mein Kind besucht aktuell die 7te Klasse einer Sekundarschule in NRW. Dort wird an Naturwissenschaften Biologie und Chemie Unterrichtet, mit jeweils einer Doppelstunden in der Woche. Physikunterricht, wie ich es von meinem anderen Kind kenne, das vor 4 Jahren die Schule beendet hat, gibt es dort nicht. Auch in den Klassen 5 und 6 wurde dieses nicht unterrichtet.
Dafür gibt es insgesamt 2 Doppelstunden Sportunterricht in der Woche sowie insgesamt 3 Unterrichtsstunden in Musik.
Gibt es den entsprechenden Unterricht in NRW nicht mehr?
Lehrermangel.
Ich mag deine leise anklingende Wertung von Sport und Musik als „weniger wichtige Fächer“ nicht, aber vielleicht missinterpretiere ich das ja auch gerade.
Es würde sicher nicht mehr Physik unterrichtet werden können, wenn man Sport und Musik ausfallen ließe.
Ich sprach nicht von Ausfallen lassen, ich frage mich nur warum man unbedingt 4 Unterrichtsstunden mit „Sport“ und nochmal 3 weitere mit „Musik“ belegt, wenn es zumindest in meinen Augen für das spätere Berufsleben einiger Schüler (Nicht jeder wird Profifussballer oder Konzertpianist) evtl. auch von Vorteil wäre wenn man über gewisse Physikalische Grundsätze einmal unterrichtet worden wäre. Gerne auch im Wechsel: Eine Woche Chemie, Eine Woche Biologie, eine Woche .
Übrigens aktuell werden weniger als die erwähnten 22 Wochenstunden (In Klasse 7-10 nur 16) nämlich 2 Wochenstunden Biologie und 2 Wochenstunden Chemie.
Lehrermangel kann ich nicht gelten lassen: Der Fachlehrer für Chemie, den mein Kind aktuell hat, hat mein großes Kind damals in Physik Unterrichtet, es wäre also kein Problem diesen den Physikunterricht durchführen zu lassen.
Und der Lehrer soll jetzt jede Klasse übernehmen, in der Physik wegen Lehrermangel ausfällt? Der Mann hat feste Arbeitszeiten und kann sich zudem auch nicht zerteilen.
Es wäre eine Möglichkeit diesen Physik Unterrichten zu lassen (Zumal laut meinem Großen Kind der Sportlehrer übrigens zu ihren Zeiten auch Physikunterricht gegeben hat).
Davon abgesehen habe ich ja selbst erwähnt es wäre auch möglich den Unterricht im Wechsel stattfinden zu lassen: Woche 1: Chemie, Woche 2: Physik, Woche 3: Chemie usw. - Hier könnte sogar die eine Lehrkraft die sowohl Physik als auch Chemie unterrichtet dieses problemlos übernehmen.
Dieses Wechselmodell wird an der Schule übrigens im Bereich Erdkunde/Technik bereits praktiziert.
Sprich mit der Schule, äußere deine Sorgen, dass der Lehrplan (da sind die zu lehrenden Inhalte definiert) nicht erfüllt werden kann. Frage einfach, warum so ein wichtiges Fach bislang noch nicht unterrichtet wurde.
Richtig!
Wir haben genügend Leute in D, die scheinbar nur Singen und Wandern in der Schule hatten.
Und die benötigten Fachkräfte nehmen wir dann anderen Ländern weg, die diese offenbar nicht brauchen.
Das Problem liegt ja eher darin, dass man sich als angehender Lehrer im Studium für Fächer entscheiden muss und die kann man danach auswählen, was einem Spaß macht oder danach, was man glaubt, mit welcher Fächerkombination man am ehesten eine Stelle findet. Falls man sich für letzteres entscheidet, spielt da auch noch herein, mit welcher Note man glaubt das Studium bzw. später das Referendariat/das 2. Staatsexamen abschließen zu können.
So, und vor dem Hintergrund und der bis vor gar nicht langer Zeit eher knappen Stellen ist es kein Wunder, dass das Angebot an Lehrern mit Deutsch und Sport als Kombination sehr viel häufiger ist als das Angebot an Lehrern mit Physik und Chemie oder Mathematik und Informatik.
