Ken Wilber

Hi,

Als was würdest Du ihn denn bezeichnen?

Kein Philosoph im wissenschaftl. Sinne: o.K.
Kein wahrhafter Mysthiker: o.K.
Kein wirklicher Psychologe: …?

Aber was ist er dann?

Bitte nicht genervt sein, ich schätze Deine Meinung,
aber ich hab gelesen er wird als Vordenker der neuen
(?) Psychologie, als Einstein der weiss ich was
bezeichnet. Er hält in allen Herren Ländern Vorträge
vor überaus gebildeten Leuten (verzeih die simple
Ausdrucksweise), er beruft sich auf die Lehren des
Buddismus…?

Umso mehr würde mich jetzt Deine p e r s ö n l i c h e
Meinung interessieren, wenn Du diese eine Frage für
mich noch beantwortn magst, sei es einmal dahin gestellt, was
andere sagen.

Ein letztes Mal danke…jedenfalls zu K.W.
Herzl. Grüße

hd

keineswegs die letzte Antwort … :smile:
Hallo,

Als was würdest Du ihn denn bezeichnen?
Kein Philosoph im wissenschaftl. Sinne: o.K.
Kein wahrhafter Mysthiker: o.K.
Kein wirklicher Psychologe: …?
Aber was ist er dann?

ja, das ist die Frage. Aufgrund meiner bisherigen (zugegeben rudimentären) Lektüre kann ich nicht anders als ihn - aus meiner Sicht (ganz persönliche Meinung, wie du sie ja wolltest) - als Esoteriker zu bezeichnen. Esoteriker deshalb, weil man in seine Gedankengänge nur hineinkommt, wenn man seiner Methodik strikt folgt - und gängige Denkweisen ignoriert bzw. minderbewertet. Das nämlich sagt das Wort „Esoterik“, das eine „Lehre nur für Eingeweihte“ bezeichnet.

Bitte nicht genervt sein,

Nein, warum soll ich denn genervt sein?

ich schätze Deine Meinung,
Danke.

aber ich hab gelesen er wird als Vordenker der neuen
(?) Psychologie, als Einstein der weiss ich was
bezeichnet.

Solche Bezeichnungen lösen bei mir schon durch ihren Klang ein Warnsignal aus. Hier wird jemand als Person in den allerhöchsten Tönen gepriesen, bevor überhaupt etwas über seine Lehre gesagt wird, außer dass sie neu und großartig ist (andere Beispiele: Capra, Bhagwan und andere). So soll man schon vor der Auseinandersetzung Respekt haben, womit eine klare Meinungsbildung schon im Vorfeld ausgeschlossen werden soll. Eigentlich könnte man dazu auch die Religionsstifter zählen, weil man ihnen nicht widersprechen darf, ohne verdammt (oder im Falle Wilbers als uneinsichtig oder verbohrt dargestellt) zu werden. Buddha sehe ich als Ausnahme, weil er - soweit ich sehe - der einzige der Religionsstifter war, der ausdrücklich gefordert hat, seine Lehre der eigenen Persönlichkeit anzupassen - aber das führt vielleicht zu weit vom Thema weg.

Er hält in allen Herren Ländern Vorträge vor überaus gebildeten
Leuten (verzeih die simple Ausdrucksweise),

Das tun Bhagwan, Capra und all die anderen auch, sofern sie noch leben. Das reicht nicht aus, um ihre Lehren zu loben. Nur weil etwa ein „Herr Prof.“ Drieschner mit anderem im Verein die (philosophischen) Lehren von C. F. v. Weizsäcker glorifiziert, sind sie noch nicht richtig.

er beruft sich auf die Lehren des Buddismus…?

Das kann ich nicht richtig beurteilen, weil ich zuwenig von Wilber kenne, meine ich. Aber es scheint mir nach meinem Kenntnisstand so zu sein, dass er den Buddhismus sehr versimplifiziert - und, was Zen angeht, schlicht missbraucht. (Meine persönliche Meinung!)

Ein letztes Mal danke…jedenfalls zu K.W.

Es muss gar nicht das letzte Mal sein, denn die Figur Wilber finde ich trotzdem interessant, weil an ihm sich - meiner Meinung nach - möglicherweise sehr gut zeigen lässt, wo die Grenzen verlaufen - und warum.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Lieber „Thomas Miller“!

Ohne mich inhaltlich verdächtig machen
zu wollen:

Ihre Argumentation war sehr vorsichtig,
aber gut.

Sie wissen ja, daß ich den Eso-Kram
gern auf der „Esoterik“-Seite sehen
würde und daß sich die Eso-Menschen
gerade als Endzeitphilosophen verste-
hen.
Mein Wunsch ist natürlich zu abartig für
eine Philosophie-Seite.
Damit hatte auch die Mathematikseite hier
lange zu kämpfen, daß die Schachspieler
das Forum nicht dominieren. (Erst nach-
dem Rumsfeld und BGates beim Fische ver-
senken atomare Waffen einsetzten, wur-
den beide wieder „von der NSA zivili-
siert“.)

Da ich nicht Bobby Fisher bin, müssen
sie sich keine Sorgen machen, daß es
irgebdwo auffiele, daß bei Wewewa unter
Philosophie ein Voodoo-Betroffenen-
und-FanGesprächskreis läuft, statt einer
Informationsbörse zu allen 5 Disziplinen…

(Können sie mir erklären, was K.W.
SO HIP macht? Weshalb Nietzsche von sei-
ner Irrationalität beeindruckt sein kömnte,
weshalb Sloterdijk ihn einen Kasper Hauser
nennte??)

x-nada

Hallo Thomas!

Einen „geistigen Evolutionssprung“ für die Zukunft zu
„erschließen“, halte ich - gelinde gesagt - für sehr
bedenklich. Das erinnert an die Adaption der Hegelschen
Dialektik durch Marx. Solche Theorien sind prinzipiell
unwiderlegbar, weil man sie nicht überprüfen kann. Was man
aber nicht überprüfen kann, ist nicht viel wert -
wissenschaftlich betrachtet.

Ja, das meinte ich auch, mit "der Wissenschaft die Kompetenz entziehen“!

So geht es nicht, also versuchen wir es anders. Das ist ja als
Experiment auch nicht anzugreifen, aber als theoretisches
Konstrukt eines Allheilmittels schon.

Du kennst sicherlich die Zen-Koans: z.B.
Du kennst das Geräusch das 2 klatschende Hände erzeugen.
Wie ist das Geräusch einer Hand?
Ist die Lösung zu solch einem Koan einmal gefunden, hört es auf paradox zu sein und spiegelt ein Bewußtseinszustand, den es selbst erwecken half. Interaktiv, statt operativ, das genau ist doch der Punkt!!

Genau das macht Wilber in meinen Augen unseriös. Das ist
Zukunftsdichtung als seriöse Theorie verkauft.

Da du Suzuki angesprochen hast:
Der Widerspruch, der die gewöhnliche Denkweise so verwirrt,
kommt von der Tatsache, daß wir die Sprache benutzen,
um unsere innere Erfahrung, die in ihrer ganzen Natur
die Linguistik überschreitet, mitzuteilen.

Betrachtet man Wilber einmal aus dieser Perspektive,
und, die Landkarte ist nicht das Land, unsere subjektive Transformation des Geschriebenen. Was bleibt? Die durch unsere Geisteshaltung konditionierten Aussagen!
Du sagst selbst, dass du Wilber nicht kennst, trotzdem nennst
du ihn Scharlatan. Und auch, dass er dich als Vertreter der
Philosophenzunft nicht interessiert, wieder ohne ihn richtig zu kennen.
Nun gut! Unser x-nix hat sich auch einschmeichlerisch
zu Wort gemeldet, was er schrieb, hätte ich dir vorher
sagen können, nun nicht wortwörtlich, dazu hat er einen zu komplexen Wortschatz, wohl aber inhaltlich. Und solche konditionierten Aussagen halte nun ich meinerseits nicht eben für wissenschaftlich, sondern für unrelevant.

??? Wir entwickeln uns doch nicht regressiv!

Manchmal habe ich doch den Eindruck.

Jedes emergierende Holon transzendiert und inkorpiert seine(n) Vorläufer.
Ein emergierendes Holon bewahrt einerseits die vorausgehenden Holons, die es in sich aufnimmt, als solche, negiert aber ihre Getrenntheit und Vereinzeltheit. Es bewahrt ihr Sein, negiert aber ihr Fürsichsein, ihre Exklusivität – sie werden „aufgehoben“. Aufheben, sagt Hegel
in seiner Phänomenologie des Geistes, ist ein Negieren und ein Aufbewahren zugleich.
Aus Ken Wilbers Eros Kosmos Logos
Dein Eindruck täuscht dich!
Aber ich kann ihn nachvollziehen! :wink:)

Dies ist - wiederum aus meiner Sicht - ein proton pseudos,
also ein vorgeschobener Grund und mithin entweder einfach ein
methodischer Fehler oder eine gewollte Figur, um zu täuschen.
Er geht von der Einheitsthese aus, als wäre sie ein empirisch
überprüfte und gesicherte Erkenntnis. Damit enthebt er sich
selbst der Pflicht, diese Sicherung erst selbst durch- bzw.
vorzuführen. Solange er aber nicht zeigen kann, dass diese
Einheit so tatsächlich da war, solange kann ich nur meinen
methodischen Lieblingsspruch zitieren: Ex falso sequitur
quodlibet - Aus Falschem folgt Beliebiges (und damit eben gar
nichts).

Nein, er wagt, was die Wissenschaft sich nicht wagt:
Eine Theorie zu entwickeln und nimmt sich auch das Recht,
resultierend aus der menschlichen Unvollkommenheit, sich irren
zu dürfen! Und aus Irrtümern entstehen Wahrheiten und aus Nichts
entsteht NICHTS!
Wo wären wir ohne Visionäre? Auch die Väter der Philosophie,
Sokrates, Platon, Heraklit etc. waren Visionäre, oder auf welche
Methodik bauten sie auf? Das scheint ihr „wissenschaftshörigen“
gerne zu vergessen! Den Beginn! Ergo baut ihr auf Visionen auf!
-Aus Falschem folgt Beliebiges…könnt ich jetzt sagen, aus Respekt lass ichs!

Sorry, aber vielleicht können wir ja einige Textstellen
gemeinsam analysieren? (Ich fürchte allerdings …)

Ich fürchte auch! Bei so vielen Befürchtungen, fürchte ich,
vergeuden wir unsere Zeit!

Auf ein neues Thema!

Herzliche Grüße
HC

Hallo,

Sie wissen ja, daß ich den Eso-Kram
gern auf der „Esoterik“-Seite sehen
würde und daß sich die Eso-Menschen
gerade als Endzeitphilosophen verste-
hen.

Ich denke, mal muss sich schon die Mühe machen und inhaltlich kritisieren.

(Können sie mir erklären, was K.W.
SO HIP macht?

