Kinder

Liebe/-r Experte/-in,
wir haben ein Problem mit unserer Tochter. Sie wird in 2 Wochen 9 Jahre alt. Seit ca. 1 Jahr wirkt sie manchmal richtig depressiv. Sie weint oft und denkt viel über ihre verstorbene Uroma nach. Dabei ist diese gestorben, als sie knapp 2 Jahre alt war. Sie kennt sie daher nicht wirklich, da wir auch ganz woanders gewohnt haben. Sicher war das besonders für mich damals eine harte Zeit, aber das hat sie gar nicht mitbekommen. Geweint habe ich nur, wenn ich alleine war. Natürlich darf man mich auch heute noch nicht darauf ansprechen, da sie wirklich wie eine Mutter für mich war und ich lange Zeit bei ihr gelebt habe. Aber von alledem weiß unsere Tochter gar nichts. Seit einigen Wochen träumt sie häufig, dass mein Mann oder ich sterben. Sie weint dann wahnsinnig schlimm und wir bekommen sie kaum zur Ruhe. Wir wissen wirklich nicht weiter. Wir sind eine fast schon unnormal friedliche Familie, spielen Nachmittags zusammen Karten, kochen das Abendessen zusammen und bringen sie gemeinsam ins Bett. Gestern haben wir ihr eine CD draufgemacht, die zur Entspannung ist (sonst hört sie Abends eher Bibi Blocksberg etc.), da sie mal sowas hören wollte. Aber statt ruhig zu werden, hörten wir nach etwa 15 Minuten wie sie schreiend und weinend im Bett liegt. Sie erzählte dann, dass sie bei der Musik an Beerdigungen denken muss und sie denkt, dass sie sterben muss.

Wie kommt sie nur auf sowas? Wir sind so dermaßen ratlos. Es treibt uns die Tränen in die Augen, weil wir sehen, dass sie so Angst hat und sich solche Gedanken macht.

Aus dem TV kann sie sowas nicht haben, da ich das streng kontrolliere.

Was sollen wir nur machen? Bei uns sind Kinderpsychologen auch rar angesiedelt, Termine sind nicht vor Nikolaus (!!!) zu haben.

Haben Sie einen Vorschlag? Wir haben für die Osterferien schonmal Urlaub gebucht, weil wir hoffen, dass sie dann auf andere Gedanken kommt.

Vielen Dank

Hallo Schneewittchen02,
Ferndiagnosen sind wirklich sehr schwierig und nicht wirklich seriös, da die Symptomatik so nicht ausreichend erörtert werden kann.
Allerdings kann ich Ihnen allgemein sagen, dass die Angst vorm Tod zum Leben dazu gehört. Es gibt im Leben immer wieder Phasen, in denen wir Entwicklungsaufgaben bewältigen müssen. Über den Tod nachzudenken und sich damit auseinander zu setzen gehört ebenso dazu. Auch eine depressive Stimmung ist bei diesem Thema normal.
Sie als Eltern können ihr Kind dabei mit Offenheit in Gesprächen unterstützen. Die eigentliche Aufgabe muss jedoch ihr Kind selbst lösen.
Ich kenne die genauen Umstände bei Ihnen zuhause ja nicht. Oftmals kann es auch helfen, wenn man einem anderen Menschen zeigt, dass man selbst auch Ängste/Schmerzen/Gedanken dazu hat. Schweigen sie nicht über das Thema und versuchen Sie nicht es zu übermalen. Sprechen sie offen und einfühlend darüber.
Viel Erfolg!

Noch ein Tipp:
Versuchen Sie sich an ihre eigene Kindheit zu erinnern. Hatten Sie damals keine Angst, dass Ihren (Gross-)Eltern etwas passieren könnte?

Hallo!

Meine Tochter ist 8 Jahre alt, und wir haben DAS GLEICHE Problem! Bei einer Beratungsstelle hat man uns erzählt, dass solche Gedanken und Ängste manchmal vorkommen in einer Zeit, in der sich die Kinder mit dem Thema Leben und Sterben auseinander setzen. Bei uns war der Auslöser eine dumme kleine Maus, die sie vor dem Kater gerettet hat (der zuvor schon hunderte von Mäusen erledigt hatte, ohne dass sie es irgendwie gestört hätte). Diese hat noch etwa einen halben Tag gelebt, aber am Morgen nach der „Rettung“ war sie tot, wahrscheinlich zu stark verletzt. Seitdem liegt sie abends oft lange wach oder wacht nachts auf, weint manchmal, darüber das wir sterben könnten, oder sie selbst sterben muss, etc.

