Hallo liebe Philisophen,
mich interessiert gerade, wie in -Schublade auf- deutschen „Philosophenkreisen“ und bei den Psychologen das Denken und Werk von Wilber eingeordnet und „beurteilt“ wird.
Hat wer gelesen und mag sich äussern?
Es grüßt Semele
Hallo liebe Philisophen,
mich interessiert gerade, wie in -Schublade auf- deutschen „Philosophenkreisen“ und bei den Psychologen das Denken und Werk von Wilber eingeordnet und „beurteilt“ wird.
Hat wer gelesen und mag sich äussern?
Es grüßt Semele
Hallo Semele!
Ken Wilber ist ein aus der Wissenschaft stammender Visionär,
der deren Grenzen, ähnlich anerkannter Philosophen wie etwa
Wittgenstein (Worüber man nicht reden kann, darüber muß man
schweigen) erkannt/erfahren hat. Anders als Wittgenstein, schweigt er nicht, sondern versucht aus den fragmentierten Puzzleteilen menschlichen Wissens, ein komplett/komplexeres Bild zu kreieren.
Er versucht Brücken zwischen den Disziplinen zu bauen.
Wie Wittgenstein mit dem heutigen Wissensstand umgegangen
wäre, kann man höchstens erahnen! Sein Denken zeichnet sich
durch besondere Klarheit und Konzentriertheit, jenseits von religiös verklärten Wunschbildern oder weltverbessernder Esoterik aus!
Neben Wilber haben sich eine ganze Reihe ernstzunehmender
Denker und Wissenschaftler dem Thema transpersonale Psychologie
verschrieben, etwa M. Murphy (Der Quantenmensch) oder
Moore/Gillette (The Magician Within). Wie auch Wittgenstein,
kommt er zu der Einsicht, daß es Dinge gibt, die man nicht herbeireden oder herbeidenken kann. Somit zeigt er die Grenzen der kollektiven Wissenschaft und den „Sinn“ des individuellen Ego auf:
Es sind und waren schon immer die Mutationen, welche das Sein
verändert, verbessert zu mehr Komplexität und Transparenz geführt haben. Erzwingen kann man nichts und der Wille scheint manchmal proportional zu seiner Kraft ein Hindernis darzustellen!
Da Wilber die Grenzen der Wissenschaft hinter sich läßt, entläßt er sie auch teilweise aus der Kompetenz. Um wieder eine Brücke zu Wittgenstein zu bauen:
Putham und Kuhn haben seine epochale Einsicht präzisiert:
Wie es nicht „eine“ Sprache gibt, so kann man auch nicht nach „dem“ Wahrheitsbegriff oder nach „der“ Wissenschaft fragen. Es gilt diese Relativität zu akzeptieren, ohne in Willkür zu verfallen.
Dieser Willkür aber scheinen imho einige Zeitgenossen noch
immer in ignoranter, selbstverherrlichender Weise verfallen zu sein. Dran vorbeikommen allerdings werden sie logischerweise nicht!
Wir werden es „erleben“ oder eben nicht!
Gruss
HC
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo,
Hat wer gelesen und mag sich äussern?
…und viele seiner Anschauungen über Psychotherapie und Spiritualität, über inneres Universum, die Balance zwischen Sein und Tun und ähnliches findest Du auch in seinem Roman
„Mut und Gnade“.
PS: Er nennt sein Buch u.a. Einführung in die „immerwährende Philosophie“
Gruß
hd
Hallo dilarah!
Bist du sicher, dass du Mut und Gnade meinst? Das handelt von seiner Beziehung zu seiner krebskranken Frau!
Wer etwas lesen will, sollte die neueren Werke wählen, wie immer in wissenschaftlichen B. und deren Grenzgebieten der Aktualität wegen zu empfehlen. z.B. Eros, Kosmos, Logos
Gruss
HC
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Hallo Ihr zwei,
eigentlich kann man doch alles lesen, was er geschrieben hat, seine -nun, wie soll ich das nennen, was jenseits der Konzepte liegt- Philosophie dann eben, wird ja selbst in diesem sehr persönlichen Buch deutlich, für mich gerade darin, weil, da schreibt er weniger sein Konzept nieder, als dass er zeigt, wie er es lebt.Schwierig in Worte zu fassen.
Habe auch einiges andere von ihm gelesen und bin angetan.
Warum ich hier gepostet habe, es interessierte mich, wie er von der „klassischen“ Wissenschaft gesehen wird, weil er ja deutlich darüber hinaus geht.
Ich bin immer daran interessiert zu sehen, wie die Wissenschaft mit ihren Grenzen umgeht und denke, dass es Zeit ist, die Disziplinen friedlich zusammenzufügen.Das gelingt Wilber meiner Ansicht nach wie kaum einem anderen,weil, Wissenschaft hat eben ihre Grenzen.
Gerade in diesem Forum gehen viele Auseinandersetzungen um, die dieses zum Thema haben.
Also, gibt´s auch Philosophen, die was an Wilbers Gedanken zu meckern haben???
es grüßt Semele
Hallo HC,
Bist du sicher, dass du Mut und Gnade meinst? Das handelt von
seiner Beziehung zu seiner krebskranken Frau!
Klar sicher, denn gerade die Umsetzung seiner Theorien im Umgang mit der Erkrankung und dem Tod seiner Frau, seine Persönlichkeit
ansich haben mich sehr beeindruckt, nicht nur graue Theorie halt.
Grüsse
hd
Ken Wilber
Hallo Semele,
Also, gibt´s auch Philosophen, die was an Wilbers Gedanken zu
meckern haben???
klar gibt es die
Ich z. B. habe trotz der vielleicht interessanten psychologischen Ansätze von Wilber große Schwierigkeiten damit, dass er seine „Philosophie“ Philosophie nennt, denn er versucht, Rationales irrational zu erfassen – und das ist ein Widerspruch, der aus der Philosophie (als Philosophie) hinausführt. Bisher habe ich mich nicht zu Wort gemeldet, weil ich zu wenig von Wilber gelesen habe, um mir ein wirkliches Bild von ihm zu machen, aber ich würde Wittgenstein als Philosophen gelten lassen, weil er die Grenze markiert und ihre Schwierigkeiten als Problem anerkennt. Wilber hingegen überschreitet diese Grenzen – zugegeben nicht so gewaltsam wie etwa Capra und andere. Diese Versuche sind ja nichts Neues in der Philosophiegeschichte. Spätestens seit Schelling – ich denke, man könnte sogar bis zu Sextus Empiricus oder noch weiter zurückgehen (Heraklit) – ist diese Art zu Denken Teil der philosophia perennis. Wilber allerdings verwendet manche Begrifflichkeiten inkorrekt – soweit ich das aus meiner nicht sehr umfangreichen Lektüreerfahrung mit ihm sehen kann –, indem er z. B. beschreibende Begriffe ungerechtfertigt in teleologische Begriffe umwandelt, etwa wenn er „Persönlichkeit“ als unabhängig beschreibt, hieraus schon sehr problematisch ihre Einheit ableitet und dann zudem daraus folgert, das sie unwandelbar, erstrebenswert und zudem göttlicher Natur etc. sei. Weiterhin scheinen mir die bei ihm sehr beliebten Diagramme eine Exaktheit vorzutäuschen, die das Ganze nicht hat. Er macht das nicht ungeschickt, aber seine Argumentation sind nicht immer zwingend, sondern haben oft eher analogen und damit symbolischen Charakter.
