Hallo Greb,
ich kann aus Zeitgründen hier keinen Vortrag über Borreliose halten, daher nur das absolut Wichtigste.
Jeder Vergleich hinkt, aber dann kann man es sich etwas besser vorstellen:
Stell Dir vor…
Du bist ein Borrelien-Erreger (aber sonst mit Deinen ganz normalen menschlichen Eigenschaften).
Wo hältst Du Dich während der 24 Stunden, die ein Tag hat überwiegend auf? Antwort dürfte sein: In einem oder mehreren überdachten Häusern (also nicht im Freien).
Wie oft bist Du auf der Autobahn? Die Antwort dürfte sein: eher selten, wenn man als Basis die 24 Stunden eines Tages zugrunde legt. Ich benutze die Autobahn um zur Arbeit/Schule/Studium/Freunden zu kommen = für mich ist das ein Transportmittel.
Und danz ähnlich ist es mit den Erregern der Borreliose: Sie leben weit überwiegend in Zellen und benutzen das Blut und den Liquor ausschließlich als Fortbewegungsmittel, aber eher selten: nämlich dann, wenn sie an einer Stelle „ausgewiesen“ werden (meint mit Tabletten bekämpft werden) und wenn in derem bisherigen Haus eine Überbelegung = Platzmangel herrscht, dann suchen die sich ein neues Zuhause und nutzen die Autobahn, äh das Blut / den Liquor (letzteren sowieso eher selten)
Und genau das ist auch der Grund, weshalb so viele Blutuntersuchungen (Liquoruntersuchungen sowieso, da kommt seltenst ein positives Ergebnist trotz eindeutiger Symptomlage) falsch-negativ ausfallen: Die Erreger sind halt gerade nicht „unterwegs“, sondern machen es sich in den Zellen (Häusern) oder noch genauer in den Zellwänden (Zimmern) bequem und lassen es sich richtig gut gehen. Wenn Du im Haus bist, stört es Dich ja auch nicht, wenn es draußen regnet, Du bleibst trotzdem trocken.
Es gibt noch kein wirklich sicheres Testverfahren um im Labor Borre feststellen zu können. Die Falsch-negativen Ergebnisse der vorhandenen Tests schwanken von 40 bis 85% (falsch-negativ wohl gemerkt!). Das kommt nicht, weil die Tests so miserable Qualität hätten, sondern weil einfach das falsche „Medium“ untersucht wird: Körperflüssigkeiten sind deren Transportmittel, aber nicht deren Lebensorte.Eigentlich müsste man die Zellen dazu untersuchen, also Gewebematerial.
Die falsch-negativen Ergebnisse hängen auch noch mit einem anderen Fakt zusammen: Über die Körperflüssigkeiten versucht man sogenannten Antigene nachzuweisen: Dabei geht man davon aus, dass JEDER Körper bei JEDEM Erreger Abwehrstoffe produziert (Antigene), die dann im Blut rumschwimmen und die man wie ein Angler da rausfischen kann. = Nachweis
Das Ganze hat leider einen entscheidenden Haken: Es gibt Erreger, und dazu zählen die Borrelien und ihre Co-Erreger, die können die Produktion der Antigene im Körper abschwächen, ja sogar ganz unterbinden. Und wenn das Immunsystem „ausgeschaltet“ wird und keine Gegenmaßnahmen ergreift (Antigene produziert), dann kann man diese auch nicht nachweisen. Untersuchungen schätzen, dass etwa bei 50 % aller infizierten Personen diese Antigenproduktion so stark reduziert wird, dass ebenfalls ein falsch-negatives Testergebnis der Fall ist. Die gleiche Ursache der Unterdrückung der Gegenwehr des Körpers hat es übrigens auch, warum nur bei ungefähr 50% aller Borrepatienten nach dem Zeckenstich (oder auch Pferdebremsenstich, wie man mittlerweile weiß) die sog. Wanderröte Erytema migrans überhaupt erscheint. Viele Ärzte wissen das alles jedoch nicht und argumentieren: keine Wanderröte - keine Infektion
keine Antigene - keine Infektio
kein Erregerbefund in der Körperflüssigkeit - keine Infektion.
Alle drei Schlüsse sind aber Unsinn.
Viele Ärzte argumentieren mit der ach-so-schlimmen-Gesundheitsgefahr wenn man länger Antibiotika nimmt und geben - wenn überhaupt - dem Patienten viiiiiieeeeeeel zu kurz und ohne rücksicht auf das Körpergewicht Antibiotika. Bei einer Frischinfektion (die ersten 2 bis max. 3 Wochen nach Zeckenstich) mind als Minimum 30 Tage Antibiotika mit einer Dosierung von mind. 4,5 mg pro Kilogramm Körpergewicht und Tag notwendig. Wählt der Arzt eine zu kurze Zeit und/oder eine zu niedrige Dosis, sind Resistenzen der Erreger vorprogrammiert. Und das muss auf alle Fälle vermieden werden.
