Hallo Thomas,
eine Marotte ist das sicher nicht. Ängste wie die deiner Tochter sind für Kinder sehr real. Sie zu bestrafen macht demzufolge keinen Sinn, und ich denke, du hast ja auch bereits bemerkt, dass das Problem damit nicht zu lösen ist.
Bleibt die Frage, was ihr tun könnt. Ich denke, ich würde sie erst mal fragen, was genau ihr denn nun solche Angst macht. Es kann durchaus einen Unterschied fürs weitere Vorgehen machen, ob sie sich eher davor fürchtet, bestohlen zu werden oder davor, dass ihr und euch etwas angetan wird. Ich würde spontan Letzteres vermuten, und wenn das so wäre, dann würde das bedeuten, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes „Todesangst“ hat, wenn sie abends ins Bett muss.
Woher diese Ängste kommen, ist schwer zu beantworten. Manchmal genügt ein Satz, den Kinder irgendwo aufschnappen, um Angst auszulösen. Vor allem Nachrichten- oder Zeitungsmeldungen sind hier besonders „gefährlich“, da das Kind in diesem Alter bereits weiß, dass das - im Gegensatz zu einem Spielfilm - wirklich geschehen ist. Nichtsdestotrotz kann auch ein Film die Ursache gewesen sein.
Wenn du rausgefunden hast, wovor sie sich genau fürchtet, kannst du versuchen, mit ihr zusammen nach Ideen zu suchen, was ihr helfen würde, nicht mehr so viel Angst zu haben. Ich würde dabei Möglichkeiten bevorzugen, die nicht beinhalten, dass sie ins Elternschlafzimmer umzieht. Das Problem wäre damit vermutlich nur kurzzeitig gelöst, und ein Rückzug ins eigene Zimmer könnte sich schwierig gestalten.
Bei ihr bleiben, bis sie eingeschlafen ist, könnte helfen, besser würde ich persönlich aber Lösungen finden, die darauf abzielen, dass das Kind seine Angst selbst in den Griff kriegt. Neben den üblichen Maßnahmen wie Türen (Kinderzimmer und Schlafzimmer) auflassen und Licht (im Flur) brennen lassen, könnte vielleicht ein Babyphon oder besser noch ein Walkie Talkie helfen.
Letzteres böte dem Mädchen auch die Möglichkeit, mit euch zu kommunizieren und sich so zu vergewissern, dass ihr da seid und dass es euch gut geht und/oder ihr jederzeit zu Hilfe eilen könntet. Die Teile sind nicht teuer und bieten ja auch beim Spielen mit Freunden Spaß.
Wenn sie sich darauf einlassen kann (was ein großer Fortschritt wäre!) solltet ihr euch darauf einstellen, dass sie sich zunächst häufig melden wird. Auch wenn es anstrengend sein mag: Es ist wichtig, dass ihr ruhig und freundlich jede Anfrage beantwortet. Sie muss die nötige Sicherheit finden, um sich auch innerlich darauf verlassen zu können, dass ihr und euch nichts geschieht.
Wenn ihr gläubige Menschen seid, kann auch die Idee eines Schutzgebets, die hier schon geäußert wurde, helfen - aber natürlich nur dann, wenn tatsächlich ein Glaube dahintersteht.
Insgesamt wichtig: Nehmt die Angst ernst. Ein Teil des Problems liegt mit Sicherheit inzwischen auch darin, dass sich euer Kind von euch unverstanden und abgelehnt fühlt. Das verschärft unbewusst ihre Ängste zusätzlich. Natürlich sind solche Phasen anstrengend für Eltern - am anstrengendsten sind sie aber für das Kind, wie du ja angesichts ihres Schlafmangels unschwer sehen kannst.
Bleibt - bzw. in diesem Fall eher werdet - geduldig und verständnisvoll, denn das ist es, was euer Kind am meisten braucht. Sie verfügt noch nicht über die kognitiven Fähigkeiten eines Erwachsenen, eine Angst rational bewältigen zu können (was übrigens auch bei weitem nicht allen Erwachsenen gelingt). Sie braucht emotionale Geborgenheit, um sich allmählich wieder sicher fühlen zu können.
Schöne Grüße,
Jule