Jüdisches Gebet, in dem der Mann

… Gott dankt, dass er nicht als Frau geboren wurde.

Guten Tag,

gibt es das noch? Wir das noch gebetet?

Danke
Laika

Hallo auch!

gibt es das noch?

Ja.

Wir das noch gebetet?

Ja.

grüße Bellawa.

Hallo Laika
ja, das gehört zu den morgendlichen Brachot (Segenssprüchen). Allerdings gibt es hierüber oft Missverständnisse.
Im Judentum ist es so, dass nicht alle die gleichen Pflichten haben. Am meisten Mitzwot müssen die Männer erfüllen, dann kommen die Frauen (die von den zeitpunktgebundenen Mitzwot weitestgehend entbunden sind), dann kommen die Sklaven (auch wenn es die heute nicht mehr gibt) und dann die Nichtjuden (die nur die zehn noachidischen Gebote einhalten sollten).
Ein jüdischer Mann dankt G’tt morgens dafür, dass er so viele Mitzwot einhalten darf/muss.
Daher ist die Reihenfolge:

  1. … der mich nicht als Nichtjude erschaffen hat
  2. … der mich nicht als Sklave erschaffen hat
  3. … der mich nicht als Frau erschaffen hat.
    Frauen beten stattdessen
  4. … der mich nach Seinem Willen erschaffen hat.
    Gruß
    Fini

Noachidische Gebote
Sorry, ich meinte natürlich sieben, nicht zehn …

Hallo

… Gott dankt, dass er nicht als Frau geboren wurde.
gibt es das noch? Wir das noch gebetet?

Ja, dieser Segen ist immer noch Teil des morgendlichen Gebets und seit langem Anlass zu vielen Missverständnissen und Vorurteilen. Darum wurde es auch bei einigen liberalen Siddurim (Gebetsbüchern), Ordnungen angepasst bzw. die Stelle ganz weggelassen.

Es ist aber kein Dank, dafür nicht als Frau geboren worden zu sein, sondern ein Segen, eine Bracha, welche nicht unbedingt einem Dank, sondern mehr einer gegenseitigen Verpflichtung entspricht:

בָּרוּךְ אַתָּה ה’ אֱל’ינוּ מֶלֶךְ הָעולָם. שֶׁלּא עָשנִי אִשָּׁה

Hintergrund und Kontext dieses Segens ist, die nun antstehnden Verpflichtungen des Tages, welches für einen Juden mehr als für einen Nichtjuden, für einen Freien mehr als für einen Sklaven und für einen Mann mehr als für eine Frau sind.

Dieses mehr an Pflichten soll aber nicht als Last empfunden und gedacht werden und darum haben die Weisen hier diese Segen aufgenommen, dass vor der Verpflichtung dafür gedankt wird, dass man sie auf sich nimmt.

Gruss,
Eli

Hallo,

für einen Nichtjuden klingt das natürlich sehr, sehr seltsam. Gelesen hatte ich das in einem Buch von Alfred Grosser, „Die Früchte ihres Baumes - ein atheistischer Blick auf die Christen“. Grosser kennst Du sicher, er ist, bezeichnet sich selbst so, „jüdisch geborener Atheist“. Er hat kein Verständnis dafür, dass so etwas heute noch gebetet, gesagt wird.

Gruss
Laika

Hallo, Eli

Dieses mehr an Pflichten soll aber nicht als Last empfunden
und gedacht werden und darum haben die Weisen hier diese Segen
aufgenommen, dass vor der Verpflichtung dafür gedankt wird,
dass man sie auf sich nimmt.

soll das heissen, dass man „als Mann“ dafür dankt, dass man die Verantwortung für eine Frau auf sich nimmt?

Gruß
karin

soll das heissen, dass man „als Mann“ dafür dankt, dass man
die Verantwortung für eine Frau auf sich nimmt?

Nö, sowas steht in der Heiratsurkunde. :wink:

Der Dank, daß der jüdische freie Mann keine nichtjüdische Sklavin ist, ist so ähnlich, wie wenn ein Manager dafür dankt, daß er keine Putzfrau ist. Er hat mehr Aufgaben, darf mehr Verantwortung haben, muß mehr Pflichten erfüllen usw.