Es heißt Sport und Musik, nicht „Sport“ und „Musik“!
Ich wäre froh, wenn Kinder in der Schule nicht nur für den Beruf, sondern für das Leben etwas lernen.
Wusstest du, dass viele Kinder heutzutage nicht mehr rückwärts gehen oder einen Purzelbaum machen können? (Der wahre Grund der Abschaffung der Bundesjugendspiele…)
Nicht jeder wird Physiker oder Einstein.
Auf Kosten welches anderen Faches? Oder soll er einfach 2 Stunden mehr die Woche unterrichten? Damit es für dich passt?
Das hat er weiter oben ja schon dargelegt und ich finde, dass das eine durchaus annehmbare Alternative wäre!
Also nicht immer gleich so bissig werden.
ramses90
Damit führen die Schulen aber lediglich die Defizite fort, deren Basis im Elternhaus geschaffen wurde.
Anekdotisch:
Ich zum frischen Azubi (17 Jahre, Realschulabschluss mit vernünftigen Noten): „Gib mir mal zwei Dübel.“ Er: "Was ist ein Dübel?
Bei einem Vorgespräch zu Installationsarbeiten wird eine lockere Steckdose angesprochen. „Ach, das mache ich gleich direkt. Können Sie mir einen kleinen Schraubendreher geben?“
„Oh, ich glaube nicht, dass wir so etwas im Haus haben.“
Hatten sie tatsächlich nicht.
„Her X_Strom, unser Problem ist ein viel zu hoher Stromverbrauch. Schauen Sie einmal auf den Zähler, 680 Watt stehen da. Das wird ein Leckstrom sein, wir befürchten eine defekte Leitung nachdem der Maler neu tapeziert hat.“ Ich: „Nein, 680 Watt sind ja eine Menge, die verschwinden nicht einfach so. Da würde ja irgendwo eine enstprechende Leistung frei, da würde es richtig heiß werden.“ Er: „Doch, doch, das haben wir schon von mehreren so gehört. Ich verstehe das so, dass die 680 W ja im Leck abfließen, warum sollte da etwas warm werden.“ Energieerhaltungssatz?
Ich bin seit ein paar Jahren in der interessanten Situation, dass ich zwei Kinder im NRW-Schulbetrieb habe und fünf angeheiratete Kinder im bayerischen. Die Unterschiede sind dramatisch. Plakativ: in Bayern werden auch in den Nebenfächern regelmäßig Tests geschrieben. In NRW scheint die bloße Anwesenheit für eine vier zu reichen, bessere Noten gibt es durch Unterrichtsbeteiligung. Weitere Unterschiede: Umfang von Unterrichtsausfall und Nachmittagsunterricht, Einsetzen und Häufigkeit von selbstständigem Arbeiten in Form von Referaten u.ä.
Ich glaube, da gehen Deine Vorstellungen bzw. Ansprüche zu weit. Die Menschen, die deutsche Schulen verlassen und Kinder haben, haben - wenn überhaupt - vom Energieerhaltungssatz vor mindestens zehn Jahren etwas gehört. Dass der jedem präsent ist, wenn mal irgendwo Strom aus der Leitung tropft und auf dem Boden Pfützen bildet, kann man nicht erwarten. Hinzu kommt, dass nicht jeder Elter ein deutsches Gymnasium besucht hat. Viele haben Realschule und Hauptschule hinter sich und ein immer größerer Teil der Eltern hat Schulen in Ländern besucht, die nicht zwingend über ein dem deutschen gleichwertiges Schulsystem verfügen.
Hinzu kommt, dass wir gewerbliche Bus- und LKW-Fahrer alle fünf Jahre zu Weiterbildungen schicken, aber Lehrer ab dem 2. Staatsexamen quasi unbeobachtet machen können, was sie wollen. Dass mir in den 80ern Kommunismus bzw. Keynesianismus als gangbare Alternative zum Kapitalismus verkauft wurde, ist da noch eine reine Lässlichkeit. Natürlich entwickeln sich die Mittelstufenphysik oder Altgriechisch nicht rasend schnell weiter, aber Fortbildungen oder zumindest Auffrischungen in Didaktik, Technik oder Unterrichtskonzeptionierung dürften schon sein. Nicht zuletzt soll es ja auch unter Lehrkräften Querdenker, Nazis und Wissenschaftsleugner geben.
