Justizopfer Ayla

Wir driften hier so langsam in recht viele Einzelthemen auseinander. Da eh nur wir beide ein halbwegs normales Gespräch zum Thema führen und ich mich dem auch auf keinen Fall entziehen möchte biete ich mal an, das per Mail fortzusetzen.
Sollte so nebenbei noch eine interessante Info anfallen, kann man die dann immer noch hier dazu schreiben.

mfg
Simon

Hi

All denen, die hier Franz in die Pfanne hauen,
möchte ich nur zurufen:
Wo ist Eure Meinung, wenn’s das eigene Kind (zB)
betrifft?

Tja, würden wir danach gehen würde wahrscheinlich alles und jeder sofort für immer weggesperrt werden. Der Drogendealer am Schulhof, der Mörder und viele wären sicherlich auch dafür etliche Politiker, Sonntagsfahrer und Taschendiebe für immer wegzusperren. Wie gesagt, Opfer (auch Eltern) reagieren ausschließlich emotionial, was man auch voll verstehen kann. Ein Rechtssystem darf aber nicht emotional sein, da sonst gerechte und objektive urteile nicht mehr möglich sind. Wo willst Du die Grenze ziehen? Nur Kinder mörder? auch Kindesvergewaltiger? Diejenigen die sich Kinderpornos anschauen? Ich denke unser Rechtssystem funktioniert prima! Natürlich gibt es auch bei uns Missstände, denen leider ab und an Kinder zum Opfer fallen, aber im Vergleich sind diese Zahlen sehr gering.

grüße
Raoul

das wir ein Täterstrafrecht haben ist aber mittlerweile
unbestritten.

Dertige Suggestivargumente mag ich gar nicht. Ich z.B.
bestreite das.

ich auch…

gruß

mein Prof sagte immer,

Ich denke unser Rechtssystem funktioniert prima!
Natürlich gibt es auch bei uns Missstände, denen leider ab und
an Kinder zum Opfer fallen, aber im Vergleich sind diese
Zahlen sehr gering.

„ich lasse lieber hundert Schuldige laufen als einen Unschuldigen in den Knast zu werfen“

erste Stunde erstes Semester „Rechtsphilosophie“

Gruß Ralf

PS einen Stern für Deinen Post

Stammtisch vs. Verstand
es ist wieder typisch.

Niemand will oder kann begreifen, dass Jura (=RechtsWISSENSCHAFT!!!) eine Wissenschaft ist; nichts für Ungebildete.

Niemand ohne entsprechende Ausbildung maßt sich ernsthaft an, Kernphysiker zu hinterfragen oder Brückenbauer zu korrigieren

Aber bei Recht wollen ALLE mitreden, oder Hirn und Verstand.

und das Problem? Selbst Juristen haben von Jura keine Ahnung! Im ersten Semester belegen sie widerwillig entweder Rechtsgeschichte ODER Rechtsphilosophie ODER Rechtsmedizin, meist letzteres weil man da den kleinen Schein idR schon für „nichtkotzen“ in der Patho bekommt.

und da wundern wir uns???

Gruß
Ralf

Hallo Ralf,

Niemand will oder kann begreifen, dass Jura
(=RechtsWISSENSCHAFT!!!) eine Wissenschaft ist; nichts für
Ungebildete.

Niemand ohne entsprechende Ausbildung maßt sich ernsthaft an,
Kernphysiker zu hinterfragen oder Brückenbauer zu korrigieren

Aber bei Recht wollen ALLE mitreden, oder Hirn und Verstand.

Da hast Du ja gar nicht unrecht, und Deine Postings in diesem Thread gehören zu den wenigen vernünftigen, aber:

die Wissenschaft der Jurisprudenz ist nicht so ohne weiteres mit der der Kernphysik zu vergleichen, weil sie auf ganz andere Weise in das Leben der Menschen eingreift als die Physik.

Dazu kommt, dass das Objekt der Rechtswissenschaft Menschen bzw. menschliches Verhalten ist, während das Objekt der Physik tote Objekte sind;
es dürfte klar sein, dass es den Objekten egal ist, was die Physik mit ihnen macht, den Menschen eben nicht.

Dazu kommt, dass man nicht bestreiten kann, dass auch im Bereich des Rechts (ähnlich wie in dem der Politik) allmählich der Eindruck entsteht, dass „die da oben“ (oder so ähnlich) ja doch machen was sie wollen, und vor allem nicht mehr den Willen dessen erfüllen, den sie zu erfüllen hätten: den des Souveräns, des Volkes.