Das einzige, was ich euch mitgeben kann ist: ihr seid nicht allein mit solchen Sorgen! Vielleicht bedeutet das, dass es tatsächlich bei manchen Kindern „normal“ ist. Uns wurde geraten, nichts zu verschweigen, nichts beschwichtigen, sondern reden, reden, reden. Ich erzähle ihr oft (natürlich nur, wenn sie selbst damit anfängt), dass niemand weiß, was nach dem Tod passiert, und dass es doch dumm wäre, sich vor etwas zu fürchten, was man gar nicht kennt. Und natürlich tausendmal, wie wahnsinnig unwahrscheinlich es ist, dass einer von uns stirbt, weil wir alle gut auf uns aufpassen, etc. Aber wir achten darauf, nicht zu versprechen, dass nichts passieren kann. Manchmal kann ich sie beruhigen, aber manchmal weint sie sich wirklich in den Schlaf. Allerdings habe ich das Gefühl, dass es nach all der Rederei langsam bergauf geht. Im letzten Sommer war es ziemlich schlimm, jetzt werden die Abstände immer länger, manchmal denkt sie zwei, drei Wochen gar nicht an sowas.

Achja, und man hat uns geraten, vor der Bettzeit kleine Spaziergänge zu machen, am besten zu zweit, eine halbe Stunde über den Tag austauschen und alles Erlebte abzuarbeiten. Seitdem kann sie sich viel entspannter auf ihre Bettgeschichte (CD oder vorgelesen) einlassen, die frische Luft macht müde und sie kommt gar nicht auf blöde Gedanken.

Geht es Eurer Tochter auch nur abends so? Oder lenkt es sie auch tagsüber vom normalen Tagesablauf ab? Wenn der normale Tagesablauf beeinträchtigt ist, weil sie vor „Kummer“ nicht isst, oder an der Schule teilnimmt, spielt, Freundinnen trifft, dann würde ich in jedem Fall zu einem Therapeuten gehen, denn das ist sicher nicht „normal“, dann kann es sich tatsächlich um eine Depression handeln, die manchmal ganz andere Auslöser hat! Wenn die keine freien Termine haben, gibt es diverse andere Anlaufstellen, die erst einmal helfen: Kirche, Familienhilfe, Kinderschutzbund, Kinderarzt, http://www.telefonseelsorge.de zum Beispiel.

So richtig „professionell“ was meine Antwort nicht, aber vielleicht hat sie trotzdem ein bißchen geholfen. Wenn Du magst, können wir uns auch per Email weiter austauschen.
Bin gespannt, was du noch für Antworten bekommst.
Alles Gute für Dich und Deine Familie!

Vielen Dank. Gut zu hören, dass wir nicht die Einzigen sind. Sie ist tatsächlich auch am Tag dadurch in Mitleidenschaft gezogen. Eben kam sie aus der Schule und meinte, sie hat sich ganz schlimme Sorgen um uns gemacht. Also wieder- reden, reden, reden.

Ich merke aber, dass es langsam auch an mich geht und ich einfach nicht mehr kann. Wir werden daher wirklich einen Therapeuten aufsuchen. Vielleicht vertraut sie sich dem mehr an.

Alles Gute

Vielen Dank.

Hallo „Schneewittchen“,

als erstes mal. Innehalten und tief durchatmen. Jetzt musst erstmal Du es schaffen, zur Ruhe zu kommen, sonst überträgt sich Deine Nervosität und Hilflosigkeit auch noch.

Sorry, wenn ich gleich so direkt los lege.

Ich riskiere mal, so weiter zu machen, denn Kinder sind – nicht nur, aber auch – unser Spiegel. Das wissen sie nicht, und wir wissen das auch nicht, aber man redet halt nicht nun mit Worten. Und so bleibe ich erst noch ein wenig bei Dir.

Du schreibst, dass Du nur geweint hast, wenn Du alleine warst, und Du findest es „natürlich“, dass man Dich auch heute noch nicht darauf ansprechen darf.