Mir ist der Ausdruck nicht ganz vertraut, fürchte ich. Soll das „modern“ heißen oder „beliebt“? Wenn das so ist, dann hätte ich eine Erklärung, die ich aber irgendwo im Thread schon formuliert hatte: Er ist einfach und eben anders als gängige Theorien. (nur eine Vermutung)

Weshalb Nietzsche von sei:ner Irrationalität beeindruckt sein
kömnte,

Hat das jemand behauptet? Ich denke, Nietzsches Rationalitätskritik ist in ihrer Radikalität nicht mehr zu überbieten. Was über Nietzsche hinausgeht, verliert seinen Stachel sozusagen. Gleichwohl denke ich, dass man Nietzsche auch gerade durch seine Schonungslosigkeit als Verteidiger der Ratio sehen kann, der eben darunter leidet, dass die Ratio an einigen Stellen „undicht“ ist. Nur wenn man das einsieht, kann man die tatsächliche Bedeutung der Rationalität einschätzen. Nicht umsonst hatte Nietzsche eine Dissertation über Kants Kritik der Urteilskraft geplant, aber ich denke, die Diskussion würde jetzt zu weit führen.

weshalb Sloterdijk ihn einen Kasper Hauser nennte??)

Sloterdijk sagt viel, wenn der Tag lang ist. Auch diese Formulierung findet sich schon in der Geschichte. Friedrich Dorguth nannte Schopenhauer so - und das liegt zeitlich ein bischen näher am historischen Fall. Ich schätze Sloterdijk als Rater im „Literarischen Rätsel“ des NDR und als Vereinfacher. Der Rest ist Schweigen.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo HC,

Was bleibt? Die durch unsere Geisteshaltung konditionierten
Aussagen!

ich behaupte, dass das nicht das einzige ist, was bleibt.

Du sagst selbst, dass du Wilber nicht kennst, trotzdem nennst
du ihn Scharlatan.

Ich habe ihn nur so bezeichnet auf der Grundlage meiner bisherigen Lektüre. Es bleibt dir unbenommen, mich auf Stellen hinzuweisen, die das Gegenteil belegen.

Und auch, dass er dich als Vertreter der
Philosophenzunft nicht interessiert, wieder ohne ihn richtig
zu kennen.

Das liegt an den Erfahrungen, die ich mit dieser Art von Texten gemacht habe. Ich finde ihn ja durchaus interessant und habe auch gesagt, dass ich ihn höher als z. B. Capra achte, weil er nicht ganz so spekulativ ist, indem er schon auf traditionelle Elemente zurückgreift. Ein Vergleich zwischen beiden würde freilich jetzt etwas weit führen, denke ich.

Nun gut! Unser x-nix hat sich auch einschmeichlerisch
zu Wort gemeldet, was er schrieb, hätte ich dir vorher
sagen können, nun nicht wortwörtlich, dazu hat er einen zu
komplexen Wortschatz, wohl aber inhaltlich.

Dass ich in gewissen Punkten inhaltlich mit x-nada übereinstimme, habe ich ja nicht verschwiegen, obwohl ich nicht genau weiß, wie seine Position aussieht. Du hättest auch sich bei meinen Texten vorhersagen können, was ich schreiben würde. Dafür gibt es einen guten Grund, denke ich. Die traditionelle Denkweise ist für dich unattraktiv (geworden?). Das aber ist kein Manko, denn die gesamte Philosophiegeschichte liest sich in solchen Ablehnungen bzw. Dichotomien: Platon/Aristoteles, Stoa/Epikur, Kant/Hegel, Heidegger/Wittgenstein usw. usw. Was aber diesen „Dualismen“ jeweils gemeinsam ist, das ist der argumentative Grundzug. Diesen Grundzug unterläuft Wilber häufig. Es kann natürlich sein, dass ich gerade die Stellen gelesen habe, die so gedeutet werden können, die anderen STellen aber nicht kenne. Dann bitte ich geradezu darum, mir diese Stellen zugänglich zu machen.

Und solche konditionierten Aussagen halte nun ich meinerseits
nicht eben für wissenschaftlich, sondern für unrelevant.

Konditionierung läuft unbewusst ab, insofern trifft dieser Vorwurf Jeden, nicht nur die Wissenschaft. Es gehört zu den Aufgaben der Wissenschaft, diese Konditionierungen sichtbar zu machen, einzuordnen und wenn nötig zu überwinden. Aber - und das ist das Entscheidende aus meiner Sicht - auch das kann nur innerhalb der Philosophie geschehen, als ihre Selbstkritik. Indem man den (minimalen) methodischen Rahmen der Philosophie verlässt, stellt man sich außerhalb der Diskussion, was Wilber freiwillig tut und auch sagt.

Jedes emergierende Holon transzendiert und inkorpiert seine(n)
Vorläufer.

Das ist guter alter Hegel, denke ich. Oder meinst du das anders?

Ein emergierendes Holon bewahrt einerseits die vorausgehenden
Holons, die es in sich aufnimmt, als solche, negiert aber ihre
Getrenntheit und Vereinzeltheit. Es bewahrt ihr Sein, negiert
aber ihr Fürsichsein, ihre Exklusivität – sie werden
„aufgehoben“. Aufheben, sagt Hegel
in seiner Phänomenologie des Geistes, ist ein Negieren und ein
Aufbewahren zugleich.

Ach, sorry, das habe ich erst jetzt gelesen. Ja, das stimmt schon, freilich muss die dialektische Methode vorsichtig eingesetzt werden, sonst wird aus der formal-methodischen Dialektik leicht eine inhaltlich-methodische und darauf eine materialistische Dialektik und darauf eine historische Dialektik usw. usw. Man muss schon genau sagen, wo, wie und warum gerade da und so das Prinzip greift. Die Analogien, die ich von Wilber kenne, erfüllen diesen Anspruch nicht.

Nein, er wagt, was die Wissenschaft sich nicht wagt:
Eine Theorie zu entwickeln und nimmt sich auch das Recht,
resultierend aus der menschlichen Unvollkommenheit, sich irren
zu dürfen! Und aus Irrtümern entstehen Wahrheiten und aus
Nichts entsteht NICHTS!

Wenn er es wirklich so hypothetisch meint, denke ich, dass er als (unkritischer) „Experimentalphilosoph“ einen Platz hätte. Seine Formulierungen scheinen mir gegenteilig zu wirken.

Wo wären wir ohne Visionäre? Auch die Väter der Philosophie,
Sokrates, Platon, Heraklit etc. waren Visionäre, oder auf
welche Methodik bauten sie auf? Das scheint ihr
„wissenschaftshörigen“ gerne zu vergessen! Den Beginn! Ergo
baut ihr auf Visionen auf!
-Aus Falschem folgt Beliebiges…könnt ich jetzt sagen, aus
Respekt lass ichs!

Nett gesagt, aber wenn ich das richtig sehe, dann müsste ich mir diesen Schuh anziehen (und würde es auch tun), aber mir scheint hier eben ein Widerspruch vorzuliegen, den du IMHO hier sogar implizit begehst. Dadurch dass du die Wissenschaft als „Falsches“ bezeichnest, auf das ich rekuriere, zeigt sich doch, dass die wissenschaftliche Denkweise eben nicht auf Tradition aufbaut, eben nicht vorsichtig ist, sondern radikal - und das ist wenn nicht schon gefährlich so doch zumindest bedenklich.

Sorry, aber vielleicht können wir ja einige Textstellen
gemeinsam analysieren? (Ich fürchte allerdings …)

Ich fürchte auch! Bei so vielen Befürchtungen, fürchte ich,
vergeuden wir unsere Zeit!
Auf ein neues Thema!

Das fände ich schade, denn so muss ich von meiner Sicht überzeugt bleiben, woran dir ja nicht gelegen sein kann. Es ist für esoterische Denkweisen ja durchaus typisch, dass sie sich der Kritik entziehen. Wenn dir also daran gelegen ist, Wilber als Philosoph gelten zu lassen, bleibt nur, Texte zu liefern, die einer philosophischer Kritik ausgeliefert werden.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas,

auf philosophischer ,rationaler Ebene bin ich in diesem Gespräch hoffnungslos unterlegen, HC argumentiert weit kompetenter, als ich es könnte, und vor allem, ich will ja auch niemanden überzeugen und denke, ich könnte es auch gar nicht mit keinem Argument der Welt.
Mein Anliegen ist das bereits formulierte, die Disziplinen, eine jede an ihrem natürlichen Platz koexistieren zu lassen und nicht diesen dämlichen Kampf Wissenschaft contra Mystik zu kämpfen.
So kann ich damit leben, wenn Wilber von den klassischen Philosophen kritisiert wird, das ist meiner Ansicht nach fast unausweichlich.Dennoch haben mich die genaueren Argumente einfach interessiert.

Warum dann ablehnen, oder habe ich in Deine Aussage zuviel
hineininterpretiert?

Für neue Ansätze braucht man sozusagen genügen Anlässe. Es
muss also gute Gründe geben, die das alte „System“ scheitern
lassen. Das ist das erste, was er IMHO nicht wirklich zeigt
(immer vorbehaltlich meiner relativen Literaturunkenntnis).

Ich denke, das tut er, aber, sei mir nicht böse, ich mag jetzt nicht alle Stellen heraussuchen, die ich mal gelesen habe, Du aber nicht.

Das Zweite ist, dass er unzulässige Methoden zu benutzen
scheint, um seine Sicht deutlich zu machen. Das Dritte ist,
dass selbst wenn 1 und 2 nicht zu bemängeln wären, er immer
noch nicht den Sinn seiner Ausführungen gezeigt hätte.

Doch, hat er eben schon.Ganz naiv formuliert geht es um eine überfällige Evolution des Bewußtseins, in einer Zeit, die auf eine globale Katastrophe zusteuern könnte.
Oder ganz andere Ebene, es geht ihm nicht um Sinn.
Nebeneinander wahr, möglicherweise.

ich denke, dass es auf Wilbers Denkebene kein Nebeneinander
mehr gibt.

Mir scheint die Verehrung für Wilber gelegentlich daran zu
kranken, dass man ihn einfach auf eine „Ebene“ hebt, und damit
jeder Kritik entzieht. Das halte ich für unzulässig.

Er wird nicht auf eine Ebene gehoben, er ist möglicherweise dort.Dass sich diese Ebene der rationalen Kritik entzieht liegt in der Natur der Sache.
Er sagt ja auch, dass sein Denken über das wissenschaftliche, das aber einen wichtigen Platz als evolutionäre Stufe hat, an verschiedenen Punkten hinausgeht.
Und jedem zugänglich ist, der sich dem Selbstexperiment aussetzt, von denen aber, die das nicht bereit sind zu tun, nicht beurteilt werden kann.
Eine Frage von Experiment und Überprüfung also, gar nicht so unwissenschaftlich eigentlich ,sagt die Biologin in mir.

Ja, aber dann darf man es nicht mit „Wissen“ verwechseln.

Tut das Wilber?

Es scheint mir so zu sein, dass er das an einigen Stellen
behauptet. Er spricht ziemlich häufig von „Das ist so“, ohne
diese Tatsächlichkeit zu prüfen oder überhaupt in Frage zu
stellen.

Nun, und das ist die Retourkutsche, dann zeig doch mal diese Stellen.Aber, ich denke, es kann nicht viel dabei herauskommen wenn hier weiter argumentiert wird, weil Du darin erstens weitaus geübter bist und zweitens die Essenz von Wilbers Denken über das Rationale herausgeht und die Bereitschaft vorraussetzt, auch Paradoxes zu akzeptieren und irgendwann die Ebene der Logik damit verlassen wird.

Aber vielleicht ist es gerade diese Paradoxie, die sich aus
der Synthese von Ratio und Zen ergibt.Und die man aushalten
muss…*grübel*.

