Junger Mann (22) ohne Privatsphäre

Hallo liebe www-ler,

Im Internet habe ich eine ganz liebe junge Frau kennengelernt, die sich mit einem Problem an mich wandte, bei dem mir die Puste ausging. Ich hoffe, bei Euch Anregungen zu finden, um ihr irgendwie helfen zu können. Ich erzähl „mal kurz“…

Die Eltern ihres Freundes mischen sich in alles ein, funken in jede Beziehung die ihr Sohn auf privater Ebene hat. Ganz egal, ob es freundschaftlicher Natur oder eine Liebesbeziehung ist. Sie vergrätzen alle Freunde.

Der Sohn steckt mitten in der Ausbildung, hat wenn er nach Feierabend heimkommt noch Pflichten im Haushalt zu erfüllen und die Eltern können es dann auch nicht tolerieren, dass er erst mal aus dem Anzug raus und in Ruhe eine Feierabendzigarette auf dem Balkon rauchen möchte. Nein, er hat das sofort zu erledigen wenn er heimkommt. Sie rufen ihn an, wenn er unterwegs ist, dass er Zigaretten mitbringen soll, was er dann auch tut. Das Geld bekommt er allerdings nicht wieder. Er findet Zettel mit dem Text „Wenn du Hunger hast musst du einkaufen gehen, der Kühlschrank ist leer“ vor. Momentan wollen sie Geld von ihm, weil er angeblich seinen häuslichen Verpflichtungen nicht nachkommt. Das wäre grundsätzlich kein Problem für ihn, wenn dann endlich Ruhe wäre, aber er geht davon aus, dass das nicht so sein wird.

Das absolut schlimmste ist aber, dass seine Eltern ihm keine Privatsphäre gönnen. Sie wühlen in seinen Sachen, durchforsten seinen Terminkalender, drohem ihm das Notebook abzunehmen und allerlei andere Dreistigkeiten. Darüber hinaus können sie vom Balkon aus in sein Zimmer sehen und scheinen ihn und seine Freundin zu beobachten. Das ist jawohl das allerletzte, ich rege mich fürchterlich über diese Menschen auf.

Ich hatte verschiedene Ideen, die alle aus irgendeinem Grund nicht funktionieren. Deshalb bitte ich Euch ganz herzlich mal zu überlegen, was Euch dazu einfällt. Ich schreibe ganz bewusst nicht, welche Ideen ich hatte, damit Ihr Euren Gedanken freien Lauf lassen könnt.

Ich hoffe auf viele anregende Antworten,

Danke für’s Lesen,

LG Conny

Hallo,

nun, so wie von dir dargestellt ist das natürlich keine schöne Situation. Dennoch stellen sich gleich mehrere Fragen und die wichtigste davon ist:

Warum, um Himmels willen, entzieht sich der junge Mann (22!!) nicht dieser Situation? Er macht eine Ausbildung, verdient also Geld? Dann wird er sich doch sicher wenigstens eine 1-Zimmer-Bude leisten können?

Des Weiteren muss man sich fragen, ob er sich - so wie du - auch so maßlos aufregt. Wenn er das alles klaglos hinnimmt, dann ist es für ihn ja wohl okay.

Und dann fragt sich, warum die Situation so ist und was dieser junge Mann dazu tut, denn es gibt ja doch immer zwei Seiten eines Geschehens.

Jedenfalls ist unterm Strich die Lösung eine sehr einfache, damit dann wieder zu Punkt 1 meiner Fragen. Raus da und zwar zügig. So lange er noch zu Hause wohnt, haben die Eltern dort „Hausrecht“. Nicht das ich damit alles entschuldigen will, aber als Erwachsener sollte man sich eben sein eigenes Umfeld schaffen, wenn man nicht mehr wie ein Kind behandelt und gegängelt werden will.

Gruß
Nita

Hallo Nita,

Danke für Deine Antwort. Ausziehen war auch meine erste Reaktion. Das geht aber leider finanziell nicht. Er ist beruflich auf sein Auto angewiesen und Auto und Wohnung kann er nicht finanzieren. WG’s sind dort in der Gegend sehr dünn gesät, man braucht Geduld, um da das passende zu finden.

Und ja, ihn regt die Situation natürlich auch auf. Wie es genau zu dieser Situation kam können wir nicht beurteilen fürchte ich. Die Eltern sind jedoch wenig gesprächsbereit, beharren auf ihrer Meinung. Und zwar egal worum es geht. Widerspruch ist offenbar nicht gern gesehen. Das macht es natürlich nicht leicht, wenn man sich aus finanziellen Gründen irgendwie arrangieren MUSS, bis die Ausbildung beendet ist.