Man stelle sich vor, er sagte dies vor versammelter Belegschaft :smiley: Das würde überhaupt nicht wertend rüberkommen!

Grüße Bellawa (die keine patriarchal-archaischen Religionen mag)

Hallo,

Der Dank, daß der jüdische freie Mann keine nichtjüdische
Sklavin ist, ist so ähnlich, wie wenn ein Manager dafür dankt,
daß er keine Putzfrau ist. Er hat mehr Aufgaben, darf mehr
Verantwortung haben, muß mehr Pflichten erfüllen usw.

oder ist dies so gemeint wie es im NT Luk.18.11 getadelt wird ?
Solche überhebliche Haltung, auch im Gebet, scheint nicht so
unüblich gewesen zu sein.
Daß Jesus mit seiner Kritik sich damit auch Feinde gemacht hat ist
nicht verwunderlich.
Gruß VIKTOR

Solche überhebliche Haltung, auch im Gebet, scheint nicht so
unüblich gewesen zu sein.
Daß Jesus mit seiner Kritik sich damit auch Feinde gemacht hat
ist
nicht verwunderlich.

Hallo auch!

Du willst das Christentum gegen das Judentum ausspielen? Das Christentum als Erlösung vom überheblichen Judentum? Oh nein.

BEIDES sind gleichermaßen patriarchal durchzogene, archaische Ideologien, die die eigene Gruppe als die Wahrheitsgläubigen betrachtet und sich von anderen abgrenzen. Wobei beim Christentum noch erschwerend dazu kommt, daß es denkt, alle Menschen müßten genau so glauben wie sie (Mission). Die Juden lassen wenigstens die anderen in Ruhe und missionieren nur die eigenen Leute (was schlimm genug ist, wenn man betroffen ist).

Grüße Bellawa (ich diskriminiere keine Religion – ich mag die alle nicht.)

Hallo,

Solche überhebliche Haltung, auch im Gebet, scheint nicht so
unüblich gewesen zu sein.
Daß Jesus mit seiner Kritik sich damit auch Feinde gemacht hat
ist
nicht verwunderlich.

Du willst das Christentum gegen das Judentum ausspielen? Das
Christentum als Erlösung vom überheblichen Judentum?

Au weia.
Die Botschaft welche Jesus mit seinem Gleichnis einbrachte hat
mit Judentum und Christentum nichts zu tun sondern sie richtet sich
an die, welche auf der Suche nach der rechten Gesinnung waren (sind).
Es ging hier um das rechte beten.(hier Rechtfertigung vor Gott)
Daß die Juden ein (formuliertes)Gebet haben (hatten) welches diese
„Überheblichkeit“ vor Gott impliziert ist eben hier in der Frage
angesprochen.

Grüße Bellawa (ich diskriminiere keine Religion – ich mag die
alle nicht.)

Da Du damit keine Denkweise einer Religion nachvollziehen kannst
und auch nicht die Intension irgendetwas zu verstehen sind Deine
Beiträge dazu auch nicht geeignet irgendwas zum Verständnis einer
religionsbezogenen Frage beizutragen.
Nur „ich mag keine Religion“ - „mir sind alle zuwider“ !!
Hervorragend, solche Intelligenz und Kompetenz haut einem wirklich
vom Hocker.
Gruß VIKTOR

Hallo auch!

Im Gegensatz zur Gläubigkeit ist Religionskritik immerhin eine religionswissenschaftliche Tätigkeit, und somit folge ich dem Motto dieses Forums besser als du.

Im Präteritum formulierte Sätze wie

Die Botschaft welche Jesus mit seinem Gleichnis einbrachte […]

zeugen von deiner fehlenden Distanz zum Thema.

Da Du damit keine Denkweise einer Religion nachvollziehen kannst

Warum nicht? Wer kritisch ist, ist automatisch nicht dazu in der Lage, rationale Urteile zu fällen? (Ist es nicht eher umgekehrt?)

Deine
Beiträge dazu auch nicht geeignet irgendwas zum Verständnis
einer
religionsbezogenen Frage beizutragen.

