Kapitalismus ade

Der Kapitalismus fährt gerade total vor die Wand und wird nur durch eine Sozialisierung der Verluste (vorläufig) gerettet. Bei Daimler & Co. stehen die Bänder still - wass Daimler zweifelsohne überleben wird seine Zulieferer aber nicht. Die Aktien rauschen den Bach runter. Gigantische Werte werden vernichtet. Noch vor Weihnachten wird die ach so ferne Finanzkrise auch ganz real beim kleinen Mann angekommen sein. Aber anstatt zu demonstrieren und den saturierten Versagern in den Chefetagen von Wirtschaft & Politik den Druck der Strasse spüren zu lassen passiert - nichts. Nichtmal hier im Brett wird das ordentlich diskutiert.
Woran liegt’s? Ist uns das wirklich scheissegal und nichtmal wert ein paar Zeilen darüber zu schreiben?

Gruss
Tom

Es ist wie beim nie existierten Sozialismus: Wir haben keinen Kapitalismus. Also kann da auch nichts gegen die Wand fahren.

Hi Tom,

Der Kapitalismus fährt gerade total vor die Wand und wird nur
durch eine Sozialisierung der Verluste (vorläufig) gerettet.
Bei Daimler & Co. stehen die Bänder still - wass Daimler
zweifelsohne überleben wird seine Zulieferer aber nicht.

Das liest sich jetzt so, als würdest Du zwischen den Problemen der Wirtschaft und der aktuellen Finanzkrise einen ursächlichen Zusammenhang sehen.

Die Automobilindustrie hat schon ein paar Wochen vor dem Knall bei Lehmann Brothers Aufträge bei den Zulieferern gecancelt. Als ich von dem Knall in den Nachrichten gehört habe, war ich gerade im ‚Zwangsurlaub‘.

Hilfreich ist die Finanzkrise sicher nicht, aber die Ursache ist sie auch nicht.

Gruß Rainer

Moin Rainer,

Die Automobilindustrie hat schon ein paar Wochen vor dem Knall
bei Lehmann Brothers Aufträge bei den Zulieferern gecancelt.
Als ich von dem Knall in den Nachrichten gehört habe, war ich
gerade im ‚Zwangsurlaub‘.

So einfach stellt sich die Situation nicht dar, glaub mir. Du hast recht, Streichungen gibt es seit spätestens Mitte des Jahres. Das, was aber momentan passiert, hat mittlerweile dramatische Formen angenommen. Selbst unsere erfahrenen Planer haben solche Streichungen im Kurzfristbereich noch nicht erlebt. Da ist tatsächlich was weltweit gekippt und wir müssen wirklich alles tun, aus dem Teufelskreis irgendwie wieder raus zu kommen.
Also: Kauft Autos, so billig waren sie noch nie:wink:

Grüße
Jürgen *eigennützig*

Hallo Jürgen,

So einfach stellt sich die Situation nicht dar, glaub mir. Du
hast recht, Streichungen gibt es seit spätestens Mitte des
Jahres. Das, was aber momentan passiert, hat mittlerweile
dramatische Formen angenommen. Selbst unsere erfahrenen Planer
haben solche Streichungen im Kurzfristbereich noch nicht
erlebt. Da ist tatsächlich was weltweit gekippt und wir müssen
wirklich alles tun, aus dem Teufelskreis irgendwie wieder raus
zu kommen.

ich stimme Dir ja völlig zu. Nur die Wirtschaftskrise, die wir jetzt erleben, hätten wir ohne die Finanzkrise auch.

Ohne Finanzkrise wurde aber eine Erholung Anfang nächstes Jahr gerechnet und dann werden uns die Auswirkungen der Finanzkrise erreichen. Autos werden ja nicht wie Butter gekauft. Mit Bargeld in den Laden, mitnehmen. Autos werden bestellt und nach den Kundenwünschen konfiguriert. Die Autos, die jetzt nicht bestellt werden, werden erst nächstes Jahr nicht produziert.

Ohne die Finanzkrise würde ich auch zu Weihnachten eine Woche länger zu Hause bleiben, als noch Anfang des Jahres geplant, nur würde es danach wieder Aufwärts gehen. Genau damit ist nun aber doch nicht zu rechnen. Ich hoffe, daß die Krise, die Du jetzt schon als schlimm bezeichnest, sich nicht Anfang nächstes Jahr verstärkt. Das jetzt ist nur die Spitze des Eisbergs.

Also: Kauft Autos, so billig waren sie noch nie:wink:

Dazu müsste ich einen Kredit aufnehmen und das traue ich mich im Moment nicht. Ich würde mir auch wünschen, daß die Leute mehr Autos kaufen, dann hätte ich auch weniger Sorgen. Ich kann keins kaufen, kein Geld. Eventuell geht es anderen ja auch so.

