Kann jedes Kind ein Flugzeug fliegen und landen?

Ich schreibe an einem Roman, darin kommt vor, daß jemand, der noch nie in einen Flugzeug gesessen und noch nie eine Flugstunde hatte, und nur ein wenig übers Fliegen gelesen hat, ohne jede Hilfe allein ein Flugzeug startet, fliegt, und landet. Wie realistisch oder unrealistisch ist so was? Wäre es möglich? Es ist egal, ob verboten oder gefährlich, weil es ein Roman ist, die Frage ist nur: Ist es möglich? Wenn ja, ist es auch möglich, wenn der, der fliegt, erst 11 Jahre alt ist? Wenn ja, ist es auch möglich, wenn es sich um ein Düsenflugzeug handelt?

Nein
Kurze Antwort: Nein. Ganz so einfach ist’s dann doch nicht.

Wenn ja, ist es
auch möglich, wenn der, der fliegt, erst 11 Jahre alt ist?
Wenn ja, ist es auch möglich, wenn es sich um ein
Düsenflugzeug handelt?

Ich denke, dein 11-jähriger könnte ohne Vorkenntnis nicht mal ein Auto weiter als 5m bewegen, auch (und grade) einen Automatikwagen nicht. Das sagt wohl schon alles :wink:

J~

Entschuldige, aber da bin ich anderer Meinung. Ich habe als 9jähriger das Auto meines Vaters „bewegt“ und als 7jähriger ein Fahrzeug mit Verbrennungsmotor gefahren, mehrere Runden mit Vollgas, und das war sogar erlaubt. Jedes Kind könnte ein Auto kilometerweit bewegen, wenn die Beine lang genug wären und die Straße breit genug und ohne Verkehr. Schon 5jährige können Fahrrad fahren und die Balance halten, und schon 3jährige können ein Dreirad steuern. Warum sollte also ein 11jähriger nicht fliegen können? Ich habe schon mal ein Flugzeug gesteuert, 20 km weit, ohne jede Anleitung und ganz spontan, und das war sogar sehr leicht. Lenken geht mindestens (!) so leicht wie Autofahren oder Fahrradfahren, und auch ganz genauso, jedenfalls so lange man ohne Seitenruder lenkt, was möglich ist, ich weiß es ja, ich habe es ja gemacht. Das Höhenruder zu bedienen ist auch nicht schwer. Zwar habe ich nie eine Landung gemacht, aber wenn man beim Landen nicht auf Klappen und Strömung achten muß, weil die Bahn sehr lang ist, ist es zwar vielleicht noch immer nicht leicht, aber ist es wirklich unmöglich? Und wenn es unmöglich ist, warum genau? Übrigens hat der Flieger in meinem Roman zuvor eine sehr ausführliche Anleitung gelesen, an Theorie mangelt es also nicht. Ich will wissen, wie ich es schreiben muß, daß ich hinterher nicht hören muß, es sei alles Unsinn.

Danke für die klare Antwort. Wäre sie etwa ausführlicher gewesen, hätte mich das auch nicht gestört.

Wenn ja, ist es
auch möglich, wenn der, der fliegt, erst 11 Jahre alt ist?
Wenn ja, ist es auch möglich, wenn es sich um ein
Düsenflugzeug handelt?

Ich denke, dein 11-jähriger könnte ohne Vorkenntnis nicht mal
ein Auto weiter als 5m bewegen, auch (und grade) einen
Automatikwagen nicht.

Das glaube ich kaum. Kinder sind ja nicht unbedingt doof und können gewisses sicher schnell antizipieren. Besonders ein Automatikauto. Dafür man wirklich nicht viel können.

Hallo Andreas,

auch ich denke nicht, daß das so möglich ist. Das Problem ist in meinen Augen das folgende: Manuelles Fliegen ist im Grunde Handwerk (=Übung macht den Meister) das aber sehr viel Hintergrundwissen benötigt. Falsche Inputs können fatale Folgen haben, z.B. das Über- oder Unterschreiten von Geschwindigkeiten oder auch die sog. „Pilots induced Oscillations“ (http://en.wikipedia.org/wiki/Pilot-induced_oscillation). Darüber hinaus muß gerade für Start und Landung ein prinzipielles Konzept vorliegen, welche Bedienschritte vorgenommen werden müssen (Geschwindigkeit, Anstellwinkel, Motorleistung, Konfiguration) um das Ziel zu erreichen.