Wie gesagt kann ich nicht wirklich über ihn urteilen, aber was ich bisher kenne, reizt mich als Mitglied der Zunft nicht sonderlich, in ihm Philosophisches entdecken zu wollen. Ich kann verstehen, dass seine Konzepte Anklang finden, weil sie zwei Bedingungen erfüllen: sie sind einfach und mysteriös zugleich. Dadurch können sie faszinieren. Ob sie allerdings wirklicher philosophischer Kritik standhalten, kann ich aus meiner Sicht nur bezweifeln.
Ich will dir also den Mann keineswegs madig machen, aber du hast danach gefragt, was man als Philosoph an ihm bemäkeln könnte. Summa summarum könnte man sagen, es ist die Überbetonung der irrationalen Elemente, die ihn als Philosophen wenn nicht diskreditieren, so doch überaus problematisch machen.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hallo Thomas!
Wissenschaftlicher Methoden standhalten kann und will er nicht!
Explizit dazu hat er auch deren Weg verlassen, wie er behauptet
ist es unmöglich mit wissenschaftlichen Methoden bestimmte
Erkenntnisse zu erlangen, sie zeigt lediglich den Weg dahin.
(Kongruent zu Wittgenstein) Mit Heraklit liegst du da völlig richtig!
Logos: Das die Polarität verbindende Element. Zwischen Leben und Tod z.B.
Und auch mit der Einschätzung, daß seine Gedankenstrukturen nicht neu, so aber doch durch wissenschaftliche Erkenntnisse modifiziert sind. Weshalb ich auch die neueren Sachen empfohlen habe! Eine Synthese aus Wissenschaft und Zen gewissermaßen.
Irrational ist eine Definition, die einerseits die Grenzen der
Wissenschaft absteckt, gleichzeitig aber auch die nächste Hürde
definiert. Messmer nannte die Hypnose auch einmal animalischen
Magnetismus und vermutete ein mystisches Fluidum dahinter.
Und ein Blick auf die Geschichte der Forschung zeigt, daß wir
einerseits kritisch, aber auch aufgeschlossen sein sollten!
Ob Wilbers Visionen der Wahrheit standhalten, ist keine Frage der
Wissenschaft, sondern eine Frage der geistigen Evolution.
Wie wenig die Wissenschaft den Tod aufhalten kann, wie wenig
wird sie dafür oder dagegen tun können.
Es ist eine Frage der Reife! In der Evolutionskette, wurde aus einer Amöbe ein Mensch! Wäre es sinnvoll oder besser gesagt überhaupt möglich gewesen, die Amöbe in Mathematik etc. zu unterweisen?
Genau so verhält es sich mit Dingen, die wir heute noch irrational nennen! Und genau so wenig wie die Amöbe sich einen Menschen vorstellen kann, können wir uns das Weiterentwickeln vorstellen.
Und einen Reiz hat das Mystische allemal! Das bestreite ich nicht! Das Leben ist nun mal ein Mysterium! Und wir sind mittendrin!
Aber ebenso wenig wie du Semele Wilber madig machen willst,
will ich dich von ihm überzeugen, da ich auch selbst eine gewisse, aus Erfahrung gewonnene Portion Skepsis habe.
Man muß abwarten! Vielleicht ja auf Godot?!
Herzliche Grüsse
HC
Hallo HC,
Man muß abwarten! Vielleicht ja auf Godot?!
Hier sagst Du fast das selbe wie K.Wilber:
„Wir werden es erleben, oder nicht“.
PS: Semele Wilber war gut…
Herzliche Grüsse
HD
Hallo,
Wissenschaftlicher Methoden standhalten kann und will er
nicht!
ok, das ist natürlich in Ordnung, aber dann darf er sich nicht über Ablehnung von dieser Seite wundern. Semele wollte ja auch nur wissen, was von dieser Seite gegen ihn sprechen würde.
Explizit dazu hat er auch deren Weg verlassen,
Das stimmt - soweit ich sehe - nur halb, denn immer wieder beruft er sich auf diesen Kontext. Und wenn er das nicht ehrlich meinen würde, wäre es in der Tat Scharlatanerie. Das aber will er ja gerade nicht.
wie er behauptet ist es unmöglich mit wissenschaftlichen
Methoden bestimmte Erkenntnisse zu erlangen, sie zeigt
lediglich den Weg dahin.
Das ist missverständlich formuliert. Es scheint so zu sein, dass man schon die Wissenschaft braucht (seiner Meinung nach), aber dass sie eben nicht ausreicht, um alles zu erkennen. Das aber ist unbestritten.
(Kongruent zu Wittgenstein)
Das hat Wittgenstein gemeint, als er sagte, man müsse die Leiter hinaufsteigen - und sie dann wegwerfen. Aber Wittgenstein wäre nie so weit gegangen, der Wissenschaft ihren Wert abzusprechen. Wenn also Wilber sagt, dass die Wissenschaft nur den Weg dorthin weise, wo diese zusätzliche Erkenntnis ist, so mag er damit Recht haben oder nicht. Aber der Wert der Wissenschaft ERSCHÖPFT sich nicht in dieser Wegweisung. Wollte er dies behaupten, unterschiede ihn das sehr wohl von Wittgenstein.
Mit Heraklit liegst du da völlig richtig!
Die Frage ist, ob man nach Kant noch rein heraklitisch argumentieren kann. Ich denke, dass man das nicht kann. Ich meine aber auch, dass Wilber nicht so argumentieren will, sondern schon à la Schelling (oder à la Berdjajew, wie ich auf irgendeiner HP gelesen habe). Diesen Weg könnte ich nur bis dahin mitgehen, wo es im Rahmen der Transzendentalphilosophie Platz gibt.
