Kind schmollt häufig

Liebe Experten!

Die Töchter meiner Schwester sind knapp 6 und knapp 2 Jahre alt. Meine Schwester wohnt ca. 600 km weit von mir entfernt, ich bin aber immer in den Schulferien für eine Woche dort und wir fahren seit 4 Jahren immer gemeinsam in den Urlaub.

Nun zu meinem Problem:
Mir ist im Urlaub und auch schon davor aufgefallen, dass die Große häufig schmollt. Natürlich immer, wenn mit ihr geschimpft wird, oft aber auch, wenn man nur etwas Kritisches sagt oder sie mal beim Spielen verliert oder ich sie mit dem Fahrrad überhole usw.

Die Umstände, die hierbei möglicherweise eine Rolle spielen, sind meiner Meinung nach, dass die Eltern mit ihr einen anderen Umgang haben als mit der Kleinen, und sie sich möglicherweise zurückgesetzt fühlt. Die Kleine ist echt supersüß und versetzt eigentlich alle in ihrer Umgebung regelmäßig in Verzückung (mich auch). Meine Schwester beschäftigt sich den ganzen Tag mit dem Baby, mit meiner Nichte dagegen schon deutlich weniger.

Die Große ist sehr aktiv und scheint ihre Eltern dadurch häufig zu nerven. Und das wird ihr dann auch so gesagt.

Schon letztes Jahr im Urlaub hab ich es erlebt, dass (zu der Kleinen dann) gesagt wird „Jetzt haben wir den Salat, nur weil deine große Schwester zu blöd ist“. Da gefriert mir jedesmal das Blut in den Adern.
Sie sagen ihr ständig, wenn sie irgendwas machen will, dass sie zu blöd ist oder zu doof oder zu dumm.
Als ich meine Schwester daraufhin mal kritisierte sagte sie, dass das pädagogisch durchaus sinnvoll sei. Ich kann das nicht glauben.

Mir kommt es so vor, als wenn sie von dem Aktivitätsdrang meiner älteren Nichte oft genervt sind und ihr mit den „Du bist zu doof“-Sprüchen das Maul stopfen wollen, damit sie keine Ansprüche mehr stellt.

Meine Schwester ist übrigens nicht berufstätig, mein Schwager dagegen hat ne 60 Std.-Woche.

Eine Szene hat sich mir als ganz typisch ins Gedächtnis gebrannt: Meine Schwester sitzt am Boden mit der Kleinen und ruft „Ach guck mal, ist die nicht süß!!!“, die Große spielt nebenan allein im Wohnzimmer und mein Schwager sitzt in der Küche und surft. Als die Große nervt ruft er sie zu sich und sagt ihr im ganz lieben Ton „Ich will ja gar nicht immer mit dir schimpfen, aber du musst das jetzt mal lassen“. In der ganzen Woche habe ich ihn aber nicht ein einziges Mal mit ihr spielen sehen, dafür aber einige Zeit am PC. Überhaupt reden sie mit der Kleinen immer ganz lieb, mit der Großen schimpfen sie überwiegend, weil sie so wild ist.

Was kann ich da tun? Ich weiß, dass ich keinen Einfluss habe und die Verantwortung nicht übernehmen kann, aber mir tut meine Nichte so leid und meine Schwester und meine Schwager glorifizieren sich immer selbst so und kommen mir immer mit „krieg du erstmal selbst Kinder“.

Gibt es vielleicht ein gutes Buch, dass ich ihr einfach mal schenken kann? Ich will sie nicht in Grund und Boden kritisieren, sie sind sonst gute Eltern.

War jetzt lang, aber liegt mir auf der Seele.

Vielen Dank für eure Antworten!

LiebeGrüßeChrisTine

Hallo Flaschenpost,

wir waren drei Geschwister. Meine beiden jüngeren Brüder und ich.
Das ein oder andere Mal fiel auch „dumm“, „blöd“ etcpp und wenn ich das hier so lese, läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ich kann von mir behaupten, dass mir das immer sehr weh getan hat. Und ich bin auch überzeugt, dass das dazu beigetragen hat, dass ich heut noch „schmolle“ (naja… heut würd man vielleicht eher „schwer kritikfähig“ nennen).
Für das Selbstbewusstsein eines Kindes sind solche Aussagen nur schwer zu verkraften und pädagogisch wertvoll sind sie mit Sicherheit nicht.