Nein, auch das sehe ich anders. Zen braucht die Ratio nicht,
um paradox zu sein. Wenn Wilber wirklich aus Zen-Sicht
argumentieren würde, dann würde er gar nicht von einer
Synthese sprechen wollen.

Genau, braucht Zen nicht,und doch ist die Ratio ein langer Teil des Weges.
Anders versuchsweise formuliert, das kleinere geht im Größeren auf,scheinbar vorhandene Dualitäten lösen sich auf.

Aber Wilber formuliert sehr klar, dass es um ein über die
Ratio hinausgehen geht, und nicht um einen Rückschritt in
schon gehabtes.Und den Unterschied formuliert er auch.

Wie und wo?

Sorry, ich sehe zu wenig Sinn in einer Argumentation, als dass ich jetzt lange heraussuchen mag.Darum mag ich Dir jetzt nur "Eine kurze Geschichte des Kosmos " empfehlen, in der all die angesprochenen Punkte behandelt werden.
Ich sehe auch die Gefahr, wenn ich jetzt ein paar Sätze schreibe, das etwas aus dem Zusammenhang gerissen wird.

Also, meine These ist, Godot ist die schon ganze Zeit da und
es liegt an uns, das zu erkennen.

Ich denke, so kann man Becket interpretieren.

Ich denke, Beckett kann man in jeder individuellen Form intepretieren, darin liegt ja das geniale am Godotbuch.

man darf das dann nur nicht „Philosophie“ nennen.

Warum eigentlich nicht?

Weil Philosophie methodisch ganz klar abgegrenzt ist und jede
Erweiterung ausdrücklich wieder im Rahmen dieser Methodik
begründet werden muss.

OK, das ist akzeptierbar,dann ist es keine Frage, dass Wilber kein Philosoph ist, weil er den Rahmen weit übersteigt.

Da Philosophie eine

Reflexionswissenschaft ist, ist ein Methodenwechsel nicht so
einfach zu handhaben wie in den empirischen Wissenschaften,
also z. B. eben der Biologie. Mit der Entdeckung der DNA war
das Ende des Vitalismus besiegelt.

OK, aber was ist schon die Philosophie. Eine heilige Kuh?
Zumindest ist sie dann keine wirkliche Wissenschaft.
*inDeckunggehunddasGanzenichtwirklichausdiskutierenwill*

Noch zu deinem 2. Posting. Du schreibst:

Das glaube ich so gar nicht, dass ein Wilber es nötig hat, sich
einen Leserkreis zu sichern, diese, nur diese, Aussage von Dir
halte ich für grob unseriös.

Er macht auf mich aus den oben genannten Gründen eben den
Eindruck, als hätte er es nötig. Es ist doch nicht unseriös,
eine verwendete Methodik als unzulässig zu kritisieren. Dass
du sagst, Wilber hätte das nicht nötig, scheint mir erneut
eine IMHO unzulässige Überhöhung seiner Person zu sein. Mir
sind Zweifler (Kant, Popper) lieber als Leute, die große Töne
spucken (Capra, Däneken und möglicherweise Wilber, jedenfalls
so, wie ich ihn kenne).

Zu Capra, der wird auch von Wilber kritisiert, Däneken, naja, dem kann ich auch nichts abgewinnen.
Was mich stört und ein wenig hilflos klingt in meinen Ohren, sind so beliebige Unterstellungen, die sich auf Verkaufszahlen beziehen.Ich denke, wer so etwas ernsthaft in den Raum stellt, hat Wilber überhaupt nicht verstanden und das hat auch mit seriöser Argumentation nicht viel zu tun.Vielleicht mehr mit Dir als mit Wilber?

Aber, es war wie gesagt auch nicht mein Anliegen, für ihn zu argumentieren,man kommt da so leicht hinein…nun muss ich wieder lachen über mich, es ist so absurd.
Und das eigentliche Anliegen, zu erfahren, wie Philosophie Wilber kritisiert, das hast Du mir erfüllt, nochmal mein Dank dafür, und ein jeder soll friedlich nebeneinander seinen Weg gehen.Mehr ist mir nicht wirklich wichtig.
Natürlich lese ich weiter gespannt Deinen Austausch mit HC.

Ein sonniges Wochenende wünscht Dir Semele

Hallo Semele,

du brauchst dich gar nicht so klein zu machen, wie du es machst. Dass du dich für die Gründe interessierst, zeigt ja schon, dass du weiter denkst als mancher andere (damit meine ich jetzt niemand persönlich!!). Dass du keine Lust hast, mir, der ebenfalls kaum Lust verspürt, Lektüre aufzudrücken, verstehe ich.

Aber zu einem Punkt möchte ich noch etwas erläutern - wie du dir sicher denken kannst -:

OK, aber was ist schon die Philosophie. Eine heilige Kuh?
Zumindest ist sie dann keine wirkliche Wissenschaft.
*inDeckunggehunddasGanzenichtwirklichausdiskutierenwill*

Der Begriff „Wissenschaft“ hat viele verschiedene Ausprägungen erfahren. Du wirst zugeben, dass Physik eine ganz andere Wissenschaft ist als Geschichte. Das was du „wirkliche Wissenschaft“ nennst, als falsifizierbare Wissenschaften wie Physik, Biologie etc., also Naturwissenschaften, haben den Anspruch, empirisch vorzugehen. In diesem Sinne ist Philosophie keine Wissenschaft, aber es gibt auch in den vermeintlich empirisch arbeitenden Wissenschaften nicht-empirische Bereiche.

Philosophie ist eine nicht-empirische Reflexionswissenschaft. Aber aus der Philosophie sind alle anderen Wissenschaften (auch die empirischen) hervorgegangen, und jede Einzelwissenschaft hat einen philosophischen Kern. Die Abgrenzung der Wissenschaften erfolgt - wenn man sie „als Wissenschaften“ betrachtet - gegen die Religion als Erklärungsmuster (Aberglaube), besonders gegen grundloses Spekulieren, gegen fehlerhafte Anwendung des Kausalnexus.

Capra, der wird auch von Wilber kritisiert

Das rechne ich ihm in der Tat hoch an (wie schon gesagt)!

Was mich stört und ein wenig hilflos klingt in meinen Ohren,
sind so beliebige Unterstellungen, die sich auf Verkaufszahlen
beziehen.

Es gibt gute Bücher, die sich auch gut verkaufen. Ich habe nichts gegen hohe Verkaufszahlen, wenn das Buch gut ist. Empirisch gesehen verkaufen sich schlechte Bücher besser als gute. Daraus zu schließen, dass alle sich gut verkaufenden Bücher schlecht sein müssen, ist ein methodischer Fehler.

Und das eigentliche Anliegen, zu erfahren, wie Philosophie
Wilber kritisiert, das hast Du mir erfüllt, nochmal mein Dank
dafür, und ein jeder soll friedlich nebeneinander seinen Weg
gehen.Mehr ist mir nicht wirklich wichtig.

Es freut mich wirklich, dass ich dir helfen konnte. Ich habe auch nicht die Diskussion losgetreten, sondern nur eingegriffen, als mir die Sache zu sehr „pro-Wilber“ wurde.

Natürlich lese ich weiter gespannt Deinen Austausch mit HC.

HC hat mich ja wohl auch schon aufgegeben. Schade … :frowning:
(Ich merke hier aus meiner Sicht an, dass sich nach meiner Erfahrung in der Regel bei dieser Art von Diskussion nicht die Wissenschaft zurückzieht, sondern das Objekt einer Kontroverse ausweicht, indem es sich für unerklärbar erklärt!)

Ein sonniges Wochenende wünscht Dir Semele

Danke schön. Dasselbe wünsche ich dir. Wir werden sicher mit den Kindern einen Ausflug machen. Ein bisschen Abstand vom Denken ist manchmal ganz hilfreich. :smile:

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Hallo Thomas!

Das fände ich schade, denn so muss ich von meiner Sicht
überzeugt bleiben, woran dir ja nicht gelegen sein kann. Es
ist für esoterische Denkweisen ja durchaus typisch, dass sie
sich der Kritik entziehen. Wenn dir also daran gelegen ist,
Wilber als Philosoph gelten zu lassen, bleibt nur, Texte zu
liefern, die einer philosophischer Kritik ausgeliefert
werden.

Ich spüre durchaus keinen Ken Wilber Missionierungszwang in mir.
Im übrigen bin weder ich, noch Ken Wilber Vertreter Esoterischen Denkens. Außerdem ist mir nicht daran gelegen, ihn als Philosophen gelten zu lassen! Wozu auch? Er ist was er ist und Punkt!
Prof. Dr. H.P. Dürr vom Heisenberg-Institu/Max-Plank-Institut für Physik
hat gesagt:
Eros, Kosmos, Logos stellt den großarigen Versuch dar, der scheinbar fragmentierten Zufälligkeit eines Geschehens, das wir Universum, Wirklichkeit, Realität nennen, eine ganzheitliche tiefere Ordnungsstruktur zugrunde zu legen.
Wilbers Betrachtungsweise knüpft ebenso an alte Weisheitslehren wie an Erfahrungen der mod. Naturwissenschaft an. Dies ist ein Buch das geistige Brücken zwischen die Disziplinen schlägt, das abhebt, ohne den Boden unter den Füßen zu verlieren. Es macht nachdenklich und läßt die heutige Situation in einem klareren Licht erscheinen.

Ich spielte mit dem Gedanken, einige Passagen hier zu zitieren,
aber damit hätte ich seine, in 10 jähriger Vorarbeit gebauten Brücken, wieder fragmentiert. Und wir würden ihm so nie gerecht werden!
Man muß das Buch als ganzes Lesen!
W. MA in Physik und Biochemie arbeite einige Jahre in der Wiss. bis er sich dann dem Studium phil., psych, östl. und westl. Weisheitslehren widmete. Die Amis nennen ihn den Einstein der Bewußtseinsforschung!
Nenne ihn du wie du willst, aber erst, wenn du ihn wirklich kennst! Eines aber ist er ganz sicher nicht: Ein Scharlatan!

Herzliche Grüße
HC

P.S. Mitunter entdecke ich eine seltsame Analogie zu den alleinseeligmachen Kirchen, wenn ich dieses wissenschaftliche
Alleingeltigkeitsgetue lese!
Sind alle Nichtwissenschaftler zur Blindheit verurteilt?

Hallo HC,

Ich spüre durchaus keinen Ken Wilber Missionierungszwang in mir.

von Zwang war ja auch nie die Rede. Wenn der Mann etwas Wertvolles zu sagen hat, ist die Beschäftigung mit ihm ja sinnvoll.

Im übrigen bin weder ich, noch Ken Wilber Vertreter Esoterischen Denkens.

Ich habe unten im Posting an Dilarah klar gemacht, warum ich Wilber für einen Esoteriker halte, eben weil er seine Lehre nur für die zugänglich hält, die sie in toto akzeptieren. Das ist nicht nur ein Merkmal, sondern schlichtweg die Definition von Esoterik.

Außerdem ist mir nicht daran gelegen, ihn als Philosophen gelten zu lassen!
Wozu auch? Er ist was er ist und Punkt!

Ohne jetzt solche Vergleiche überstrapazieren zu wollen, halte ich diese Bemerkung von dir für nicht ungefährlich, weil man das natürlich auch von jedem Massenphänomen sagen kann (bis hin zu Hitler). Nein, ich will die beiden keineswegs vergleichen! Mir scheint nur die Begeisterung der Anhänger zu emphatisch zu sein.

