Hallo Thomas!
Wenn sie gelten will, als was sie landläufig zu gelten ich ihr
nicht bestreiten will; ohne freilich diese Geltung selbst
stets zu begleiten; dann ja, dann sind Kontinuität und
Konstanz Voraussetzung von dem, was da Wissenshaft sein will.
O.k., dann stimmst Du mit dem Prof. also überein! 
Gut getroffen für die Empfindungen. Doch nicht allein mit
Blick auf die Empfindungen gut getroffen, finde ich darüber
hinaus.
Danke.
„Empfindungen“ wären also kein Gegenstand einer Wissenschaft.
Nicht von dem, was als Wissenschaft zu gelten sich da allzu
oft allzu unausgewiesen erfrecht. Und eben nicht nur
Empfindungen.
Du kannst Dir denken, daß ich nicht das meinte, das als Wissenschaft zu gelten sich da allzu oft unausgewiesen erfrecht. 
Ohne mich als Kantkenner zu fühlen, würde ich sagen, dass sich
das für mich plausibel anhört.
Für mich hört es sich auch plausibel an. Allerdings gehöre ich zu denjenigen, die Plausibilität als Kriterium nicht besonders hoch halten. Plausibilität hängt für mich zu stark vom Kenntnisstand desjenigen ab, der urteilt, ob etwas plausibel ist.
„Gerechtigkeit“ „Legitimität“
etc. sind in letzter Instanz Gegenstände eines stets „nur“
subjektiven Erlebens.
Sie sind hier als Empfindungen gemeint.
Jede Epoche hatte ihre Spartakusse, doch seit es die
Wissenschaft gibt, können wir sagen, dass es sich um
neurotische Gerechtigkeitsfanatiker handelt, Maniker von
Grandiosität oder was auch immer.
Nicht doch!
Zwangsjacke und Gummizelle
erkenne ich als ein Fortschritt gegenüber Kreuz und Nagel an;
Du verwechselst da etwas: Kreuz und Nagel waren für Verbrecher gedacht, Zwangsjacke und Gummizelle für Kranke. Alle 4 Utensilien sind heute aus der Mode gekommen.
Vielleicht haben Nero (und die anderen Nagler) ja
wenigstens ein schlechttes Gewissen gehabt, während ich das
manchem Weisskittel das nur als zu wünschen übrig zu haben
empfinde. Mich da zu irren, würde mich allerdings nicht allzu
traurig machen.
Neros psychischen Zustände kann man nur schwer beurteilen. Aber das, was Du über die „Weißkittel“ schreibst, ist überzogen. Wie gut, daß Deine Erkenntnis dahin geht, daß Du weißt, daß Dich in Polemisierungen ergehst.
Fänd ich prima, wenn die Wissenschaft die Ojektivierbarkeit
des Erlebens an den Nagel hängen könnte und bei der
Gelegenheit noch eine gute Portion ihrer Urteile (früher:
„Anschauungen“) vom Menschen als auch erlebnisgebunden
dazuhängen könnte.
Wobei es sich bei dem Nagel dieses Mal um einen anderen handelt 
Dem Standpunkt, Erleben als das zu betrachten, was es meiner Meinung nach ist - subjektiv -, und den Versuch einer Verwissenschaftlichung der Beschäftigung damit aufzugeben, bringe ich gewisse Sympathien entgegen. Doch weiß ich nicht, was Du mit den Urteilen vom Menschen als auch erlebnisgebunden meinst. Meinst Du, daß menschliches Verhalten nicht vom Erleben abhängt? Dies wäre ein behavioristischer Ansatz.
Eine Wissenschaft die das Erleben kategoriell fixieren und
„prognostisch-postulierend“ antizipierend organiseren will,
ist ein Verstoß gegen Wittgensteins 7. Traktatgebot (Siehe ein
Thema tiefer) und was dabei herauskommt, sind allzu oft bloß
Angriffspläne auf die Menschenwürde.
Daß eine kategorielle Fassung und eine Prognose des Erlebens zu Angriffsplänen auf die Menschenwürde führen kann, halte ich für übertrieben. Gerade diejenigen, die das Erleben wissenschaftlich untersuchen wollen, bezichtigen diejenigen, die das Erleben ausklammern wollen, der Negierung der Menschenwürde. Aber das ist kleinliches Gezänk.
Was ich dagegen vorsichtig für überpersonell
erkenntniszugänglich halte, sind die Bedingungen der
Möglichkeit individuellen (und in gaaanz vorsichtiger
Annäherung „archtypischen“) Erlebens und Empfindens auf der
Basis von „empathischer Demut“, wie ich das mal nennen möchte
und was ich im übrigen für ein Gebot von Menschenwürde
erachte.
„Sich in jemanden einfühlen“ übersetze ich. Das geht allzu oft nach hinten los.
Wir brauchen mehr Spielregelgemeinschaften, in denen sich die
unterschiedlichen Empfindungsträger rund um ihre
Erbebnissehnsüchte gruppieren können.
Bleib mir weg mit den Selbstfindungsgruppen! 
Grundsätzlich bietet der
Westen und die Moderne das ja auch als Möglichkeit.
Schauder!
Nach meinem Eindruck ist das
Ensemble der unterschiedlichen Empfindungsausprägungen unter
den Menschen (also, soweit ich sie halt „nichtklinisch“ kenne)
in sich archetypisch plausibel und im Prinzip auch
selbsthilferegulativ organisierbar, ohne sich gegenseitig auf
die Füsse zu treten oder über den Haufen schiessen zu müssen.
„Archetypisch plausibel“ - terminologische Nebelbomben nenne ich das, wenn ich mich in Leute „hineinfühle“, die nicht Jung genug sind.
Man muss nur immer wissen woran man bei einer
Spielregelgemeinschaft ist, und bereit sein, selbstgewählte
Spielregeln zu achten und Konsequenzen zu tragen.
Selbstgewählt sind die Spielregeln der Spielregelgemeinschaft in den allerseltensten Fällen.
Der Rest ist sprachlich hochgestylte Meinung, was nicht heißen soll, daß Dein Posting zu lesen, mir nicht Vergnügen bereitete.
Freundliche Grüße,
Oliver Walter