Hallo,
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Weiß das jemand?
Lieben Gruß,
Claudia
Moien
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Es sind 72. Ist allerdings abhängig von der Quelle, habe auch schon 42 gesehen.
cu
Hallo,
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Weiß das jemand?
Ich glaub, eher so um die 70, Claudia.
Aber das schwankt vielleicht. Wenn man zu wenig Leute ermordet hat, kriegt man vieleicht doch nur 40.
Gruß,
Branden
Hi!
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Weiß das jemand?
Lieben Gruß,
Claudia
Weder - noch.
Bei den „Jungfrauen“ handelt es sich um einen Übersetzungsfehler. Das im Koran benutzte alt-arabische Wort bedeutet eigentlich „Weintraube“.
http://www.heise.de/tp/r4/artikel/17/17261/1.html
Grüße
Heinrich
Hallo Heinrich,
Bei den „Jungfrauen“ handelt es sich um einen
Übersetzungsfehler. Das im Koran benutzte alt-arabische Wort
bedeutet eigentlich „Weintraube“.
Aber ja doch. Und außerdem „ist der Koran ein syro-aramäisches liturgisches Buch mit Auszügen aus der Schrift zur Verwendung im christlichen Gottesdienst“, eine „Aufforderung zur Teilnahme an der Abendmahlliturgie“ usw. usf. Auch wenn es im genannten Artikel nicht ausdrücklich so steht - aus dem Zusammenhang ergibt sich, dass Luxenbergs Übersetzung von ‚Huri‘ nicht auf dem Alt-Arabischen, sondern auf dem Syro-Aramäischen beruht.
Das mag ja alles recht originell sein - aber soweit aus dem Heise-Artikel erkennbar wohl doch nicht mehr als eine (mE etwas abstruse) Theorie. Wohlgemerkt - Luxenberg stellt Thesen auf, Du machst daraus gleich eine gesicherte Aussage …
Freundliche Grüße,
Ralf
verhetzt und arrogant
Hallo,
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Verdammt wissbegierig, deine Freundin!
Psychoanalytiker Branden hat dir ja schon „humorvoll“ geantwortet.
Ich finde es wirklich erschreckend, wie fanatisch verhetzt und
dämlich arrogant hier im Brett oft über den Islam geredet wird.
Schon heiss auf den atomaren Kreuzzug ?
Nescio
Hi!
Das mag ja alles recht originell sein - aber soweit aus dem
Heise-Artikel erkennbar wohl doch nicht mehr als eine (mE
etwas abstruse) Theorie. Wohlgemerkt - Luxenberg stellt Thesen
auf, Du machst daraus gleich eine gesicherte Aussage …
Weitere Quellen:
„Außerdem gelingt es der Autorin, auf einen verheerenden Übersetzungsfehler des Korans aus dem Arabischen hinzuweisen. Viele islamistische Terrororganisationen versprechen ihren Selbstmordattentätern im Paradies 70 Jungfrauen als Belohnung. „Das ist wie die permanente Lizenz zum Ejakulieren im Austausch für die Bereitschaft zu detonieren.“ Neue Sprachforschungen zeigen, dass es sich aber höchstwahrscheinlich nur um 70 Rosinen handelt, im Arabien des siebten Jahrhunderts durchaus eine Kostbarkeit.“
aus der Buchrezension zu:
Irschad Manji, Der Aufbruch - Plädoyer für einen aufgeklärten Islam, Eichborn-Verlag 2003
nachzulesen unter:
http://www.buchtest.com/rezension/der_aufbruch.html
ebenfalls lesenswert der Kommentar von Ibn Warraq in „Die Welt“ von 13.03.2003 zur Übersetzungsthese von Luxenberg
nachzulesen unter:
http://basisreligion.reliprojekt.de/terror.htm
(mehr auch in seinem Buch „Warum ich kein Muslim bin“)
In der taz vom 14.05.2005 schreibt Martin Reichert zum Thema „Ihr himmlische Wonnen“:
„Über die exakte Beschaffenheit des Paradieses herrscht jedoch keine Einigkeit. Was den christlichen Glauben angeht, so zerbrechen sich Theologen bis heute die Köpfe darüber, ob das Paradies nur eine abstrakte Idee ist oder doch ein saftiger Garten, in dem Wolf und Lamm Hand in Hand miteinander spazieren gehen. Die islamischen Paradiesvorstellungen machten zuletzt eher negative Schlagzeilen, weil sie im Verdacht standen, Selbstmordattentäter auf den Plan zu rufen - und nun steht auch noch der Verdacht im Raum, die Hoffnungen auf im Jenseits wartende Huri auf womöglich auf einen Übersetzungsfehler zurückgehen.“
Ein Kommentar zu Luxenburgs Ausführungen kann man hier lesen:
http://www.zeit.de/2003/21/Koran
Aber ich gebe zu - ich bin kein kein Alt-Orientalist. Von daher können alle genannten Quellen und Verfasser falsch sein und die „Huris“ sind doch Jungfrauen.