Prof. Dr. H.P. Dürr vom Heisenberg-Institu/Max-Plank-Institut für Physik hat gesagt:

Naja, dass ich auch Dürr nicht für allein seligmachend halte, dürfte klar sein, allerdings rechne ich Dürr schon zu den gemäßigten. :smile:

Eros, Kosmos, Logos stellt den großarigen Versuch dar, der scheinbar fragmentierten Zufälligkeit eines
Geschehens, das wir Universum, Wirklichkeit, Realität nennen, eine ganzheitliche tiefere Ordnungsstruktur
zugrunde zu legen.

Das eben muss sich aus meiner Sicht rational erweisen lassen. Ok, ich werde mir das Buch mal zu Gemüte führen, das kann allerdings etwas dauern.

Ich spielte mit dem Gedanken, einige Passagen hier zu zitieren, aber damit hätte ich seine, in 10 jähriger
Vorarbeit gebauten Brücken, wieder fragmentiert. Und wir würden ihm so nie gerecht werden! Man muß das
Buch als ganzes Lesen!

Das Buch möchte doch argumentieren, also muss sich das Buch auch den Argumentationsregeln unterwerfen. Zu diesen Regeln gehört, dass etwas schrittweise erläutert wird. Damit aber muss es auch schrittweise kritisierbar sein. Da aber scheinbar ja Hegel Pate gestanden hat, für diese Ganzheitsauffassung, werde ich mir die Mühe machen.

W. MA in Physik und Biochemie arbeite einige Jahre in der Wiss. bis er sich dann dem Studium phil., psych, östl. : und westl. Weisheitslehren widmete.

Das gilt auch für Capra, Dürr und Weizsäcker, ja sogar für Bhagwan, wenn ich das richtig sehe. Das ist – jedenfalls für sich gesehen – noch kein Kritierium, um ihm Qualität zu bescheinigen.

Die Amis nennen ihn den Einstein der Bewußtseinsforschung!

Die kennen auch eine „Achse des Bösen“ und solche merkwürdigen Vergleiche.

Nenne ihn du wie du willst, aber erst, wenn du ihn wirklich kennst! Eines aber ist er ganz sicher nicht: Ein
Scharlatan!

Das muss er selbst darlegen können.
Am meisten Sorgen an deinem Posting macht mir das P. S. Du schreibst:
„P.S. Mitunter entdecke ich eine seltsame Analogie zu den alleinseeligmachen Kirchen, wenn ich dieses wissenschaftliche Alleingeltigkeitsgetue lese! Sind alle Nichtwissenschaftler zur Blindheit verurteilt?“
Ich meine darin darin eine Gekränkheit zu entdecken, die ich nicht verursachen wollte. Ich habe mehrfach betont, dass ich Philosophie und auch Wissenschaft nicht für allein seligmachend halte. Freilich muss ich als Philosoph auf Denkregeln bestehen, die sich nicht zuletzt in der Logik manifestieren. Der Unterschied scheint mir eher darin zu liegen, dass Wilber behauptet, wir hätten inzwischen genügend und eher zu viel Logik getrieben, während ich behaupten würde, dass es eben keineswegs genügend gewesen sei und die bestehenden Mängel eben zu einem Großteil darauf beruhten. Es gibt zweifelsohne Richtungen der Philosophie, die Unlogisches VÖLLIG ausschließen; zu diesen gehöre ich nicht. Ich behaupte also nicht, das Wissenschaft allein gültig sei. Wohl aber behaupte ich, dass Wissenschaft ALLGEMEINgültigkeit bedeutet, womit allerdings immer noch nicht gesagt ist, worin diese Allgemeinheit besteht, zumal Naturwissenschaften eine andere Allgemeingültigkeit beanspruchen als Geisteswissenschaften. Nach meiner Auffassung bezieht sich die Allgemeingültigkeit von Philosophie als Wissenschaft wesentlich auf die Argumentation. Wenn Wilber also argumentieren will, dann erhebt er damit den Anspruch auf Allgemeingültigkeit, und hier kann und darf er kritisiert werden (zunächst im fragenden Sinn). [Wenn er diese Allgemeingültigkeit nicht beanspruchen will (was ich bezweifle), dann sieht die Sache freilich anders aus.] Ich selbst habe mich gegenüber x-nada als „kritischen Kantianer“ bezeichnet, was bedeuten soll, dass ich mich im Großen und Ganzen der kantischen Richtung verwandt fühle, was aber keineswegs heißt, dass ich nicht in Teilen Kant widersprechen darf. Bei Wilber nun scheint mir die Anhängerschaft eben diese kritische Distanz gegenüber Wilber zu vernachlässigen bzw. sie scheint gar nicht zu bestehen. Das zeigt sich in solchen Formulierungen wie „Einstein der Bewusstseinsforschung“. Auch Einstein ist eben nicht unkritisierbar gewesen, und hat auch keine neuen Ebenen geschaffen. Man könnte darüber streiten, ob (und in welchem Sinn) er einen Paradigmenwechsel angeregt hat oder nicht. Aber deswegen kann man nicht sagen, Einstein sei auf einer anderen Ebene anzusiedeln als andere Physiker. Was ich damit sagen will: Über Einstein konnte man streiten, man konnte sich mit ihm auseinandersetzen. Wilber entzieht sich (soweit ich sehe) dieser Auseinandersetzung. Das scheint mir der entscheidende Vorwurf zu sein.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

P. S. Ich habe gerade gesehen, dass du das Posting um 4 Uhr morgens geschrieben hast. Darf ich darin doch einen kleinen Missionseifer sehen? :smile: Warst du schon wach oder noch? Reine Neugier!

Putham und Kuhn haben seine epochale Einsicht präzisiert:
Wie es nicht „eine“ Sprache gibt, so kann man auch nicht nach
„dem“ Wahrheitsbegriff oder nach „der“ Wissenschaft fragen. Es
gilt diese Relativität zu akzeptieren, ohne in Willkür zu
verfallen.
Dieser Willkür aber scheinen imho einige Zeitgenossen noch
immer in ignoranter, selbstverherrlichender Weise verfallen zu
sein. Dran vorbeikommen allerdings werden sie logischerweise
nicht!

Das ist der systemsprengende Punkt, der auch nicht wirklich diskutierbar ist…
Interessant finde ich, wie das „Darannichtvorbeikommen“ dennn genau sich abspielen wird.
Dsa zu integrieren ist auch nicht so harmlos, mich treibt es regelmäßig an die Grenze zum Wahnsinn.

Wir werden es „erleben“ oder eben nicht!

Fraglich ist nur, wer dieses „Wir“ dann ist und ob es das noch gibt.

Und, ganz anderer Punkt, auch dieses willkürliche, ignorante ist ein Fragment des Ganzen, und kann so nicht wirklich einen Widerspruch darstellen, *grübel*

Es grüßt Semele, die manchmal gerne wieder etwas ignoranter wäre, es ist einfacher

Mein SENF
Hallo zusammen,

von Zwang war ja auch nie die Rede. Wenn der Mann etwas
Wertvolles zu sagen hat, ist die Beschäftigung mit ihm ja
sinnvoll.

Die Frage bleibt OFFEN, ob man den SINN überhaupt VERSTEHT?

Ich habe unten im Posting an Dilarah klar gemacht, warum ich
Wilber für einen Esoteriker halte, eben weil er seine Lehre
nur für die zugänglich hält, die sie in toto akzeptieren. Das
ist nicht nur ein Merkmal, sondern schlichtweg die Definition
von Esoterik.

So lange wir alles nur von unserem Standpunkt aus betrachten, werden wir die Wahrheit NIE erkennen.

Brunton

Außerdem ist mir nicht daran gelegen, ihn als Philosophen gelten zu lassen!
Wozu auch? Er ist was er ist und Punkt!

Ohne jetzt solche Vergleiche überstrapazieren zu wollen, halte
ich diese Bemerkung von dir für nicht ungefährlich, weil man
das natürlich auch von jedem Massenphänomen sagen kann (bis
hin zu Hitler).

DAS, was einer IST, muß man auch ERKENNEN können!!!
Kraft wird Kraft ERKENNEN. Der Elefant wird den Löwen erkennen - aber die Ratte NICHT.
Wie könnte man die großen Geister ERKENNEN, wenn man Ihnen nicht zumindest ähnlich ist?

Nein, ich will die beiden keineswegs

vergleichen! Mir scheint nur die Begeisterung der Anhänger zu
emphatisch zu sein.

Was DU nicht beurteilen kannst.
Es gibt Menschen, die sind vom Fußball begeistert, und andere von den Kirchen?
WO ist das Problem??
Der Fußball - Phanatiker wird über die Kirchengänger lachen, und die Kirchengänger über die Fußball - Phanatiker. Und es wird auch einige geben, die BEIDEM huldigen.

Eros, Kosmos, Logos stellt den großarigen Versuch dar, der scheinbar fragmentierten Zufälligkeit eines
Geschehens, das wir Universum, Wirklichkeit, Realität nennen, eine ganzheitliche tiefere Ordnungsstruktur
zugrunde zu legen.

Das eben muss sich aus meiner Sicht rational erweisen lassen.

Was für ein Quatsch!
Was unsere Wissenschaftler bisher NACHWEISEN konnten, ist REINE Matterie.
Unsere GANZE Wissenschaft, hat noch nicht erkannt, daß Materie dem GEIST unterliegt!
(Frage über Ursache und Wirkung).
So lange ich NUR vom MATERIELL nachweisbaren ausgehe, binn ich IMMER in der WIRKUNG, und NIE in der URSACHE!!!
Den GEIST hat noch keine Wissenschaft erkannt oder gar nachgewiesen. Was dioe Wissenschaft kennt, sind Reaktionen und Wirkungen. Doch den VERURSACHER kennt sie nicht.

Ich spielte mit dem Gedanken, einige Passagen hier zu zitieren, aber damit hätte ich seine, in 10 jähriger
Vorarbeit gebauten Brücken, wieder fragmentiert. Und wir würden ihm so nie gerecht werden! Man muß das
Buch als ganzes Lesen!

Das Buch möchte doch argumentieren, also muss sich das Buch
auch den Argumentationsregeln unterwerfen.

Ha ha ha, … Da kommt wieder der ZERSPLITTERER.

Zu diesen Regeln

gehört, dass etwas schrittweise erläutert wird.

Eine Erläuterung muß man aber auch VERSTEHEN.

Damit aber

muss es auch schrittweise kritisierbar sein.

Es gibt kein schrittwerises kritisieren, sondern ein Verstehen, und gegen ARGUMENTIEREN vom GANZEN.

W. MA in Physik und Biochemie arbeite einige Jahre in der Wiss. bis er sich dann dem Studium phil., psych, östl. : und westl. Weisheitslehren widmete.

Das gilt auch für Capra, Dürr und Weizsäcker, ja sogar für
Bhagwan, wenn ich das richtig sehe. Das ist – jedenfalls für
sich gesehen – noch kein Kritierium, um ihm Qualität zu
bescheinigen.

WO siehst DU denn Qualität???
IN Beweisen, oder im ERKENNEN und VERSTEHEN???

Die Amis nennen ihn den Einstein der Bewußtseinsforschung!

Die kennen auch eine „Achse des Bösen“ und solche merkwürdigen
Vergleiche.

Nenne ihn du wie du willst, aber erst, wenn du ihn wirklich kennst! Eines aber ist er ganz sicher nicht: Ein
Scharlatan!

