Kausalität

Servus,

folgende Überlegung: Alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund. Zufall gibt es nicht, weil wir nur das Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.
Ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Also ist alles Reaktion. Die Reaktion wird widerum zur Aktion, die eine neue Reaktion auslöst und so weiter. Wenn das so stimmt, dann gibt es nur zwei mögliche Schlussfolgerungen:

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen Anfang.
  2. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?
    Gesetzt dem Fall letzteres trifft zu, ist das doch paradox. Denn die Logik verneint den Zufall, aber ohne den Zufall gäbe es keine Logik. In einem Satz:
    Zufällig gibt es keinen Zufall.

Also wie siehts aus? Denkfehler?

ps: hab gesucht, nix gefunden, sorry bin neu hier falls doppelt.

du sprichst ein altes problem der philosophie an und formulierst es sogar relativ scharf. ist alles pure physik, ist alles vorherbestimmt (was wir beobachten) oder ist irgendwo doch zufall, also freiheit vorhanden (was wir empfinden)? diesen dualismus versucht schon platon irgendwie zu lösen, indem er die materielle von der geistigen welt trennt.
da gab es auch mal einen großen geist im mittelalter (so glaube ich - ich weiß nicht mehr wer), der mit deiner kette von beweger und bewegtem beweisen wollte, dass es einen gott gibt, denn der sei der erste beweger gewesen.
letztlich sind es gerade die freien denker, die eigentlich dem axiom alles ist physik nicht zustimmen können, weil sie ja frei darüber denken (so descartes - ich denke, also bin ich). du würdest wahrscheinlich lange darüber nachdenken und -lesen müssen, um dieses paradoxon aufzulösen - ich hatte mal ein semester lang ein seminar dazu besucht und war letzten endes mit einem haufen an thesen zugedeckt und habe mich für die freiheit entschieden :wink:

grüße
m.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo an das neue Mitglied.

http://mitglied.lycos.de/schachspielen/welcome.gif :wink:

folgende Überlegung: Alles was passiert, passiert aus einem
bestimmten Grund.

„Impuls ist die Summe angreifender Kräfte“: eine Wirkung kann demnach verschieden gewichtete Ursachen haben.

Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.

Oder ein Ausdruck einer möglichen Reaktion eines Objekts, die man mathematisch quantifiziert haben möchte -> Statistik
Einflüsse und Interaktionen im mikroskopischen Bereich sieht man jedenfalls noch nicht mit blossem Auge…

Ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Also ist alles
Reaktion. Die Reaktion wird widerum zur Aktion, die eine neue
Reaktion auslöst und so weiter. Wenn das so stimmt, dann gibt
es nur zwei mögliche Schlussfolgerungen:

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen
    Anfang.

…aber die Existenz eines Urknalls kann jedenfalls nicht geleugnet werden. Ausserdem darf man in anderen Welten nicht dieselben physikalischen Grundsätze von dieser ansetzen. Will sagen, dass woanders andere Kombinationen von Gesetzen herrschen.

  1. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?
    Gesetzt dem Fall letzteres trifft zu, ist das doch paradox.
    Denn die Logik verneint den Zufall, aber ohne den Zufall gäbe
    es keine Logik. In einem Satz:
    Zufällig gibt es keinen Zufall.

Also wie siehts aus? Denkfehler?

Vermutlich. Sonst könnte z.B. jeder seinen Lebenslauf rein logisch vorhersehen. Also nichts mit Theorien wie ‚Random Walk‘ .

HTH
mfg vom Hobbyphilosophen M.L. :smiley:

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen
    Anfang.

Du meinst der Bereich, den die Logik erfassen kann ist kurz, ja? Das ist richtig. Der Bereich dahinter bleibt dunkel. Deshalb haben wir die Psychologie.

  1. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?

Aus was erschließt sich eine solche Schlußfolgerung? Es gibt andere, die sagen: Am Anfang war der Wille. Der Wille zum Sein, zum Handeln, zur Freude.

gruß
rolf

Das „Alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund.“ kennt man auch als das Prinzip vom zureichnden Grund von Leibniz. Er meint, dass man über alle Ereignisse oder Gegenstände fragen kann, WARUM etwas passiert oder existiert. Als Antwort bekommt man etwas, worüber man wieder fragen kannm WARUM dieses existiert. Ohne Grund oder Ursache wäre nichts von all dem, über das wir die Warum-Frage stellen können. Denn all das könnte, wenn es ihre Ursache nicht gebe, auch nicht vorhanden sein, d.h. diese Angelegenheiten sind konsistent. Auf diese Weise beweist Leibniz die Existenz Gottes. Denn am Ende der Warum-Fragenkette steht etwas notwendiges, der Grund allen Seins. Den identifizert er mit Gott. Du mit einem Zufall.
Der Zufall kann aber nicht am Anfang stehen. Denn der Zufall muss irgendwem oder -was „zufallen“. Beispielsweise träfen zwei Dinge zusammen. Aber über die Bewegung der Dinge und über die Existenz der beiden Dinge könnte man wieder fragen „Warum?“.

