Kind kratzt, kneift und beisst

Hallo,

seit einiger Zeit benimmt sich unsere Kleine (22 Monate) manchmal recht garstig. Wenn man mit ihr schmust greift sie hin und wieder mitten in unsere Gesichter und kneift ordentlich zu. Also richtig stark - bis aufs Blut.

Sie lacht laut über das unweigerlich folgende ‚Aua‘ und wenn man sie ruhig beiseits nimmt und ihr erklärt, dass das nicht schön ist und aua macht und so weiter, fährt sie mit umso mehr Inbrunst fort.

Was mich stört ist dass es kaum eine Besserung in ihrem Verhalten gibt. Zu Hause wird sie weder gekniffen noch gekratzt noch gebissen (und natürlich auch nicht geschlagen). Wir sind ein wenig ratlos, denn das Arsenal an erzieherischen Maßnahmen gegenüber Kleinkindern ist relativ begrenzt.

Habt ihr mal ähnliche Erfahrungen gemacht oder eine zündende Idee, wie man verfahren könnte?

Ansonsten ist das Kind lebhaft, aufgeweckt und soweit wir sehen können sehr gut entwickelt.

Gruß,

embarrassing questions…

Hallo,

klar kannst du es versuchen zu erklären, aber mal ehrlich, wenn da nichts drauf folgt, kannst du noch lange reden.

Sag doch einfach" Aua, das tut mir weh" und setzt das Kind weg.
Mein mein Sohn seine verrückten 5 Minuten hat, muss er aus dem Zimmer.
Kinder die hauen und beißen, können nicht mit anderen Kindern/ Mama spielen.

Und so ist das auch mit 2 Jahren. Wer haut oder so, der muss eben allein spielen…

Gruß

Hallo

was machen und dann erfolgt ein „Aua“ ist ja auch recht lustig, das machen die meisten Kinder gern. Wenn man dem Kind dann nachher aber noch was erklärt ist es fast wie eine Belohnung - man beschäftigt sich ja mit dem Kind (Erklärungen gehen auch bei kleinen Kindern normalerweisse in ein Ohr rein, aus dem anderen raus…)

Kinder lernen alle Kommunikationsmittel einzusetzen, die sie haben. Dazu gehört kratzen, beissen, kneifen ganz selbverständlich dazu. Sie müssen erst lernen, dass dies keine anerkannten Kommunikationsmittel sind.

Leise „Aua“ sagen ist ok, es dann sofort wegsetzen und sich kurze Zeit nicht mit dem Kind beschäftigen ist eine Möglichkeit, damit dem Kind wirklich klar wird, kneifen ist in dieser Welt nicht erwünscht.

Gruss, Sama

Hallo,

dein Kind weiß nicht, dass es dir wehtut. Dass „Aua“ ein Schmerzlaut ist, weiß es ebenso wenig. Es hat auch noch überhaupt kein Gefühl für seine Kraft und was es damit anrichten kann.

Im Moment spielt deine Tochter das Spiel „Aktion-Reaktion“. Dass sie dabei immer wieder kneift und beißt, entspringt nicht der Lust, euch zu verletzen, sondern ist schlicht und ergreifend die einzige Art, in der sie derzeit noch kommunizieren kann. Je weniger Sprache zur Verfügung steht, desto stärker sind Kinder auf körperliche Aktionen angewiesen.

Sie wird erst in den nächsten 6 Jahren lernen, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Das wird schrittweise geschehen, und wir Erwachsenen neigen dazu, Kinder diesbezüglich zu überfordern. Empathie ist erst im Alter von 8/9 Jahren vollständig ausgeprägt, selbst ein Kindergartenkind ist dazu also nur begrenzt fähig.

Deshalb: Entspann dich :smile:. Um deinem Kind begreiflich zu machen, dass das, was es tut, nicht erwünscht ist, hilft dir Reden in diesem Alter noch nicht viel. Körperliche Aktionen sind hier wesentlich hilfreicher. Gleichwohl kannst du diese sprachlich begleiten, du solltest dich aber auch kurze Sätze beschränken und nicht den Erkläbären geben :smile:.