Gruß Rainer

Hi

Das liest sich jetzt so, als würdest Du zwischen den Problemen
der Wirtschaft und der aktuellen Finanzkrise einen
ursächlichen Zusammenhang sehen.

Genauso ist es auch. Ich arbeite in einem Chemie- und Life-Science Unternehmen, da kannst Du Dir mal die Aktienkurse ansehen, beispielsweise von BASF. Die sind im freien Fall und korrelieren prima mit den Horrormeldungen aus der Bankenwelt. Unsere Kunden haben Probleme mit ihrer Refinanzierung und stornieren massenhaft Aufträge.

Die Automobilindustrie hat schon ein paar Wochen vor dem Knall
bei Lehmann Brothers Aufträge bei den Zulieferern gecancelt.
Als ich von dem Knall in den Nachrichten gehört habe, war ich
gerade im ‚Zwangsurlaub‘.

Was wir gerade erleben ist einmalig und es wäre ein wenig naiv von Dir zu glauben das da kein Zusammenhang besteht. Der Fisch stinkt immer vom Kopf her und die Finanzierungskrise der Banken schlägt voll auf die Kunden und damit die Großunternehmen durch. Die milliardenschweren Staatsbürgschaften töten jeden Glauben an einen ausgegelichenen Haushalt und sind pures Gift für das Konsumklima. Die Leute haben jetzt noch weniger Lust Autos zu kaufen als noch vor 6 Monaten - der Blick in die Zukunft ist einfach zu schwarz.

Gruß
Tom

Es ist wie beim nie existierten Sozialismus: Wir haben keinen
Kapitalismus. Also kann da auch nichts gegen die Wand fahren.

Hätten wir einen Kapitalismus, dann hätten wir den ganzen Rotz crashen lassen sollen - mit allen Folgen die daraus entstanden wären.
Stattdessen schieben wir diesen Pfeiffen die Milliarden hinten rein. Gewinne kapitalisieren und Verluste sozialisieren. Zum Kotzen ist das.

Hallo,

Genauso ist es auch. Ich arbeite in einem Chemie- und
Life-Science Unternehmen, da kannst Du Dir mal die Aktienkurse
ansehen, beispielsweise von BASF. Die sind im freien Fall

und niemand fragt, warum das so ist. Schon verblüffend, wie einseitig manchmal der Blick auf die Welt ist.

Gruß

Christian

Stattdessen schieben wir diesen Pfeiffen die Milliarden hinten
rein. Gewinne kapitalisieren und Verluste sozialisieren. Zum
Kotzen ist das.

Eben. Das ist eben soziale Marktwirtschaft. Man sieht es ja an der Autodiskussion. Statt die Umweltverpester einfach kaputt gehen zu lassen und so den Weg für sauberere Autos zu ebnen, denkt man darüber nach, wie man mit Subventionen die Autobauer retten kann.

Niemand fragt, warum …
Hallo

…kannst Du Dir mal die Aktienkurse ansehen, beispielsweise von BASF. Die sind im freien Fall

und niemand fragt, warum das so ist. Schon verblüffend, wie einseitig manchmal der Blick auf die Welt ist.

Doch, ich!

Ich frage jetzt hiermit:
Warum ist das so?

VG Simsy

Lieber Tom!

Noch vor Weihnachten wird die ach so ferne
Finanzkrise auch ganz real beim kleinen Mann angekommen sein.
Aber anstatt zu demonstrieren und den saturierten Versagern in
den Chefetagen von Wirtschaft & Politik den Druck der Strasse
spüren zu lassen passiert - nichts. Nichtmal hier im Brett
wird das ordentlich diskutiert.
Woran liegt’s?

Du gibst dir m.E. eine der möglichen Antworten bereits selbst.

Es ist den Wortführern der veröffentlichten Meinung gut gelungen, erstens die Ereignisse groteskerweise als „persönliches Versagen saturierter Blödmänner“ darzustellen, um damit die „Systemfrage“ außen vor zu lassen, und zweitens ist es gelungen, den Leuten Glauben zu machen, der „Markt“ hätte versagt, nun sei halt wieder der Staat gefordert (als wäre der „Staat“ nicht längst hochgradig in diese Geschehnisse involviert gewesen), und alles läuft weiter wie bisher.

Gegen einen hochabstrakten „Markt“ und gegen die vielbeschworene sog. „Gier“ von einigen Menschen kann man aber schlecht auf die Straße gehen.
Insofern sind dies sehr dankbare Sündenböcke.

_ ℂ Λ ℕ Ð I Ð € _

Hallo,

…kannst Du Dir mal die Aktienkurse ansehen, beispielsweise von BASF. Die sind im freien Fall

und niemand fragt, warum das so ist. Schon verblüffend, wie einseitig manchmal der Blick auf die Welt ist.