Mit Jürgen Habermas ausgedrückt: das Rechtssystem ist doch inzwischen an vielen Stellen recht weit von der Lebenswelt (also hier: dem was wir als gerecht empfinden) abgerückt,

oder mit Hegel gesagt: zwischen Recht und Gerechtigkeit(sempfinden) besteht oft eine gehörige Differenz, was dann eben oft den „Stammtisch“ hervorruft.

Das nur mal so als Zwischenruf, um zu zeigen, dass die Kritik von Akten der Rechtssprechung nicht notwendig auf Stammtischniveau landen muss, und deshalb nicht pauschal mit dem von Dir vorgebrachten Argument zurückgewiesen werden sollte.

Viele Grüße
franz

sich doch noch mal meldend…
Man entnehme meinem Posting nicht!,
daß ich radikale Gerichtsentscheidungen begrüße -
jedem gehört mehr als eine Chance.
Und es gibt auch Fehlurteile.

Nur - im Falle bestialischer Verhaltensweise bspw
sollte ‚die Keule rausgeholt‘ werden.

Bedenken möge man auch - ich weiß dass das hinkt-,
daß die Griechen (ich schreibe nicht ‚die alten Grichen‘-) seinerzeit angeblich durchaus ‚Knaben als Lustobjekte‘ kannten.

All denen, die hier Franz in die Pfanne hauen,
möchte ich nur zurufen:
Wo ist Eure Meinung, wenn’s das eigene Kind (zB)
betrifft?

DEM ist nichts hinzuzufügen.
Danke.

der Vergleich Recht vs. Kernphysik ist tatsächlich weit hergeholt und sollte nur dazu dienen, den Zwiespalt juristischem Recht und empfundenem Recht aufzuzeigen. Ich denke, der vergleich Recht zu Medizin hätte hier näher gelegen, da beide Gebiete die Menschen direkt betreffen.

Gruß
Ralf

Hallo,

Niemand ohne entsprechende Ausbildung maßt sich ernsthaft an,
Kernphysiker zu hinterfragen

entschuldigung, bist Du neu hier? :wink: Ich frage nur, weil es durchaus Leute in diesem Forum, die das tun. Meistens heißen sie Frank.

Aber bei Recht wollen ALLE mitreden, oder Hirn und Verstand.

Gilt für Wirtschaft übrigens auch. Genauer: Gerade wenn man überhaupt keine Ahnung von der klassischen VWL hat, meldet man sich mit besonders innovativen Ideen zu Wort. Der Könner bezichtigt zusätzlich alle mit Ausbildung der vorsätzlichen Dummheit und Gehirnwäsche (am eigenen Gehirn, wohlgemerkt).

Gruß,
Christian

Hallo,

Bedenken möge man auch - ich weiß dass das hinkt-,
daß die Griechen (ich schreibe nicht ‚die alten Grichen‘-)

also den „heutigen Griechen“ wirst Du das schwer unterstellen können :wink:

seinerzeit angeblich durchaus ‚Knaben als Lustobjekte‘
kannten.

dein „angeblich“ kannst Du zurückziehen; die „Knabenliebe“ war damals tatsächlich eine anerkannte und sehr vornehme Form der Erotik; (abgeschafft wurde sie dann etwa im Rom des 3. Jdhts.)

All denen, die hier Franz in die Pfanne hauen,
möchte ich nur zurufen:
Wo ist Eure Meinung, wenn’s das eigene Kind (zB)
betrifft?

ich denke, dass das nichts besagt; wie Raoul richtig bemerkt hat, ist eine solche Keulen-Haltung durchaus nachvollziehbar, wenn man selbst betroffen ist; dennoch aber ist eigene Betroffenheit ganz sicher keine funktionierende Grundlage für ein Rechtssystem, höchstens für ein System der Blutrache.

Außerdem: das sei mal dick hinter die Ohren geschrieben:

Die Wahrscheinlichkeit bei solch kapitalen Verbrechen selbst betroffen zu sein, ist in Deutschland sehr gering (in erster Linie wohl, weil wir ein funktionierendes Rechtssystem haben);

wer sich von den ständigen Medienberichten über solche Vorfälle aufwiegeln lässt, leidet eindeutig an verzerrter Wahrnehmung, weil er übersieht, dass

  1. die Medien solche Dinge sehr genüßlich ausweiden (crime sells)
    und
  2. das Land, in dem diese Dinge geschehen, 80 Millionen Menschen umfasst; so kann man sich die prozentuale Wahrscheinlichkeit davon betroffen zu werden mal selbst ausrechnen, wenn man den hinter den vielen Nullen nach dem Komma noch eine Wahrscheinlichkeit findet.