Glaube mir, auch, wenn Du Dir noch so viel Mühe gegeben hast: Die Menschen in Deiner Umgebung spüren, was los ist, auch, wenn Du nichts sagst. Ich bin überzeugt, dass Deine Tochter im Grunde ihr Leben lang spürt, dass Du trauerst – offensichtlich bis zum heutigen Tage.

Aber sie darf darüber nicht reden, denn erschwerend kommt hinzu, dass Deine Tochter instinktiv spürt, dass hier ein Tabu ist, über das nicht geredet wird, ihre Mama aber trotzdem traurig macht.

Und das macht Angst!

Warum kannst Du nicht darüber reden? Oder gilt das nur gegenüber Deiner Tochter? Dann weiß Du sowieso nicht, was sie vielleicht per Zufall schon alles aufgeschnappt hat. Da sie aber „gelernt“ hat, dass sie über das Thema nicht reden darf, weil Mama sonst noch traurigen wird, schweigt sie und versucht, mit all den Sachen, die ihr durch den Kopf geistern, allein fertig zu werden. Denn wie soll sie Dir was sagen, wenn Du das Thema zum Tabu erklärst? Sie will ja nicht, dass Du noch trauriger wirst.

Aus meiner Sicht hilft nur:

Mach Deine Seele auf und laß Deine Tochter hineingucken! Erzähle ihr von Deiner Oma, erzähle ihr, wie es früher war. Erzähle ihr, was ihr gemacht habt, wann sie Dich gelobt hat, wann sie mit Dir geschimpft hast. Hol alte Bilder raus, zeig sie Deiner Tochter, damit sie Deine Oma als einen ganz normalen Menschen erkennen kann und vor allem:

Mach ihr Mut, Fragen zu stellen!!!

Sag ihr ruhig, dass Dich das natürlich traurig macht, weil Du Deine Oma sehr gern gehabt hast. Aber Du hast sie nicht weniger lieb – weder Deine Oma noch deine Tochter – nur, weil Du beim Erzählen weinen musst.

Und, wer weiß, vielleicht hilft das auch Dir, mit dem Verlust klar zu kommen, vielleicht kannst auch Du dadurch Deine Trauer in Würde abschließen. Wir haben einen Menschen nicht weniger lieb, nur, weil im Laufe der Zeit die Erinnerung in den Hintergrund driftet. Das ist normal. Und es ist kein Zeichen von Wertschätzung, nur, weil ich täglich die Erinnerung an ihn wach halte.
Es ist ja auch kein „Trauerbeweis“, wenn einer ständig auf den Friedhof rennt! Im Gegenteil, so was kann man auch als oberflächlich empfinden. Manche Leute rennen nämlich in erster Linie zum Friedhof, um anderen zu „beweisen“, wie sehr sie trauern. Und wer die teuersten Blumen aufs Grab pflanzt, trauert am meisten? Ein Hoch der Illusion!

Also, so, wie Du das schilderst, wirkt es auf mich so, als hätte Deine Tochter im Laufe der Jahre jede Menge Bilder im Kopf, mit denen sie nicht fertig wird. Andererseits kann sie aber nicht darüber reden – also bewältigt sie alles im Traum, nur dass es nicht die Träume sind, die man sich wünscht.

Wenn ich richtig rechnen kann, Tochter wird jetzt 9, und war noch nicht mal 2, als Deine Oma starb . . . . . ich denke, Du ahnst, was ich jetzt schreiben werde:

SIEBEN JAHRE ! ! ! ! ! ! !

Entschuldige bitte, wenn es brutal klingt, aber ich möchte Dich wirklich herzlich bitten, erst einmal Deine Gefühlswelt zu analysieren. Tote darf man gehen lassen, man muß sie sogar ziehen lassen, sonst komen sie auch nicht zur Ruhe. Und es wäre bestimmt nicht im Sinne Deiner Oma, wenn Deine Tochter darunter leidet, dass Du Deine Oma nicht loslassen kannst, wie man so platt sagt – aber darum geht es.

Interessant wäre übrigens, wenn Du BEI DIR mal „nachgraben“ könntest, was DICH eigentlich so festhält. Trauer ist ja in Ordnung, aber dass Du nach sieben Jahren noch immer nicht darüber reden kannst, das könnte auch Dir zu denken geben.