Ich wünsche Dir ein schönes WE, vielen Dank nochmal für Deine Antwort.

AL Conny

Hallo,

Des Weiteren muss man sich fragen, ob er sich - so wie du -
auch so maßlos aufregt. Wenn er das alles klaglos hinnimmt,
dann ist es für ihn ja wohl okay.

so einfach ist es wohl nicht. die herrschaften scheinen alle systemisch miteinander verstrickt zu sein.
zu jedem, der übergiffe leistet, gehört einer, der übergriffe toleriert.

von außen ist da wenig zu machen, außer stützen. wenn der junge mann hilfe MÖCHTE.

tilli

Wie wahr wie wahr und die Verstrickungen machen einen leider für alle anderen Dinge unzugänglich und es werden auf einmal 10000 Gründe gefunden warum das alles nicht geht. Da hilft nur Beratung und hart dran arbeiten oder drauf hoffen bis ein elementares Ereignis das Leben der Betroffenen ordentlich neu sortiert. Wie alt sind gleich die Eltern???

Grüße,
Alexandra

hallo drachenfee,
eltern sind echt ne miese einrichtung:smile:
aber nu sach mal, mit 22 jahren sollte er sich schon mal behaupten können. warum zieht er nicht übergangsweise zur freundin? hat für beide den vorteil der halben miete. falls das nun gar nicht geht, dann eben nur noch nach hause zum umziehen, waschen und wieder weg. zum schlafen kann er ja wieder in sein bett. tür zu!
vors fenster gardinen. je nach dem was er verdient, nen monatlichen beitrag im umschlag auf den küchentisch.
rufen sie an, erkennt er das am display, dann läßt er es eben klingeln. man kann ja stumm schalten.
er braucht halt nur ein dickes fell.
leben ist hart
seute

Hi,

zu jedem, der übergiffe leistet, gehört einer, der übergriffe
toleriert.

und genau das meinte ich mit meinem Satz. Wenn er die Übergriffe toleriert, dann scheint des erst einmal für ihn okay zu sein. Im Sinne von: Andere Dinge haben Priorität, andere Dinge stehen im Vordergrund und müssen sein. Bzw. die an- und abschwellende Intensität von Problemen in Familien (meist ist es ja nicht jede Stunde und jeden Tag gleich schlimm) lässt einen länger durchhalten und tolerieren, als man zunächst gedacht hat.

Am schlimmsten ist eine Situation oft zu ertragen, wenn Einflüsse von außen dazukommen, z.B. wenn Freunde erstaunt und entrüstet die familiären Umstände kommentieren und denjenigen zur „Revolte“ aufrufen. Das kann richtig sein, muss aber nicht. Die von dir propagierte Unterstützung muss nicht unbedingt darin gipfeln, dass man dem Mann rät sich gegen alles und jedes aufzulehnen, wenn er dies nicht von sich aus bereits tut. Das ist keine Unterstützung, sondern ebenfalls Einmischung, meine ich.

Gruß
Nita

Hallo Alexandra,

heute mal nicht im Gartenbrett ^^ Also ich glaube die Eltern sind Ende 40. Nah außen hin wird einer auf heile Welt gemacht, alle sollen denken, dass man es mit einer glücklichen und intakten Familie zu tun hat. Meine Güte, sowas gibt es doch nur im TV dachte ich immer…

Beratungsstellen sind dort dünn gesät, ländliche Gegend in Süddeutschland. Ich hatte so viele Ideen, fast alle waren unbrauchbar. Die Eltern sind offenbar völlig unzugänglich und schalten auf stur, es geht ja auch keinen etwas an, dass es da Probleme gibt. Sehr traurig sowas.

Feines Wochenende und nochmal viel Glück für die Erdbeerernte.

LG Conny

Schwierigkeiten mit Sohn (22)
Guten Tag,

also so langsam sind wir - mein Mann und ich - ratlos, was wir mit unserem 22jährigen Sohn noch machen sollen.

Immerhin macht er jetzt endlich eine Ausbildung, aber er rührt zu Hause keinen Finger. Wir verlangen ja nicht viel, aber mit 22 sollte er doch in der Lage sein, zumindest seine Klamotten (immerhin braucht er täglich ein frisches Hemd) selbst zu waschen und zu bügeln und den Müll runterzubringen. Wir glauben, dass er damit nicht überfordert ist, aber ständig müssen wir ihn daran erinnern. Leider ist ihm alles andere (er ist ein sehr starker Raucher!) und seine Freundin viel wichtiger. Müsste er nicht in dem Alter langsam etwas einsichtig werden?