In einem lapidaren Satz: sein Kind als Elternteil so zu tyrannisieren, dass es Selbstmord begeht ist statistisch tausende Mal höher als es durch ein Gewaltverbrechen zu verlieren

Viele Grüße
ben

Hallo Christian,

netter Versuch!

Nein nein, wir hatten auch schon das Vergnügen, hier und auch im wirtschaftsbrett…

Gruß
Ralf

das Land. Je mehr Verbrecher davonkommen, desto mehr fühlen
sich ermutigt, es auch zu versuchen. Nicht Verschärfung der
Strafen löst das Problem, sondern eine bessere Effizienz der
Polizei.

Mein Bruder hatte mal so einen kleinen Wichser in der Klasse der sich mit 60 Anzeigen allein wegen Körperverletzung rühmte.

Glaubst du der hat noch Angst vor Entdeckung?

Wenn jedoch ein Genickschuss (etwas überzogen formuliert) als Resultat einer weiteren Straftat im Raum stehen würde, glaub mir, der würde seine Faust in der Tasche lassen.

MfG

moin,

Wenn jedoch ein Genickschuss (etwas überzogen formuliert) als
Resultat einer weiteren Straftat im Raum stehen würde, glaub
mir, der würde seine Faust in der Tasche lassen.

Kannst du belastbares Datenmaterial liefern, das einen
direkten Zusammenhang zwischen Todesstrafe und sinkender
Kriminalitätsrate aufzeigt?

Es gibt etliche Arbeiten die zeigen, daß eine zeitnahe Strafe
zur Tat deutlich stärker wirkt, als eine besonders harte Strafe.

Grüße, René

Moin,

Nur - im Falle bestialischer Verhaltensweise bspw
sollte ‚die Keule rausgeholt‘ werden.

Gut, der Staat packt die Keule aus. Was glaubst du, wäre
auf lange Sicht die Reaktion der Bevölkerung? Würde
sie kuschen und ducken, oder würde sie ihrerseits, sozusagen
aus evolutionärem Druck, selber auch öfters die Keule
auspacken?

Wo ist Eure Meinung, wenn’s das eigene Kind (zB)
betrifft?

Meine eigene Meinung hat zur Gerechtigkeitsfindung nichts
beizutragen. Das Gewaltmonopol zur Rechtssprechung und
Rechtsdurchsetzung ist explizit an eine objektive, dritte
Partei, dem Staat übertragen worden. Nur dadurch ist ein
objektives, möglichst immer nach gleichem Maßstab handelden
Rechtssystem möglich. Daß dies nicht immer absolut möglich
ist ist offensichtlich, schließlich sind Richter, Staatsanwälte,
Anwälte Gutachter und weitere Beteiligte nur Menschen die
irren können.
Subjektiv und emotional gesteuerte Rechtssysteme wie
Lynchjustiz und Blutrache sind unserem System als Garant
für sozialen Frieden und Gerechtigkeit weit unterlegen.

Grüße, René

PLONK!
.

Hi!

Wenn jedoch ein Genickschuss (etwas überzogen formuliert) als
Resultat einer weiteren Straftat im Raum stehen würde, glaub
mir, der würde seine Faust in der Tasche lassen.

Ein Beispiel:
Kanada hat die Todesstrafe 1998 vollständig abgeschafft. Seitdem ist die Anzahl der Tötungsdelikte deutlich zurückgegangen.
Gleichzeitig stagniert oder wächst sogar die Zahl der Morde in jenen Bundesstaaten der USA, die eine Todesstrafe kennen und anwenden. Interessant ist, dass US-Bundesstaaten ohne Todesstrafe eine niedrigere Mordquote haben als jene Bundesstaaten mit Todesstrafe.

Quellen: Amnesty International, Wikipedia.de

Es wäre interessant, gegenteilige Aussagen mit entsprecheneder Datenbasis von dir zu bekommen.

Grüße
Heinrich

Kannst du belastbares Datenmaterial liefern, das einen
direkten Zusammenhang zwischen Todesstrafe und sinkender
Kriminalitätsrate aufzeigt?

Nö, kann ich nicht und ich will auch nicht behaupten das es diesen gibt.

Vergleiche sind schwierig da kaum ein Staat die Todesstrafe eingeführt hat.

Ich bin auch kein Befürworter der Todesstrafe auch wenn ich sie mir für mein genanntes Beispiel wünschen würde.