Soweit zu dem Thema, und ich denke, das Tabu, das Du praktizierst, könnte der wesentliche Faktor sein.

Für alle Fälle aber, damit man nichts übersieht, wäre es natürlich gut, mal in der Schule vorbei zu schauen, ob es da vielleicht Ereignisse gibt, mit denen sie nicht fertig wird – oder meint, sie muß jetzt ganz stark sein, weil sie Trauer nicht zeigen darf oder zumindest denkt, sie dürfe Trauer nicht zeigen. Vielleicht ist ja bei einem Klassenkameraden jemand gestorben, oder ein Haustier, und das hat Gedankengänge ausgelöst, die nicht mehr weg gehen, über die sie sich aber nicht traut, mit Dir zu reden, denn Du bist ja schon traurig genug, da muß sie nicht noch zu mehr Trauer beitragen.

So, das mal auf die Schnelle.

Ich wünsche Dir viel Glück –
Gibt es eigentlich jemanden in Deiner Umgebung. Dem sie sich anvertraut oder anvertrauen würde?

Liebe Grüße,
Monika.
direkt über

P.S.
Eines möchte ich übrigens auch gern noch „los“ werden:
Guck’ Dir mal Dein Pseudo an: Schneewittchen . . . . .

Meist müssen wir unsere Probleme selbst anpacken, sie in die Hand nehmen und lösen. Es kommt äußerst selten ein Prinz, der uns rettet . . .

Hallo Schneewittchen02,

es ist so aus der Ferne nicht ganz leicht eine Antwort zu geben. Und ob die Antwort hilfreich ist, können ja nur Sie entscheiden. Von daher sehen Sie meine Gedanken dazu als Anregungen und nehmen davon, was für Sie passen könnte.

Zum einen gibt es natürlich auch bei Kindern depressive Stimmungen. Das kann man bei einem Kinder- und Jugendpsychiater oder -therapeuten abklären lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre auch eine Erziehungsberatungsstelle aufzusuchen. Die gibt es eigentlich in jeder Stadt und es müsste möglich sein dort zeitnah einen Termin zu bekommen. Vielleicht auch vorrangig mit der Fragestellung, wer kann helfen. Welche Möglichkeiten gibt es vor Ort.

Dann kann es gut sein, dass, auch wenn Sie nicht mit Ihrer Tochter über ihre Trauer und Ihr Verlustgefühl in Bezug auf Ihre Großmutter sprechen, Ihre Tochter etwas davon spürt. Man könnte es so sehen, dass Ihre Tochter auf etwas aufmerksam macht, was noch nicht geheilt wurde. Manchmal gibt es Familienkonstellationen und Themen, die sich über Generationen weitertragen. In diesem Fall wäre ein möglicher Ansatz, dass Sie etwas für Sich tun, um Ihrer Trauer und dem Abschied von der Großmutter Raum zu geben und vielleicht ein hilfreiches Abschiedsritual zu finden. Vielleicht ist es ein Familienthema, wie sicher und geborgen fühle ich mich mit meiner Mutter und meiner Familie?

Das sind erste Gedanken, die mir einfielen.

viele Grüße von karinmilka.

Hallo und vielen Dank für deine Antwort.

Als Erstes: Mein Pseudo Schneewittchen rührt von meinem Äußeren. Schwarze Haare und helle Haut die selbst im Sommer nicht brauner wird… Hat also nichts mit Prinzessin zu tun oder Ähnlichem. Meinen Prinzen habe ich schon lange gefunden. Wir sind seit 9 Jahren verheiratet und seit 11 Jahren zusammen. Also damit hat es nichts auf sich.