Grüße
Heinrich
Auch ne Meinung…
Ich finde es wirklich erschreckend, wie fanatisch verhetzt und
dämlich arrogant hier im Brett oft über den Islam geredet
wird.
Schon heiss auf den atomaren Kreuzzug ?
Hallo,
sicher kannst auch Du denken, was Du willst.
Aber eins möchte ich doch mal klar sagen: Wir leben in Deutschland und da herrscht ein Recht auf eine freie Meinungsäußerung. Das bein haltet nun einmal auch, daß man sagen kann, daß man diese oder jene Religion für Quatsch hält.
Genau genommen machen ja auch die Anhänger des Propheten nichts anderes - wenn ihre Auffassung richtig ist, müssen nach ihrer Überzeugung alle anderen falsch sein. Das muß ja dann bitte schön jeder Christ kommentarlos hinnehmen, ohne deshalb mit der Atombombe zu drohen.
Und da ich nun einmal zum Beispiel das ganze Leben mit einem gewissen Augenzwinkern betrachte, werde ich mir auch nicht abgewöhnen, die eine oder andere Sache mal etwas kritisch oder satirisch zu betrachten - einfach weil das KLeben halt einfacher ist, wenn man auch mal über sich selber lacht.
Und ich finde es grundfalsch, nun eine Art Selbstzendur anzulegen und bestimmte Fragen oder Gedanken zu verbieten, nur um nicht irgendwo anzuecken. Schlimmstenfalls sind irgendwelche Ausrutscher wie damals die häßlichen Karikaturen nämlich ein Beweis für den schlechten Geschmack und das mangelnde Einühlungsvermögen des Autors und herausgebers - und der diskreditiert sich damit eigentlich ausreichend selbst.
Gernot Geyer
Hallo Heinrich,
Weitere Quellen:
in der angegebenen Rezension ist es zwar nicht festzustellen - aber ich habe keine allzugroßen Zweifel, dass sich Frau Irschad Manji auf Luxenberg beruft. Ibn Warraq jedenfalls bezieht sich auf Luxenberg und taz-Autor Martin Reichert wohl auch, wobei er vorsichtig von einem ‚Verdacht‘ spricht. Also, „weitere Quellen“ außer Luxenberg sind da für mich so weit noch nicht in Sicht; „alle genannten Quellen und Verfasser“ scheinen mir aus Luxenbergs Buch zu schöpfen …
Selbst wenn man nun ‚Huris‘ mit „weißen, kristallklaren Trauben“ übersetzt (etwas merkwürdige Beschreibung, btw), so hätte ich es ganz interessant gefunden, wie Luxenberg diese „Trauben“ nun im Kontext z.B. von Sura 56, 35-38 unterbringt:
_Wir haben sie als eine wunderbare Schöpfung erschaffen Und sie zu Jungfrauen gemacht, Liebevollen Altersgenossinnen Derer zur Rechten
(Übers. Ahmadeyya Muslim Jamaat)
(Und Huris stehen zu ihren Diensten.) Wir haben sie regelrecht geschaffen und sie zu Jungfrauen gemacht, heiß liebend (`uruban) und gleichaltrig, (eigens) für die von der Rechten.
