: Moin Joachim,
und genau das nehm ich dir nicht ab. Dann müsstest du zu
allererst für eine Entwaffnung der USA plädieren. Verglichen
mit den USA (und deren Einsatz von chemischen und atomaren
Waffen) ist S. Hussein doch ein kleiner Fisch (gewesen).
Du wirst Dich wundern: das tue ich. Natürlich plädiere ich für eine Entwaffnung jedes Landes, und natürlich gehören die USA für diesen Angriffskrieg an den Pranger gestellt. Man kann nur hoffen, daß George W. Bush die nächste Wahl haushoch verliert und rechtskräftig verurteilt wird, damit das Land und die Welt wieder in eine einigermaßen vertretbare Position rücken.
Hat er wohl auch. Es gab nichts was S. Hussein hätte
machen können, um diesen Überfall auf sein Land zu verhindern.
Heute wird er sich wahrscheinlich an den Kopf fassen (falls er
das überhaupt noch kann), dass er so doof war und selbst ein
paar Tage vor dem Angriff der USA noch Raketen zerstört hat.
Das werden wir nie erfahren - alles andere ist wilde Spekulation. Man weiss nicht, ob etwa das Exil Husseins sein Volk vor dem Einmarsch der USA geschützt hätte, ob ein anderer Präsident behutsamer vorgegangen wäre, ob ein international gefestigter Druck gegen Hussein die endgültige freie Inspektion jedes Häuschens gebracht hätte. Das alles weiss man nicht, und damit bleibt es ein Ratespielchen - ohne Sinn.
Ich hör immer „Kooperation“. Was hätten die Irakis denn
noch machen sollen ? Kollektiven Selbstmord begehen,
wenn sie sich schon größtenteils weigern an Hunger zu sterben
Das ist nicht die große Frage; die Frage ist, was Hussein hätte tun müssen. Vielleicht hätte er seine sechs Milliarden Dollar nehmen, seine Diktatur beenden und ins Exil gehen müssen, um sein Volk vor dem wahnwitzigen Kriegsplan des Präsidenten zu schützen. Vielleicht hätte er um mehr Inspektoren bitten müssen, vielleicht hätte er ein wenig klarer und mehr im Namen seines Volkes denken müssen, als Bush es tat - ich weiss es nicht. Fakt ist lediglich, daß auch Hans Blix selber in den letzten Tagen vor Abzug der Inspektoren von massiven Behinderungen redete - das ist so, als würde ich dem schießwütigen Einbrecher mit dem zitternden Finger am Abzug in meinem Haus verbieten, meine Schränke zu durchwühlen: nicht sonderlich klug.
Die irakische Armee war offensichtlich so schlecht
ausgerüstet, dass vermutlich selbst der Schützenverein von
Pusemuckel damit fertig geworden wäre. Wo hier eine Gefahr für
irgendwen bestanden hat wirst du außer mit Paranoia wohl nie
erklären können. Übrigens war auch das bekannt.
Das stimmt, es sind Paranoia, und daß selbst die guten, alten Briten mit einstimmen, ist mehr als bedenklich.
ja, so kommen mir deine postings auch vor *schmunzel*.
Jemand der nicht mal Berichte der offiziellen
UN-Waffeninspektoren anerkennen will der muss sich schon den
Vorwurf gefallen lassen, dass es ihm nicht um eine Diskussion
geht, sondern um reine Stimmungsmachen. Sorry, nicht mein
Ding. Vielleicht findest du andere, die sich darauf einlassen
mögen.
Ich bezweifle, daß Du vorurteilsfrei ein Posting von mir gelesen hast. Aber für Dich noch einmal eine kleine Zusammenfassung meiner Meinung:
1.) Die USA haben gegen geltendes Recht verstoßen, und darüber muss ein internationales Gericht zu der Entscheidung kommen, daß Präsident Bush zu bestrafen ist. Der Angriffskrieg war zu diesem Zeitpunkt durch nichts gerechtfertigt, vielmehr hätten die Inspektionen verstärkt werden müssen.
2.) Atomwaffen sind im Irak garantiert nicht mehr vorhanden, wie auch der ehemalige Inspektor Scott Ritter sagt: „1998, in dem Jahr, als ich den Irak verliess und das UN-Waffenin-
Inspektionsprogramm beendet wurde, waren die Infrastruktur und die Anlagen zu 100 Prozent zerstört. … Wir können ohne Abstriche sagen, dass die industrielle Infrastruktur, die der Irak zur Herstellung von Atomwaffen benötigt, zerstört wurde“ Ähnliches sagt er auch zu B- und C-Waffen. Ich glaube nicht, daß sich noch solche Waffen finden werden. Trotz allem sind die Inspektionen, auch zuletzt, immer wieder in Teilen behindert worden - sei es wegen des alten Vorwurfes der Spionage, dem Kofi Annan immerhin „teilweise“ stattgeben musste, sei es wegen anderer Gründe: ein fader Beigeschmack bleibt, auch wenn man ihn nicht schmecken möchte.
3.) Das macht den Angriffskriegt nicht gerechter oder gerechtfertigter.
Gruss
M.
Gruss, Joachim