Der Gedanke „Jede Aktion hat eine Reaktion“ ist ein anderer Gedanke. Er sagt etwas aus über die Beschaffenheit der Welt, nämlich das alles mit allem irgendwie verknüpft ist. Daran glaube ich aber nicht. Ich glaube, dass zumindest manche Kausalitätsketten, oder Abzweigungen einer solchen Kette, irgendwann an irgendeiner Stelle ein Ende haben.

Gruß
pedter

Hi Rolf,

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen
    Anfang.

Du meinst der Bereich, den die Logik erfassen kann ist kurz,
ja? Das ist richtig. Der Bereich dahinter bleibt dunkel.
Deshalb haben wir die Psychologie.

Hier steht nicht, dass der Bereich, den die Logik erfassen kann, kurz ist, sondern, dass er unendlich ist.
Übrigens finde ich den Ausdruck „logische Kette“ ein wenig unglücklich, wenn ich das Ausgangsposting richtig interpretiere, geht es um Kausalketten und Determinismus. Logik beschäftigt sich mit den Gesetzen des reinen Denkens und hat damit eigentlich nicht so viel zu tun.

  1. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?

Aus was erschließt sich eine solche Schlußfolgerung? Es gibt
andere, die sagen: Am Anfang war der Wille. Der Wille zum
Sein, zum Handeln, zur Freude.

Auch hier glaube ich, dass Du das Ausgangsposting falsch interpretierst. Wenn jede Aktion auf eine unmittelbare, ihr eindeutig zuordenbare Ursache zurückzuführen ist (also determiniert), kann das „erste“, also das, dem nichts vorausging, qua Definition nicht durch eine Ursache determiniert sein, ist also zufällig.
Wenn man aber davon ausgeht, dass es keinen Zufall geben kann, ergibt sich ein Widerspruch, woraus man schließen müsste, dass die Kausalkette unendlich sein muss.

Ich will hier nicht behaupten, dass das so ist, nur die gestellte Frage detaillieren. Ich habe mich mit der Frage immer mal wieder beschäftigt und recht wenige zufriedenstellende Antworten bekommmen, deshalb habe ich große Hoffnung auf schlaue Antworten von Metapher und co. :smile:

lg
F.

Hi,
wie beweist Leibniz, dass die Kausalkette nicht einfach unendlich ist, dass es überhaupt einen Anfang geben muss?
lg
F

Hallo Markus

Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.

Oder ein Ausdruck einer möglichen Reaktion eines Objekts, die
man mathematisch quantifiziert haben möchte -> Statistik
Einflüsse und Interaktionen im mikroskopischen Bereich sieht
man jedenfalls noch nicht mit blossem Auge…

Jein. Es gibt zwar physikalische Phänomene, von denen man im deterministischen Raum nicht die nächste Aktion vorhersagen und deshalb nur statistisch beschreiben kann, aber wenn man genau ist, ist es nicht wirklich erwiesen, dass dieser Raum ein deterministischer Raum ist und nicht einer, über den wir halt nicht alles wissen.

…aber die Existenz eines Urknalls kann jedenfalls nicht
geleugnet werden. Ausserdem darf man in anderen Welten nicht
dieselben physikalischen Grundsätze von dieser ansetzen. Will
sagen, dass woanders andere Kombinationen von Gesetzen
herrschen.

Es muss sich noch nicht mal um PHYSIKALISCHE Gesetze handeln. Es geht nur darum, ob es eine eindeutige Ursache gab und die kann der Urknall (über den ich wissenschaftlich gesehen nichts weiß) immer gehabt haben, egal, wie dieser Urknall aussah.

Also wie siehts aus? Denkfehler?

Vermutlich. Sonst könnte z.B. jeder seinen Lebenslauf rein
logisch vorhersehen. Also nichts mit Theorien wie ‚Random
Walk‘ .

