beriet Er sich mit ihnen. Auch wenn Er die Könige richtet, berät Er sich mit Seiner Umgebung; so finden wir bei Achab, dass Micha zu ihm sagte (1. Könige 22:19) ich schaute den Ewigen, auf dem Throne sitzend, und alles Heer des Himmels stand um Ihn zu Seiner Rechten und zu Seiner Linken. Gibt es denn rechts und links vor Ihm? Nur, die zu Rechten, das sind die Verteidiger, und die zur Linken, die Ankläger.“ usw.
Rabb. Hirsch sagt dazu: „Alle übrigen Geschöpfe werden nur mit ihrer Entstehung eingeführt, bei dem Menschen hält die Schöpfung inne und kundet der bereits geschaffenen Welt zuvor die Absicht an, einen „Menschen“, einen „Adam“ zu schaffen. Soll dieser „Adam“ doch als von G’tt eingesetzter Walter und Herrscher in die geschaffene Erdwelt eintreten. Es wird diese Welt auf den Eintritt ihres Herrn vorbereitet. In diesem Sinn dürfte auch der Plural „naase“ zu verstehen sein. Dem Pluralis majestatis, in welchem ein menschlicher Herrscher dem Volke seinen Willen kund tut, dürfte auch wohl ursprünglich die Anschaung zu Grunde liegen, dass der Herrscher hier nicht von dem Standpunkte seines individuellen Willens, seiner individuellen Interessen gebietet, sondern dass er sich nur im Zusammenhang mit seinem Volke begreift und nur aus dem Gesichtspunkt des Gesamtinteresses und des Gesamtheils Anordnungen und Bestimmungen trifft.“ (Der Pentateuch. Erster Teil: Die Genesis.) usw.
Eine andere Bibelstelle, die mir dazu einfällt, ist die
Geschichte, wo erzählt wird, dass der HERR bei Abraham Gast
ist. Und da heißt es, dass es drei Männer sind, die zu Abraham
kommen. Das kann man natürlich als Hinweis auf die
Dreifaltigkeit sehen. Wie verstehen Juden diese Stelle?
Hier kamen drei Engel zu Awraham. Es waren drei Engel weil jede Engel seine eigene Aufgabe hat und hier eben drei Aufgabenbereiche angefallen sind: 1. Awraham nach seiner Beschneidung besuchen und Lot vor der Zerstörung von Sodom warnen, 2. Sara ihr Kind ankündigen, 3. Sodom zerstören.
Das es sich hierbei um G’tt handeln könnte ist aus jüdischer Sicht völlig undenkbar, da er a) alles umfasst und sich darum nicht auf Menschen beschränken könnte und b) keine körperliche Erscheinung hat.
Ich hoffe, dass ich mit meinen Fragen, die, wie man wohl auch
merkt, einer sehr christlichen Prägung entspringen, niemandem
auf den Schlips trete.
Das kann ich nicht beantworten, aber mich selber stören sie nicht, da sie ja auch verständlich sind. Hier musst du aber auch sehen, dass die Tora ja vor Jesus bestand und noch länger seit der Idee der Dreifaltigkeit und G"ttlichkeit von Jesus. Letztere Idee widersprechen aber der Tora und somit erscheint es aus jüdischer Sicht etwas merkwürdig nun destotrotz nach Belegen zu suchen. Vor allem wenn man sieht, dass diese Belege von Menschen kamen, welche diese Idee ja auch fremd waren. Wie kann ein Mensch aber etwas sagen oder aufschreiben, von dem er nichts weiss?
Gruss,
Eli