Der Junge verdient zwar nicht schlecht, aber wir möchten nicht, dass er daheim Kostgeld abgibt. Dafür bitten wir ihn manchmal, auf dem Heimweg noch Kleinigkeiten zu besorgen. Leider sieht er nichtmal das ein - aber ein bisschen Beitrag kann er doch auch leisten, findet Ihr nicht? Denn in 2 Jahren, wenn seine Ausbildung zu Ende ist, wird er wohl ausziehen und er muss doch lernen, was die Sachen kosten! Findet Ihr wirklich, dass wir da zu viel verlangen?

Neulich gab es einen bösen Streit, denn wir haben im Internet von Erfahrungsberichten gelesen, wo andere Eltern in der gleichen Situation geraten haben, doch einfach mal den Kühlschrank leer zu räumen. Sollte er doch einkaufen. Aber leider hat unser Sohn das überhaupt nicht verstanden, fand das sogar richtig unverschämt von uns. Hmm, nun sind wir ratlos. In diesem Forum wurde uns dringend dazu geraten und wir fanden das auch sehr gut - aber er hat tagelang nicht mit uns geredet.

Ich finde einfach keinen Zugang mehr zu meinem Sohn und da hab ich neulich was blödes gemacht. Da er früher mal die falschen Freunde hatte und wir richtige Sorgen hatten, dass er - gerade jetzt wo er doch diese Ausbildungsstelle gefunden hat - wieder in diesen Kreis zurückkommt. Darum habe ich in seinem Terminkalender nachgeschaut und auch vom Balkon mal in sein Zimmer geschaut. Das tut mir mittlerweile auch ziemlich leid, ich weiss, dass das falsch war. Aber wie komme ich nur an den Jungen wieder ran? Ich habe doch so Angst, ihn wieder zu verlieren.

Könnt Ihr uns vielleicht helfen und Ratschläge geben?

Die Mama von Connys Internetbekanntschaft Freunds Sohn

Nur der Vollständigkeit halber: einige der Details in obiger Schilderung sind frei erfunden, ich wollte nur versuchen diese Geschichte aus der anderen Warte zu schildern…

*wink*

Petzi

Also zu einer Revolte will ihn keiner anstacheln. Gesucht wird ein Weg, der es ermöglicht, friedlich miteinander zu leben und vor allem alle beteiligten dazu bringt, sich an die getroffenen Vereinbarungen zu halten. Wie ich in einer anderen Antwort bereits geschrieben habe, legen die Eltern mehr Wert auf Schein als Sein. Die beiden tun mir schrecklich leid. Die lieben sich, wollen einfach nur glücklich miteinander sein und ewig zicken die Eltern dazwischen. Statt sich zu freuen, dass es ihrem Sohn gut geht und er glücklich ist gibt es nur Stress und Gezeter…

Moin,

Die Freundin wohnt leider auch noch bei ihren Eltern, wird Anfang Januar mit ihrer Ausbildung fertig sein und hat bisher keinen Job gefunden. Die ganze Situation ist recht schwierig. Für mich scheint da auch sowas wie Verlustangst im Spiel zu sein.

Hallo Petzi

Klar hat die Situation 2 Seiten, aber so wie Du es schreibst passt es dennoch nicht. Und es geht auch nicht darum Stunk zu machen oder sonstwas. Es geht darum, eine friedliche Lösung für alle Beteiligten zu finden…

Gruß Conny

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Liebe Petzi,

Glückwunsch zu der Ausbildung eures Sohnes.
Warum schreibst Du: immerhin?
Woran scheiterte es bisher?

Immerhin macht er jetzt endlich eine Ausbildung, aber er rührt
zu Hause keinen Finger.

kann es sein, dass Mamahotel bisher immer für ihn da war? Dienstleistungen erbracht hat, und dafür aber auch Anwesenheit und in gewisser Weise auch Zuneigung geben sollte?

Wir verlangen ja nicht viel, aber mit
22 sollte er doch in der Lage sein, zumindest seine Klamotten
(immerhin braucht er täglich ein frisches Hemd) selbst zu
waschen und zu bügeln und den Müll runterzubringen.

Ja, das sollte er. Und das könnte er wohl auch - in einer eigenen Wohnung, wo es keinen Notnagel gibt. Sofern nicht die Mutter alle 14 Tage zum Putzen kommt. Es gibt alles.

Wir
glauben, dass er damit nicht überfordert ist, aber ständig
müssen wir ihn daran erinnern. Leider ist ihm alles andere (er
ist ein sehr starker Raucher!) und seine Freundin viel
wichtiger. Müsste er nicht in dem Alter langsam etwas
einsichtig werden?

Die Einsicht wird erst kommen, wenn er die Konsequenzen seines Handelns selber tragen muß. Anders ist das sehr schwer vermittelbar.