Die Ab-Gabe verlängert sich um so mehr, je älter (chronischer) die Infektion ist. Ab ca. der 6 Infektionswoche hat man das Stadium 3 (= chronisch) erreicht. Eine chronische Borre ist nur äußerst schwer auszuheilen, wenn die Infektion schon jahrelang vorhanden ist nach bisherigem Stand der Medizin überhaupt nicht mehr. Allerdings kann man IMMER mit langandauernden, teilweise hochdosierten und/oder kombinierten Antibiotikagaben gleichzeitig (zeitlichen Abstand beim Einnehmen einhalten um Wechselwirkungen zu vermeiden) .
Ach ja: „Die“ Borreliose ist ein Überbegriff für eine ganze Gruppe von Krankheiten mit ähnlichen aber doch unterschiedlichen Erregern. Bekannt sind derzeit ca. 10 Einzelerreger, wovon die wichtigsten Borrelien, Ehrlichien, Babesien, Bartonellen, Clamydien, Mycoplasmen, Rickettsien, Yersinien sind. Es vergeht aber kaum ein Vierteljahr, in dem nicht neue ähnliche aber doch unterschiedliche Erreger gefunden werden. Daher vermutet man in Fachkreisen, dass wohl von 20 oder mehr Erregertypen ausgegangen werden muss. jeder Erregertyp muss aber einzeln im Labor versucht werden nachzuweisen. Und auch da hapert es sehr oft: Meist werden nur die Borrelien, manchmal noch die Ehrlichien untersucht, aber die anderen Erreger so gut wie nie.
Wieder mein hinkender Vergleich: Der auf Dich angesetzte Privatdetektiv sucht Dich als Fahrer Deines Autos auf der Autobahn und findet Dich aber nicht. Dass Du in Deinem Auto aber gerade schläfst und Deine Frau fährt, oder Deine Schwester oder Dein Vater, das ist dem Detektiv (Bluttest) wurscht, er soll ja nur nach Dir als Fahrer suchen. Und Du bist nicht am Steuer…
So kommen Millionen von falsch-negativen Testergebnissen zustande, weil die Ärzteschaft nichts (oder zumindest fast nichts) von dieser Krankheit und ihrer Wirkungsweise weiß. Da die ca. 100 Symptome der Krankheit obendrein noch sehr unspezifisch sind, wird der Patient auf alles mögiche, nur nicht auf die Borre oder eine seiner Co-Erreger behandelt -die Pharma-Industrie freut der zusätzliche Medikamentenabsatz, dem Patienten hilft es nicht, weil eine falsche (= nicht vorhandene) Krankheit versucht wird zu bekämpfen. Also wird weiter experimentiert = weitere Medikamente, die aber letztlich wieder nicht helfen etc. Daher hat die Pharmaindustrie gar kein Interesse, dass sich an diesem Zustand der Unkenntnis bei den Ärzten irgend etwas ändert - die Industrie verdient sich damit eine goldene Nase - zum Schaden aller!
Es gibt in ganz Deutschland nur ca. Ein Dutzend Ärzte, die sich mit der Borre und den Co-Erreger-Erkrankungen wirklich auskennen. Wir fahren ca. 2x im Jahr durch die halbe Republik (Hin und Zurück fast 700 km), nur um zu solch einem echten Spezialisten zu kommen. Vorsicht: Viele nennen sich „Borreliose-Spezialist“, sind es aber nicht und nur Handlanger der Industrie!
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Neues erzählen.
zu den Symptomen: Es kursieren im Internet unterschiedliche Symptomlisten. keine ist wirklich vollständig, daher solltest Du Dir unterschiedliche Listen anschauen.
Und ein Letztes: Die Symptome bestimmen die Entscheidung, welche Therapie sinnvoll ist, nicht irgendwelche Blut- oder Liquorergebnisse. Dazu wiederum ist es für einen echten Borrespezi sehr hilfreich, wenn Du ein Beschwerdetagebuch führst: Wann war was (Gelenkschmerzen) wo (Knei, Schulter etc.) wie heftig (leicht bis unerträglich) unter welchen Umständen (Stress etc.), welche verstärkenden Faktoren gab es (was gegessen, welches Wetter, welche Mondphase etc., Streit mit dem Partner, Ärger im Beruf)
Damit sei es für den Moment genug.
Viele Grüße und alles Gute
Alexander