(Übers. Rudi Paret)
Wir haben sie (die Huris) in herrlicher Schöpfung gestaltet und sie zu Jungfrauen gemacht , zu liebevollen Altersgenossinnen derer zur Rechten
(Übers. M. A. Rassoul)
Die Huris haben Wir eigens erschaffen, und sie zu Jungfrauen gemacht, liebevoll und gleichaltrig, für die Rechtsstehenden.
(Übers. Azhar Universität Kairo)
Gewiß ließen WIR sie im Erstehen erstehen, dann machten WIR sie zu Jungfräulichen anschmiegsamen Gleichaltrigen für dieWeggenossen von der Rechten
(Übers. Amir Zaidan)
Wir haben sie eigens entstehen lassen und sie zu Jungfrauen gemacht, liebevoll und gleichaltrig für die von der rechten Seite.
(Übers. A. T. Khoury)_
Im Übrigen habe ich nicht den Eindruck, dass Luxenberg gerade hier eine sonst unverständliche Stelle erhellt. Ein Paradies voller sinnlicher Genüsse mag uns zwar vor dem Hintergrund der Aufklärung und einer christlich geprägten Sexualmoral merkwürdig und nicht sonderlich spirituell hochstehend erscheinen, aber die Araber des frühen 7. Jahrhunderts hatten womöglich andere Kriterien, was die Attraktivität einer Religion angeht.
Da ich so wenig wie Du Altorientalist bin (und im übrigen sein Buch nicht kenne), kann ich Luxenberg natürlich nicht fachlich kritisieren. Aber es scheint mir doch angebracht, darauf hinzuweisen, dass wohl kaum ein gläubiger Muslim das Textverständnis Luxenbergs teilt. Frau Manji mal ausgenommen, aber die ist als lesbische, feministische Kanadierin nun ja nicht unbedingt eine typische Muslima … Luxenberg argumentiert philologisch - mit der muslimischen Glaubenswirklichkeit, haben seine „Kristalltrauben“ allerdings nichts zu tun. Wenn da tatsächlich ein Übertragungsfehler vorliegen sollte, dann liegt das Missverständnis bzgl. der ‚Huris‘ jedenfalls nicht auf Seiten westlicher Islamkritiker, sondern vielmehr auf der Seite muslimischer Koranexegeten. Und das unwidersprochen seit über tausend Jahren …
Einen potentiellen ‚Märtyrer‘ jedenfalls wird man kaum von seinem Vorhaben abbringen, indem man ihm erklärt, dass ein westlicher Wissenschaftler nun endlich herausgefunden hat, was ihn im Paradies wirklich erwartet.
Freundliche Grüße,
Ralf
Hallo,
Ich finde es wirklich erschreckend, wie fanatisch verhetzt und
dämlich arrogant hier im Brett oft über den Islam geredet wird.
Schon heiss auf den atomaren Kreuzzug ?
sicher kannst auch Du denken, was Du willst.
Danke
Aber eins möchte ich doch mal klar sagen: Wir leben in
Deutschland und da herrscht ein Recht auf eine freie
Meinungsäußerung. Das bein haltet nun einmal auch, daß man
sagen kann, daß man diese oder jene Religion für Quatsch hält.
Wenn du meine anderen Beiträge in w-w-w kenntest, wüsstest du, dass
ich jede Religion für - in deinen Worten - Quatsch halte.
Hier ging es aber nicht um Religionskritik, sondern…s.o.
Gruss
Nescio
Das im Koran benutzte alt-arabische Wort
bedeutet eigentlich „Weintraube“.
Ui ui da werden sich die Schahiden aber ärgern, wenn sie dann Weintrauben poppen dürfen ROFL. Ein schwacher Trost für die Opfer, aber immerhin.
Gruß
dataf0x
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?
Hallo Claudia,
da sich anscheinend kein Muslim berufen fühlt, Auskunft zu geben, werde ich mal einspringen. Weder 40 noch 70, sondern 72. Mindestens.
Das steht allerdings nicht im Koran, sondern in einem Hadith (einem dem Propheten Muhammad zugeschriebenen Ausspruch), der auch im Tafsir Ibn Kathir als Kommentar zu Sure 55 Vers 72 zitiert wird.