Das muss er selbst darlegen können.

FASLSCH!!! DU mußt IHN VERSTEHEN können!!!

Die KRUME muß das Brot VERSTEHEN. Das Brot IST einfach DA.

Am meisten Sorgen an deinem Posting macht mir das P. S. Du
schreibst:
„P.S. Mitunter entdecke ich eine seltsame Analogie zu den
alleinseeligmachen Kirchen, wenn ich dieses wissenschaftliche
Alleingeltigkeitsgetue lese! Sind alle Nichtwissenschaftler
zur Blindheit verurteilt?“
Ich meine darin darin eine Gekränkheit zu entdecken, die ich
nicht verursachen wollte.

Es ist keine gekränktheit, sondern eine „Resignation“, daß man ERKENNT, REINEN Theoretikern - so sehr man sich auch BEMÜHT - NICHS begreiflich machen zu können!!!
Es sind eben die 2 Welten, von denen ich geschrieben habe.
Die eine Welt ist zur Zeit arrogant und selbstüberheblich (Theoretiker) und die andere Welt zieht sich zurück - weil sie erkennt, daß sie nichts verändern oder bewirken kann.

DARUM sind hier großteils Theoretiker am Werk, und die WAHREN Praktiker tauchen auf und verschwinden.

Ich habe mehrfach betont, dass ich

Philosophie und auch Wissenschaft nicht für allein
seligmachend halte. Freilich muss ich als Philosoph auf
Denkregeln bestehen, die sich nicht zuletzt in der Logik
manifestieren. Der Unterschied scheint mir eher darin zu
liegen, dass Wilber behauptet, wir hätten inzwischen genügend
und eher zu viel Logik getrieben, während ich behaupten würde,
dass es eben keineswegs genügend gewesen sei und die
bestehenden Mängel eben zu einem Großteil darauf beruhten.

Die MÄNGEL beruhen auf ERKENNTNIS und VERSTÄNDNIS der Dinge wie sie sind - und NICHT auf der Ratio.
Die Ratio ist doch das MITTEL, UM etwas zu erkenen - oder???

Nimm doch einen Pfirsich. DU kannst den Pfirsich analysieren, bis ins Kleinste, 100 Bücher lesen - WAS IST EIN PFIRSICH - und Du wirst NICHTS wissen.
Doch wer in den Pfirsich hinein beißt, der weiß sehr wohl, wie der Pfirsich schmecht - auch OHNE es BEGRÜNDEN zu können, und ohne die Bücher gelesen zu haben!!!
Das EINE ist WISSEN (Theorie), das ANDERE ist ERKENNTNIS (Praxis).

Es

gibt zweifelsohne Richtungen der Philosophie, die Unlogisches
VÖLLIG ausschließen; zu diesen gehöre ich nicht. Ich behaupte
also nicht, das Wissenschaft allein gültig sei. Wohl aber
behaupte ich, dass Wissenschaft ALLGEMEINgültigkeit bedeutet,
womit allerdings immer noch nicht gesagt ist, worin diese
Allgemeinheit besteht,

ha ha ha!! Bedeutet es nun etwas, oder NICHTS???
SCHWAMMIGE Reden, wie Politiker.
Es könnte sein und nicht sein, es besteht die Möglickeit… SCHWAMMIGES, NICHSSSAGENDES, das kräftig in der Politik und in der Werbung gebraucht wird.
Es besteht die MÖGLICHKEIT… ha ha ha

Nach meiner Auffassung bezieht sich die Allgemeingültigkeit
von Philosophie als Wissenschaft wesentlich auf die
Argumentation.

Wenn Du einmal geliebt hast, dann ARGUMENTIERE mal, WARUM Du liebst!!!
ALLE werden Dich auslachen!!!
Sie werden Dir sagen: Deine Frau schielt, hat eine schiefe Nase und nen dicken Hintern.
Aber DU LIEBST!!!
WARUM???
Weil Du nicht nur das Äußere siehst, sondern das SELBST.
Der das Äußere sieht, ist der Theoretiker. Der das SELBST sieht (und LIEBT), ist der Praktiker.

Wenn Wilber also argumentieren will, dann

erhebt er damit den Anspruch auf Allgemeingültigkeit, und hier
kann und darf er kritisiert werden (zunächst im fragenden
Sinn).

Kritisieren kann ich mit RECHT nur das, wovon ich etwas VERSTEHE.
Also kann der Löwe den Elefanten kritisieren, aber der Affe und die Ratte NICHT!!!
Somit kann ein Theoretiker sicher eine Theoretiker kritisieren.
Aber ein Theoretiker - der NIE geliebt hat - wird keinen Praktiker kritisieren können.
Die Praktiker hingegen - werden sich VERSTEHEN.

[Wenn er diese Allgemeingültigkeit nicht beanspruchen

will (was ich bezweifle), dann sieht die Sache freilich anders
aus.] Ich selbst habe mich gegenüber x-nada als „kritischen
Kantianer“ bezeichnet, was bedeuten soll, dass ich mich im
Großen und Ganzen der kantischen Richtung verwandt fühle, was
aber keineswegs heißt, dass ich nicht in Teilen Kant
widersprechen darf.

Wenn Du Teilaussagen von Kant widersprichst, MUSST Du zwangsläufig BESSER sein als Kant. Sonst könntest Du das nicht!!!
Da Du aber - nach dem, was Du hier von Dir gibst, noch weit UNTER Kant stehst, … mit WELCHER Begründung willst Du Ihn kritisieren???

Bei Wilber nun scheint mir die

Anhängerschaft eben diese kritische Distanz gegenüber Wilber
zu vernachlässigen bzw. sie scheint gar nicht zu bestehen.

Das

zeigt sich in solchen Formulierungen wie „Einstein der
Bewusstseinsforschung“.

Auch Einstein ist eben nicht

unkritisierbar gewesen,

Auch hier ERHEBST Du Dich über Einstein, dem DU als Geistwesen, (sprich in Punkto ERKENNTNIS) nichtmal die Füße küssen könntest!!!

und hat auch keine neuen Ebenen

geschaffen. Man könnte darüber streiten, ob (und in welchem
Sinn) er einen Paradigmenwechsel angeregt hat oder nicht. Aber
deswegen kann man nicht sagen, Einstein sei auf einer anderen
Ebene anzusiedeln als andere Physiker.

Ein Einstein IST auf einer viel höheren Ebene anzusiedeln - aber das kannst DU nicht ermessen, da DU diese Ebene noch garnicht kennst.

Was ich damit sagen

will: Über Einstein konnte man streiten, man konnte sich mit
ihm auseinandersetzen. Wilber entzieht sich (soweit ich sehe)
dieser Auseinandersetzung. Das scheint mir der entscheidende
Vorwurf zu sein.

Auch Schwachsinn. Es entzieht sich KEINER einer Auseinandersetzung!!!
Auch ich nicht!!! NUR wird es schlichtweg LÄSTIG, wenn man nicht VERSTANDEN wird, und wenn die Aussagen zersplittert werden.
Es wird ECHT lästig, und sinnlos, wenn EINFACHSE Aussagen, die für jeden vernunftrbegabten Menschen verständlich sind, auseinander gerissen, oder falsch aufgefaßt werden.

Zusammenfassend als ERKENNTNIS, haben wir hier einen MOD, der zwar VIEL Wissen hat - wohl mehr als die Meisten (NICHT ALLE), aber KEINE Erkenntnis, und schon gar kein VERSTÄNDNIS.
Jetzt könnte man sich darüber streiten, was WICHTIGER ist???

Das alleine wäre nicht schlimm, sondern schlimm ist die Überheblichkeit, und das von OBEN - HERAB … nach dem Motto: ICH bin GESCHULT und IHR nicht!.

Schlimm ist auch, daß er nur SEINE Meinung gelten läßt, und (wenn er sich nicht anders zu helfen weis) droht andere Auffassungen zu LÖSCHEN.

Der Gipfel ist, BEDAUERND auf den Anderen HERUNTER zu schauen, der eigentlich WEIT über IHM steht.

Aber DAS ist gerade die EIGENSCHAFT der Theoretiker.
Ein Mensch mit Erkenntnis oder gar VERSTÄNDNIS, würde das NIE tun!!!

Vor Jahren habe ich schon gesagt: Gib einem Affen die Peitsche, und er regiert die Welt.

Das wäre doch einen philosophischen Gedanken wert - zum EIGENEN Denken.

MfG,

Demetrius

Hallo Humancrossing,

Du wirst mir verzeihen, daß ich hier meinen „Senf“ dazu gegeben habe.

Aber ich wollte mal der faden Weißwurscht etwas Würze verleihen. :- )))

Mfg,

Demetrius

Das ist ignorante dumme Scheisse, was Du da von Dir gibst, mit einem Anschein von Weisheit, was das Ganze besonders brisant macht.
Und in einen Thread hinein, der eigentlich, bei allen Verschiedenheiten irgendwie recht angenehm und konstruktiv verläuft.
Bitte erspar uns weitere Ein- oder Auswürfe, oder wird man Dich nur los, in dem man das ignoriert?

Hi MOD, sorry, aber das musste raus, sonst wäre ich dran erstickt…

Hallo Demetrius,

du schreibst:

> So lange wir alles nur von unserem Standpunkt aus betrachten, > werden wir die Wahrheit NIE erkennen."

und:

>DAS, was einer IST, muß man auch ERKENNEN können!!!

und führst dann mein Unverständnis für Wilber darauf zurück, dass ich seine Ebene noch nicht erreicht hätte. Hier sehe ich einen Widerspruch, denn es ist auf diese Weise nicht klar, wie man denn diese Ebene überhaupt erreichen könnte (wenn man sie nicht schon erreicht hat). Du schließt das Argument mit der Bemerkung: „Wie könnte man die großen Geister ERKENNEN, wenn man Ihnen nicht zumindest ähnlich ist?“ Nun möchte ich dich fragen, wer denn hier überheblich ist – der, der sagt, dass er nicht weiß, was Wilber macht und der betont, dass es (freilich außerhalb der Philosophie) durchaus eine Berechtigung für sein Tun gibt, oder der, der behauptet, die „Ganzheit“ zu „verstehen“ und „wissend“ zu sein, ohne sich die Mühe gemacht zu haben, die rationale Seite zu befragen?

>Es gibt Menschen, die sind vom Fußball begeistert, und andere >von den Kirchen? WO ist das Problem?? Der Fußball - Phanatiker >wird über die Kirchengänger lachen, und die Kirchengänger über >die Fußball - Phanatiker. Und es wird auch einige geben, die >BEIDEM huldigen."

Nichts anders habe ich gesagt: Es gibt Philosophen und Denker, die man nicht als Philosophen bezeichnen sollte (die aber dennoch möglicherweise interessant sind). Und es gibt Menschen, die sich für beides interessieren (die Wörter „Fanatismus“ und „Huldigung“ möchte ich lieber nicht benutzen). Ich zähle mich zu denen, die sich für beides interessieren, freilich von der Seite der Philosophie aus (was ich ja zugebe). Du hingegen interessierst dich für die eine Seite. Das ist ja auch in Ordnung, DAS habe nie kritisiert.

> >Das eben muss sich aus meiner Sicht rational erweisen lassen.
> Was für ein Quatsch! Was unsere Wissenschaftler bisher
> NACHWEISEN konnten, ist REINE Matterie.
> Unsere GANZE Wissenschaft, hat noch nicht erkannt, daß Materie > dem GEIST unterliegt!