Jedoch bin ich Befürworter von harten (demütigenden) Strafen.
Ich will hier aber keinen Zusammenhang zwischen sinkender Kriminalität und harten Strafen herstellen, befürworte diese dennoch!
Da ich schon oft Opfer von völlig unbegrüneter Gewalt wurde wünsche ich mir für den Täter eine besonders harte Strafe, aus Rachegefühlen und noch einem weiteren Grund:

Wer sitzt oder Tod ist kann nix anstellen.

Es gibt etliche Arbeiten die zeigen, daß eine zeitnahe Strafe
zur Tat deutlich stärker wirkt, als eine besonders harte
Strafe.

Sofortiger Genickschuss?

MfG

Hi!

der Vergleich Recht vs. Kernphysik ist tatsächlich weit
hergeholt und sollte nur dazu dienen, den Zwiespalt
juristischem Recht und empfundenem Recht aufzuzeigen.

Unbestritten besteht selbiger.

Ich
denke, der vergleich Recht zu Medizin hätte hier näher
gelegen, da beide Gebiete die Menschen direkt betreffen.

Ich meine, dass die judikative Seite unserer Gesellschaft sehr häufig direkt und unmittelbar viele bis alle Büprger betrifft.
Somit muss hier Meinungsbildung erlaubt sein, auch als Nichtfachmann.
Wenn nun ein Kinderschänder und Mörder (der Aktuelle war ja deshalb vorbestraft) mit 37 Jahren frei ist, kann da etwas nicht stimmen. Dazu muss ich kein Jurist sein.
Wenn also die Strafen für Kinderschändung unter denen von Steuerhinterziehung liegen (5-6 Jahre sind bei beidem möglich…), muss man darüber reden.
Der juristsiche Hintergrund ist hier uninteressant. Wenn ihn das Volk nicht mehr verstehen kann, könnte er überflüssig werden.

Grüße,

Mathias

Hallo Mathias,

Ich meine, dass die judikative Seite unserer Gesellschaft sehr
häufig direkt und unmittelbar viele bis alle Büprger betrifft.
Somit muss hier Meinungsbildung erlaubt sein, auch als
Nichtfachmann.

Nein, denn Jura ist eine objektive Wissenschaft, nix emotionales. Als Beispiel, würdest Du einem Brückenbauingenieur dazewischen reden, nur weil Die die Fornm der Brücke nicht gefällt? Nein, würdest Du nicht, weil Du wiesst, dass Du davon keine Ahnung hast, obwohl die Brücke allen Menschen dienen wird.

Wenn nun ein Kinderschänder und Mörder (der Aktuelle war ja
deshalb vorbestraft) mit 37 Jahren frei ist, kann da etwas
nicht stimmen. Dazu muss ich kein Jurist sein.
Wenn also die Strafen für Kinderschändung unter denen von
Steuerhinterziehung liegen (5-6 Jahre sind bei beidem
möglich…), muss man darüber reden.
Der juristsiche Hintergrund ist hier uninteressant. Wenn ihn
das Volk nicht mehr verstehen kann, könnte er überflüssig
werden.

der bedauerswerte Einzelfall hier - wie bereits weiter oben im Thread aufgezeigt, sind die Väter zu mehr als 75 % die Täter; seltens Fremde - berechtigt KEINEN Staat, die individuellen Freihaeiten ALLer einzuschränken, weil Einzelne die Grenzen überschreiten.

Wo soll denn die polizeistaatliche Überwachung enden? Bei Razzien? Bei willkürlichen Verhaftungen? Bei Schauprozessen? Bei flächendeckendem Überwachungsstasi? NICHTS davon kann will werde ich ertragen.

Kindsmord ist verboten und wird hart bestraft, es nützt nichts Kindsmord zu verbieten und mit Strafe zu belegen, dies ist bereits der Fall in Deutschland; also was willst Du?

Gruß Ralf

Hallo Heinrich,

Kanada hat die Todesstrafe 1998 vollständig abgeschafft.
Seitdem ist die Anzahl der Tötungsdelikte deutlich
zurückgegangen.
Gleichzeitig stagniert oder wächst sogar die Zahl der Morde in
jenen Bundesstaaten der USA, die eine Todesstrafe kennen und
anwenden. Interessant ist, dass US-Bundesstaaten ohne
Todesstrafe eine niedrigere Mordquote haben als jene
Bundesstaaten mit Todesstrafe.

dazu folgende Theorie: Die Existenz der Todesstrafe drückt einerseits die Wertschätzung des Lebens durch die Bevölkerung des Landes, andererseits aber vor allem die Wertschätzung des Lebens durch den Staat selber aus.

Daß unter diesen Umständen die Tötungsrate höher ist als in Staaten, die die Todesstrafe abgeschafft haben, erscheint mir naheliegend.

Gruß,
Christian