Man könnte jetzt sagen, daß in einem großen Jet das ganze einfacher ist, da es dort mehr Assistenzsysteme gibt (Autopiloten, automatische Schubregelung, etc.). Das ist zwar prinzipiell richtig, allerdings steigt im gleichen Maße auch die Systemkomplexität und die Fluggeschwindigkeit an. Alleine die Anbringung der Triebwerke unterhalb der Tragflächen und damit außerhalb des Schwerpunkts führt z.B. bei jeder Änderung des Schubes zu einer Änderung der Trimmung. Diese ist aber auch gleichzeitig abhängig von Fluggeschwindigkeit, Schwerpunktlage und Konfiguration des Flugzeuges.

Gruß,

Nabla

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

hi

dann setze doch deinen 11jährigen mal an den MS-Flugsimulator - wenn der nach 3 Tagen üben (nicht im Arkade-Modus, so es den mittlerweile gäbe) starten, fliegen und ohne Bruch landen kann, dann schreib es.

http://www.pcfreunde.de/news/detail-1287/microsoft-f…

das sollte ja für dein Kind dann kein Problem sein…

Ali N.

Ich will wissen, wie ich es schreiben muß, daß ich
hinterher nicht hören muß, es sei alles Unsinn.

es gibt eigentlich nur wenige möglichkeiten:

du machst aus ihm ein genie.
du machst ihn zum harry potter aus lübbecke.
du gibst ihm vorkenntnis in strömungslehre, flugkunst und cockpitwissen oder
dein buch wird ein schönes märchen.

das lenkrad eines auto mit 7 festhalten hat jedenfalls nichts mit flugzeugfliegen zu tun.

mfg:smile:
rené

p.s.: du willst doch keine multimillionenklage beleidigter lufthansa- und bundeswehrpiloten riskieren:smile:

Hi,

Das glaube ich kaum. Kinder sind ja nicht unbedingt doof und
können gewisses sicher schnell antizipieren. Besonders ein
Automatikauto. Dafür man wirklich nicht viel können.

bei meinem letzten Automatikwagen musste man angeschnallt sein, das Bremspedal betätigen und den Fahrhebel auf P stellen damit der Motor gestartet werden konnte.

Grüße,
J~

Auch nein
Hallo Andreas,

eigentlich haben meine Vorposter das ja schon gesagt, aber trotzdem nochmal. Nimm das Beispiel der Pilotenausbildung bei der Lufthansa: da kommen Leute hin, mit Anfang 20 - also mit etwas mehr Lebenserfahrung und Feinmotorik als ein 11jähriges Kind.

Ungefähr 95% der Bewerber werden in einem umfangreichen Test gleich mal ausgesiebt, die restlichen 5% lernen dann ungefähr 1/2 Jahr lang (oder ist´s sogar mehr? *grübel*) die Theorie. Auch das ist bei einem 11jährigen der „ein wenig“ über’s fliegen gelesen hat wohl um Welten weniger.

Und dann kommen die Jungs und Mädels zum Fliegen und brauchen trotzdem noch einige Flugstunden, bis sie zum ersten Mal allein fliegen dürfen.

Vielleicht Rettung für Deine Geschichte: vielleicht ist der Papa von dem Buben Pilot und hat ihn schon öfters mitgenommen und er durfte ab und zu schonmal selber fliegen, weiss also rein praktisch wie das geht.

Wenn ja, ist es auch möglich, wenn es sich um ein
Düsenflugzeug handelt?

Da sehe ich nun gar keine Chance.

*wink*

Petzi

Ungefähr 95% der Bewerber werden in einem umfangreichen Test
gleich mal ausgesiebt, die restlichen 5% lernen dann ungefähr
1/2 Jahr lang (oder ist´s sogar mehr? *grübel*) die Theorie.
Auch das ist bei einem 11jährigen der „ein wenig“ über’s
fliegen gelesen hat wohl um Welten weniger.

Also ATPL-Theorie sind ca. 900h Theorie, aber davon wird nur ein kleiner Teil zum tatsächlichen manuellen Fliegen benötigt. Der Rest ist Hintergrundwissen, das zum Systemverständnis und zur Problemlösung benötigt wird.

