Hallo Petra,
ab dem späten Mittelalter wurden - zumindest in den Städten - bereits Tauf- und Heiratsregister geführt. Dort konnte man nachschlagen bzw. nachschlagen lassen, wie es um die Vorfahren stand.
Für Juden war es durchaus möglich zu konvertieren, d. h. Christen zu werden. Diese wurden dann getauft, siehe Taufregister.
Männer wurden beschnitten, da hätte spätestens beim Tode des Betreffenden die Leichenfrau gemerkt, wen sie da für den Sarg fertig machte.
Juden hatten teilweise ganz andere Lebensgewohnheiten, wie z. B. Sabattruhe, Speisegebote bzw., die die Familie hätte ablegen und durch christliche Gewohnheiten austauschen müssen. Im Mittelalter wurde noch viel Latein gebetet, man musste zahllose Heilige nebst ihren Wundern und Feiertagen kennen. Christliche Kinder aus jüdischen Familien hätten dafür einen Lehrer gebraucht, das wäre aufgefallen.
Ich stelle es mir unmöglich für einen Menschen des Mittelalters vor, plötzlich Christ statt Jude zu sein. Selbst wenn man nach einer Judenverfolgung fliehen und anderswo neu anfangen wollte, ging dies, siehe oben kaum. Fremde wurden ohnehin ständig misstrauisch beäugt, diese wären von den Einheimischen sofort enttarnt worden, nicht unbedingt direkt als Juden, aber als solche, „mit denen etwas nicht stimmt“.
Mit dem christlichen Glaubensbekenntnis wurden die Betroffenen zu Christen, da spielte die Abstammung dann keine Rolle mehr. Lebte die Familie erst einmal christlich, konnte es durchaus sein, dass die jüdische Herkunft in Vergessenheit geriet. Dies aber erst in den kommenden Generationen, nicht bereits nach wenigen Jahrzehnten oder Jahren.
Liebe Grüße
Hagazussa