Stimmt nicht, denn wir leiden unter einem Informationsdefizit. Die Tatsache, dass wir die Zukunft nicht kennen hat nichts damit zu tun, ob sie deteriniert ist.

lg
F.

Hallo.

Jein. Es gibt zwar physikalische Phänomene, von denen man im
deterministischen Raum nicht die nächste Aktion vorhersagen
und deshalb nur statistisch beschreiben kann, aber wenn man
genau ist, ist es nicht wirklich erwiesen, dass dieser Raum
ein deterministischer Raum ist und nicht einer, über den wir
halt nicht alles wissen.

Es muss sich noch nicht mal um PHYSIKALISCHE Gesetze handeln.
Es geht nur darum, ob es eine eindeutige Ursache gab und die
kann der Urknall (über den ich wissenschaftlich gesehen nichts
weiß) immer gehabt haben, egal, wie dieser Urknall aussah.

Also wie siehts aus? Denkfehler?

Vermutlich. Sonst könnte z.B. jeder seinen Lebenslauf rein
logisch vorhersehen. Also nichts mit Theorien wie ‚Random
Walk‘ .

Stimmt nicht, denn wir leiden unter einem Informationsdefizit.
Die Tatsache, dass wir die Zukunft nicht kennen hat nichts
damit zu tun, ob sie determiniert ist.

Mal dumm gefragt: wenn ich schon leicht danebenliege, WO ist Deine bessere Antwortauf das Originalposting ?

mfg M.L.

Servus

folgende Überlegung: Alles was passiert, passiert aus einem
bestimmten Grund.

Sätestens seit Heisenberg und den später erfolgten Versuchen, die ihn bestätigten, wissen wir ja, dass es kleine Teilchen gibt, die sich ohne Zeitverlust lustig durch die Gegend bewegen, und dies anschenend auch ohne Grund und ohne Ziel.

Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.

Wer sagt das? Wieso soll es keinen Zufall geben?

Ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Also ist alles
Reaktion. Die Reaktion wird widerum zur Aktion, die eine neue
Reaktion auslöst und so weiter. Wenn das so stimmt

Naja, aber es stimmt ja eben schon mal nicht :wink:.
Gruß,
Branden

Hi Markus,

Mal dumm gefragt: wenn ich schon leicht danebenliege, WO ist
Deine bessere Antwortauf das Originalposting ?

Das ist ja genau mein Problem! Ich habe keine, weil ich das Problem selbst nicht gelöst habe und hoffe, dass ein paar von den Philo-Profis, die sich hier im Forum rumtreiben sie mir geben werden.
lg
F.

Hi,

Sätestens seit Heisenberg und den später erfolgten Versuchen,
die ihn bestätigten, wissen wir ja, dass es kleine Teilchen
gibt, die sich ohne Zeitverlust lustig durch die Gegend
bewegen, und dies anschenend auch ohne Grund und ohne Ziel.

Was genau heißt „anscheinend“ (verzeih, ich bin kein Physiker, kenne Heisenberg nur auf dem Mickey-Mouse-Niveau)?
Heißt das, dass nachgewiesen ist, dass diese Teilchen sich prinzipiell nicht vorhersehbar verhalten KÖNNEN oder nur, dass sie sich nach der bisher zutreffendsten Beschreibung nicht vorhersehbar verhalten? Letzteres wäre aus naturwissenschaftlicher Sicht ausreichend, aber nicht für die Philosophische Widerlegung des Kausalen Determinismus.
lg
F.

Widerspruch!

Servus,

folgende Überlegung: Alles was passiert, passiert aus einem
bestimmten Grund. Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.
Ich gehe mal davon aus, dass es so ist. Also ist alles
Reaktion. Die Reaktion wird widerum zur Aktion, die eine neue
Reaktion auslöst und so weiter. Wenn das so stimmt, dann gibt
es nur zwei mögliche Schlussfolgerungen:

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen
    Anfang.
  2. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?
    Gesetzt dem Fall letzteres trifft zu, ist das doch paradox.
    Denn die Logik verneint den Zufall, aber ohne den Zufall gäbe
    es keine Logik. In einem Satz:
    Zufällig gibt es keinen Zufall.

Also wie siehts aus? Denkfehler?