Wieviele Flugstunden/Starts und Landungen bis zum 1. Alleinflug vergehen weiß Petzi sicherlich besser - das ist die Zahl, die erstmal wichtig ist, denn hier werden die Basics gelehrt und (intuitive) Anfängerfehler ausgemerzt. Das Sportflugzeug halbwegs koordiniert in der Luft zu halten und in eine definierte Richtung zu fliegen ist dabei in der Tat der kleinere Teil und nimmt geschätzt 20% der Zeit in Anspruch - der Rest sind eben die Landungen.
Vielleicht hilft dazu auch als zusätzliche Erläuterung die rein wissenschaftliche: Die Landung ist im Grunde die Transformation eines Systems mit 6 Freiheitsgraden (3 translatorische, 3 rotatorische) in ein System mit 4 Freiheitsgraden, wobei insbesondere der eine fehlende translatorische Freiheitsgrad problematisch ist, da das Material aufgrund der Leichtbauweise nur sehr eingeschränkt Kräfte aufnehmen kann.
Ein Jet hat das zusätzliche Handicap, daß er in der Regel nicht nach Sicht geflogen werden kann. Der Flug nur nach Instrumenten erfordert ein sehr umfangreiches Training, bei dem neben der Interpretation der Instrumente (Umsetzen der abstrakten Zahlenwerte in ein mentales, dynamisches 3D-Modell) vor allem auch das Vertrauen in die Instrumente gelehrt wird. Das Gleichgewichtsorgan des Menschen ist leider im Normalfall stark von der optischen Wahrnehmnung abhängig, so daß bei fehlender oder gestörter optischer Wahrnehmung das Gleichgewichtsorgan gestört werden kann.
Die Unfallursache „Einflug in Instrumentenflugbedingungen“ ist eine der häufigsten Ursache für fatale Unfälle in der Sportfliegerei!
Insofern ist das Instrumentenflugtraining für das Gros der in der Verkehrspilotenausbilung zu fliegenden ca. 200 Flugstunden verantwortlich!

Gruß,

Nabla

Hi,

Das glaube ich kaum. Kinder sind ja nicht unbedingt doof und
können gewisses sicher schnell antizipieren. Besonders ein
Automatikauto. Dafür man wirklich nicht viel können.

bei meinem letzten Automatikwagen musste man angeschnallt
sein, das Bremspedal betätigen und den Fahrhebel auf P stellen
damit der Motor gestartet werden konnte.

auf n24 kam gerade ein bericht über den transport eines abraumbaggers. und da sagt der baggerfahrer stolz im führerhaus sitzend und mit 0.5km/h fahrend in seinem schwäbischen hochdeutsch: „dat is wie ein fluchzeusch - von de deschnik, meinisch“ und dann fährt die kamera ein stück zurück und man sieht ihn in einem stuhl sitzen und 2 hebel bedienen. wofür die anderen 3 schalter waren, konnte man nicht erkennen.

Hi,

auf n24 kam gerade ein bericht über den transport eines
abraumbaggers. und da sagt der baggerfahrer stolz im
führerhaus sitzend und mit 0.5km/h fahrend in seinem
schwäbischen hochdeutsch: „dat is wie ein fluchzeusch - von de
deschnik, meinisch“

also ich schätze die Höhe über Grund ist vergleichbar mit der eines Düsenjägers im Tiefflug. Vielleicht meinte er das? :wink:

J~

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. War wirklich sehr hilfreich. Dann muß ich wohl doch ein Märchen daraus machen.

Zur Klärung, welches Flugzeug ich meine: Es ist ein Flugzeug, wie man es in einem Film mit Fantomas sehen kann, also ein Auto, das im Boden Flugzeugtragflächen und im Kofferraum Düsentriebwerke hat. Auf Knopfdruck fahren diese aus, und das Auto verwandelt sich in ein Flugzeug. Der 11jährige zweifelt zwar anfangs daran, daß das Ding flugtaulich ist, findet es aber toll, daß es so was überhaupt gibt.

Ein Flugzeug in 600 m Höhe geradeaus zu fliegen, ist nicht schwer. Wenn jemand das Flugzeug einfach nur geradeaus fliegt, ohne Klappe, ohne Anstellwinkel, ohne Schubänderung, aber statt in 600 m Höhe in nur 1 m Höhe, und dann ganz langsam herunterkommt, auf einer endlos langen Landebahn, dann ist es wohl kaum zu leugnen, daß er irgendwann den Boden berührt, oder? Oder nicht?