Logos: Das die Polarität verbindende Element. Zwischen Leben
und Tod z.B.
Das ist - mit Verlaub - banal bis unverständlich formuliert. Mindestens seit Goethe müsste jeder wissen, dass das Wort „Logos“ so vieldeutig ist, dass man damit keinen Hund hinter dem Ofen hervorlockt. *g*
Eine Synthese aus Wissenschaft und Zen gewissermaßen.
Diese Synthese halte ich für unmöglich - sowohl von Seiten der Wissenschaft als auch von der Seite des Zen. Die einen fordern Ratio, die andern lehnen sie ab. Da ist keine Synthese möglich, allenfalls ein „Nebeneinander“ auf verschiedenen Ebenen.
Irrational ist eine Definition, die einerseits die Grenzen der
Wissenschaft absteckt, gleichzeitig aber auch die nächste
Hürde definiert.
Ja, aber dann darf man es nicht mit „Wissen“ verwechseln.
Und ein Blick auf die Geschichte der Forschung zeigt, daß wir
einerseits kritisch, aber auch aufgeschlossen sein sollten!
Ja, auch richtig, aber nicht allem gegenüber. Man muss sich schon entscheiden, meine ich, bzw. sich wenigstens Rechenschaft über das „Warum“ offenlegen.
Ob Wilbers Visionen der Wahrheit standhalten, ist keine Frage
der Wissenschaft, sondern eine Frage der geistigen Evolution.
Diese Einstellung halte ich für - sorry - überheblich. Denn damit nimmst du deinem diskutierende Gegenüber jede Chance, ernst genommen zu werden. Das ist kein Argument, sondern eine Immunisierungsstrategie, die ich scharf ablehne. (Das gilt auch für den nächsten Absatz mit der „Reife“.)
Wie wenig die Wissenschaft den Tod aufhalten kann, wie wenig
wird sie dafür oder dagegen tun können.
Na und?
Genau so verhält es sich mit Dingen, die wir heute noch
irrational nennen! Und genau so wenig wie die Amöbe sich einen
Menschen vorstellen kann, können wir uns das Weiterentwickeln
vorstellen.
Mag sein, aber mit derselben Methode könnten wir heute wieder Hexen verbrennen oder und auf das Orakel von Delphi berufen. Das kann ich nicht als hinreichend ansehen.
Und einen Reiz hat das Mystische allemal! Das bestreite ich
nicht! Das Leben ist nun mal ein Mysterium! Und wir sind
mittendrin!
Das kann ich sogar unterschreiben, aber eben allenfalls im Wittgensteinschen Sinn.
Aber ebenso wenig wie du Semele Wilber madig machen willst,
will ich dich von ihm überzeugen, da ich auch selbst eine
gewisse, aus Erfahrung gewonnene Portion Skepsis habe.
Man muß abwarten! Vielleicht ja auf Godot?!
Es kommt immer auf die Ebene an, und sicher hat Wilber auf die eine oder andere Art bzw. an der einen oder anderen Stelle Recht. Es fragt sich nur wo und wie man das einordnet. Jedenfalls sehe ich von Seiten der Wissenschaft - und das war Semeles Frage - zu Recht Bedenken. Und um mein Leben lang auf Godot zu warten, ist mir die Zeit zu schade.
Aber wie gesagt: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Wilber für den einen oder anderen Menschen ein Weg sein kann - man darf das dann nur nicht „Philosophie“ nennen.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Wilber und HC und das ‚PS‘
Hallo Dilarah,
Man muß abwarten! Vielleicht ja auf Godot?!
Hier sagst Du fast das selbe wie K.Wilber:
„Wir werden es erleben, oder nicht“.
nicht ganz: Der Satz von HC ist skeptisch, die Formulierung von Wilber erscheint mir eher banal und leer.
PS: Semele Wilber war gut…
Auf das „PS“ kann ich mir keinen Reim machen. Was meinst du damit?
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hallo Thomas,
Hallo Thomas,
:
: nicht ganz: Der Satz von HC ist skeptisch, die Formulierung
: von Wilber erscheint mir eher banal und leer.
:
Leer kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist es ja
ganz banal…
:
: Auf das „PS“ kann ich mir keinen Reim machen. Was meinst du
: damit?
ich zitiere HC:
-Aber ebenso wenig wie du Semele Wilber madig machen willst-
…ledigl. nen Kommafehler…fand ich nun lustig…*g*
Und nochmal zu Deiner Antwort an HC: Du sagst, man kann es nicht
Philosophie nennen. K.W. nennt es immerwährende Philosophie und definiert sie so:
Die immerwährende Phil. ist eine Weltsicht, die von den allermeisten großen spirituellen Lehrern, Philosophen und
s o g a r Wissenschaftlern vertreten wurde und wird. Sie wird immerwährend, ewig oder universal genannt, weil sie praktisch in allen Kulturen und Zeiten nachzuweisen ist.
Und überall wo wir sie antreffen, hat sie die gleichen Grundzüge.
Natürlich bin ich ja kein Philosoph, aber für mich klingt der Begriff Weltsicht relativ überzeugend.
Dieses Zusammenfügen von Spirit., Philosophie und Wissenschaft
macht in meinen Augen Sinn. Es ist ein überaus mutiges Unter-
fangen, sich darauf einzulassen.
Herzl. Grüße
hd
:
Hallo Dilarah,
Leer kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist es ja
ganz banal…
naja, „leer“ war als Folge der Banalität gemeint. Wenn ich z. B. sage, meine Haut wäre blau oder nicht blau, so ist das eben banal, weil es IMMER richtig ist, und also leer, weil es meine Erkenntnis nicht vermehrt. Ebenso stünde es mit der Aussage, ich sei ein Philosoph oder kein Philosoph. Solche Aussagen sind IMMER richtig und damit nichtssagend und leer, weil ich mit einer Berufung sie keine Allgemeingültigkeit erzeugen kann.
immerwährende Philosophie
Der Ausdruck „philosophia perennis“ stammt aus der katholischen (!) Philosophie (Urheber ist Steuchus Eugubinus, der von 1496-1549 lebte), und der damit zum Ausdruck bringen wollte, dass es allgemein anerkannte Erkenntnisse gebe, die für jeden Menschen gelten sollten. Er meinte damit natürlich das Christentum katholischer Prägung und wollte damit den Protestantismus diskreditieren. Erst Karl Jaspers (gest. 1969) hat damit das Problemdenken bezeichnet, also die Auffassung, dass es gewisse FRAGEN gebe, die die Philosophie IMMER beschäftige, aber eben OHNE dass sie in der Lage wäre, sie zu LÖSEN.