Auch die Beschäftigung mit den Größeren spielt eine sehr große Rolle. Mein Credo: Immer erst die älteren Kinder begrüßen und nicht gleich an die Wiege rennen und schreien „Nein… is das Kleine sooo süüüüß“ und an dem Großen blind vorbeilaufen (denn auch darunter hab ich gelitten…)

Sich einmischen, auch mit den besten Absichten, ist immer schwierig, vor allem, wenn das Gegenüber überzeugt ist, alles richtig zu machen. Aber vielleicht fragst du mal, wie sich denn deine Schwester fühlen würde, würde sie öfter mal von ihrem Mann hören „Mann, bist du blöd“, nur weil sie z.B. ein Glas in die falsche Schrankseite gestellt hat. Und wie das dann bei ihrem Kind wohl wirkt…

Ich finde es toll, dass du dir da so Gedanken machst und helfen willst!!

Liebe Grüße
Anke

Hi,

ich schließe mich Anke voll und ganz an. Mir ist ebenfalls ein Schauer über den Rücken gelaufen als ich deinen Beitrag gelesen habe.

Ich bin von 3 Schwestern die älteste und musste mir als Kind und Jugendliche auch immer anhören, dass ich zu dumm, zu blöd, zu verantwortungslos usw. usw. sei. Das hat mir als Kind sehr sehr sehr weh getan. Das Resultat war lange lange Jahre lang, bis ins Erwachsenenalter hinein, dass ich kein Selbstbewusstsein hatte und mir nichts zugetraut habe. Wie auch, wenn einem immer von Klein auf gesagt wird, dass man nichts taugt. Ich brauchte irgendwann eine Psychotherapie um Selbstbewusstsein zu bekommen und zu lernen, dass ich ein toller Mensch bin.

Wenn sich bei deiner Schwester und ihrer Familie nichts ändert, wird es der Großen ähnlich gehen. Sie tut mir jetzt schon fürchterlich leid. Pädagogisch wertvoll ist das was die Eltern tun mit Sicherheit nicht, eher ganz im Gegenteil. Sie zerstören damit das Selbstvertrauen ihrer Tochter.

Hast du schonmal mit ihnen darüber geredet wie du die ganze Situation siehst? Vielleicht hilft es auch, wenn du ihr z.B. meinen Beitrag zu lesen gibst, nachdem du mit ihr die Situation in Ruhe durchgesprochen hast. Es könnte natürlich auch sein, dass deine Schwester sauer und abweisend darauf reagiert.

Gruß

Samira

Hallo Anke!

Danke für deine Antwort!

Für das Selbstbewusstsein eines Kindes sind solche Aussagen
nur schwer zu verkraften und pädagogisch wertvoll sind sie mit
Sicherheit nicht.

Genauso empfinde ich das ja auch. Und mich wundert es umso mehr, da wir selbst aus einem ziemlich lieblosen Elternhaus stammen und meine Schwester nach eigener Aussage „nicht so werden wollte wie Mutti“.

Auch die Beschäftigung mit den Größeren spielt eine sehr
große Rolle. Mein Credo: Immer erst die älteren Kinder
begrüßen und nicht gleich an die Wiege rennen und schreien
„Nein… is das Kleine sooo süüüüß“ und an dem Großen blind
vorbeilaufen (denn auch darunter hab ich gelitten…)

Ja, das ist ein guter Hinweis! Ich hab jetzt im Urlaub auch darauf geachtet, dass ich eben die Große ‚vorziehe‘.

Allerdings ist eine Sache ganz fatal: Dass ich selber manchmal sauer werde, wenn sie so vehement schmollt, und dann schimpfe ich genauso wie meine Schwester.
Das doofe ist, dass es dadurch zu solch einem Teufelskreis wird.

Sich einmischen, auch mit den besten Absichten, ist immer
schwierig, vor allem, wenn das Gegenüber überzeugt ist, alles
richtig zu machen. Aber vielleicht fragst du mal, wie sich
denn deine Schwester fühlen würde, würde sie öfter mal von
ihrem Mann hören „Mann, bist du blöd“, nur weil sie z.B. ein
Glas in die falsche Schrankseite gestellt hat. Und wie das
dann bei ihrem Kind wohl wirkt…

Wenn meine Schwester und mein Schwager gestresst sind, dann brüllen sie „Sag mal spinnst du?“ " nee, ich glaube du tickst nicht mehr ganz sauber" „Immer machst du so’n Scheiß!“ usw.
Mich bezeichnen sie ja immer als respektlos, aber in dem Ton red ich niemals mit irgendjemandem, schon gar nicht mit dem Lebenspartner.