Aber ich schweife ab. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass man in der Grundschule Ansprüche im Hinblick auf Sozialisierung und Sprachkenntnisse an die Elternhäuser richten kann, aber fachlich muss die Schule spätestens ab der 5. Klasse in der Lage sein, die Kinder auch ohne Unterstützung der Eltern auszubilden.
Bevor man sich hier über faule Lehrer echauffiert oder selbst die Stundengewichtung abzuändern gedenkt, könnte man versuchen herauszufinden, was lt. „Gesetz“, hier also lt. NRW-Lehrplan, passieren müsste.
Ich lebe in Bayern und unterrichte auch dort, daher kenne ich das NRW-System nicht bis ins Detail.
Meiner Annahme nach besucht Dein Kind eine „Gesamtschule“, zumindest habe ich für diese den Lehrplan gefunden. Für die „Sekundarschule“ nicht.
Leider kann ich den Lehrplan für die Gesamtschule NRW hier nicht hochladen, aber vielleicht klappt das ja auch über diesen Links:
Einfach nach „Naturwissenschaften“ suchen und Lehrplan als pdf downloaden.
Hier sieht man eindeutig, was in Physik gemacht werden muss und wenn dies nicht stattfinden sollte an Eurer Schule, solltest Du nachhaken.
Was die Fächergewichtung betrifft:
3 Stunden Musik vs. o Stunden Physik ist ein No-Brainer. Natürlich passt das nicht, das ist in einer modernen Industriegesellschaft überhaupt keine Frage.
Ich wurde im sinnfreien Musikunterricht stets vom Singen befreit und habe später meinen Musikgeschmack frei entwickelt. Das ist ein Hobby und kann von mir aus nachmittags als Wahlfach angeboten werden. Aber Physik ist wichtig. Man sehe sich nur den Lehrplan an. Wer das nicht weiß, dem fehlt viel alltagsrelevantes Wissen.
4 Stunden Sport sind bei deutschlandweit 50 und in NRW sicher eher 60% übergewichtigen Schülern die 4 Stunden sinnvoll. Sie sollten auch wirklich abgehalten werden.
Was das Konzept Gesamtschule betrifft: das ist bei Euch gescheitert weil das Leistungsniveau. das Sprachniveau und die kulturellen Hintergründe der Schüler, insbes. in NRW, viel zu heterogen sind.
Siehe zu dass Du Dein Kind auf eine vernünftige Schule bekommst. Zur Not eben gegen Bezahlung.
Oder auch Methodik. Z.B. wie wissenschaftliches Arbeiten funktioniert - also z.B. An-/Verwendung von Fakten, Messergebnissen und naturwissenschaftlichen Gesetzen statt mit Vermutungen oder gefühlten Wahrheiten zu arbeiten.
Dazu zwei Anmerkungen:
Hast Du Belege für die von Dir aufgeführten Prozentzahlen?
Wie hoch ist Deiner Ansicht nach der Kalorien"verbrauch" in einer handelsüblichen Sportstunde von 45 oder 62,5 Minuten und was kann dieser Kalorien"verbrauch" bei einem übergewichtigen Kind an Gewichtsverlust bewirken?
Hast Du für das Scheitern einen Beleg?
Liegt die Idee einer Gesamtschule nicht gerade darin, unterschiedlichen Leistungsniveaus eines Schülers bzw. von Gruppen von Schülern insbesondere in verschiedenen Fächern besser gerecht werden zu können? Wieso bist Du der Ansicht, dass die Gesamtschule als Konzept diesem Ansatz weniger gerecht wird als bspw. ein Gymnasium oder eine Real- oder Sekundarschule?
Inwiefern weicht die Heterogenität in NRW so sehr von der in Hessen, Berlin, Bremen, Hamburg, Rheinland-Pfalz oder dem Saarland ab, als dass man sie mit „insbesondere“ hervorheben müsste?