Welche dieser Interpretationen sich Wilber anschließen würde, weiß ich nicht, aber ich denke, beide wären für seine Ansicht fatal. Denn zweifellos möchte er keinen konservativen Katholizismus verteidigen oder gar erzeugen, und andererseits geht es ihm auch nicht um die Darstellung von unlösbaren Problemen. Nein, gerade Wilber will mit seinen Darstellungen - so habe ich ihn verstanden - die ewigen Problem LÖSEN. Und indem er den Begriff der „philosophia perennis“ benutzt, scheint er sich mir als „unseriös“ zu entlarven, weil er den Begriff umdeutet, d. h. in einem bisher nicht gekannten Sinn benutzt. Das hat Jaspers zwar auch getan, aber seine Absicht war die Befreiung des Begriffs von unrechtmäßiger Benutzung, die Wilber sozusagen wieder einführt.
Dieses Zusammenfügen von Spirit., Philosophie und Wissenschaft
macht in meinen Augen Sinn. Es ist ein überaus mutiges Unter-
fangen, sich darauf einzulassen.
Ich sagte ja schon, dass es für einzelne Menschen Sinn machen kann, und dass ich das respektiere. Aber das hat zwar mit Spiritualität und Esoterik etwas zu tun, vielleicht auch mit Religion, aber eben nichts mit Philosophie und Wissenschaft. Aus meiner Sicht missbraucht Wilber diese Begriffe, um sich einen größeren Leserkreis zu sichern.
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hallo Thomas,
bringst mich total ins Schwitzen…
Leer kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist es ja
ganz banal…Nein, gerade Wilber will mit seinen Darstellungen -
so habe ich ihn verstanden - die ewigen Problem LÖSEN.
…was er aber dennoch nicht oder noch oder nie kann,
da geb ich Dir recht, wenn Du dies zu seiner o.g. Aussage:
„Wir werden sehen oder nicht“ meinst (in Bezug auf Banalität).
indem er den Begriff der „philosophia perennis“ benutzt,
scheint er sich mir als „unseriös“ zu entlarven, weil er den
Begriff umdeutet, d. h. in einem bisher nicht gekannten Sinn
benutzt. Das hat Jaspers zwar auch getan, aber seine Absicht
war die Befreiung des Begriffs von unrechtmäßiger Benutzung,
die Wilber sozusagen wieder einführt.
hm…
Ich sagte ja schon, dass es für einzelne Menschen Sinn machen
kann, und dass ich das respektiere. Aber das hat zwar mit
Spiritualität und Esoterik etwas zu tun, vielleicht auch mit
Religion, aber eben nichts mit Philosophie und Wissenschaft.
Aus meiner Sicht missbraucht Wilber diese Begriffe, um sich
einen größeren Leserkreis zu sichern.
So gesehen, wäre er also „lediglich“ ein großer Mysthiker?
Oder eher ein genialer Psychologe?
Gut, ich geb auf, das ist mir an dieser Stelle einige Nummern
zu hoch. Aber vielen Dank für Deine Ausführungen, sie lassen
es mich von noch anderer Seite betrachten.
Herzl. Grüße
hd
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hallo Thomas,
gerne möchte ich an dieser Stelle mich dazuklinken, weil Humancrossing oben eigentlich schon vieles geantwortet hat, was mir auch so eingefallen wäre und noch vieles mehr, und dieser postingwechsel berechert mich sehr, das ist genau das, was ich mir so gewünscht hatte.
Ich danke Euch sehr!
Wissenschaftlicher Methoden standhalten kann und will er
nicht!ok, das ist natürlich in Ordnung, aber dann darf er sich nicht
über Ablehnung von dieser Seite wundern. Semele wollte ja auch
nur wissen, was von dieser Seite gegen ihn sprechen würde.
Genau, und das hast Du ausführlich „herausgearbeitet“.
Daneben, ich denke auch nicht, dass er sich über Ablehnung von dieser Seite wundern würde, ich könnte mir vorstellen, dass er sich auf den Dialog einliesse, und das auch schon an verschiedenen Stellen getan haben wird.
Aber warum, die Frage kommt mir jetzt so beim lesen, ist es für Dich naheliegend, etwas zu kritisieren, was diesen ( ich nenne es mal konventionellen) Weg verlässt, er sagt ja, er ginge über diesen Weg hinaus, warum soll das System denn nicht offen sein und sich selber in Frage stellen dürfen?
Warum dann ablehnen, oder habe ich in Deine Aussage zuviel hineininterpretiert?
Das kommt mir so als Laiin in dem Sinne, dass ich das nicht studiert habe und „technisch“ sicher ungeübt bin.
Explizit dazu hat er auch deren Weg verlassen,
Das stimmt - soweit ich sehe - nur halb, denn immer wieder
beruft er sich auf diesen Kontext. Und wenn er das nicht
ehrlich meinen würde, wäre es in der Tat Scharlatanerie. Das
aber will er ja gerade nicht.
wie er behauptet ist es unmöglich mit wissenschaftlichen
Methoden bestimmte Erkenntnisse zu erlangen, sie zeigt
lediglich den Weg dahin.Das ist missverständlich formuliert. Es scheint so zu sein,
dass man schon die Wissenschaft braucht (seiner Meinung nach),
aber dass sie eben nicht ausreicht, um alles zu erkennen. Das
aber ist unbestritten.(Kongruent zu Wittgenstein)
Das hat Wittgenstein gemeint, als er sagte, man müsse die
Leiter hinaufsteigen - und sie dann wegwerfen. Aber
Wittgenstein wäre nie so weit gegangen, der Wissenschaft ihren
Wert abzusprechen.
Er spricht ihr nicht ihren Wert ab, das halte ich für ganz wichtig.Darum gefällt er mir auch so.Er sagt nur, es ginge darüber hinaus, und die Wissenschaft habe ihren Wert und glechzeitig ihre Begrenztheit.
Ich verstehe ihn so, dass es sein Anliegen ist, die Wege zu verbinden, ein jedes an seinem Platz.
Wenn also Wilber sagt, dass die
Wissenschaft nur den Weg dorthin weise, wo diese zusätzliche
Erkenntnis ist, so mag er damit Recht haben oder nicht. Aber
der Wert der Wissenschaft ERSCHÖPFT sich nicht in dieser
Wegweisung. Wollte er dies behaupten, unterschiede ihn das
sehr wohl von Wittgenstein.