Ich finde es toll, dass du dir da so Gedanken machst und
helfen willst!!

Na, das ginge wohl an niemandem spurlos vorüber.

Vielen Dank dir!

LiebeGrüßeChrisTine

Hallo,

Oft scheint es so zu sein dass ein jüngeres Kind bevorzugt wird, das gibt es aber auch anders herum.

Ich hatte einen lieben ruhigen grossen Bruder und war wohl selbst eher ein Wirbelwind und unbequem.
Irgendwann war ich dann nur noch „problematisch“ und Schuld an jedem Missgeschick der Familie.
Man traute mir nichts zu, ich durfte natürlich auch nicht aufs Gymnasium (man versagte mir den Test! Weil ich ja zu „sensibel“ oder „blöd“ war). Irgendwann bestätigt sich das dann und die Leistungen sind schlecht und man wird aufsässig. Es Schaukelt sich alles langsam auf.

ERst mit Anfang 20 habe ich an der Uni anhand eines IQ testes der Beratungsstelle für Studenten (ich musste mich selbst überzeugen dass ich nicht blöd bin!)bewiesen, dass ich die Intelligentere bin (meine Hochbegabung wurde nie von jemandem gesehen).

Knapsen tu ich noch immer daran, meine Eltern lernen auch nur sehr langsam dass sie da wohl etwas falsch gemacht haben.
Das lief auch nur über ganz krasse Aussagen und sogar zeitweiliger totaler Lossagung von den Eltern.
Wenn die Eltern Deines Falles ggf auch durch so was gehen wollen, dann sollen sie ruhig so weitermachen. Das kommt zurück! Und das Kind wird eine Aufgabe für’s Leben haben.

Du solltest sie die Antworten hier lesen lassen, da kommen sicher noch mehr solche „Fälle“, das ist leider wohl ein gängiger Fehler.

Gruss
M.

hallo Falschenpost
da du ja doch mit deiner verwandtschaft länger urlaub machst, ergibt sich ebventuell mal die möglichkeit dich mit deiner schwester zurückzuziehen.
wenn sie denn für gespräche nicht zugänglich ist, vielleicht hilf ein rollenspiel.
auch wenn das jetzt „doof“ klingt, versetz sie mal in die lage der schmolltochter. spiel du die mutter.
halte ihr sozusagen den spiegel vor augen.
und auch wenn deine schwester sagt: alles quatsch, so sei das gar nicht, du übertreibst…es regt zum nachdenken an.
es gibt eben menschen, die begreifen erst wenn sie be-greifen also ein plastisches beispiel zur anregung bekommen.

alles gute
seute

Hallo Flaschenpost,

Nun zu meinem Problem:
Mir ist im Urlaub und auch schon davor aufgefallen, dass die
Große häufig schmollt. Natürlich immer, wenn mit ihr
geschimpft wird, oft aber auch, wenn man nur etwas Kritisches
sagt oder sie mal beim Spielen verliert oder ich sie mit dem
Fahrrad überhole usw.

da ist wohl schon mit dem Selbstbewusstsein was im Argen. Das kenn ich von meinem Neffen, der jetzt als Erwachsener immer noch Probleme zu haben scheint, seinen Platz im Leben zu finden.

Schon letztes Jahr im Urlaub hab ich es erlebt, dass (zu der
Kleinen dann) gesagt wird „Jetzt haben wir den Salat, nur weil
deine große Schwester zu blöd ist“. Da gefriert mir jedesmal
das Blut in den Adern.

Mir auch, weil nämlich die „Du bist“ oder „sie ist“-Botschaften besonders verheerend wirken.

Sie sagen ihr ständig, wenn sie irgendwas machen will, dass
sie zu blöd ist oder zu doof oder zu dumm.
Als ich meine Schwester daraufhin mal kritisierte sagte sie,
dass das pädagogisch durchaus sinnvoll sei. Ich kann das nicht
glauben.

Nein, das ist nicht pädagogisch sinnvoll. Sinnvoll wäre, dem Kind zu signalisieren, wie ein bestimmtes Verhalten ankommt. „Du bist“ ist für so ein Kind eine Verurteilung, da kann man nichts ändern. Verhalten kann man mit liebevoller Anleitung dagegen schon ändern.