Mod Petzi: abgeschlossen da Off Topic

Hallo!

Auch wenn Du Dich schon bedankt hast, möchte ich noch etwas anmerken. Ich bin habe zwar selber noch nie ein dreiachsengesteuertes Flugzeug geflogen. Meine Erfahrungen stammen deshalb vom Gleitschirm und vom Microsoft Flugsimulator. Natürlich ist das nur bedingt auf ein reales Flugzeug zu übertragen. Für meine Überlegungen reicht es aber:

Ein Flugzeug landen ist prinzipiell etwas völlig anderes als ein Auto zu parken.

Ein Auto bewegt sich im zweidimensionalen Raum. „Parken“ ist also folgende Aufgabe: „Bringe das Auto zum Ort (x,y) und halte dort an.“

Ein Flugzeug zu landen ist komplizierter als nur die zusätzliche dritte Dimension: Es ist recht einfach, das Flugzeug an den Ort (x,y) zu steuern. Aber bei der Landung musst Du noch ein paar andere Dinge erreichen:

  • Genau in dem Moment, wo Du bei (x,y) ankommst, soll das Flugzeug den Boden erreichen (z=0).
  • Die Flugrichtung soll genau in dem Moment mit der Richtung der Landebahn übereinstimmen (sonst landest Du ganz schnell im Straßengraben).
  • Die Sinkgeschwindigkeit soll genau in dem Moment sehr klein (damit man das Fahrwerk nicht gleich zertrümmert), aber nicht zu klein (sonst gleitet man durch den Bodeneffekt über die Landebahn hinweg.
  • Die Horizontalgeschwindigkeit soll genau in dem Moment ziemlich klein sein (sonst schafft man es nicht, auf der Landebahn abzubremsen) aber nicht zu klein (sonst reißt die Strömung schon vorher ab)

Und das ist noch nicht alles: Man kann keinen der Parameter ändern, ohne die anderen zu beeinflussen: Verlangsamt sich die Horizontalgeschwindigkeit, so wird die Sinkgeschwindigkeit größer. Korrigiert man die Flugrichtung, so verändert man auch die Position des Flugzeugs, … usw.

Und um das Chaos noch perfekt zu machen: Wenn man beim Autofahren nicht mehr weiter weiß, kann man an jeder Stelle der Reise einfach anhalten und nachdenken. Diese Option gibt es beim Fliegen nicht.

Übrigens: Beim MS Flugsimulator gibt es ein Trainingsprogramm, das ähnlich aufgemacht ist, wie Flugstunden. Mir passiert es da ständig, dass ich wirklich mein bestes gebe, und plötzlich der virtuelle Fluglehrer sagt: „Da Sie offensichtlich nicht ganz bei der Sache sind, brechen wir die Übung an dieser Stelle ab…“

Michael

Vielen Dank für die ausführlichen Erläuterungen. War wirklich
sehr hilfreich. Dann muß ich wohl doch ein Märchen daraus
machen.

Tschit titschitti bäng bäng…
http://www.anderewelten.de/images/Tschitti.jpg

Zur Klärung, welches Flugzeug ich meine: Es ist ein Flugzeug,
wie man es in einem Film mit Fantomas sehen kann, also ein
Auto, das im Boden Flugzeugtragflächen und im Kofferraum
Düsentriebwerke hat. Auf Knopfdruck fahren diese aus, und das
Auto verwandelt sich in ein Flugzeug. Der 11jährige zweifelt
zwar anfangs daran, daß das Ding flugtaulich ist, findet es
aber toll, daß es so was überhaupt gibt.

Das war ne DS vor 1967 :smile:
zumindest hat der eine hier Runde Einzelscheinwerfer…
falls den jemand nicht kennt:
http://images.forum-auto.com/mesimages/206555/a7dfa6…
http://home.wtal.de/olliweb/technoclassica/2003/DS%2…

startend:
http://farm1.static.flickr.com/175/456058281_093d515…

Steigflug:
http://www.pamp-berlin.de/bilder/fantomas.jpg

im Flug (mit idiotischerweise eingeklappten Tragflächen…):
http://www.kunstidee.com/pictures/200_1176365587.jpg

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Hi

eine endlos langen Landebahn

doch ein Märchen… :smile:
Ali N.