Auch das sagt er meiner Ansicht nach so nicht.
Mit Heraklit liegst du da völlig richtig!
Die Frage ist, ob man nach Kant noch rein heraklitisch
argumentieren kann. Ich denke, dass man das nicht kann. Ich
meine aber auch, dass Wilber nicht so argumentieren will,
sondern schon à la Schelling (oder à la Berdjajew, wie ich auf
irgendeiner HP gelesen habe). Diesen Weg könnte ich nur bis
dahin mitgehen, wo es im Rahmen der Transzendentalphilosophie
Platz gibt.Logos: Das die Polarität verbindende Element. Zwischen Leben
und Tod z.B.Das ist - mit Verlaub - banal bis unverständlich formuliert.
Mindestens seit Goethe müsste jeder wissen, dass das Wort
„Logos“ so vieldeutig ist, dass man damit keinen Hund hinter
dem Ofen hervorlockt. *g*Eine Synthese aus Wissenschaft und Zen gewissermaßen.
Diese Synthese halte ich für unmöglich - sowohl von Seiten der
Wissenschaft als auch von der Seite des Zen. Die einen fordern
Ratio, die andern lehnen sie ab. Da ist keine Synthese
möglich, allenfalls ein „Nebeneinander“ auf verschiedenen
Ebenen.
Du magst das für naiv oder diletantisch halten, und leider kann ich mangels Studium auf wissenschaftlicher Ebene hier auch nicht mithalten.Was nicht heisst, dass es a priori so ist, wie der geübtere Argumentierer es sieht… *grins*,aber ich denke, dass es auf Wilbers Denkebene kein Nebeneinander mehr gibt.
Das wäre es aus der Sicht der Wissenschaftler- bei gutem Willen-was für die Nondualisten (dieses Wort mag philosophisch verschieden besetzt sein,das weiß ich nicht, ich wähle es mal, weil es genau das ausdrückt, was ich unter anderem bei Wilber als Vision sehe),eine Synthese wäre.Das ist nicht nur schwer zu beschreiben, weil mir die Sicherheit in diesem Bereich fehlt, sondern auch, weil es den Rahmen eben verlässt.
Irrational ist eine Definition, die einerseits die Grenzen der
Wissenschaft absteckt, gleichzeitig aber auch die nächste
Hürde definiert.Ja, aber dann darf man es nicht mit „Wissen“ verwechseln.
Tut das Wilber?
Und ein Blick auf die Geschichte der Forschung zeigt, daß wir
einerseits kritisch, aber auch aufgeschlossen sein sollten!Ja, auch richtig, aber nicht allem gegenüber. Man muss sich
schon entscheiden, meine ich, bzw. sich wenigstens
Rechenschaft über das „Warum“ offenlegen.Ob Wilbers Visionen der Wahrheit standhalten, ist keine Frage
der Wissenschaft, sondern eine Frage der geistigen Evolution.Diese Einstellung halte ich für - sorry - überheblich. Denn
damit nimmst du deinem diskutierende Gegenüber jede Chance,
ernst genommen zu werden. Das ist kein Argument, sondern eine
Immunisierungsstrategie, die ich scharf ablehne. (Das gilt
auch für den nächsten Absatz mit der „Reife“.)
*schmunzelndertapptfühl*, ja, das was humancrossing geschrieben hat, hätte ich auch schreiben mögen in ähnlicher Form.Und doch gebe ich Dir Recht.
Das ist für mich ein Konflikt, den ich unbedingt noch lösen will.Einerseits etwas zu erkennen, und dass es andererseits in der Tat etwas arrogant wirkt, das so zu sagen.Und wer weiss schon, letztendlich ist für mich der letzte Schluss der Weisheit, dass immer alles gleichzeitig auch wieder relativ, Konzept ist und damit nicht wahr.Auch Wilbers Aussagen.
Aber vielleicht ist es gerade diese Paradoxie, die sich aus der Synthese von Ratio und Zen ergibt.Und die man aushalten muss…*grübel*.
Wie wenig die Wissenschaft den Tod aufhalten kann, wie wenig
wird sie dafür oder dagegen tun können.Na und?
Genau so verhält es sich mit Dingen, die wir heute noch
irrational nennen! Und genau so wenig wie die Amöbe sich einen
Menschen vorstellen kann, können wir uns das Weiterentwickeln
vorstellen.Mag sein, aber mit derselben Methode könnten wir heute wieder
Hexen verbrennen oder und auf das Orakel von Delphi berufen.
Das kann ich nicht als hinreichend ansehen.
Aber Wilber formuliert sehr klar, dass es um ein über die Ratio hinausgehen geht, und nicht um einen Rückschritt in schon gehabtes.Und den Unterschied formuliert er auch.
Und einen Reiz hat das Mystische allemal! Das bestreite ich
nicht! Das Leben ist nun mal ein Mysterium! Und wir sind
mittendrin!Das kann ich sogar unterschreiben, aber eben allenfalls im
Wittgensteinschen Sinn.Aber ebenso wenig wie du Semele Wilber madig machen willst,
will ich dich von ihm überzeugen, da ich auch selbst eine
gewisse, aus Erfahrung gewonnene Portion Skepsis habe.
Man muß abwarten! Vielleicht ja auf Godot?!Es kommt immer auf die Ebene an, und sicher hat Wilber auf die
eine oder andere Art bzw. an der einen oder anderen Stelle
Recht. Es fragt sich nur wo und wie man das einordnet.
Jedenfalls sehe ich von Seiten der Wissenschaft - und das war
Semeles Frage - zu Recht Bedenken. Und um mein Leben lang auf
Godot zu warten, ist mir die Zeit zu schade.
Kommt auf die Art und Weise an, wie man auf Godot wartet…
Ich komme immer mehr an den Punkt, wo mir die Absurdität des Wartens, Suchens bewußt wird, und wie ein Fisch im Wasser, der verdurstet, weil er das, was überall ist, erfolglos sucht mag und kann ich mich auch nicht mehr verhalten.
Also, meine These ist, Godot ist die schon ganze Zeit da und es liegt an uns, das zu erkennen.
Aber wie gesagt: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Wilber
für den einen oder anderen Menschen ein Weg sein kann - man
darf das dann nur nicht „Philosophie“ nennen.
Warum eigentlich nicht?