Ich selber kenne das als die Jüngste einer großen Kinderschar. Da ist man zu einem gegebenen Zeitpunkt immer „die dümmste“, weil die anderen ja in der Schule schon viel weiter sind.

Ich habe als Erwachsene Jahre gebraucht, bis ich mich mal wieder getraut habe, was zu fragen. Zu gut klang mir das „Waas, das weißt Du nicht? Mann, bist Du doof!“ im Ohr.

Am besten kannst Du noch gegensteuern, wenn Du Dich an die Regeln hältst: Verhalten kritisieren, nicht den Menschen. Verbesserungsvorschläge machen, nicht verurteilen. Deine Schwester wirst Du nicht mehr erziehen können, ich schreibe auch aus Erfahrung.

Gruß, Karin

Hallo Flaschenpost,

eins fällt mir noch ein:
Du kannst im Rahmen deiner Möglichkeiten versuchen, die Große selbst ein wenig zu stützen, indem du ihr Anerkennung zukommen lässt. Wenn ihr irgendwas zusammen macht, wenn sie dir bei einer Aufgabe hilft, wenn ihr ein Spiel macht - irgendwas wird ihr schon gelingen. Und dann sag ihr, dass sie das gut macht! Hör ihr zu, wenn sie etwas erzählt, interessiere dich für sie, unternimm mal was nur mit ihr zusammen, genieße diese Gelegenheiten und zeig ihr das auch.
In so einer Situation ist das Wissen, irgendwo so etwas wie Verbündete zu haben, für ein Kind unschätzbar (auch wenn ihr euch nicht so oft seht).

Etwas Diplomatie dürfte allerdings angebracht sein, sonst schreien die Eltern womöglich gleich „bloß nicht verwöhnen“ oder versuchen gar, das Kind vor deinem „schädlichen“ Einfluss zu schützen.

Du könntest deine Schwester bei Gelegenheit auch mal fragen, worin dieser pädagogische Sinn denn bestehen soll, was sie mit diesen Aktionen erreichen möchte.

Alles Gute für euch alle!

Beate

Hallo!

Ich finde seutes Vorschlag sehr gut. Vielleicht solltest Du auch mal mit dem Cassettenrecorder aufnehmen, wie unterschiedlich sie mit den Kindern sprechen. Allerdings solltest Du das wirklich nur in einem ruhigen Moment vorspielen und dann betonen, dass Du ihr nicht an den Karren fahren willst, sondern ihr und vor allem der Tochter helfen willst.

Viele Grüße
Inge2

ERst mit Anfang 20 habe ich an der Uni anhand eines IQ testes
der Beratungsstelle für Studenten (ich musste mich selbst
überzeugen dass ich nicht blöd bin!)bewiesen, dass ich die
Intelligentere bin (meine Hochbegabung wurde nie von jemandem
gesehen).

o.O

Das hat die ein IQ-Test verraten. Überraschung: Sowas wie allgemeine Intelligenz gibt es nicht!

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Ehrlich gesagt ist es meines Erachtens die Sache deiner Schwester, wie sie ihr Kind erzieht. Von allen Tips, die ich hier gelesen habe ist nur einer wirklich sinnvoll:

  • Lobe deine Nichte auch mal (in vernünftigem Rahmen).

Bei deiner Schwester erzeugst du bestenfalls Trotzreaktionen, und eigentlich geht es dich auch nichts an.

Hi,

oder mit dem Camcorder - wenn sie im Urlaub da ist könnte sie einfach ein Urlaubsvideo drehen und bewusst den Schwerpunkt auf den Umgang mit der Großen legen. Wenn man sich das dann mal gemeinsam anschaut wird es vielleicht deutlicher - selber ist man doch oft so sehr in seinem Trott drin, dass man es nicht merkt und auch völlig überrascht und ablehnend ist, wenn man lediglich darauf hingewiesen wird.