Das scheint mir ein Irrtum zu sein, denn es ist keineswegs „Materie“, die die (Natur-)Wissenschaft erkennt, sondern „Materie“ ist eine der wissenschaftlichen Untersuchung vorausgehende Denkkategorie. Die einzigen, die diese Kritik also treffen kann, sind die reinen Materialisten (egal ob in der Gestalt von Ludwig Büchner, dem Bruder des Dichters, von Moleschott, Vogt oder auch Marx). Aber zu dieser Richtung zählt sich heute kaum noch jemand. Du kämpfst also zumindest mit diesem Argument gegen Windmühlen.

> So lange ich NUR vom MATERIELL nachweisbaren ausgehe, binn ich > IMMER in der WIRKUNG, und NIE in der URSACHE!!! Den GEIST hat
> noch keine Wissenschaft erkannt oder gar nachgewiesen. Was dioe
> Wissenschaft kennt, sind Reaktionen und Wirkungen. Doch den
> VERURSACHER kennt sie nicht.

Ich weiß nicht, ob du schon einmal etwas von induktiver (oder gar von abduktiver) Vorgehensweise gehört hast. Alle Wissenschaften benutzen diese Schlüsse von der Wirkung auf die Ursache, allerdings immer in hypothetischer Form, also als unsichere, aber mögliche, Erklärung.

> > Zu diesen Regeln gehört, dass etwas schrittweise erläutert
> > wird.
> Eine Erläuterung muß man aber auch VERSTEHEN. Es gibt kein
> schrittwerises kritisieren, sondern ein Verstehen, und gegen
> ARGUMENTIEREN vom GANZEN.

Darin eben unterscheiden wir uns, das ist wahr. Das was du „Argumentieren vom Ganzen“ her nennst, ist aus meiner Sicht eben ein Vorurteil. Gleichwohl denke ich, dass man z. B. in der Religion (also außerhalb der Philosophie) durchaus so argumentieren kann.

> > Das gilt auch für Capra, Dürr und Weizsäcker, ja sogar für
> > Bhagwan, wenn ich das richtig sehe. Das ist – ::jedenfalls
> > für sich gesehen – noch kein Kritierium, um ihm Qualität zu > > bescheinigen.
> WO siehst DU denn Qualität??? IN Beweisen, oder im ERKENNEN
> und VERSTEHEN???

Na, jedenfalls ist die Qualität nicht an der Beschäftigung mit Wissensgebieten einfach absehbar. Das behauptest du übrigens auch selbst, wenn du dich zu Recht der Wissenschaft nicht einfach anschließen willst. Das Entscheidende in der Philosophie (und für diese nur spreche ich hier) ist das Selbstdenken, das eigene Überprüfen. Man soll – von der Philosophie her gesehen – nur das für klar halten, was man auch selbst mit guten Gründen vertreten kann. Aber das muss eben „mit guten Gründen“ und das heißt nichts anderes als „rational“ (ratio = lat. Grund) geschehen. Die von dir herangezogene Kausalität, also das Verhältnis zwischen Ursache und Wirkung, ist die Grundlage für diese Herangehensweise, in die sich der Begriff „Ganzheit“ eben nicht fügt.

> > Das muss er selbst darlegen können.
> FASLSCH!!! DU mußt IHN VERSTEHEN können!!!
> Die KRUME muß das Brot VERSTEHEN. Das Brot IST einfach DA.

Das ist ein Glaube und als solcher der Religion zuzuordnen, aber kein Denken im philosophischen Sinn.

> > Es ist keine gekränktheit, sondern eine „Resignation“, daß
> > man ERKENNT, REINEN Theoretikern - so sehr ::man sich auch
> > BEMÜHT - NICHS begreiflich machen zu können!!!

Nun, das liegt daran, dass diese Mühe sich darin erschöpft, den eigenen Standpunkt zu postulieren, ohne zu argumentieren, also Gründe zu nennen und damit etwas „einsichtig“ zu machen. Wollte ich deine Darlegungen einfach übernehmen, würde ich meinem Prinzip untreu und damit aber auch deinem, denn du forderst ja, der „Wissenschaft“ nicht zu glauben. Das was du Wissenschaft nennst, ist zudem kein einheitliches Gebilde, wie du es dastellst, sondern es gibt innerhalb dieses Bereichs sehr wohl unterschiedliche Auffassungen.

> > Es sind eben die 2 Welten, von denen ich geschrieben habe.
> > Die eine Welt ist zur Zeit arrogant und
> > selbstüberheblich (Theoretiker) und die andere Welt zieht
> > sich zurück - weil sie erkennt, daß sie nichts ::verändern
> > oder bewirken kann.

Das sehe ich genau umgekehrt. Ich sehe nicht, dass du dich zurückziehst, aber ich finde das auch gar nicht schlimm. Ich bestehe nur darauf, das nicht „Philosophie“ zu nennen. Das ist alles.

> > Die MÄNGEL beruhen auf ERKENNTNIS und VERSTÄNDNIS der Dinge > > wie sie sind - und NICHT auf der ::Ratio. Die Ratio ist doch > > das MITTEL, UM etwas zu erkenen - oder???

„Erkennen“ ist ein vieldeutiger Begriff, ebenso „verstehen“. Gemeinsam ist den beiden Vorgehensweisen, dass Phänomene eingeordnet werden, das eine Mal mit Gründen, das andere Mal intuitiv (z. B. in der von dir später angesprochenen Liebe). Dass du das letztere „Praxis“ nennst, finde ich zwar verfehlt, aber ich denke, ich weiß, was du meinst. Dasselbe gilt für deine Unterscheidung von „Ich“ und „Selbst“.

> > ha ha ha!! Bedeutet es nun etwas, oder NICHTS??? SCHWAMMIGE > > Reden, wie Politiker. Es könnte sein :: und nicht sein, es
> > besteht die Möglickeit… SCHWAMMIGES, NICHSSSAGENDES, das
> > kräftig in der Politik und in der Werbung gebraucht wird. Es
> > besteht die MÖGLICHKEIT… ha ha ha

Warum denn so aggressiv? Das ist doch nichts anderes als die sokratische Formel „Ich weiß, dass ich nichts weiß (und das ist immer noch besser, als vermeintliches Wissen).“ Und auf Sokrates berufst du dich selbst doch gerne.

> > Die Praktiker hingegen - werden sich VERSTEHEN.

Ja, das ist ja auch in Ordnung. Wo ist das Problem? Streiten Esoteriker nicht, wenn sie unter sich sind?

> > Wenn Du Teilaussagen von Kant widersprichst, MUSST Du
> > zwangsläufig BESSER sein als Kant. Sonst könntest Du das
> > nicht!!! Da Du aber - nach dem, was Du hier von Dir gibst,
> > noch weit UNTER Kant stehst, ::… mit WELCHER Begründung
> > willst Du Ihn kritisieren???

Freilich kann ich mich nicht mit Kant vergleichen (wer kann das schon), aber das bedeutet doch nicht, dass Kant unfehlbar ist. Unfehlbarkeit gibt es nur in der katholischen Kirche und auch da erst seit Ende des 19. Jahrhunderts.

> > Ein Einstein IST auf einer viel höheren Ebene anzusiedeln - > > aber das kannst DU nicht ermessen, da DU ::diese Ebene noch > > garnicht kennst.

Ich finde es etwas erstaunlich, dass du mir (schon zu Recht, wie ich meine) diese Ebene absprichst, sie aber für dich ganz selbstverständlich voraussetzt. Ist es nicht merkwürdig, dass du dann bei mir Überheblichkeit diagnostizierst?

> Es entzieht sich KEINER einer Auseinandersetzung!!! Auch ich
> nicht!!! NUR wird es schlichtweg LÄSTIG, wenn man nicht
> VERSTANDEN wird, und wenn die Aussagen zersplittert werden.
> Es wird ECHT lästig, ::und sinnlos, wenn EINFACHSE Aussagen,
> die für jeden vernunftrbegabten Menschen verständlich sind,
> auseinander gerissen, oder falsch aufgefaßt werden.

Du setzt immer voraus, dass die Vernunft bei dir liegt und dass die Dinge sehr einfach sind, wenn man sie nur in Gänze betrachtet. Das mag zulässig sein (was ich bezweifle), aber es ist eben nicht philosophisch. Und deshalb darfst du dich nicht auf Sokrates und Kant etc. berufen, weil gerade diese darin philosophisch waren, dass sich NICHT ganzheitlich dachten, sondern – wenn du es unbedingt so formulieren willst - zerstückelt

> > Zusammenfassend als ERKENNTNIS, haben wir hier einen MOD,
> > der zwar VIEL Wissen hat - wohl mehr als die Meisten (NICHT
> > ALLE), aber KEINE Erkenntnis, und schon gar kein
> > VERSTÄNDNIS. Jetzt könnte ::man sich darüber streiten, was
> > WICHTIGER ist???
> > Das alleine wäre nicht schlimm, sondern schlimm ist die
> > Überheblichkeit, und das von OBEN - HERAB … nach dem
> > Motto: ICH bin GESCHULT und IHR nicht!.
> > Schlimm ist auch, daß er nur SEINE Meinung gelten läßt, und > > (wenn er sich nicht anders zu helfen weis) ::droht andere
> > Auffassungen zu LÖSCHEN.

Das siehst du aus deiner Sicht natürlich so, aber erstens habe ich nichts gelöscht (und werde das wohl auch nicht tun), sondern nur meine Überlegung, dies zu tun, kundgetan. Zweitens hat es nichts mit „Auffassung“ oder „Meinung“ zu tun, sondern nur mit formalen, also nicht mir inhaltlichen Dingen. Bemängelt hatte ich, dass du deine Auffassungen nur wiederholst, ohne ihre Diskussion zuzulassen, weil die Diskussion (die du „Zersplitterung“ nennst) für die philosophische Auseinandersetzung essentiell ist.

> > Der Gipfel ist, BEDAUERND auf den Anderen HERUNTER zu
> > schauen, der eigentlich WEIT über IHM ::steht.

Jetzt muss ich ein bisschen schmunzeln, sei mir bitte nicht böse, aber wie willst du jemand anderem nach diesem Satz von dir Überheblichkeit vorwerfen?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

MOD: Dein SENF
Hi Semele,

wenn du das das nächste Mal ein bisschen freundlich formulieren könntest, wäre ich dankbar.

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Klar Thomas, ich hatte auch Dir gegenüber ein ganz schlechtes Gewissen, da ist mein Es einfach mit mir durchgegangen…

Freundlichst, Semele

Hallo Thomas!
>Ich habe unten im Posting an Dilarah klar gemacht, warum ich Wilber
>für einen Esoteriker halte, eben weil er seine Lehre nur für die zugänglich
>hält, die sie in toto akzeptieren. Das ist nicht nur ein Merkmal, sondern
Ohne jetzt solche Vergleiche überstrapazieren zu wollen,
>halte ich diese Bemerkung von dir für nicht ungefährlich,
>weil man das natürlich auch von jedem Massenphänomen
>sagen kann (bis hin zu Hitler). Nein, ich will die beiden keineswegs
>vergleichen! Mir scheint nur die Begeisterung der Anhänger zu emphatisch zu sein.