Es wurde erwähnt von Daraj Ibn Abi Hatim, dass Abu al-Haytham ’Adullah Ibn Wahb erzählte von Abu Sa’id al-Khudri, der hörte, wie der Prophet Mohammed (Allahs Segen und Frieden mögen auf ihm sein) sagte, „Die geringste Belohnung für die Menschen des Himmels ist ein Wohnsitz, wo es achtzigtausend Diener und zweiundsiebzig Ehefrauen gibt und über dem eine Kuppel emporragt, die mit Perlen, Aquamarinen und Rubinen besetzt ist, so breit wie die Entfernung zwischen al-Jabiyyah und San’a.“
Hadithe werden übrigens in der islamischen Tradition nach dem Grad ihrer ‚Zuverlässigkeit‘ eingestuft. Angesichts der Einleitung (A erwähnte, B habe erzählt, er hätte von C gehört, der Prophet habe gesagt …) glaube ich nicht, dass dieser Hadith da einen hohen Rang einnimmt. Vielleicht sagt ja doch noch einer der Muslime hier etwas dazu.
Freundliche Grüße,
Ralf
P.S.: Oder muss es doch heißen „achtzigtausend Diener und zweiundsiebzig Rosinen“? SCNR
Hallo Ralf,
danke für die Rosinen, die waren echt gut!! ) Buddhisten haben eben Humor!!
Lieben Gruß,
Claudia
Hallo Claudia,
da sich anscheinend kein Muslim berufen fühlt, Auskunft zu
geben, werde ich mal einspringen. Weder 40 noch 70, sondern
72. Mindestens.Das steht allerdings nicht im Koran, sondern in einem Hadith
(einem dem Propheten Muhammad zugeschriebenen Ausspruch), der
auch im Tafsir Ibn Kathir als Kommentar zu Sure 55 Vers 72
zitiert wird.Es wurde erwähnt von Daraj Ibn Abi Hatim, dass Abu
al-Haytham ’Adullah Ibn Wahb erzählte von Abu Sa’id al-Khudri,
der hörte, wie der Prophet Mohammed (Allahs Segen und Frieden
mögen auf ihm sein) sagte, „Die geringste Belohnung für die
Menschen des Himmels ist ein Wohnsitz, wo es achtzigtausend
Diener und zweiundsiebzig Ehefrauen gibt und über dem eine
Kuppel emporragt, die mit Perlen, Aquamarinen und Rubinen
besetzt ist, so breit wie die Entfernung zwischen al-Jabiyyah
und San’a.“Hadithe werden übrigens in der islamischen Tradition nach dem
Grad ihrer ‚Zuverlässigkeit‘ eingestuft. Angesichts der
Einleitung (A erwähnte, B habe erzählt, er hätte von C gehört,
der Prophet habe gesagt …) glaube ich nicht, dass dieser
Hadith da einen hohen Rang einnimmt. Vielleicht sagt ja doch
noch einer der Muslime hier etwas dazu.Freundliche Grüße,
RalfP.S.: Oder muss es doch heißen „achtzigtausend Diener und
zweiundsiebzig Rosinen“? SCNR
Hi!
Im Übrigen habe ich nicht den Eindruck, dass Luxenberg gerade
hier eine sonst unverständliche Stelle erhellt.