Wenn ich richtig lese, ist das Thema hier Religionswissenschaft und nicht „Verständnis von Religionen“. Das ist keine Kirche (oder Moschee oder Tempel, je nachdem, was dir gefällt).

Nur „ich mag keine Religion“ - „mir sind alle zuwider“ !!
Hervorragend, solche Intelligenz und Kompetenz haut einem
wirklich

Du sprichst mir Intelligenz und Kompetenz ab, nur weil ich kritisch bin und dem Objekt der Betrachtung hier nicht viel Gutes abgewinnen kann – das ist ein klassisches ad hominem (und ich fürchte, ich weiß über das Thema Judentum sogar mehr als du).

Grüße Bellawa.

OT - Abstand nehmen
Hallo, Viktor,
Da muss ich doch mal Bellawa beispringen.
Es ist kein Problem, dass Du religionswissenschaftliche Fragen durch die christliche Brille betrachtest. Daran ist auch keine Kritik zu üben. Allerdings solltest Du Dir dessen bewusst sein, dass Du eine Brille trägst.
Anderen vorzuwerfen, dass sie durch Deine Brille nichts sehen können, ist allerdings kritikwürdig. (Aus christlicher Sicht eventuell auch sündhaft.)

Gruß
Eckard

2 Like

Hallo,

Da Du damit keine Denkweise einer Religion nachvollziehen kannst

Warum nicht? Wer kritisch ist, ist automatisch nicht dazu in
der Lage, rationale Urteile zu fällen? (Ist es nicht eher
umgekehrt?)

Du verwechselst „kritisch“ mit unqualifiziertem Gegenhalten.

Deine
Beiträge dazu auch nicht geeignet irgendwas zum Verständnis
einer
religionsbezogenen Frage beizutragen.

Wenn ich richtig lese, ist das Thema hier
Religionswissenschaft

ich weiß nicht, wie Du darauf kommst, bei dieser Fragestellung.

und nicht „Verständnis von Religionen“.

Doch, genau darum geht es hier bei dieser Frage.
Da gibt es keinen wissenschaftlichen Ansatz außerhalb des
Verständnisses.

Du sprichst mir Intelligenz und Kompetenz ab, nur weil ich
kritisch bin und dem Objekt der Betrachtung hier nicht viel
Gutes abgewinnen kann

Genau,Intelligenz und Kompetenz welche Du HIERZU einbringst - sonst
kann ich es nicht beurteilen.
Du kannst dem „Objekt der Betrachtung“ garnix abgewinnen.
Wenn Du also nicht verstehst, dann halte Dich raus. Rechtes Beten und
dabei Begegnung mit Gott usw. kann man eben nur innerhalb verstehen
und entsprechende „Konflikte“ innerhalb beurteilen.
Wer der Auffassung ist - es ist ehe alles Bla Bla - der hat einfach
nicht die Kompetenz innere Diskrepanzen zu bewerten.

(und ich fürchte, ich weiß über das Thema Judentum sogar mehr
als du).

Es geht nicht darum was Du „weißt“, sondern was Du „verstehst“.
Gruß VIKTOR

Hallo Eckart,

Da muss ich doch mal Bellawa beispringen.
Es ist kein Problem, dass Du religionswissenschaftliche Fragen
durch die christliche Brille betrachtest. Daran ist auch keine
Kritik zu üben. Allerdings solltest Du Dir dessen bewusst
sein, dass Du eine Brille trägst.

daß hier keine „wissenschaftliche“ Frage ansteht ist Dir doch klar.
Verständnis einer Religion oder von Religionen ist hier keine
Brille (welche andere Sichtweisen abdunkelt, wie Du wohl sagen
möchtest) sondern unabdingbare Voraussetzung um viele Fragen eben
überhaupt angehen zu können.
Die jüdische Auffassung über das rechte Beten ist prinzipiell
nicht konträr zur christlichen. In meinem NT-Textverweis hat Jesus
hier zu jüdischen Zuhörern gesprochen und seine „Kritik“ richtet
sich hier universell an alle „Heuchler“ im Gebet, also auch an
(zukünftige) Christen.
Die Interpretationen zum Gebetstext ,hier zu der Frage, von jüdischer
Seite zeigen, daß man da vom „Wortlaut“ Abstand nimmt.
Also „Verständnis“ ist angesagt, nicht „Brille“.
Und jemandem, für den eh alles Bla Bla ist was Religion ausmacht,
brauchst Du nun wirklich nicht „beispringen“ in dem Sinne, daß er
dazu hier „objektive“ Aussagen machen könnte welche man nicht
angreifen darf oder für voll nehmen muß.