Gruß
Cess

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weggucken?
Hallo Zerschmetterling,

Ehrlich gesagt ist es meines Erachtens die Sache deiner
Schwester, wie sie ihr Kind erzieht.

klar sollte man sich nicht in alle Erziehungshandlungen, die eigenen Vorstellungen zuwiderlaufen, sofort einmischen.
Aber wenn man etwas mitbekommt, das der eigenen Meinung nach absolut schief läuft und sogar schon entsprechende Auswirkungen zeigt (hier: Kind hat immer weniger Selbstbewusstsein)?
Würdest du z.B. wirklich gar nicht eingreifen, wenn (konstruierter Fall, nicht auf diesen bezogen) jemand aus deinem Umfeld sein Kind (oder ein anderes Lebewesen, für das er verantwortlich ist) vernachlässigt, bei der kleinsten Kleinigkeit anbrüllt, schlägt?
Immerhin geht es hier auch um ein gewisses „Machtgefälle“.

Sich als „allwissend, besserer Mensch“ aufspielen sollte man natürlich nicht - das führt nur zu den Trotzreaktionen, die du auch beschrieben hast. Aber Weggucken sollte man meiner Meinung nach auch nicht…

Viele Grüße,
Nina

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Schlagen ist eine Straftat. Da darf man gar nicht ‚weggucken‘. Insofern steht das nicht zur Debatte. Das, wovon hier die Rede ist scheint mir nicht so schlimm zu sein.

Ich kenne einige Leute die unter solchen Umständen aufgewachsen sind, aus den meisten sind vernünftige Menschen geworden. Auf der anderen Seite kenne ich auch einige, die ganz anders aufgezogen wurde - aus den wurden arrogante Arschlöcher. Die Wahrheit liegt irgendwie dazwischen.

Ich bleibe dabei - wenn der TE helfen möchte sollte er das bei der Nichte direkt tun, sich aber sonst nicht in die Erziehung einmischen. Damit erreicht man in der Regel nur, dass es schlimmer wird oder sie die eigene Nichte gar nicht mehr sehen kann.

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Schlagen ist eine Straftat. Da darf man gar nicht ‚weggucken‘.
Insofern steht das nicht zur Debatte. Das, wovon hier die Rede
ist scheint mir nicht so schlimm zu sein.

Aha, dann frage ich mich, wozu ich 3 Jahre Therapie benötigt habe um meine Panikattacken in den Griff zu kriegen.

Ich kenne einige Leute die unter solchen Umständen
aufgewachsen sind, aus den meisten sind vernünftige Menschen
geworden.

Nach außen hin ja, für Fremde auf den ersten Blick. Ein Mensch der so aufwächst wird Meister im Errichten von Mauern und hinter diesen Mauern leidet er wie ein eingesperrtes Tier. Aber diese Mauern helfen: was man nicht an sich heranläßt, kann einem auch keine Schmerzen zufügen. Auf der anderen Seite wird es hinter diesen Mauern aber auch ganz schön einsam.

Ich habe mich jahrelang nicht mal mehr in ein Restaurant getraut, aus Angst mir könnte etwas von der Gabel fallen oder ich könnte ein Glas umwerfen.

Ich bleibe dabei - wenn der TE helfen möchte sollte er das bei
der Nichte direkt tun, sich aber sonst nicht in die Erziehung
einmischen.

Das ist keine Erziehung, das ist dem Kind jegliche Art von Selbstwertgefühl nehmen. Mit Erziehung hat das auch nicht mal Ansatzweise etwas zu tun.

Damit erreicht man in der Regel nur, dass es

schlimmer wird oder sie die eigene Nichte gar nicht mehr sehen
kann.

Wenn man mit Vorwürfen kommt mit Sicherheit. Versucht man den Betroffenen aber Behutsam ihr Verhalten aufzuzeigen, wie von Flaschenpost (war das glaube ich) vorgeschlagen mit einem Rollenspiel, besteht zumindest die Möglichkeit das sich etwas ändert.

Seelische Grausamkeit ist im übrigen genauso schmerzhaft wie Schläge. Als Kind habe ich mir manchmal gewünscht, meine Mutter würde mir eine Runterhauen, damit ich das Gefühl habe, sie würde überhaupt irgendetwas für mich empfinden.

Gruß
Tina

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Huhu,

also ich habe selber eine Tochter (9) die sehr gerne und aus nichtigen Gründen schmollt. Dann rennt sie in ihr Zimmer, die Tür fliegt zu und alle Welt ist doof…

Versuch doch einfach mal hinterher zu gehen, und sie zu fragen, was denn jetzt eigentlich so doof ist.

