Soviel zur friedlichen Gesinnung der Palästinenser und zur
Anerkennung der Existenz Israels.
Hallo Harald,
was sollen solche Brandreden? Mit der Verallgemeinerung, in diesem Fall „die Palästinenser“, besorgen sich Hohlköpfe, religiöse Fanatiker, Machtpolitiker und was es da sonst noch alles abseits der Vernunft gibt, die Rechtfertigung für die nächste Haß schürende Tat. Einer bekundet seinen Friedenswillen, indem er alles mögliche für den Fall verspricht, daß es mit den Attentaten aufhört. Natürlich weiß ein Politiker, der solche Reden schwingt ganz genau, daß es niemanden gibt, der ausreichend Einfluß auf alle Gruppen und Grüppchen hat. Die Gruppen und Grüppchen wiederum wissen, daß sie den Gang womöglich vernünftiger Dinge zu jedem Zeitpunkt mit dem passenden Bömbchen stoppen können. Man hat sich aufeinander eingespielt.
Gäbe es Friedenswillen unter der Voraussetzung des Selbstbestimmungsrechts beider Seiten, könnte man diesen Frieden jeden Tag haben. Es müssen sich nur beide Seiten an einen Tisch setzen und miteinander reden, Fakten schaffen und es egal sein lassen, ob irgendein Idiot ein Attentat verübt oder nicht. So weit sind die Beteiligten aber noch nicht. Beide Seiten sind noch damit beschäftigt, der Weltöffentlichkeit zu zeigen, wie arm dran sie sind und daß das eigene Anliegen und nicht das der anderen Seite das echte, gute Anliegen ist. Völker treiben mit den Mitteln von Mörderbanden grausame Kindergartenspiele. Einen Grund, Partei zu ergreifen, sehe ich nicht.
Ich sehe keinen Grund, die eine Mörderbande besser als die andere zu finden oder aus Glaubens- oder Geschichtsgründen zur einen oder anderen Seite zu neigen. Es geht auch nicht um Islamische oder jüdische Werte. Es geht einzig darum, daß beide Seiten überhaupt bereit sind, die Interessen der jeweils anderen Seite zu sehen und zu akzeptieren. Europäer können dabei nur jedem Politiker der Region, der das letzte Attentat, den letzten Panzereinsatz oder das letzte erschossene Kind zum Anlaß für vollmundige Vergeltungsreden nimmt, deutlich machen, daß er zur friedensfeindlichen Mörderfraktion gehört.
Die Gewalttaten beider Seiten sind Demonstrationen. Die Weltöffentlichkeit ist Zuschauer und soll von der Rechtmäßigkeit und Notwendigkeit der Gewalttaten und der verfolgten Ziele überzeugt werden. Das geschieht dann ja auch. Von Washington bis Berlin stellen sich nach jedem neuen Akt Politiker vor die Mikrofone und beteuern die Menschenverachtung der letzten Tat. Sie beschäftigen sich auch nur einen Augenblick lang mit der unsinnigen Tat, statt von beiden Seiten endlich ein tragfähiges Konzept für das friedliche Miteinander einzufordern.
Leider aber gehen der Riege von Betonköpfen nicht nur in Nahost überall auf der Welt viele Menschen auf den Leim. Gegen Terror müsse man Bomben einsetzen, erzählen sie. Auf die Idee, die Ursachen des Terrors anzugehen, will niemand kommen. Daß sich mit allen Bomben der Welt dem Terror nicht beikommen läßt, daß das Militär überhaupt das ungeeignete Werkzeug ist, will kaum jemand einsehen. Statt dessen lassen wir es einem Herrn Struck durchgehen, wenn er unsere Freiheit am Hindukusch verteidigt sieht. Wir lassen sehr ähnliche Dumpfbackensprüche unserem Bundespräsidenten in der Weihnachtsansprache durchgehen. Das sind die gleichen dummen Reden, die ich schon hörte, als in den 60ern zig tausend amerikanischer Soldaten und Millionen Vietnamesen angeblich für unsere Freiheit ihr Leben ließen. Mit ähnlichen Sprüchen gingen auch Hitlers Schergen zu Werke.
Ich wünsche ein gutes neues Jahr.
Gruß
Wolfgang