Neulich gab es einen bösen Streit, denn wir haben im Internet
von Erfahrungsberichten gelesen, wo andere Eltern in der
gleichen Situation geraten haben, doch einfach mal den
Kühlschrank leer zu räumen. Sollte er doch einkaufen. Aber
leider hat unser Sohn das überhaupt nicht verstanden, fand das
sogar richtig unverschämt von uns. Hmm, nun sind wir ratlos.
In diesem Forum wurde uns dringend dazu geraten und wir fanden
das auch sehr gut - aber er hat tagelang nicht mit uns
geredet.

Das ist natürlich gut möglich, dass er das - nach 22 Jahren!- so plötzlich nicht versteht und einordnen kann.

Aber wie komme ich nur an den
Jungen wieder ran? Ich habe doch so Angst, ihn wieder zu
verlieren.

Ich würde in diesem Falle allen (!) Beteiligten zu einem schriftlich festgelegten Kompromiss raten.

Es scheint (!), als ob die Eltern nicht loslassen könnten und der Junge nicht gehen kann.
Ein Teufelskreis. Unbewußt generiert.

Wenn sich alle bewußt sind, dass dieser Teufelskreis der Kontrolle aus Angst -Rückzug aus Luftmangel, vorliegt, gilt es, Abmachungen zu treffen.

Bsp.
Der Junge sagt verbindliche Zeiten zu (nach Hause kommen oder zumindest bis 22.00 anrufen, damit die Eltern pennen können. Preisgabe familienverbindlicher Termine. etc.), während die Eltern zusagen, die entstandenen ELtern-Kind_Frei-Zeiten ohne jegliche Kontrollversuche zu gestalten.
Essensplan? Einkaufsplan? Wäscheplan?

Das macht man normalerweise mit 10-jährigen, aber vllt. geht es noch.

Nur der Vollständigkeit halber: einige der Details in obiger
Schilderung sind frei erfunden, ich wollte nur versuchen diese
Geschichte aus der anderen Warte zu schildern…

ich auch…

tilli

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Die beiden tun mir schrecklich leid. Die
lieben sich, wollen einfach nur glücklich miteinander sein und
ewig zicken die Eltern dazwischen. Statt sich zu freuen, dass
es ihrem Sohn gut geht und er glücklich ist gibt es nur Stress
und Gezeter…

nachtigall, ik hör dir trapsen.

der sohn sollte geschwind (!) an sich arbeiten, sich abgrenzen und diese geschichte mit den eltern nicht auf die leichte schulter nehmen.
schneller als er es sich versieht, ist er selber so einer…

ohoh.

Die Eltern sind offenbar völlig unzugänglich und
schalten auf stur, es geht ja auch keinen etwas an, dass es da
Probleme gibt. Sehr traurig sowas.

bedenke:um so etwas zu ändern, reicht es, wenn EINER sich anders verhält.
klar, wer das in diesem falle sein sollte.

änderungen und andere sichtweisen kann man sich überall holen, auch auf tagesseminaren.
https://www.robert-betz.de/joomla/content/view/442/483/ oder sontwas…

Feines Wochenende und nochmal viel Glück für die Erdbeerernte.

erdbeeren? im januar??

tilli

Moin,

Die ganze Situation ist recht schwierig.
Für mich scheint da auch sowas wie Verlustangst im Spiel zu
sein.

klaro
kontrollzwang = verlustangst.

daher ein beispiel: sohn bietet verbindlichkeiten an statt rückzug.
sonntags kaffee mit trinken oder so.
wird sofort gestrichen, falls im notebook gestöbert wird.

tillli

Naja, ich habe der jungen Frau mal den link hierher gegeben und hoffe, dass irgendetwas hilfreiches dabei ist. Ich habe viele meiner Ideen wiedergefunden. Immer schwierig, wenn eine Situation so festgefahren ist. Aber ich kann nun mal nicht sagen „ist nicht mein Problem, schaut was ihr macht“. Dafür hab ich sie zu sehr ins Herz geschlossen. Ich war nur leider mit meinem Latein am Ende und habe auf eine angeregte Diskussion hier gehofft. Klappt ja meist recht gut hier.

Gruß Conny

Hi,

das ist doch nicht Petzis Sohn. Sie hat doch nur versucht dass ganze umgedreht darzustellen, und das auch noch wirklich lustig.

Schöne Grüsse

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Na ich denk sie wird bis zum Sommer auf die Erdbeeren warten müssen. Aber man kann nie genug Glück haben, oder?

das ist mir wohl klar.
ich habe diesen fiktiven eltern mal eine fiktive antwort gegeben.
darin sind ratschläge für die familie enthalten.

tilli

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