Widerspruch! Du hast oben bereits vorausgesetzt, dass alles eine Ursache hat. Folglich kann es keinen Zufall geben. Demnach kann am Anfang der Kausalkette auch kein zufälliges Ereignis stehen.
Du musst eine der Aussagen aufgeben: entweder den absoluten Determinismus, oder die Möglichkeit von (2). Beides lässt sich nicht vereinen. Wenn du den Determinismus aufgibst, dann gibt es keine Kausalkette. Die Entscheidung über (1) oder (2) wäre dann hinfällig. Aus nicht (2) würde hingegen (1) folgen, was mit der Annahme eines Determinismus vereinbar wäre. Diese bliebe dann aber noch zu beweisen oder vorauszusetzen.

Gruß,
Falk

Hi,

  1. Diese logische Kette ist unendlich, kurz: Es gibt keinen
    Anfang.
  2. Am Anfang war Zufall, was sonst sollte Aktion gewesen sein?

Na das Ende natürlich, du vergisst die Möglichkeit des Kreises!
Ist in der Natur nicht alles ein Kreislauf? :wink:

Das Kausalitätsprinzip hat eine lange Geschichte. So wie du es beschreibst, geht es auf Demokrit und die Atomisten zurück.
Aristoteles hat schon wieder unterschieden in Materialursache, Formalursache, Zweckursache und Wirkursache. Die neuzeitliche Wissenschaft hat allerdings nur noch die letztere als Gegenstand der Forschung übriggelassen. Die Scholastiker wie T.v.Aquin sehen Gott als ersten Beweger und letzten Zweck. Ferner gibt es zwei Tendenzen, die idealistische, die das Ursache-Wirkungsverhältnis als einen logischen Zusammenhang auf das Identitätsprinzip zurückführt und die empiristische, die diesen Begriff zu eliminieren und durch den Funktions- oder Gesetzesentwurf zu ersetzen versucht. Schwierig wird es bei der Kausalität der Handlungen, es muß zu bedenken geben, dass es eine Reihenfolge im Erwerb von Handlungsweisen gibt, die nicht in den Intentionen des Handelnden, sondern in der „Natur der Dinge“, begründet ist.

Aber ich will dich nicht verwirren!

Gruß
HC

Hallo Branden!
Hat Heisenberg nicht gesagt das "Energie eine zeitliche Konstante hat?!
Währe aber dann ein wiederspruch zur Kausalität.
Fragende Grüße
Gerhard

Hallo und Willkommen

Dein Problem loesen, das kann ich auch nicht. Aber ein paar Gedanken
dazu habe ich schon.
Wir Menschen sehen Dinge aufeinanderfolgen. Geschieht soetwas in
einem fuer uns offensichtlichen Zusammenhang oder geschieht es immer
gleich, dann denken wir, das eine sei die Ursache des anderen.
Wenn wir etwas als Ursache ausgemacht haben, dann nehmen wir auch
wahr, dass diese Ursache der Wirkung immer vorausgeht.
Wir nehmen auch soetwas wie Dauer wahr.
Das alles sind aber zunaechst erstmal keine Aussagen ueber die Welt,
sondern Feststellungen, die unser Welt bild betreffen, also
Feststellungen ueber unsere Art, die Welt wahrzunehmen.
Wir sortieren unsere Wahrnehmungen nach Ursache und Wirkung und wir
haben ein Konzept von Zeit. Ob diese Dinge real sind, das wissen wir
nicht. Mag sein, dass es weder kausale Zusammenhaenge noch Zeit gibt.
Wir koennen sogar gar nichts ueber die Welt an sich erfahren.

Pragmatisch sollte man sich auf den Standpunkt stellen, dass unser
Weltbild auch tatsaechlich die Welt ist, denn, wie gesagt, die
objektive Realitaet ist uns nicht zugaenglich.
Unser Wunsch ist es nun, dass unser Weltbild (von nun an nur noch
Welt genannt) widerspruchsfrei sei.
Das von dir benannte Paradoxon, steht dem Wunsch entgegen. Es
frustriert uns. Jetzt gibt es verschiedene Moeglichkeiten, mit dieser
Frustration fertig zu werden. Eine dieser besteht darin, die ganze
Sache zu ignorieren. Das ist das, was die meisten Menschen tun. Eine
andere besteht darin, sich um Aufloesung des Widerspruchs zu
bemuehen. Der Umgang mit der Frustration ist eine psychologische
Frage.
Aber wenn du den Widerspruch lieber loesen als ignorieren willst,
dann gebe ich noch folgende Hinweise:

  1. Weiter unten wurden Heisenberg und Quantentheorie erwaehnt. Diese
    Andeutungen moechte ich noch ein wenig praezisieren: Nehmen wir den
    radioaktiven Zerfall eines Atomkerns. Wir koennen genau sagen, wann
    ein Stein auf den Boden auftreffen wird, wenn wir die Hoehe kennen
    und wir koennen sehr genaue Uhren bauen. Im Makroskopischen
    funktioniert unsere Vorstellung von Ursache und Wirkung sehr gut und
    wir koennen auf dieser Basis Geraete bauen. Aber wann ein Atomkern
    zerfallen wird, das koennen wir beim besten Willen nicht sagen. Wir
    kennen nur die Wahrscheinlichkeit dafuer, dass er innerhalb einer
    bestimmten Zeit zerfallen wird. Da wir keine genaue Vorhersage
    treffen koennen, muessen wir gestehen, dass wir die Ursache fuer den
    Zerfall nicht kennen. Zwar wissen wir, dass bestimmte
    Wechselwirkungen den Zerfall herbeifuehren, aber wir wissen eben
    nicht, warum sie es just in dem Augenblick tun, in dem sie es tun.
    Nun liegt es nahe, zu sagen, dass der Zerfall eines Atomkerns
    durchaus klar determiniert sei, unsere menschliche Unkenntnis es uns
    aber nicht erlaube, genaue Vorhersagen zu treffen. Es koennte doch
    sein, dass es versteckte Parameter gebe. Dies zu widerlegen gelang
    einem Physiker namens J.S. Bell und den Experimentatoren, die Bells
    Voraussagen experimentell bestaetigen konnten
    (http://de.wikipedia.org/wiki/Bellsche_Ungleichung).
    Eine Konsequenz dieser Ueberlegungen und Experimente ist, dass die
    Welt auf mikroskopischer Ebene inhaerent (d.h. nicht anders sein
    koennend, von Natur aus) statistisch ist. Mehr als
    Wahrscheinlichkeitsaussagen sind prinzipiell nicht moeglich, m.a.W.
    der strenge Determinismus unserer Alltagswelt weicht im
    Mikroskopischen einem Determinismus von Wahrscheinlichkeiten (d.h.
    die Wahrscheinlichkeiten gehorchen deterministischen Gleichungen,
    nicht aber die Koerper). Kurz: In der Quantenwelt gibt es echten
    Zufall.
    Unter Umstaenden wirken die Mikroobjekte auch auf die makroskopische
    Welt. Wenn du versuchst einen Bleistift auf seine Spitze zu stellen,
    dann wird der Bleistift umkippen. In welche Richtung er kippt, laesst
    sich prinzipiell nicht vorhersagen, denn Zusammenstoesse mit
    Luftmolekuelen und oder das thermische Zittern der Atome an der
    Beruehrungsstelle Spitze-Tisch fliessen in die Fallrichtung mit ein.
    Mit einem Satz: Den Laplaceschen Daemon
    (http://de.wikipedia.org/wiki/Laplacescher_Dämon) kann es nicht geben
    und damit ist deine Annahme einer zufallsfreien Kausalitaet falsch.

  2. Spielen wir aber dennoch durch, dass alles eine Ursache habe und
    dass alles, was nicht ist, einer Ursache wegen nicht ist, dann kommt
    man zwangslaeufig auf die Frage, ob die Welt einen Anfang hatte oder
    nicht. Beides koennen wir uns nicht vorstellen und einen
    unverursachten Gott zu postulieren, ist meiner Meinung nach nicht im
    Mindesten hilfreich.

Man gelangt uebrigens gleichmassen in Schwierigkeiten, die Herkunft
der Welt zu erklaeren, wenn es keine Kausalitaet gaebe. Denn auch
eine vom Zufall regierte Welt muss entweder ewig oder entstanden
sein.

Der Urknall erklaert in dieser Hinsicht auch nichts, denn trotz
seiner koennen wir fragen, was vorher gewesen sei oder warum er
stattgefunden habe. Die Aussage, die Zeit selbst sei mit dem Urknall
entstanden, und deshalb gebe es kein Vorher, ist auch nicht
vorstellbar.

Wir kommen also darauf zurueck, dass wir, um des Seelenfriedens
willen, die Sache ignorieren sollten :wink:

Gruss, Tychi

Hallo Fredun,

Heißt das, dass nachgewiesen ist, dass diese Teilchen sich
prinzipiell nicht vorhersehbar verhalten KÖNNEN oder nur, dass
sie sich nach der bisher zutreffendsten Beschreibung nicht
vorhersehbar verhalten?