Wenn deine Tochter wieder kneift, schau ihr ins Gesicht (deine Mimik ist wichtig für sie) und sag ihr ernst: „Nein, das tut weh“ und setze sie auf den Boden oder stehe selbst auf und unterbrich den Kontakt. Du kannst ihn 1-2 Minuten später wieder positiv aufnehmen - dein Kind hat dich ja nicht willentlich geärgert - und wenn es wieder kneift, machst du das Selbe. Du wirst vermutlich etliche Wiederholungen brauchen, weil Kinder in diesem Alter genau auf diesem Weg lernen:

Sie probieren Dinge immer und immer wieder, um zu sehen, was passiert. Passiert immer das selbe - nämlich der Kontaktabbruch mit klarer Mimik und ernster Stimme - kann dein Kind nach und nach verstehen, dass es das lassen soll.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule,

Du schreibst immer ganz tolle Artikel, kannst Du mir sagen warum man ein ständig „piesackendes“ Kind nicht auch mal zurück kneifen kann?

Natürlich nicht so doll aber so, dass es doch ein wenig Schmerz fühlt.
Es gibt nunmal Kinder die einem zur Weisglut bringen können.

LG aria

5 Like

hallo

Du schreibst immer ganz tolle Artikel, kannst Du mir sagen
warum man ein ständig „piesackendes“ Kind nicht auch mal
zurück kneifen kann?

Das Kind lernt dadurch zwar, das kneifen schmerzt, aber es lernt eben auch, das man jemanden weh tun darf, wenn einen was nicht passt.

Wie es in den Wald hineinruft…

Gruss, Sama

1 Like

Hallo Sama,
das Kind lernt aber auch: Ich möchte nicht gekniffen werden. Und Mama hat erst gekniffen, nachdem ICH gekniffen habe.
Was man selbst nicht möchte, sollte man auch bei anderen nicht tun.
MfG LM

1 Like

Ja larimaar,

genau so habe ich es auch getan und mein Sohn hatte das auch immer verstanden. Natürlich wurde hinterher getröstet und darüber gesprochen.

Gruß aria

1 Like

hallo,

Und Mama hat erst gekniffen, nachdem ICH gekniffen habe.

das ist die Frage, ob es das in dem Alter als Reaktion realisiert.
Für das Kind ist das Kneifen ja keine Aktion, die bisher mit Reaktion in dieser Form belastet war, das Kind „fühlt“, wie sich Mama anfühlt, bei einer Decke kann man ja auch fest kneifen und die reagiert nicht - primär gehts hier um haptik, nicht um Machtspiele - denn es kommt ja ein lustiges „au“.
Der Effekt beim zurückkneifen könnte sein „Mama tut mir weh - WARUM???“, es spürt ja den Schmerz der Mutter nicht und kann den Zusammenhang nicht unbedingt erkennen. Und in dem Moment ist dann Mama der Aktionär - und das Kind versteht die Welt nicht mehr, weil es doch eigentlich gar nichts gemacht hat.

lg, Dany

1 Like

ne, sorry, das ist schlicht nicht drin.

1 Like

Hallo,

nein, das lernt das Kind bestimmt nicht. Sogar Erwachsene nehmen oft nicht wahr wer den Streit eigentlich angefangen hat…

1 Like

Das Kind ist fast 2 Jahre alt, das weiß sehr wohl was Aua bedeutet und auch das es weh tut, wenn es ordentlich zukneift. Das haben ihn die Eltern ja wohl deutlich erklärt. Ich hab jetzt auch keine Lösung, meine Kinder schreien zwar viel rum, aber körperliche Gewalt gibt’s bei uns gar nicht. Ich wollte nur mal anmerken, dass ein 2jähriges kein 6 Monate alte Baby ist.

Gruß von Suse

3 Like

Hallo,

Das Kind ist fast 2 Jahre alt, das weiß sehr wohl was Aua bedeutet und auch das es weh tut, wenn es ordentlich zukneift.Das haben ihn die Eltern ja wohl deutlich erklärt.

Sorry, aber das ist eine Fehleinschätzung. Auch wenn Kinder natürlich selbst Schmerz empfinden können, können sie sich in diesem Alter nicht vorstellen, dass andere Menschen das ebenfalls tun. Mit „körperlicher Gewalt“ hat das ebenfalls in keinster Weise zu tun. Das Kind beabsichtigt nicht, jemanden zu verletzen oder ihm weh zu tun. Es setzt auf diesem Weg seine Bedürfnisse um.

Kinder lernen erst nach und nach, dass die körperlichen Aktionen von anderen nicht gewollt sind. Da ihnen die Sprache als Kommunikationsmittel noch weitestgehend fehlt, müssen sie auf die Möglichkeiten zurückgreifen, die sie haben.

Ihre kognitiven Fähigkeiten - und insbesondere das Sprachverständnis - sind noch nicht weit genug entwickelt, um Erklärungen zu verstehen.