Ich zitiere aus
http://www.zeit.de/2003/21/Koran
(war von mir als Quelle bereits im vorangegangenen Beitrag genannt)
„So klärt er zum Beispiel das Rätsel der Paradiesjungfrauen auf, der ‚großäugigen Huris‘, die vermeintlich auf die Gottesfürchtigen im Paradies warten. Über die Sinnlichkeit der jenseitigen Männerfantasien haben sich schon seit je die Kommentatoren gewundert. Keine Religion des vorderasiatischen Raumes wusste ihren Gläubigen Derartiges zu versprechen, wie es etwa die Suren 44 und 52 tun. Für die christliche Polemik gegen den Islam waren die entsprechenden Stellen immer willkommen. Nach Luxenbergs Erkenntnissen laufen diese Angriffe ins Leere. Der Koran spricht nämlich gar nicht von Jungfrauen. Luxenberg zeigt, dass die Huris in Wirklichkeit nichts anderes sind als „weiße, kristallklare Trauben“, Früchte, die in den Paradiesvorstellungen des Orients von alters her als Sinnbild von Wohlleben und Behaglichkeit galten.“
Weiter:
„Navid Kermani hat in seinem preisgekrönten Buch ‚Gott ist schön‘ die Undurchdringlichkeit der Koran-Sprache ins Positive gewendet und eine anspruchsvolle Ästhetik der ‚Offenheit‘ des Korans formuliert. Kermani liest die kryptischen Stellen wie absolute Poesie und kann so Wahrheits- und Echtheitsfragen auf produktive Weise ausklammern. Der Hauptstrom der Forschung aber hat vor dem Rätsel der Koran-Sprache resigniert. Man hat Formeln gefunden, hinter denen es elegant verschwindet. So sagt etwa Hartmut Bobzin, ein führender deutscher Koran-Spezialist von der Universität Erlangen, der Koran werde ‚gleichsam durch Gewöhnung verständlich, und die altertümliche Form der Sprache wirkt wie Patina, die den religiösen Charakter des Korans in besonderem Maße unterstreicht‘. Das ist eine vornehme Formulierung für die wissenschaftliche Kapitulation vor der hergebrachten Lehre.“
Kann also im Koran nicht sein, was nicht sein darf - ergo müssen Huris Jungfrauen sein und bleiben?
Ein Paradies
voller sinnlicher Genüsse mag uns zwar vor dem Hintergrund der
Aufklärung und einer christlich geprägten Sexualmoral
merkwürdig und nicht sonderlich spirituell hochstehend
erscheinen,
aber die Araber des frühen 7. Jahrhunderts hatten
womöglich andere Kriterien, was die Attraktivität einer
Religion angeht.
Stimmt. Gründe gibt es viele, z.B. diese hier:
„Durch die Expansion des arabischen Imperiums wurde Arabisch zur Lingua franca des Nahen Ostens, während das Aramäische in Bedeutungslosigkeit versank und unverständlich wurde. Die späteren Redakteure, die das endgültige Textkorpus des Korans schufen, mussten auch jenen Passagen einen Sinn geben, die sie nicht mehr verstanden. Es mag auch sein, dass Theologie und Politik Hand in Hand gingen und man die Aramäismen bewusst arabisierte, um dem werdenden Großreich eine rein arabische Religion und Sprache zu schaffen, in der fremde Einflüsse unkenntlich gemacht wurden.“
Da ich so wenig wie Du Altorientalist bin (und im übrigen sein
Buch nicht kenne), kann ich Luxenberg natürlich nicht fachlich
kritisieren.
Luxenburgs Thesen wurden durchaus diskutiert:
" Der erste Weltkongress der Orientalisten widmete Luxenberg im letzten Herbst in Mainz ein eigenes Symposium. […] Der Philosoph Rémi Brague, ein führender Spezialist für die arabische Philosophie des Mittelalters, widmet Luxenberg einen langen, euphorischen Essay im Aprilheft der Zeitschrift Critique. […] Die Berliner Koran-Expertin Angelika Neuwirth dämpft diesen Überschwang: ‚Luxenbergs Linguistik ist altmodisch positivistisch.‘ Aber auch sie anerkennt, dass er mit seinen Thesen ‚in ein Vakuum der modernen Koranforschung stößt‘ und das Buch ein ‚lehrreicher Stein des Anstoßes sei‘. […] Gerd-Rüdiger Puin von der Universität des Saarlandes, ein Experte für koranische Kalligrafie, ist überzeugt, dass Luxenberg auf dem richtigen Weg ist. […] Patricia Crone, die in Princeton Islam-Wissenschaft lehrt, glaubt zwar auch, dass Luxenbergs Werk ‚sich als sehr wichtig erweisen wird‘, macht sich aber keine Illusionen über den Widerstand, den dieser Ansatz auslösen muss: ‚Wer möchte im heutigen Klima schon den Koran anrühren? Man beleidigt die Muslime, ganz gleich, was man darüber sagt.‘ Stefan Wild von der Universität Bonn, der zu Luxenberg eher kritisch steht, meint, dass schon ‚viel weniger radikale Annahmen von Parallelen zwischen Koran, Altem Testament und Neuem Testament auf größtes Misstrauen seitens der muslimischen Gelehrten stoßen‘."