Ein gesundes System zeichnet sich doch dadurch aus, dass es wachstumsfähig ist. Sage ich als Biologin. Aber das könnte schon wieder als arrogant eingestuft werden…
Ich danke Dir ganz herzlich für Deine Kritik, die es mir wohl möglich macht, das Ganze noch ein bisschen klarer zu sehen.
Ausserdem ist meine Neugier gestillt, denn ich hatte mir schon gedacht, dass aus wissenschaftlicher Richtung sowas kommen würde, wollte es aber gerne genau sehen.
Lieben Gruß,Semele
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hi Thomas!
>ok, das ist natürlich in Ordnung, aber dann darf er sich nicht >über Ablehnung von dieser Seite wundern. Semele wollte ja auch >nur wissen, was von dieser Seite gegen ihn sprechen würde.
Oh, das wundert ihn auch nicht! Schon OK!
>Das stimmt - soweit ich sehe - nur halb, denn immer wieder >beruft er sich auf diesen Kontext. Und wenn er das nicht >ehrlich meinen würde, wäre es in der Tat Scharlatanerie. Das >aber will er ja gerade nicht.
Schwer zu erklären, wenn man seine Sachen nicht oder nur wenig kennt. Ein Scharlatan ist jemand, der einen etwas vormacht, das aber tut er nicht!
Er stellt eine Theorie auf, benutzt die Erkenntnisse der Zeit und leitet daraus einen möglichen oder wahrscheinlichen geistigen Evolutionssprung ab!
Ohne zu behaupten, dass er auch wirklich geschieht!
>Das hat Wittgenstein gemeint, als er sagte, man müsse die >Leiter hinaufsteigen - und sie dann wegwerfen. Aber >Wittgenstein wäre nie so weit gegangen, der Wissenschaft ihren >Wert abzusprechen. Wenn also Wilber sagt, dass die >Wissenschaft nur den Weg dorthin weise, wo diese zusätzliche >Erkenntnis ist, so mag er damit Recht haben oder nicht. Aber >der Wert der Wissenschaft ERSCHÖPFT sich nicht in dieser >Wegweisung. Wollte er dies behaupten, unterschiede ihn das >sehr wohl von Wittgenstein.
Aber nein, es geht ganz explizit um einen Quantensprung in der menschlichen Genese!
Den Wert der Wissenschaft allgemein, stellt er und natürlich auch ich, nicht in Frage!
Nur um diesen einen Punkt geht es!
>Die Frage ist, ob man nach Kant noch rein heraklitisch >argumentieren kann. Ich denke, dass man das nicht kann. >Ich >meine aber auch, dass Wilber nicht so argumentieren will, >sondern schon à la Schelling (oder à la Berdjajew, wie ich auf >irgendeiner HP gelesen habe). Diesen Weg könnte ich nur bis Transzendentalphilosophie >:stuck_out_tongue_winking_eye:latz gibt.
Siehe oben! Es geht nur um Transzendentalphilosophie! Oder um transpersonale Psychologie!
>Das ist - mit Verlaub - banal bis unverständlich formuliert. >Mindestens seit Goethe müsste jeder wissen, dass das >Wort „Logos“ so vieldeutig ist, dass man damit keinen Hund >hinter dem Ofen hervorlockt. *g*
Sollte auch lediglich eine Bestätigung deiner Aussage sein, dass Wilbers Denkschemata nicht neu ist, sondern schon
Heraklit die ersten Gehversuche machte! Eben mit jenem Logos!
>Diese Synthese halte ich für unmöglich - sowohl von Seiten der >Wissenschaft als auch von der Seite des Zen. Die einen fordern >Ratio, die andern lehnen sie ab. Da ist keine Synthese möglich, >allenfalls ein „Nebeneinander“ auf verschiedenen Ebenen.
Der Quantenmensch IST die Synthese! Oder besser gesagt seine Fähigkeiten! Da beschreibst und beschreitest du selbst wieder diese Grenze!!!
>Diese Einstellung halte ich für - sorry - überheblich. Denn >damit nimmst du deinem diskutierende Gegenüber jede Chance, Immunisierungsstrategie, die ich scharf ablehne. (Das gilt >auch für den nächsten Absatz mit der „Reife“.)
Vielleicht verstehst du jetzt nachdem du obige Antwort gelesen hast!? Es geht um eine möglicherweise stattfindende, uns noch unbekannte Veränderung!
Wie oder wo könnte da die Wissenschaft greifen? Es geht auch nicht um eine Diskussion, genau so könnten wir
über Aliens diskutieren! So etwas imaginäres läßt sich weder widerlegen noch beweisen! Es gibt sie oder eben nicht!
Z.Zt. wissen wir es nicht!
>Mag sein, aber mit derselben Methode könnten wir heute wieder Hexen verbrennen oder und auf das Orakel von >Delphi berufen. Das kann ich nicht als hinreichend ansehen.
??? Wir entwickeln uns doch nicht regressiv!
>Es kommt immer auf die Ebene an, und sicher hat Wilber auf die >eine oder andere Art bzw. an der einen oder anderen Stelle >Recht. Es fragt sich nur wo und wie man das einordnet. >Jedenfalls sehe ich von Seiten der Wissenschaft - und das war >Semeles Frage - zu Recht Bedenken. Und um mein Leben lang auf >Godot zu warten, ist mir die Zeit zu schade.
Ja genau darum hat er den wissenschaftlichen Weg verlassen, weil er glaubt u.a. durch Zen zu einem Ziel zu gelangen, das er wissenschaftlich nicht erreichen kann! Wenn du willst, suche ich dir mal ein paar Stellen raus, aber nur falls es dich wirklich interessiert! Deine Bedenken sind schon OK! No Problem!
>Aber wie gesagt: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Wilber >für den einen oder anderen Menschen ein Weg sein kann - man >darf das dann nur nicht „Philosophie“ nennen.
Nein, das ist es auch nicht! Es nennt sich wohl transpersonale Psychologie! Präzise gesagt geht es um die Frage, ob der
Mensch die ursprünglich einmal vorhandene Einheit von Körper, Geist und Seele wieder herstellen kann!
Gruss
HC
in Lauerstellung! )
Nochmal hallo Thomas,
hier kann ich nicht anders, als noch was zu sagen, denn mir wird an dieser Stelle der Konflikt so beispielhaft deutlich.
Leer kann ich nicht nachvollziehen, aber vielleicht ist es ja
ganz banal…naja, „leer“ war als Folge der Banalität gemeint. Wenn ich z.