„Nichts ist stärker, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist!“
Du weißt genau so gut wie ich, daß die Menschheit auf
solche Visionen wartet, deine Befürchtungen kann ich
durchaus nachvollziehen. Nur allzugern laufen sie falschen
Propheten nach und üben Götzendienste.
Aber ist Erfolg denn ein Indiz für Falschheit oder Gefahr?
Wäre Wilber ein Anderer, würde er ignoriert?
Ob er sich dann auch als richtig erweist, wird sich zeigen.
Ich habe da durchaus noch meine Skepsis. Aber wir werden
nicht daran vorbeikommen.

>Naja, dass ich auch Dürr nicht für allein seligmachend halte,
>dürfte klar sein, allerdings rechne ich Dürr schon zu den gemäßigten. :smile:

Ich habe Dürr zitiert um meine, so weit es geht, objektive Sicht
klarzumachen. Einerseits steht hier Dürrs Aussage, andererseits
Dr. Millers Aussage, für mich als neutralen Beobachter also eine
Pattsituation. Und nur weil ich eine gewisse Symphatie für dich
hege, heißt das nun für mich noch nicht, daß deine Sicht die Richtige ist.
Dürr ist schließlich kein Schwachkopf! Sondern immerhin ein bekannter Physikprofessor. Im direkten Vergleich mit dir hat er allerdings einen entscheidenden Vorteil: Er kennt Wilber ganz genau! :wink:

>Das Buch möchte doch argumentieren, also muss sich das Buch
>auch den Argumentationsregeln unterwerfen. Zu diesen Regeln
>gehört, dass etwas schrittweise erläutert wird. Damit aber muss
>es auch schrittweise kritisierbar sein.

Eigentlich schon, bloß fehlt halt immer der Kontext! Ich kann Stellen zitieren, die jeder Kritik standhalten, weil sie eben wissenschaftlich fundiert sind. Dann allerdings wirst du mir wieder zurecht vorwerfen, immunisierungsstrategische Vorgaben zu machen. Andere Stellen sind alleinstehend, ohne den Kontext und betreffende Ableitungen ganz einfach zu kritisieren. Ich möchte jetzt nocheinmal ganz eindringlich
klarmachen: Es geht mir um die Wahrheit! Nicht darum Wilber zu
verteidigen oder zu widerlegen. Ich denke ohne jegliche Prämissen!
Jedenfalls keine Bewußten!

Die Amis nennen ihn den Einstein der Bewußtseinsforschung!

>Die kennen auch eine „Achse des Bösen“ und solche merkwürdigen Vergleiche

Deine Analogie hat aber auch keine Aussagekraft! Daß die Mentalität der Amis für uns Europäer merkwürdig erscheint, erlebe ich tagtäglich weil ich mit ihnen zu tun habe!

>Ich meine darin darin eine Gekränkheit zu entdecken, die ich >nicht verursachen wollte.

Oh nein, du hast mich nicht gekränkt! Eine solche Gefühlsduselei hat in der Philosophie, die nach Wahrheiten sucht, nichts zu suchen. Würde ich damit doch auch versuchen suggestiv auf dich einzuwirken! Das aber will ich keinesfalls! Ich habe mit deiner Anschauung kein Problem. Wenn ich sie
auch in manchen, beileibe nicht in allen Punkten, nicht vertreten kann.

>". Auch Einstein ist eben nicht unkritisierbar gewesen, und hat auch keine
>neuen Ebenen geschaffen. Man könnte darüber streiten, ob (und in welchem Sinn)
>er einen Paradigmenwechsel angeregt hat oder nicht. Aber deswegen kann
>man nicht sagen, Einstein sei auf einer anderen Ebene anzusiedeln als andere
&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:hysiker. Was ich damit sagen will: Über Einstein konnte man streiten,
>man konnte sich mit ihm auseinandersetzen. Wilber entzieht sich
>(soweit ich sehe) dieser Auseinandersetzung. Das scheint mir der
>entscheidende Vorwurf zu sein.

Einstein war nur ein Mensch und hat Denkfehler gemacht, die er
auch selbst eingestanden hat! Bei Wilber wird es sich nicht anders verhalten. Wo siehst du, daß man sich nicht mit ihm auseinandersetzenkann? Das scheint mir ein Vorurteil! Es geht es mir um die Quintessenz seines Denken, das kongruent zu dem meinem ist und das in unabhängiger Weise! Denn dieses hatte ich schon vor der Lektüre seiner Werke, die dann lediglich expliziter, wissenschaftlich differenzierter und natürlich filigraner ausgearbeitet waren.
Einsteins Postulat der Relativitätstheorie, das doch zwei Absolute des
19. Jhd. aus dem Thron stieß:

  1. Das im Äther gelagerte Universum, die absolute Ruhe.
  2. Die absolute Zeit
    fanden damals viele beunruhigend, in unserer Zeit, einer anderen
    Zeitzone, stellt sich das schon anders dar. Stellt man jetzt
    eine Analogie zu unserem Thema an, erkennt man leicht warum er so
    genannt wird! Auch das Bewußtsein unterliegt dieser Theorie.
    Nur die relative Bewegung ist von Bedeutung. Die absolute
    Ruhe oder die absolute Zeit existieren nur in unserer subjektiven
    Vorstellung. Die Bewegung (Evolution), jetzt im Hegelschen Sinn,
    wie er in seiner Phänomenologie des Geistes sagt ist ein:
    „Negieren und Aufbewahren zugleich“. Das bedeutet, daß alles Niedere im Höheren ist, nicht aber alles Höhere im Niederen. Induziert man diese Erkenntnis auf das Bewußtsein, bedeutet das, daß eine emergierende höhere Ebene, schöpferischer Neuartigkeit auf mancherlei Weise über die Gegebenheit des vorhergehenden hinausgeht, ohne diese oder ihre Grundmuster
    zu verletzen. Erreicht ein Bewußtsein nun die kritische Masse wird es, wie Wittgenstein sagen würde, die Leiter umwerfen. Oder Sysyphus dem Stein nicht mehr ins Tal folgen.
    Dies kann natürlich durch Wissenschaft durchaus gelingen, ist aber auch ohne Wissenschaft schon gelungen, z.B. als sich der Mensch vom Tier abspaltete. Alle Weisheitslehren haben den Anspruch auf Respekt, bis sie denn einmal widerlegt würden! Wiss. ist eine erkennende, erfahrende, messende…, empirische Tätigkeit, aber keine wirklich operative
    oder schöpferische!
    Das Universum, die Mathematik, die physikalischen Gesetze…
    existierten auch ohne sie!
    Allerdings ist dies der Status Quo.
    Genforschung, Relativitätstheorie, Quantenmechanik etc. geben zu Spekulationen Anlass, die ich nicht weiter ausführen möchte.
    Den Staus quo kennen wir, stellt sich die Frage:
    Quo Vadis!

&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:. S. Ich habe gerade gesehen, dass du das Posting um 4 Uhr morgens
>geschrieben hast. Darf ich darin doch einen kleinen Missionseifer sehen? :smile:
>Warst du schon wach oder noch? Reine Neugier!

Ein kleiner logischer Fehler deinerseits, mein lieber Thomas! War es nicht Sokrates, der gesagt hat: Prüfe die Voraussetzungen? Du setzt voraus, dass
ich mich in der mitteleuropäischen Zeitzone aufgehalten habe!
In anderen Zeitzonen (z.B. Wilbers Heimat :wink: ist dies eine ganz übliche Zeit!
Vielleicht machst du mit Wilber den gleichen Fehler! :wink:))))) Nur die relative…
Die Welt ist klein im IT!

Herzliche Grüße an alle!
HC

Hallo HC,

> Oh, da haben wir wieder einmal eine kleine
> Definitionsdivergenz! Lt. Lexika ist Esoterik:
> „Nur Eingeweihten zugängliche Lehre, Geheimlehre.“

nein, das entspricht dem, was ich meinte, freilich nicht in dem Sinne, dass er die Lehre geheim halten würde, sondern in dem Sinne, dass er sie nur für die zugänglich hält, die ALLES von ihm gelesen haben. Das mag ein Irrtum sein, aber so habe ich deine Aufforderung verstanden, dass man Einzelnes nur aus dem Kontext reißen KANN.

> Wilbers Bücher aber stehen in jeder Buchhandlung und sind
> somit der allgemeinen Kritik ausgesetzt.

Da ich nicht alle lesen kann, sag mit mal, welches ich denn lesen soll, um einen möglichst schnellen Einstieg zu bekommen. Das Logos-Buch kann ich leider über Fernleihe nicht bekommen. Gibt es vielleicht ein anderes, dass sich aus deiner Sicht besonders lohnt und für das man nicht unbedingt noch drei weitere lesen muss, um es zu verstehen?

> Er ist ein Theoretiker, der sich die Frechheit herausnimmt,
> seine Vorstellung zu veröffentlichen.

Ich verstehe nicht, was du damit sagen willst. Es ist doch völlig normal, seine Vorstellungen zu veröffentlichen.

> Daß er damit auf dem Scheiterhaufen der heiligen
> Wissenschaftsinquisition landen wird, ist schon klar.

Aber warum?

> Wenn sich allerdings seine Visionen irgendwann als treffend
> erweisen würden, (ja der Konjunktiv!), wären es genau diese
> Inquisitoren, die dann schulterklopfend „umihnherumschleimen“!

Das spricht weder für noch gegen ihn, sondern allenfalls gegen die Inquisitoren.

> „Nichts ist stärker, als eine Idee, deren Zeit gekommen ist!“
> Du weißt genau so gut wie ich, daß die Menschheit auf solche
> Visionen wartet,

Das würde ich bestreiten, jedenfalls was den vernünftigen Teil der Menschheit angeht. Solche Zitate überzeugen mich nicht, sondern sind eher dazu angetan, mir Wilber unsympathisch zu machen. Entweder die Theorie ist gut oder eben nicht. Wenn sie gut ist, braucht es solche Sprüche nicht. Ich jedenfalls will keine Visionen, sondern Klarheit.

> deine Befürchtungen kann ich durchaus nachvollziehen. Nur
> allzugern laufen sie falschen Propheten nach und üben
> Götzendienste. Aber ist Erfolg denn ein Indiz für Falschheit
> oder Gefahr?

Du sagst es doch selbst: Weil es häufiger der Fall ist, dass die Menschen den falschen Propheten nachlaufen als den richtigen, ist großer Erfolg zumindest ein Indiz (kein stichhaltiger Beweis natürlich!) dafür.

> Aber wir werden nicht daran vorbeikommen.

Woran denn nun? Und vor allem warum?

> Einerseits steht hier Dürrs Aussage, andererseits Dr. Millers > Aussage, für mich als neutralen Beobachter also eine
> Pattsituation.

Du wirst polemisch, mein Lieber: Dürr hat auch einen Titel :smile: ! Das hast du nicht nötig - und ich auch nicht. Und in der Sache bringt es uns auch nicht weiter.

> Und nur weil ich eine gewisse Symphatie für dich hege, heißt
> das nun für mich noch nicht, dass deine Sicht die Richtige ist.

Das habe ich ja auch nie behauptet. Aber jeder meiner Fragen nach Aussagen von Wilber wurde bisher beantwortet in dem Sinne, dass man den ganzen Wilber eben selbst lesen, besser noch erleben solle. Es ist doch unvermeidlich, dass das skeptisch macht.

> Dürr ist schließlich kein Schwachkopf! Sondern immerhin ein
> bekannter Physikprofessor.