Doch, ich!

Ich frage jetzt hiermit:
Warum ist das so?

normalerweise fallen Aktienkurse schubweise und werden an bisherigen Tiefpunkten unterstützt. Der Grund dafür ist, daß es sich ab einem gewissen Punkt nicht mehr lohnt, Aktien zu verkaufen, weil man Verluste realisieren müßte. Mit „man“ meine ich vor allem institutionelle Anleger wie Kreditinstitute und Versicherungen.

Daß die Kurse in so kurzer Zeit so stark abgesackt sind wie das auch in Krisenzeiten selten ist, liegt daran, daß einerseits die Versicherungen ihre Aktienbestände in großem Stil abgegbaut haben (was im Zweifel Folgen für die Rendite insbesondere von Lebensversicherungen haben wird) und andererseits die Kreditinstitute auf Teufel komm raus Liquidität brauch(t)en, d.h. es wird alles verkauft, was sich irgendwie verkaufen läßt.

Und noch ein Wort zur Liquiditätslage des Interbankenhandels: die Guthaben der europäischen Kreditinstitute bei der EZB (*) belaufen sich derzeit auf rd. 220 Mrd. Euro, was keine 10% weniger sind als zum Höchststand vor knapp zwei Wochen (240 Mrd. ). Von einer Normalisierung des Interbankenhandels kann also keine Rede sein.

Gruß
Christian

(*)
Das Geld, was bei der EZB angelegt wird, ist im Zweifel das Geld, daß aus Vorsichtsgründen nicht anderen Institute geliehen wird.

Das so angelegte Geld wird etwa 1% unter dem Satz verzinst, den die Institute bezahlen müssen, um sich das Geld bei der EZB zu leihen, was natürlich noch einmal deutlich weniger ist, als der Satz, der zwischen den Instituten zu zahlen wäre. Es handelt sich dabei also um ein höchst unrentables Geschäft. Insofern kann der dort angelegte Betrag als Indikator für die Lage am Interbankenmarkt gewertet werden.

Dann erklär mir mal wie so ein Auto aussehen soll.

Hallo Christian,

andererseits die Kreditinstitute auf Teufel komm raus
Liquidität brauch(t)en, d.h. es wird alles verkauft, was sich
irgendwie verkaufen läßt.

Und noch ein Wort zur Liquiditätslage des Interbankenhandels:
die Guthaben der europäischen Kreditinstitute bei der EZB (*)
belaufen sich derzeit auf rd. 220 Mrd. Euro,

Also die Banken beschaffen sich durch Aktienverkauf Geld, das sie dann bei der EZB parken.
Also das kann ich drehen, solange ich will, das kriege ich nicht rund.

Gruß
Cassius

Hallo,

Und noch ein Wort zur Liquiditätslage des Interbankenhandels:
die Guthaben der europäischen Kreditinstitute bei der EZB (*)
belaufen sich derzeit auf rd. 220 Mrd. Euro,

Also die Banken beschaffen sich durch Aktienverkauf Geld, das
sie dann bei der EZB parken.
Also das kann ich drehen, solange ich will, das kriege ich
nicht rund.

die Beschaffung frischen Geldes bei der EZB ist nicht immer ohne Zeitverzögerung möglich; wohl aber können täglich fällige Einlagen der Kunden ohne Vorwarnung abgerufen werden. Aus diesem Grunde hält man lieber teure Liquidität vor (wobei ich mich korrigieren muß: der Zinsverlust beträgt seit 8.10. nur noch 0,5% p.a.), bevor man von größeren Abflüssen von Guthaben bzw. abgerufenen Krediten aus zugesagten Kreditlinien überrascht wird.

Gruß
Christian

Daß die Kurse in so kurzer Zeit so stark abgesackt sind wie das auch in Krisenzeiten selten ist, liegt daran, daß einerseits die Versicherungen ihre Aktienbestände in großem Stil abgegbaut haben

Und warum haben die das gemacht?

und andererseits die Kreditinstitute auf Teufel komm raus Liquidität brauch(t)en, d.h. es wird alles verkauft, was sich irgendwie verkaufen läßt.

Das hat aber jetzt wohl doch mit dieser Immobilienkrise zu tun?

die Guthaben der europäischen Kreditinstitute bei der EZB (*) belaufen sich derzeit auf rd. 220 Mrd. Euro, was keine 10% weniger sind als zum Höchststand vor knapp zwei Wochen (240 Mrd. ). Von einer Normalisierung des Interbankenhandels kann also keine Rede sein.

Was etwa wäre denn normal?