Gruß VIKTOR

Hallo auch!

Du verwechselst „kritisch“ mit unqualifiziertem Gegenhalten.

Ab wann ist man qualifiziert eine Meinung zum jüdischen Morgengebet abzugeben? Als religiöser Mensch? Christlicher Theologe? Als Jude? Als orthodoxer selbiger? Ein Atheist darf nichts dazu sagen? Etwa ein jüdischer schon? Beschreib mal bitte die nötigen Qualifikationen!

Rechtes
Beten und
dabei Begegnung mit Gott usw. kann man eben nur innerhalb
verstehen
und entsprechende „Konflikte“ innerhalb beurteilen.

Daraus schließe ich, daß du orthodox praktizierender Jude bist.

Es geht nicht darum was Du „weißt“, sondern was Du
„verstehst“.

Woher weißt du, daß du mehr vom Judentum verstehst als ich? Eine ziemlich anmaßende Aussage.

Grüße Bellawa.

Hallo.

Er hat kein Verständnis dafür, dass so etwas heute noch gebetet,
gesagt wird.

Ja, weil er wahrscheinlich wie viele Kritiker, den Text nicht genau sich ansieht und sich die Bedeutung klarmacht, sondern alltägliche Begriffe und die wörtliche Übersetzung heranzieht und hieraus seine eigenen Schlüsse zieht.

Nur, wenn ich bei jemanden etwas kritisiere, dann muss man sich auch damit beschäftigen, welche Intention und Bedeutung es bei dem Betreffenden hat.

So bleibt alleine stehen, dass der Abschnitt etwas missverständlich ist und sich darum manche dadurch gestört fühlen könnten.

Gruss,
Eli

1 Like

Hallo.

soll das heissen, dass man „als Mann“ dafür dankt, dass man
die Verantwortung für eine Frau auf sich nimmt?

Welche Verantwortung für eine Frau soll man auf sich nehmen?

Die Frau ist von einigen Gebote befreit, bzw. hat keine Verpflichtung dazu, wenn bestimmte Gründe vorliegen. Der Mann hingegen muss den Verpflichtungen immer nachkommen.

Dafür wird dann aber eben, wie schon geschrieben, nicht gedankt, sondern es handelt sich um eine Feststellung, worüber ein Segen gesprochen wird. Ich würde es eher als „Anerkennung“ bezeichnen.

Gruss,
Eli

Hallo VIKTOR.

oder ist dies so gemeint wie es im NT Luk.18.11 getadelt wird
?

Nein.

Solche überhebliche Haltung, auch im Gebet, scheint nicht so
unüblich gewesen zu sein.

Es geht hier um keine überhebliche Haltung, sondern um die Anerkennung einer Verpflichtung, für die es auch nichts zu danken gibt, da G’tt die Welt einfach so eingeteil hat.

Gruss,
Eli

Hallo.

BEIDES sind gleichermaßen patriarchal durchzogene, archaische
Ideologien…

Mh, bezogen auf den hier angesprochenen Punkt, hat daz Patriarchat hier wohl eher den Männer „geschadet“ als genutzt, da es statt dem freiwilligen, freien Gebet der Frauen, eine zusätzliche Verpflichtung von 2 Stunden pro Tag jedem Mann auferlegte. So könnte ich auf den hier oft angenommenenen Dank „ein Mann zu sein“ gerne verzichten, wenn ich wie meine Frau auch einmal ausschlafen könnte oder nach der Arbeit einfach nach hause und ins Bett gehen könnte. Aber nein, ich bin ja bevorteilt und dafür einen jahrhunderte alten Text verinnerlichen und an G’tt richten…

Gruss,
Eli

1 Like