Ja, sehr richtig, er ist Physik professor! Das bedeutet, dass er naturwissenschaftlich denken kann und dass er Gedankenexperimente beherrscht (als theoretischer Physiker). Über die Qualität seiner philosophischen Aussagen sagt das nichts aus – jedenfalls nicht ohne weiteres. Ich kenne seine wichtigsten Bücher und halte ihn für gemäßigt und auch interessant. Deshalb muss ich aber nicht alles teilen, was er sagt.

> Im direkten Vergleich mit dir hat er allerdings einen
> entscheidenden Vorteil: Er kennt Wilber ganz genau! :wink:

Das liegt nur zum Teil an mir, weil ich eben kein Exemplar von Wilber zur Hand habe bzw. nicht die Zeit, mich durch ALLES hindurchzulesen - jedenfalls nicht auf Verdacht (und vor einem evt. Kauf will ich erst hineinschnuppern). Hier in der UB habe ich ein einziges seiner Bücher im Katalog gefunden.

> Ich kann Stellen zitieren, die jeder Kritik standhalten, weil > sie eben wissenschaftlich fundiert sind. Dann allerdings wirst > du mir wieder zurecht vorwerfen, immunisierungsstrategische
> Vorgaben zu machen.

Im Gegenteil: Ich warte darauf, denn nur dann kann man wirklich darüber reden, ob und vor allem weshalb man wie auch immer zu Wilber steht. Eine Immunisierungsstrategie liegt doch nur vor, wenn man sich der Diskussion entzieht. Man müsste sich allerdings vermutlich auch darüber einigen, wodurch denn eine Theorie wissenschaftlich fundiert wird, also was das eigentlich bedeutet bzw. inwiefern dadurch die Theorie jeder Kritik standhalten kann.

> Es geht mir um die Wahrheit! Nicht darum Wilber zu verteidigen
> oder zu widerlegen. Ich denke > ohne jegliche Prämissen"!
> Jedenfalls keine Bewußten!

Fein, dann können wir ja anfangen. Also: Was soll ich lesen?

> Daß die Mentalität der Amis für uns Europäer merkwürdig
> erscheint, erlebe ich tagtäglich weil ich mit ihnen zu tun habe!

Mehr wollte ich damit auch nicht sagen.

> Oh nein, du hast mich nicht gekränkt!

Sehr gut!

> Ich habe mit deiner Anschauung kein Problem. Wenn ich sie auch > in manchen, beileibe nicht in allen Punkten, nicht vertreten
> kann.

Das ist ja auch nicht zu erwarten und wäre auch nicht wünschenswert, denke ich. Man muss sich auch nicht über alles einig sein. Aber man muss darüber reden können.

> Wo siehst du, daß man sich nicht mit ihm
> auseinandersetzenkann? Das scheint mir ein Vorurteil!

Das bezog sich nur auf die Berufung auf Ganzheit und Gesamtheit etc. Das sind Begriffe, die von sich aus eine Tendenz haben, eine eventuelle Gegenmeinung zu diskreditieren.

> Einsteins Postulat der Relativitätstheorie, … 2. Die
> absolute Zeit

Das ist noch nicht völlig ausdiskutiert, meine ich. Zwar ist der überwiegende Teil der Physiker dieser Meinung, aber es gibt auch Gegenmeinungen, z. B. von Seiten der sog. Neo-Lorentzianer oder aus der Sicht der Konstruktivisten. Aber das jetzt zu diskutieren, würde einen Nebenschauplatz eröffnen, dem ich mich zudem nicht ganz gewachsen fühlte, weil ich immer noch nicht dazu gekommen bin, meine Kenntnisse diesbezüglich aufzufrischen (mein Kenntnisstand ist der von vor etwa 15 Jahren).

> Auch das Bewußtsein unterliegt dieser Theorie.

Für diese Behauptung müsste man Gründe anführen.

> Nur die relative Bewegung ist von Bedeutung. Die absolute Ruhe > oder die absolute Zeit existieren nur in unserer subjektiven
> Vorstellung.

Aus der Sicht der Konstruktivisten sind es methodische Vorgaben, die die Arbeit erleichtern. Damit wären sie nicht ganz subjektiv, sondern intersubjektiv im pragmatischen Sinn, also auf Nützlichkeit ausgerichtet.

> Die Bewegung (Evolution), jetzt im Hegelschen Sinn, wie er in > seiner Phänomenologie des Geistes sagt ist ein „Negieren und
> Aufbewahren zugleich“. Das bedeutet, daß alles Niedere im
> Höheren ist, nicht aber alles Höhere im Niederen.

Formal kann ich das durchaus nachvollziehen, aber über die Inhalte sagt das noch nichts aus, also darüber, WAS denn nun das Höhere bzw. das Niedere ist.

> Induziert man diese Erkenntnis auf das Bewußtsein, bedeutet
> das, daß eine emergierende höhere Ebene, schöpferischer
> Neuartigkeit auf mancherlei Weise über die Gegebenheit des
> vorhergehenden hinausgeht, ohne diese oder ihre Grundmuster zu
> verletzen.

Die Berechtígung dieser Ausweitung würde ich zunächst einmal anzweifeln. Nicht alles Formale lässt sich ohne weiteres auf alles Inhaltliche anwenden. Ganz einfach lässt sich das zeigen, wenn man sagt, dass Nägel und Schrauben ein Gewicht haben und auch das Gehirn. Aber die vom Gehirn produzierten Gedanken, haben höchstens im übertragenden Sinn ein Gewicht. Du bzw. Wilber müsste also zeigen, inwiefern die Übertragung berechtigt ist.

> Erreicht ein Bewußtsein nun die kritische Masse wird es, wie
> Wittgenstein sagen würde, die Leiter umwerfen.

Ja darunter hat nicht nur Wittgenstein gelitten, sondern schon etwa Thomas von Aquin, der mitten in der Konzeption seines Hauptwerkes mehrere Wochen vor seinem Tod die Arbeit daran unterbrach mit der Bemerkung, alles, was er bisher geschrieben habe, käme ihm nun plötzlich vor wie Stroh. Aber das ist Mystik (schon im positiven Sinn gedacht), und darüber kann man streng genommen nicht reden (sondern man muss darüber schweigen). Jedenfalls ist es nicht vermittelbar (und also nicht philosophisch – was aber nicht heißen soll, dass es uninteressant oder gar falsch wäre) und man muss sich dann – wenn man die Erfahrung nicht selbst gemacht hat – dem Urteil enthalten.

> Oder Sysyphus dem Stein nicht mehr ins Tal folgen.

Aber Sisyphus war mit dem Stein glücklich – jedenfalls nach Camus.

> Dies kann natürlich durch Wissenschaft durchaus gelingen, ist
> aber auch ohne Wissenschaft schon gelungen, z.B. als sich der
> Mensch vom Tier abspaltete.

Das ist nicht zwingend, insbesondere nicht aus der Sicht einiger Ganzheitsdenker, die diese Abspaltung als Fehlgriff ansehen, der zur Vernichtung der Erde führen wird, was ohne den Menschen undenkbar gewesen wäre. Soweit ich Wilber bisher verstanden habe, sieht er das weitgehend auch so.

> Alle Weisheitslehren haben den Anspruch auf Respekt, bis sie
> denn einmal widerlegt würden!

Aber man kann doch nicht jeder Absurdität nachgehen, das musst du doch zugeben. Wer würde sich die Mühe machen, und die Partei der Jogi-Flieger (ich weiß nicht, ob du sie kennst) widerlegen wollen. Deren Gedankengut ist so abstrus, dass man der Pflicht der Prüfung entzogen ist. Es fragt sich halt nur, wo da die Grenze gezogen werden sollte.

> Wiss. ist eine erkennende, erfahrende, messende…, empirische > Tätigkeit, aber keine wirklich operative oder schöpferische!

Das trifft nur für die Naturwissenschaften zu. Die Geisteswissenschaften sind durchaus operativ, indem sie z. B. klassifizieren oder logische Verknüpfungen herstellen; und sie sind auch schöpferisch, wie du selbst mit Hegel gezeigt hast. Und die Konstruktivisten, die zwar in der Minderheit sind, aber dennoch Gehör verdienen, bezeichnen sich im Bereich der Naturwissenschaften sogar explizit als „Operationalisten“ (Ich denke hier nur an die logischen Konstruktivisten wie Dingler, Lorenzen, Janich, Inhetveen usw., nicht an den sogenannten „Radikalen Konstruktivismus“, der alle Wirklichkeit Konstrukt sein lassen will.)

> Das Universum, die Mathematik, die physikalischen Gesetze…
> existierten auch ohne sie!

So einfach kann man das nicht sagen, denke ich, oder hast du schon mal die Zahl 2 in der Natur angetroffen (und in die Hand genommen). Auch Ursache und Wirkung sind keine Naturkonstanten, sondern Denkmechanismen.

> Allerdings ist dies der Status Quo. Genforschung,
> Relativitätstheorie, Quantenmechanik etc. geben zu
> Spekulationen Anlass, die ich nicht weiter ausführen möchte. > Den Staus quo kennen wir, stellt sich die Frage: Quo Vadis!

Also ist die Frage keine Frage der Erklärung, keine Frage nach dem Warum, sondern eine Frage nach dem „Wozu“, mithin teleologisch und also in letzter Konsequenz keine Wissensfrage, sondern eine ethische Frage nach dem, was wir eigentlich wollen. Sehe ich das richtig?

> Ein kleiner logischer Fehler deinerseits, mein lieber Thomas!
> War es nicht Sokrates, der gesagt hat: Prüfe die
> Voraussetzungen? Du setzt voraus, dass ich mich in der
> mitteleuropäischen Zeitzone aufgehalten habe! In anderen
> Zeitzonen (z.B. Wilbers Heimat :wink: ist dies eine ganz übliche
> Zeit! Vielleicht machst du mit Wilber den gleichen Fehler!
> :wink:)))))

Gut gekontert! Sowas gefällt mir!

Herzliche Grüße

Thomas Miller

Zwischenresümee!
Hallo Thomas!

Jetzt kommen wir auf den Punkt! Auf etwas unqualifizierte Art wurde Wilber kritisiert. Ich habe den Spieß umgedreht und ebenfalls, auf nicht immer ganz qualifizierte Art und Weise, die wissenschaftliche Kritik kritisiert! Hier kristallisieren sich zwei Grundtypen der zwischenmenschlichen Beziehungen heraus:
Ankläger und Beschwichtiger! Auf diesen Typus wird man schon im Kindesalter konditioniert. Will man nun wirklich weise Betrachtungen anstellen, bedarf es eines „Sichlösen“ von solchen, aus der Emotionalität stammenden Konditionen. Solange man damit beschäftigt ist, sich zu verteidigen oder anzugreifen, kann man nicht wirklich konstruktiv operieren!
Ich werde jetzt versuchen deine letzte Antwort konditionierungsfrei zu beantworten! Das bedarf etwas Zeit!
Und ist praktisch gelebte, wie auch theoretisierte Philosophie!
Darauf wollte ich hinaus!
Hegel live!
Bin z.Zt. im Stress, etwas Geduld bitte!

Gruss
HC

P.S. Eros, Kosmos, Logos ist sein opus magnum, daran geht nichts
vorbei. Irgendwie wirst du es schon mal in die Finger kriegen, oder ich leihe es dir! Kleine Missionierungsgabe! :wink: Perlen habe ich keine!