Wie gesagt: es kann nicht sein, was nicht sein darf.
Bleiben wir also bei den „huris“ als weißäugige Jungfrauen - auch wenn die Wissenschaft mittlerweile begründete Zweifel hat.
Wenn da tatsächlich ein Übertragungsfehler
vorliegen sollte, dann liegt das Missverständnis bzgl. der
‚Huris‘ jedenfalls nicht auf Seiten westlicher Islamkritiker,
sondern vielmehr auf der Seite muslimischer Koranexegeten. Und
das unwidersprochen seit über tausend Jahren …
Die katholische Kirche propagiert ja auch seit Jahrtausenden „die jungfräuliche Maria“, obwohl auch hier ein Übersetzungsfehler vorliegt.
Grüße
Heinrich
Also Heinrich,
"So klärt er zum Beispiel das Rätsel der Paradiesjungfrauen
auf, der ‚großäugigen Huris‘, die vermeintlich auf die
Gottesfürchtigen im Paradies warten.
was soll da dran nun rätselhaft sein? Ich kenne eine Menge Männer, die sich genauso das Paradies vorstellen … Und bei manchen wirkt der Köder so gut, dass sie bereit sind, sich dafür in die Luft zu sprengen.
Über die Sinnlichkeit der
jenseitigen Männerfantasien haben sich schon seit je die
Kommentatoren gewundert.
Welche Kommentatoren? Islamische? Wohl doch eher christliche …
Keine Religion des vorderasiatischen
Raumes wusste ihren Gläubigen Derartiges zu versprechen, wie
es etwa die Suren 44 und 52 tun.
Tja, vielleicht hat deswegen im vorderasiatischen Raum der Islam so wenig Konkurrenz. Aber davon abgesehen - auch das Christentum weiss seinen Gläubigen Einiges zu versprechen, was sich andere Religionen nicht einfallen ließen. Das macht es in meinen Augen nicht sonderlich „rätselhaft“.
Für die christliche Polemik
gegen den Islam waren die entsprechenden Stellen immer
willkommen.
Das ist allerdings richtig. Das konnte den Muslimen aber trotzdem nicht die Vorfreude verderben. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass da eine nicht allzu kleine Portion Neid auch eine Rolle spielte …
Nach Luxenbergs Erkenntnissen laufen diese
Angriffe ins Leere. Der Koran spricht nämlich gar nicht von
Jungfrauen.
Also das („laufen ins Leere“) halte ich nun für den entscheidenden Kurzschluss. Von Bedeutung ist doch wohl eher, was Muslime seit ca. 1400 Jahren lehren und glauben. Das ist Islam - nicht das, was ein deutscher Philologe im stillen Kämmerlein kürzlich herausgefunden hat (oder glaubt, herausgefunden zu haben). Oder hat etwa jemals ein muslimischer Korankundiger auf christliche Kritik an islamischen Jenseitsvorstellungen geantwortet: „Aber nein, wo denkt ihr hin! Frauen?? Nie und nimmer!!! Mit einem Henkel Trauben wird der Gläubige im Paradies belohnt!“
Luxenberg zeigt, dass die Huris in Wirklichkeit
nichts anderes sind als ?weiße, kristallklare Trauben?,
Früchte, die in den Paradiesvorstellungen des Orients von
alters her als Sinnbild von Wohlleben und Behaglichkeit
galten.
Nun, über Paradiesvorstellungen des Orients weiss ich nicht viel zu sagen - schon gar nicht, ob da Trauben eine besondere Rolle spielen. Die Schilderung des Garten Eden in der Bibel ist schon einmal ein Gegenbeispiel - mir ist nicht erinnerlich, dass da von Trauben die Rede wäre. Aber vielleicht kann Metapher etwas dazu sagen.
"Navid Kermani […] kann so Wahrheits- und Echtheitsfragen auf
produktive Weise ausklammern.