B. sage, meine Haut wäre blau oder nicht blau, so ist das eben
banal, weil es IMMER richtig ist, und also leer, weil es meine
Erkenntnis nicht vermehrt. Ebenso stünde es mit der Aussage,
ich sei ein Philosoph oder kein Philosoph. Solche Aussagen
sind IMMER richtig und damit nichtssagend und leer, weil ich
mit einer Berufung sie keine Allgemeingültigkeit erzeugen
kann.
Den Schritt, den Wilber und andere Denker eben tun, ist zu sagen, es gibt keine Erkenntnis.Und es gibt auch keinen, dessen Erkenntnis sich vermehren könnte. Nur in der Relativität gibt es als Scheinbarkeit.
Und Allgemeingültigkeit, *schmunzel*, was ist das schon, für mich ist es das Produkt einer Größenphantasie, die wir alle immer wieder haben. Oder etwas, das lediglich relativ ist in einem definierten Rahmen.
Es ist gerade dieses das Paradoxon, dass alles, was gedacht und gesagt werden kann nicht wahr ist,ein Teil von uns es aber für wahr hält und Leere nicht das schlechteste Ergebnis, zu dem man kommen kann, geradezu die Vorraussetzung für die sich aber sowieso ereignende oder auch nicht ereignende Evolution .
Das bedeutet aber nicht, dass jede Aussage dieser Art banal ist…wirklich nicht.
immerwährende Philosophie
Der Ausdruck „philosophia perennis“ stammt aus der
katholischen (!) Philosophie (Urheber ist Steuchus Eugubinus,
der von 1496-1549 lebte), und der damit zum Ausdruck bringen
wollte, dass es allgemein anerkannte Erkenntnisse gebe, die
für jeden Menschen gelten sollten. Er meinte damit natürlich
das Christentum katholischer Prägung und wollte damit den
Protestantismus diskreditieren. Erst Karl Jaspers (gest. 1969)
hat damit das Problemdenken bezeichnet, also die Auffassung,
dass es gewisse FRAGEN gebe, die die Philosophie IMMER
beschäftige, aber eben OHNE dass sie in der Lage wäre, sie zu
LÖSEN.Welche dieser Interpretationen sich Wilber anschließen würde,
weiß ich nicht, aber ich denke, beide wären für seine Ansicht
fatal. Denn zweifellos möchte er keinen konservativen
Katholizismus verteidigen oder gar erzeugen, und andererseits
geht es ihm auch nicht um die Darstellung von unlösbaren
Problemen. Nein, gerade Wilber will mit seinen Darstellungen -
so habe ich ihn verstanden - die ewigen Problem LÖSEN. Und
indem er den Begriff der „philosophia perennis“ benutzt,
scheint er sich mir als „unseriös“ zu entlarven, weil er den
Begriff umdeutet, d. h. in einem bisher nicht gekannten Sinn
benutzt. Das hat Jaspers zwar auch getan, aber seine Absicht
war die Befreiung des Begriffs von unrechtmäßiger Benutzung,
die Wilber sozusagen wieder einführt.Dieses Zusammenfügen von Spirit., Philosophie und Wissenschaft
macht in meinen Augen Sinn. Es ist ein überaus mutiges Unter-
fangen, sich darauf einzulassen.Ich sagte ja schon, dass es für einzelne Menschen Sinn machen
kann, und dass ich das respektiere. Aber das hat zwar mit
Spiritualität und Esoterik etwas zu tun, vielleicht auch mit
Religion, aber eben nichts mit Philosophie und Wissenschaft.
Aus meiner Sicht missbraucht Wilber diese Begriffe, um sich
einen größeren Leserkreis zu sichern.
Das glaube ich so gar nicht, dass ein Wilber es nötig hat, sich einen Leserkreis zu sichern, diese, nur diese, Aussage von Dir halte ich für grob unseriös.
Es grüßt noch einmal Semele
Hi,
ich antworte erst jetzt, weil ich 2 Tage in Dresden und offline war.
So gesehen, wäre er also „lediglich“ ein großer Mysthiker?
Ich denke, echte Mystiker hätten es nicht nötig, seine Denkansätzen mit Hilfe von Bedeutungsverdrehungen zu untermauern. Aber da will ich mich ja nicht so festlegen, weil ich zu wenig von Wilber gelesen habe. Nur scheint es mir so, dass er häufig dazu neigt, solche Methoden anzuwenden. Das diskreditiert ihn in meinen Augen schon.
Oder eher ein genialer Psychologe?
Die Bezeichnung „Psychologe“ kann ich allenfalls im vorwissenschaftlichen Sinn gelten lassen, aber Genialität entzieht sich ja der Wissenschaft .
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hi,
ich antworte erst jetzt, weil ich 2 Tage in Dresden und offline war.
Ein Scharlatan ist jemand, der einen etwas vormacht,
das aber tut er nicht!
Er benutzt aber Mittel, die Scharlatane auch benutzen.
Er stellt eine Theorie auf, benutzt die Erkenntnisse der Zeit
und leitet daraus einen möglichen oder wahrscheinlichen
geistigen Evolutionssprung ab!
Einen „geistigen Evolutionssprung“ für die Zukunft zu „erschließen“, halte ich - gelinde gesagt - für sehr bedenklich. Das erinnert an die Adaption der Hegelschen Dialektik durch Marx. Solche Theorien sind prinzipiell unwiderlegbar, weil man sie nicht überprüfen kann. Was man aber nicht überprüfen kann, ist nicht viel wert - wissenschaftlich betrachtet.
Es geht nur um Transzendentalphilosophie! Oder um
transpersonale Psychologie!
Da sehe ich wichtige Unterschiede bzw. unüberbrückbare Differenzen. Die Transzendentalphilosophie sucht nach den Voraussetzungen von Erkenntnis, wie sie jetzt ist, und will deren Notwendigkeit (auch für die Zukunft) aufzeigen. Die transpersonale Psychologie von Wilber scheint mir zukünftiges Denken ex negativo erschließen zu wollen nach dem Motto: So geht es nicht, also versuchen wir es anders. Das ist ja als Experiment auch nicht anzugreifen, aber als theoretisches Konstrukt eines Allheilmittels schon.
Es geht um eine möglicherweise stattfindende, uns noch
unbekannte Veränderung!
Genau das macht Wilber in meinen Augen unseriös. Das ist Zukunftsdichtung als seriöse Theorie verkauft.
??? Wir entwickeln uns doch nicht regressiv!
Manchmal habe ich doch den Eindruck.
Ja genau darum hat er den wissenschaftlichen Weg verlassen,
weil er glaubt u.a. durch Zen zu einem Ziel zu gelangen, das
er wissenschaftlich nicht erreichen kann!
