Hallo,
Und ob das Verhalten einer Mutter, die sich mal gegenüber
einem Kind, dem andere offensichtlich nicht genug Grenzen
setzen, tatsächlich eine Straftat darstellt, …
Ja, das ist wahrscheinlich unsinnig und in diese Diskussion will ich mich auch gar nicht einmischen.
Und ansonsten bin ich es einfach müde, mir immer wieder diese
ständige blödsinnige „wir sind alle so lieb und
gewaltfrei“-Litanei anzuhören. Gewalt im Sinne körperlicher
Auseinandersetzung gehört zur Natur des Menschen nun mal dazu,
und Kinder müssen erst lernen, bestmöglich ohne sie
auszukommen. Und zu diesem Lernen gehört nun mal auch die
Erfahrung, dass andere Kinder sich auch nicht alles bieten
lassen. Wenn solche Kinder aber fehlen, weil da zu viel
„ei-tei-tei, wir sind alle so gewaltfrei“ im kleinen
Wattepolster-Universum existiert, wird die Sache zum Problem,
weil dann die gegenseitige Regulation auf gleicher Altersebene
nicht mehr klappt. Und wenn Eltern dann begreifen, dass es
vielleicht doch nicht so schlau war, die lieben Kleinen schon
so perfekt konditioniert zu haben, dass sie sich im
altersgerechten Miteinander nicht mehr adäquat verhalten
können, dann ist dies mE nur positiv zu bewerten. Es geht ja
nicht darum, Kinder zu eigenem offensiven Gewaltverhalten
anzuleiten, sondern nur darum, sie wieder in die Lage zu
versetzen, sind angemessen zur Wehr setzen zu können. Denn in
der Kindergartengruppe mag es nur ein auffälliges Kind geben,
in Grundschule und dem immer größer werdenden Umfeld der
Kinder über die nächsten Jahre, werden solche Erlebnisse
allerdings häufiger, und können ganz übel ausgehen, wenn ein
Kind dann nicht in der Lage ist auf einer durchaus ganz
normalen und altersgerechten Ebene mitzuspielen.
Aber hier widersprichst du dir irgendwie selbst.
Einerseits sagst du nämlich, dass es eigene Erziehungsfehler sind, die aus dem eigenen (!) Kind ein armes Mäuschen machen, das sich nicht richtig zur Wehr setzen kann, verteidigst damit aber eine Erziehungsmaßnahme gegenüber einem anderen Kind.
Wenn ich einen Fehler gemacht habe in der Erziehung meines Kindes, kann ich wohl kaum berechtigt hergehen und andere Kinder dann das ausbaden lassen, indem ich mich wieder und wieder schützend vor meines werfe. Wenn (!) Gewalt zum Großwerden dazugehört, dann muss mein Kind das aushalten lernen. Kein anderes Kind muss dann Rücksicht nehmen.
Im Übrigen möchte ich aus Kindergarten-Praxis-Erfahrung heraus noch anmerken, dass sich unter den ach-so-traumatisierten Kindern durchaus auch kleine Früchtchen verstecken können, die ganz genau wissen, wie sie andere provozieren und triezen können.
Und wenn ein bestimmtes Kind erstmal seinen Ruf in der Gruppe weg hat, dann ist es unglaublich leicht für die Früchtchen, sich genau dies zu nutze zu machen. Und es gibt durchaus Kinder, die sich einen Spaß daraus machen, das konflikt-schwierige Kind wieder und wieder zu provozieren, um dann genüsslich dabei zuzusehen, wie die Erzieherinnen „den Schläger“ ausschimpfen und wegschicken und mit allerlei Maßnahmen bedenken. Während sie selbst getröstet und betütert werden.
Gewalt funktioniert nicht nur auf der körperlichen Ebene, auch bei Kindergarten-Kindern. Es gibt durchaus auch dort eine Form von psychischer Gewalt und Machtspielen unter den Kindern.
Es ist also viel zu einfach gedacht, das eigene arme Opfer-Kind vor dem „bösen Schläger“ schützen zu wollen. Man muss schon sehr genau in der Situation selbst schauen, ob das eigene Kind einen Beitrag dazu geleistet hat. (Jaja, natürlich würde das eigene Kind so etwas niemals tun. Das ist ja pädagogisch korrekt ohne Schläge aufgewachsen und kennt Gewalt noch nicht mal aus dem Fernsehen…)
Als Elternteil kann man niemals beurteilen, was im Kindergarten so abläuft, deshalb würde ich mich im direkten Konflikt zwischen Kindern auch raushalten. Insbesondere, wenn das gescholtene Kind keinen Konflikt mit meinem hat, sondern allgemein Schwierigkeiten in der Gruppe hat.
Man kann mit den Erziehern sprechen, das eigene Kind zu irgendetwas anleiten, das war’s aber auch. Fremde Kinder sind einfach nicht zu bedrohen. Das ist billig und im Regelfall eben auch zu einfach gedacht.
Viele Grüße,
larymin