Heisenberg hat nachgewiesen, dass man prinzipiell nicht in der Lage ist, Ort und Impuls (also Standort und Bewegungsrichtung/-stärke) eines Teilchens zu bestimmen. Die sogenannte Kopenhagener Deutung der Quantentheorie (Niels Bohr u. a.) schließt daraus darauf, dass die Teilchen sich nicht so verhalten, weil sie sich so nicht verhalten können. Die Vertreter meinen, dass aus diesem Grund nicht nur die Nichtbestimm barkeit , sondern die Nichtbestimm ung der Teilchen selbst - und damit die Ungültigkeit der Kausalität - folgt.

Dieser Schluss ist aber natürlich höchst angreifbar und geht über die Aussagemöglichkeiten der Physik hinaus.

Gruß

Bona

Hallo,

Alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund.

das ist ein Grundsatz der Philosophie, der allerdings auf verschiedene Weise interpretierbar ist (z. B. Aristoteles, Kant; du hast dazu schon Hinweise erhalten).

Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.

Hier liegt dein Denkfehler, auch das wurde schon gesagt, allerdings möchte ich das noch ergänzen. Den erste Teil, dass es Zufall nicht gibt, schließt du aus deinem zugrundegelegten Grundsatz oben - und gleichzeitig schließt du das aus dem nachfolgenden Weil-Satz. Das ist erstens ein methodischer Fehler, zweitens ist der zweite Begründungssatz nicht richtig, denn daraus würde folgen, dass wir grundsätzlich erkennen können müssten, aber dafür gibt es wiederum keinen überzeugenden Grund.

Wenn nun der Fehler hier in der Prämisse (also der Voraussetzung) schon am Anfang steht, dann KANN das Erschlossene zwar richtig sein, der Schluss selbst aber ist es nicht, denn er ist nicht zwingend, er führt nicht von sich aus zum Ergebnis. Aus einer falschen Voraussetzung folgt nämlich nach den Gesetzen der Logik nicht etwa, dass das Ergebnis falsch ist, wohl aber, dass die Richtigkeit des Erschlossenen nicht nachgewiesen werden kann, also beliebig ist (das kannte schon das Mittelalter: ex falso sequitur quodlibet = Aus Falschem folgt Beliebiges).

Damit ist der Schluss wertlos, denn man steht wieder am Anfang, hat also nichts bewiesen.

Gruß

Bona

Hallo,

Alles was passiert, passiert aus einem bestimmten Grund.

das ist ein Grundsatz der Philosophie, der allerdings auf
verschiedene Weise interpretierbar ist (z. B. Aristoteles,
Kant; du hast dazu schon Hinweise erhalten).

Zufall gibt es nicht, weil wir nur das
Zufall nennen, was wir nicht erfassen können.

Hier liegt dein Denkfehler, auch das wurde schon gesagt,
allerdings möchte ich das noch ergänzen. Den erste Teil, dass
es Zufall nicht gibt, schließt du aus deinem zugrundegelegten
Grundsatz oben - und gleichzeitig schließt du das aus dem
nachfolgenden Weil-Satz.

Hallo Bona

Ich sehe die Aussage ueber den Zufall nicht als Schlussfolgerung,
sondern als Definition, b.z.w. als gleichwertige Paraphrase der
Voraussetzung ‚nichts geschieht ohne Ursache‘. D.h. die-kaputte-sicht
teilt uns mit, dass er annimmt, es gebe keine Zufall oder das alles,
was wir Zufall nennen in Wahrheit keiner sei, sondern nur Ausdruck
unserer Unkenntnis.

Gruss, Tychi

Hallo Tychi,

Ich sehe die Aussage ueber den Zufall nicht als Schlussfolgerung,
sondern als Definition, b.z.w. als gleichwertige Paraphrase
der Voraussetzung ‚nichts geschieht ohne Ursache‘.

ja, das kann man so sehen, wenn man den Text rein sprachlich interpretiert (obwohl ich vermute, dass es nicht so ist). Wenn es so sein sollte, macht es die Sache allerdings nicht besser, denn definieren kann ich ja alles Mögliche; einen (ontologischen) Sinn (der hier ja intendiert ist) hat diese Definition jedenfalls nur, wenn man sie mit dem Satz vom Grund zusammen liest.

Gruß

Bona