Nun ja … das hat dann wohl mit Wissenschaft nicht mehr allzu viel zu tun.
Der Hauptstrom der Forschung
aber hat vor dem Rätsel der Koran-Sprache resigniert.
… oder vielleicht doch „Wahrheits- und Echtheitsfragen“ nicht einfach ausklammern wollen, sei es auch noch so „produktiv“. Also wirklich Heinrich - das ist doch Journalistenpoesie, um nicht zu sagen hohles Geschwätz …
Kann also im Koran nicht sein, was nicht sein darf - ergo
müssen Huris Jungfrauen sein und bleiben?
Wie schon gesagt - was ein deutscher Gelehrter in seinem Studierzimmer aus dem Koran herausliest, wird die allermeisten Muslime herzlich wenig interessieren. Allerdings hast Du insofern recht, als eine solche Ausdeutung dem Dogma vom Koran als einem ‚Beglaubigungswunder‘ (i’jaz) widerspricht - die perfekte (selbstverständlich arabische) Textgestalte des Koran gilt als Beweis seiner Offenbarung durch Allah.
„Durch die Expansion des arabischen Imperiums wurde Arabisch
zur Lingua franca des Nahen Ostens, während das Aramäische in
Bedeutungslosigkeit versank und unverständlich wurde. Die
späteren Redakteure, die das endgültige Textkorpus des Korans
schufen, mussten auch jenen Passagen einen Sinn geben, die sie
nicht mehr verstanden. Es mag auch sein, dass Theologie und
Politik Hand in Hand gingen und man die Aramäismen bewusst
arabisierte, um dem werdenden Großreich eine rein arabische
Religion und Sprache zu schaffen, in der fremde Einflüsse
unkenntlich gemacht wurden.“
Das ist eine Theorie - die allerdings nicht erklärt, warum Muhammad seine Suren in Mekka und Jathrib mit ‚Aramäismen‘ gespickt haben soll. Es ist ja nicht so, dass Muhammad die arabische Sprache praktisch neu hätte erfinden müssen - es gibt eine bedeutende vorislamische Tradition altarabischer Dichtung. Ich nenne mal nur beispielhaft Imru l-Qais, der 328 u.Z. starb.
Dass Arabisch auf Kosten des Aramäischen zur lingua franca des Nahen Ostens wurde, ist sicherlich richtig. Dass dies einen Einfluss auf die Textgestalt des Koran gehabt haben soll, ist nicht so recht einleuchtend - die Träger der Religion und die, die ihren Einfluss militärisch verbreitetn, waren schließlich Araber. Mit der Zunahme nichtarabischer mawali (‚Konvertiten‘, wohl erst in bedeutenderem Maß nach der 2. fitna, 686-692) wäre eher zu erwarten gewesen, dass ‚Aramäismen‘ in den Koran Eingang gefunden hätten, als dass dieser gewaltsam arabisiert worden wäre.
Luxenburgs Thesen wurden durchaus diskutiert:
Warum auch nicht, interessant sind sie. Nur sagen sie eben nichts über den Islam aus, sondern lediglich etwas über die Entstehungsgeschichte des Koran.
Die katholische Kirche propagiert ja auch seit Jahrtausenden
„die jungfräuliche Maria“, obwohl auch hier ein
Übersetzungsfehler vorliegt.
Ein durchaus passendes Beispiel - die Entdeckung dieses ‚Übersetzungsfehlers‘ hat weder auf die Dogmatik der katholischen Kirche noch auf den Glauben des Großteils der katholischen Gläubigen irgendeinen Einfluss ausgeübt. In religiöser Hinsicht sind wissenschaftliche Erkenntnisse schlicht und einfach ohne Belang.
Freundliche Grüße,
Ralf
OT:Gemeinheiten
Aber das schwankt vielleicht. Wenn man zu wenig Leute ermordet
hat, kriegt man vieleicht doch nur 40.
Gruß,
Branden
Branden,
das ist wirklich furchtbar witzig!
Wenn ich könnte, würde ich Dir dafür mindestens 3 Sternchen abziehen!!
Gruß
Schnärchen
OT
Hallo,
abhängig von der Quelle, habe auch
schon 42 gesehen.