In dieser Beziehung überschätzen Eltern ihre Kinder häufig und reagieren entsprechend ungehalten, wenn diese nicht wunschgemäß reagieren.

Trotzdem bleibt es der Job der Erwachsenen, so mit dem Kind zu kommunizieren, dass es begreifen kann, was von ihm gewünscht wird.

Schöne Grüße,
Jule

Hallo,

der einzige „Lerneffekt“ für ein Kind in diesem Alter ist dabei, dass die Eltern ihm weh tun. Es ist noch nicht fähig zur Empathie, es KANN schlicht und ergreifend noch keinen Übertrag vom eigenen Gefühl auf das von anderen Menschen leisten.

Dabei mag es durchaus sein, dass das Kind nicht mehr kneift, nachdem es mehrfach zurückgekniffen wurde. Das entsteht aber nicht aus dem Verständnis, dass man ihm deswegen weh getan hat, weil es vorher andere verletzt hat, sondern lediglich aus der Angst vor der elterlichen Reaktion.

Es ist also kein sozial-emotionaler Lernprozess, sondern eine simple Konditionierung, wie man sie auch mit Ratten im Versuchslabor machen kann. Prinzip: Wenn du diesen Knopf drückst, folgt Schmerz.

Wenn man das möchte…okay. Andernfalls braucht man halt ein wenig Geduld und ruhige Konsequenz, dann klappt’s auch nach und nach mit dem Verständnis.

Auch das Unterbrechen des Kontakts ist zunächst eine Konditionierung. Den Unterschied macht, dass dem Kind nicht völlig sinnloserweise weh getan wird (Vertrauensverlust), vor allem aber, dass das Ganze eine soziale Interaktion darstellt, aus der das Kind am Vorbild lernen kann. Es lernt, Stimme, Mimik und Reaktion des Erwachsenen in Zusammenhang mit dem eigenen Handeln zu setzen. Mit zunehmender Entwicklung genügen Stimme und/oder Mimik, um dem Kind das entsprechende Unterbrechungssignal vermitteln zu können. Zunehmendes Sprachverständnis schafft weiteres Verstehen.

Leider ist das Kneifen von Kleinkindern eine noch immer sehr verbreitete Methode. Und je mehr falsche Erwartungen Erwachsene in das Verstehen von Kleinkindern setzen, desto heftiger fallen diese Aktionen oft aus, weil Erwachsene durch das Verhalten des Kindes wütend/ enttäuscht werden.

Letzten Endes ist es ein Akt der Hilflosigkeit.

Schöne Grüße,
Jule

1 Like

Der „antiautoritäre Ansatz“ scheint bei diesem Kind nicht zu funktionieren, und offenbar seid ihr bereits jetzt mit der Erziehung überfordert. Wie wäre es daher mit einer professionellen Erziehungsberatung?

Wie würde denn eine angemessene Erziehung deiner Meinung nach aussehen?

Wie würde denn eine angemessene Erziehung deiner Meinung nach
aussehen?

Grenzen aufzeigen. Funktioniert bereits im frühkindlichen Alter. Und ein wenig Gewaltanwendung ist dabei durchaus erlaubt (und auch gar nicht zu umgehen).

2 Like

Oha, such dir schon mal ein dunkles Kämmerlein und warte auf die Einschläge… :smiley:

SCNR und brauche keine Löschbenachrichtigung
finnie

1 Like

Moin,

Grenzen aufzeigen. Funktioniert bereits im frühkindlichen
Alter. Und ein wenig Gewaltanwendung ist dabei durchaus
erlaubt (und auch gar nicht zu umgehen).

Das ist doch eher allgemeines Blabla. Werde doch mal etwas konkreter, am besten auf den Ursprungspost bezogen.

Gruß

TET

1 Like

Und ein wenig Gewaltanwendung ist dabei durchaus
erlaubt (und auch gar nicht zu umgehen).

erlaubt wer? Du? Erlaubst, dass andere ihren Kindern Gewalt antun? achso, ein wenig… ist Definitionssache…

Gewalt erzeugt Gegengewalt - Menschen, die einfach mal draufhauen (egal wie fest) denken einfach nicht weiter, was das auslösen kann. Und ein nichtmal Zweijähriges zu kneifen oder zu hauen, ist bescheuert. Es versteht gar nicht warum. Es merkt nur „Mama/Papa tut mir weh!“ - und das mit Absicht und ist auch noch stolz drauf - großes Kino. Kind weint, Erfolg garantiert?

Manche Menschen haben absurde Ideen,

Dany

1 Like