Viele Grüße
Sismy

Hallo

Es ist den Wortführern der veröffentlichten Meinung gut
gelungen, erstens die Ereignisse groteskerweise als
„persönliches Versagen saturierter Blödmänner“ darzustellen,
um damit die „Systemfrage“ außen vor zu lassen, und zweitens
ist es gelungen, den Leuten Glauben zu machen, der „Markt“
hätte versagt, nun sei halt wieder der Staat gefordert (als
wäre der „Staat“ nicht längst hochgradig in diese Geschehnisse
involviert gewesen), und alles läuft weiter wie bisher.

Hier ist ein wenig erläutert, wie das konkret
funktioniert:

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/29/29006/1.html

Grüße

CMБ

Daß die Kurse in so kurzer Zeit so stark abgesackt sind wie das auch in Krisenzeiten selten ist, liegt daran, daß einerseits die Versicherungen ihre Aktienbestände in großem Stil abgegbaut haben

Und warum haben die das gemacht?

Es handelt sich um Geldanlagen aus Kundengeldern, die irgendwann wieder für Versicherungsleistungen gebraucht werden. Aktien werden dabei nur zu einem relativ kleinen Anteil am Gesamtvolumen zur Renditesteigerung erworben. Der Absturz der Aktienkurse war absehbar, so daß man die Gelder sozusagen in Sicherheit gebracht hat. Ein realisierter Verlust von 10 oder 20% ist besser als ein Verlust von 50%.

und andererseits die Kreditinstitute auf Teufel komm raus Liquidität brauch(t)en, d.h. es wird alles verkauft, was sich irgendwie verkaufen läßt.

Das hat aber jetzt wohl doch mit dieser Immobilienkrise zu
tun?

Genau. Die Kreditinstitute geben sich derzeit untereinander praktisch keine Kredite mehr, so daß man zusehen muß, woher die notwendige Liquidität kommt.

die Guthaben der europäischen Kreditinstitute bei der EZB (*) belaufen sich derzeit auf rd. 220 Mrd. Euro, was keine 10% weniger sind als zum Höchststand vor knapp zwei Wochen (240 Mrd. ). Von einer Normalisierung des Interbankenhandels kann also keine Rede sein.

Was etwa wäre denn normal?

Die Guthaben bei der EZB schwankten bis zum Einsetzen der Vertrauenskrise vor gut einem Jahr in der Regel zwischen 0 und 5 Mrd., in der Spitze zu gewissen Terminen waren es schon mal 10 Mrd.

Vielleicht wird die Dimension der Veranstaltung jetzt noch ein bißchen klarer.

Gruß
Christian

Es handelt sich um Geldanlagen aus Kundengeldern, die irgendwann wieder für Versicherungsleistungen gebraucht werden. Aktien werden dabei nur zu einem relativ kleinen Anteil am Gesamtvolumen zur Renditesteigerung erworben. Der Absturz der Aktienkurse war absehbar, so daß man die Gelder sozusagen in Sicherheit gebracht hat.

Moment, da kapiere ich aber etwas nicht.

Die Versicherungen haben diese Aktien also verkauft, weil der Absturz der Kurse absehbar war. -

-Die Frage war aber doch: Wieso stürzen die Aktien ab.
-Antwort: Weil die Versicherungen ihre Aktien verkauft haben.
-Und warum haben sie das gemacht?
-Weil der Absturz der Aktienkurse absehbar war. -

Hm. Ist das ein geschlossener Kreislauf, oder gibt es da noch Einwirkungen von außen? Haben die Versicherungen die Aktien wegen der Immobilienkrise den Kursverfall vorausgesehen?

Die Guthaben bei der EZB schwankten bis zum Einsetzen der Vertrauenskrise vor gut einem Jahr in der Regel zwischen 0 und 5 Mrd., in der Spitze zu gewissen Terminen waren es schon mal 10 Mrd.

Oha!

Vielleicht wird die Dimension der Veranstaltung jetzt noch ein bißchen klarer.

Allerdings!

Viele Grüße

Der Kapitalismus fährt gerade total vor die Wand und wird nur
durch eine Sozialisierung der Verluste (vorläufig) gerettet.
Bei Daimler & Co. stehen die Bänder still - wass Daimler
zweifelsohne überleben wird seine Zulieferer aber nicht. Die
Aktien rauschen den Bach runter. Gigantische Werte werden
vernichtet. Noch vor Weihnachten wird die ach so ferne
Finanzkrise auch ganz real beim kleinen Mann angekommen sein.
Aber anstatt zu demonstrieren und den saturierten Versagern in
den Chefetagen von Wirtschaft & Politik den Druck der Strasse
spüren zu lassen passiert - nichts. Nichtmal hier im Brett
wird das ordentlich diskutiert.
Woran liegt’s? Ist uns das wirklich scheissegal und nichtmal
wert ein paar Zeilen darüber zu schreiben?

die krise wird durch medien und politik richtig angeheizt…die wolln jetzt unbedingt die 500mrd loswerden und kaum einer will was haben. schon komisch.