Das scheint auch ein Übersetzungsfehler gewesen zu sein.
„meanig of life“ ist nicht in jedem Fall mit „Jungfrauen“ zu übersetzen.
SCNR
Torsten
Hallo Heinrich,
Die katholische Kirche propagiert ja auch seit Jahrtausenden
„die jungfräuliche Maria“, obwohl auch hier ein
Übersetzungsfehler vorliegt.
So so, wie muss Lukas 1:34 deiner meinung nach übersetzt werden?
Bin wirklich gespannt.
Gruß
Carlos
Hallo Claudia und Ralf,
ich kann leider nicht mehr auf den Anfangsartikel antworten (mal wieder komme ich zu spät), aber ich versuche es hier.
soll hier für eine Freundin fragen wieviel Jungfrauen bei den
Muslimen im Paradies warten : 40 oder 70 ?da sich anscheinend kein Muslim berufen fühlt, Auskunft zu
geben, werde ich mal einspringen. Weder 40 noch 70, sondern
72. Mindestens.
Das steht allerdings nicht im Koran, sondern in einem Hadith
(einem dem Propheten Muhammad zugeschriebenen Ausspruch), der
auch im Tafsir Ibn Kathir als Kommentar zu Sure 55 Vers 72
zitiert wird.
Danke Ralf zunächst einmal für die Stelle (ich wusste vorher nichts davon). Allerdings ist es wichtig zu nennen, dass die Überlieferung an der Stelle zwischen verschiedenen anderen Überlieferungen, die möglicherweise mit dem Vers zu tun haben, steht. Das heisst, nicht der Prophet hat den Vers kommentiert, sondern die Verbindung aus Überliefrung und Koranvers ist erst mit IbnKathir entstanden.
Es wurde erwähnt von Daraj Ibn Abi Hatim, dass Abu
al-Haytham ’Adullah Ibn Wahb erzählte von Abu Sa’id al-Khudri,
der hörte, wie der Prophet Mohammed (Allahs Segen und Frieden
mögen auf ihm sein) sagte, „Die geringste Belohnung für die
Menschen des Himmels ist ein Wohnsitz, wo es achtzigtausend
Diener und zweiundsiebzig Ehefrauen gibt und über dem eine
Kuppel emporragt, die mit Perlen, Aquamarinen und Rubinen
besetzt ist, so breit wie die Entfernung zwischen al-Jabiyyah
und San’a.“Hadithe werden übrigens in der islamischen Tradition nach dem
Grad ihrer ‚Zuverlässigkeit‘ eingestuft. Angesichts der
Einleitung (A erwähnte, B habe erzählt, er hätte von C gehört,
der Prophet habe gesagt …) glaube ich nicht, dass dieser
Hadith da einen hohen Rang einnimmt. Vielleicht sagt ja doch
noch einer der Muslime hier etwas dazu.
Tatsächlich werden die Überlieferungen im IbnKathir mit Vorsicht behandelt. Ich frage deshalb gerade rum (man sieht, hab mich nie dafür interessiert), ob sich die Überlieferung woanders wiederfindet…
Meines Erachtens wurde dieses Detail nicht zuletzt durch die Fremdperspektive stark überbewertet. Das führt (logischerweise) dazu, dass Frauen dann fragen, was ihnen im Paradies bestellt sein wird. vgl.:
http://www.islamonline.net/servlet/Satellite?cid=111…
Man vergisst dann schnell, dass das Paradies nicht aus unserer sexuellen Fantasie besteht, sondern eben die Glückseligkeit des Einzelnen darstellt! Deshalb finde ich es persönlich ohne Belang, _wieviel_ Glückseligkeit einem gegeben wird. (wenn noch irgendwo ein ü fehlt, soll es mir verziehen werden, denn meine Tastatur spinnt)
"Unter ihnen werden Schüsseln und Becher aus Gold kreisen, mit allem, was Seelen begehren und Augen ergötzt. Und ewig sollt ihr darin verweilen;Denn das ist das Paradies, das euch zum Erbe gegeben wurde, (zum Dank) für euer Tun." (Az-Zukhruf 43,71-72)
Gruss, Omar Abo-Namous