Also im Zen kenne ich mich relativ gut aus - meine ich (ich habe selber gezazt). Und zwischen Wilber und Suzuki stehen aus meiner Sicht Welten. Denn Suzuki sagt z. B. ganz explizit, dass es gar nicht um Theorien, sondern um subjektives Erleben geht. Was ich hingegen von Wilber bisher gelesen habe, scheint mir eher in die Richtung zu gehen, dass es der Menschheit besser gehen würde, wenn alle seiner Theorie folgen würden.
Wenn du willst, suche ich dir mal ein paar Stellen raus, aber
nur falls es dich wirklich interessiert!
Gerne.
Präzise gesagt geht es um die Frage, ob der
Mensch die ursprünglich einmal vorhandene Einheit von Körper,
Geist und Seele wieder herstellen kann!
Dies ist - wiederum aus meiner Sicht - ein proton pseudos, also ein vorgeschobener Grund und mithin entweder einfach ein methodischer Fehler oder eine gewollte Figur, um zu täuschen. Er geht von der Einheitsthese aus, als wäre sie ein empirisch überprüfte und gesicherte Erkenntnis. Damit enthebt er sich selbst der Pflicht, diese Sicherung erst selbst durch- bzw. vorzuführen. Solange er aber nicht zeigen kann, dass diese Einheit so tatsächlich da war, solange kann ich nur meinen methodischen Lieblingsspruch zitieren: Ex falso sequitur quodlibet - Aus Falschem folgt Beliebiges (und damit eben gar nichts).
Sorry, aber vielleicht können wir ja einige Textstellen gemeinsam analysieren? (Ich fürchte allerdings …)
Herzliche Grüße
Thomas Miller
Hi,
ich antworte erst jetzt, weil ich 2 Tage in Dresden und offline war.
dieser postingwechsel berechert mich sehr, das ist genau das,
was ich mir so gewünscht hatte. Ich danke Euch sehr!
das freut mich.
Warum dann ablehnen, oder habe ich in Deine Aussage zuviel
hineininterpretiert?
Für neue Ansätze braucht man sozusagen genügen Anlässe. Es muss also gute Gründe geben, die das alte „System“ scheitern lassen. Das ist das erste, was er IMHO nicht wirklich zeigt (immer vorbehaltlich meiner relativen Literaturunkenntnis). Das Zweite ist, dass er unzulässige Methoden zu benutzen scheint, um seine Sicht deutlich zu machen. Das Dritte ist, dass selbst wenn 1 und 2 nicht zu bemängeln wären, er immer noch nicht den Sinn seiner Ausführungen gezeigt hätte.
Das kommt mir so als Laiin in dem Sinne, dass ich das nicht
studiert habe und „technisch“ sicher ungeübt bin.
Ein Bild : Wenn man auf der Autobahn mit 100 km/std. fährt, kommt man vielleicht gut durch. Wenn man plötzlich - also ganz unvermittelt - auf 300 km/std. beschleunigt, dann ist der Unfall gesichert. Und selbst wenn man langsam beschleunigt, ist die Gefahr mit hoher Geschwindigkeit größer. (Naja, ich bin kein Meister der Allegorie! *g*)
Er spricht ihr nicht ihren Wert ab, das halte ich für ganz
wichtig.Darum gefällt er mir auch so.Er sagt nur, es ginge
darüber hinaus, und die Wissenschaft habe ihren Wert und
glechzeitig ihre Begrenztheit.
Ich verstehe ihn so, dass es sein Anliegen ist, die Wege zu
verbinden, ein jedes an seinem Platz.
Das klingt in der Tat sehr einleuchtend, aber er tritt in seinen Büchern wohl nicht immer so bescheiden auf.
ich denke, dass es auf Wilbers Denkebene kein Nebeneinander
mehr gibt.
Mir scheint die Verehrung für Wilber gelegentlich daran zu kranken, dass man ihn einfach auf eine „Ebene“ hebt, und damit jeder Kritik entzieht. Das halte ich für unzulässig.
Ja, aber dann darf man es nicht mit „Wissen“ verwechseln.
Tut das Wilber?
Es scheint mir so zu sein, dass er das an einigen Stellen behauptet. Er spricht ziemlich häufig von „Das ist so“, ohne diese Tatsächlichkeit zu prüfen oder überhaupt in Frage zu stellen.
Aber vielleicht ist es gerade diese Paradoxie, die sich aus
der Synthese von Ratio und Zen ergibt.Und die man aushalten
muss…*grübel*.
Nein, auch das sehe ich anders. Zen braucht die Ratio nicht, um paradox zu sein. Wenn Wilber wirklich aus Zen-Sicht argumentieren würde, dann würde er gar nicht von einer Synthese sprechen wollen.
Aber Wilber formuliert sehr klar, dass es um ein über die
Ratio hinausgehen geht, und nicht um einen Rückschritt in
schon gehabtes.Und den Unterschied formuliert er auch.
Wie und wo?
Also, meine These ist, Godot ist die schon ganze Zeit da und
es liegt an uns, das zu erkennen.
Ich denke, so kann man Becket interpretieren.
man darf das dann nur nicht „Philosophie“ nennen.
Warum eigentlich nicht?
Weil Philosophie methodisch ganz klar abgegrenzt ist und jede Erweiterung ausdrücklich wieder im Rahmen dieser Methodik begründet werden muss. Da Philosophie eine Reflexionswissenschaft ist, ist ein Methodenwechsel nicht so einfach zu handhaben wie in den empirischen Wissenschaften, also z. B. eben der Biologie. Mit der Entdeckung der DNA war das Ende des Vitalismus besiegelt.
Noch zu deinem 2. Posting. Du schreibst:
Das glaube ich so gar nicht, dass ein Wilber es nötig hat, sich
einen Leserkreis zu sichern, diese, nur diese, Aussage von Dir
halte ich für grob unseriös.
Er macht auf mich aus den oben genannten Gründen eben den Eindruck, als hätte er es nötig. Es ist doch nicht unseriös, eine verwendete Methodik als unzulässig zu kritisieren. Dass du sagst, Wilber hätte das nicht nötig, scheint mir erneut eine IMHO unzulässige Überhöhung seiner Person zu sein. Mir sind Zweifler (Kant, Popper) lieber als Leute, die große Töne spucken (Capra, Däneken und möglicherweise Wilber, jedenfalls so, wie ich ihn kenne).
Herzliche Grüße
Thomas Miller