Ich renn der Kurzen auch nicht jedes Mal hinterher, weil sie manchmal selber merkt, daß sie sich doof benommen hat. Wenn sie dann wieder runter kommt, rede ich ganz normal mit ihr, und tue so, als wenn es den Abgang nicht gegeben hätte :wink:

Wenn sie aber oben weint, gehe ich hinterher und nehme sie einfach mal in den Arm. Ich denke, die Kinder fühlen sich aus irgendeinem Grund verletzt oder ausgegrenzt. Sie fühlen sich alleine, und da hilft körperliche Nähe schonmal.

Wie oft habe ich mit meinem 9jährigen Kind auf dem Schoß (ca 137cm groß) im Kinderzimmer gesessen, und über die doofen Sachen geredet.
Danach wurden Tränen abgeputzt und die Welt war wieder in Ordnung :smile:

Ich kenne leider auch kein Buchtipp oder so. Aber so helfe ich meiner Tochter in diesen Situationen, und das stärkt unser „Wir-Gefühl“ ungemein. Vielleicht kannst du deiner Schwester im Urlaub das einfach mal ein wenig vorleben.

Viele Grüße und viel Glück für das kleine Mädchen

Belini

Hi Tina,

Seelische Grausamkeit ist im übrigen genauso schmerzhaft wie
Schläge. Als Kind habe ich mir manchmal gewünscht, meine
Mutter würde mir eine Runterhauen, damit ich das Gefühl habe,
sie würde überhaupt irgendetwas für mich empfinden.

Mich würde mal interessieren wie viele es gibt die das so wie wir empfunden haben.
Ich glaube die grosse Schädigungswelle der sogenannten aber falsch gemachten antiautoritären Erziehung kommt mit den Jahrgängen nach uns.

Gruss
M.

Hallo,

Keine Ahnung was Du mir mit Deinen zwei Sätzen sagen möchtest.
Ich bezog mich bei dem Test (durchgeführt von Profis der Beratungsstelle für Studierende) auf etwa dieses Nieveau (allerdings gab es zusätzlich Konzentrations uns Persönlichkeitstests):

http://de.wikipedia.org/wiki/Intelligenzquotient

http://www.mensa.de/startseite/

Gruss
M.

Hallo Zerschmetterling,

ich kann „Vorsicht!Zickig!“ nur zustimmen:

Ich kenne einige Leute die unter solchen Umständen
aufgewachsen sind, aus den meisten sind vernünftige Menschen
geworden. Auf der anderen Seite kenne ich auch einige, die
ganz anders aufgezogen wurde - aus den wurden arrogante
Arschlöcher. Die Wahrheit liegt irgendwie dazwischen.

viele dieser Menschen sind „nach außen hin“ stabil, oder man schätzt sie als „vernünftig“ ein, weil sie eine Ausbildung und einen Job und ein paar Freunde haben und meist ein Lächeln auf dem Lippen…
Dann könnte man auch sagen, bei mir habe Ruppigkeit im Elternhaus, Streit tagtäglich (zwischen meinen Eltern, und mich dann mit reingezogen), Mobbing in der Schule über etwa acht Jahre hinweg, schwere körperliche Erkrankung mit langen Krankenhausaufenthalten und bleibender Einschränkung keinen wirklichen Einfluss gehabt, weil ich ja meist mit 'nem Lächeln rumlaufe, Schulabschlüsse mit 1 vor dem Komma und ebensolche Berufsausbildung habe, aktuell studiere und auch in einer stabilen Partnerschaft lebe.
Ja, mag nach außen hin so wirken, aber ich kann mich auch dran erinnern, dass ich noch mit 19 Jahren mich für ein kurzes Telefonat zwecks einem Arzttermin über Tage hinweg vorbereitete oder wenn ich Lust auf ein Eis hatte, mir stets ein Stieleis im Supermarkt kaufte (statt eine Waffeltüte an der Eisdiele), denn der Supermarkt-Einkauf geht, anders als der an der Eisdiele, stumm…
Wenn schon solche Alltagssituationen so schwierig waren, kannst du dir den Rest denken.

Ich bleibe dabei - wenn der TE helfen möchte sollte er das bei
der Nichte direkt tun, sich aber sonst nicht in die Erziehung
einmischen. Damit erreicht man in der Regel nur, dass es
schlimmer wird oder sie die eigene Nichte gar nicht mehr sehen
kann.

Es kommt immer drauf an, wie dieses „Einmischen“ geschieht.

Viele Grüße,
Nina

2 Like

Volle Zustimmung! (owT)