Das ich immernoch um meine Oma trauer hat sicher damit zu tun, dass ich mich 8 Jahre um sie gekümmert habe, der Krebs hat sie förmlich „verrecken“ lassen. Erst innerlich, dann äußerlich. In der Nacht in der sie starb war ich weit weg und konnte mich so nie verabschieden. Als ich nach Hause kam, war sie bereits eingeäschert. Sicher ist das der Grund, warum ich nicht abschließe. Dies gehört aber mir allein. Ich bin unglaublich fröhlich und lache den ganzen Tag- auf ehrliche Art und Weise. Ich genieße das Leben und mach es mir schön. Die Trauer dürfte daher überhaupt nicht auf meine Kinder sich abspiegeln. Ich laufe nicht rum wie ein Trauerkloß oder ähnliches. Ganz im Gegenteil. Es gibt Momente, wo es einfach hochkommt. Geburtstage/ Weihnachten. Meine Oma ist Heiligabend verstorben. (Meine Uroma 1 Jahr später am gleichen Tag). Das macht es sicher nicht leichter.

Zum Grab meiner Oma gehe ich nicht. Ich kann es nicht. Da liegt eine Urne, da kann ich mich nicht verabschieden und nicht reden. Daher muss ich da sicher selber fertig werden.

Mit meiner Tochter hat das aber nichts zu tun. Sie wusste nichts von der Krankheit meiner Oma und hat auch im Umfeld keine Kranken oder Menschen die gestorben sind. Sie macht sich Sorgen um mich und meinen Mann. Und ich weiß nicht warum. Es muss einen anderen Grund geben.

Viele Grüße

Vielen Dank. Ich werde uns Hilfe suchen.

Antwort auf: Kinder
Liebes Schneewittchen,

Ferndiagnosen sind immer schwierig. Zu dem, was Sie geschrieben haben, will ich gerne Folgendes sagen:

Es ist eher ungewöhnlich, dass ein Mädchen mit 9 Jahren sich solche Gedanken macht. Einige Jahre vorher oder später kommt es häufiger vor. Von daher würde ich an Ihrer Stelle diese Gedanken und Gefühle sehr ernst nehmen und notfalls auch schon einmal auf „Halde“ einen Termin beim Kinderpsychologen machen, ggf. ganz konkret auch wegen kurzfristiger Krisenintervention anfragen. Absagen, weil dann womöglich nicht mehr nötig, kann man immer.

Sie schreiben wiederholt, dass das Thema für Sie sehr schwierig ist und längst nicht abgeschlossen. Sie glauben zwar, dass Ihre Tochter davon nichts mitbekomme, dies ist aber in aller Regel ein elterlicher Irrtum. Kinder haben ein ungemein feines Gespür für Unausgesprochenes, Nicht-Ausgelebtes… Und sie reagieren erstaunlich „symptomatisch“ für die vor ihnen geheim gehaltenen Gedanken und Gefühlen. Das Problem ist häufig, dass das Kind die Traurigkeit spürt, aber weil nicht darüber gesprochen wird, auf sich bezieht und denkt/fühlt, dass es selbst dafür verantwortlich ist. Und es deprimiert, einem Menschen den man liebt, ohne zu wissen, wodurch oder warum, traurig zu machen.

Als Trauerbegleiter und Diplom-Psychologe würde ich auf jeden Fall raten, dass !Sie! dringend beginnen müssen, darüber zu sprechen. Zunächst Sie in der Partnerschaft, im Freundeskreis, vielleicht in einer Trauergruppe oder einer Trauerbegleitung (viele Hospizdienste bieten so etwas an) und dann auch möglichst bald in der Familie mit Ihrem Kind/Ihren Kindern. Meine Erfahrung ist, dass der Anfang dafür sehr aufwühlend und schwer ist, aber dann es Stück um Stück leichter wird. Vielleicht gibt es in Ihrer Gegend einen Hospizdienst oder einen niedergelassenen Trauerbegleiter. Eine Psychotherapie ist in aller Regel nicht nötig. Trauer ist ein Prozess, der, wenn er zugelassen und durchlebt wird, normalerweise zu einer spontanen „Selbstheilung“ führt.
Was Sie beschreiben klingt nicht danach, dass sie die Trauer seinerzeit zugelassen haben. Dies ist für Trauernde mit kleinen Kindern nicht ungewöhnlich. War es Zufall oder doch mehr: Sie haben sich den Account-Namen Schneewittchen gegeben. Lesen Sie doch das Märchen einmal im Hinblick auf solche Motive:

  • Mutter verstirbt früh - Kind erlebt, dass ihm die Luft zum Atmen genommen wird - keiner erklärt es dem Kind - Kind ist unfähig, sich gegen die Anfeindungen der Welt zu wehren - fällt selber in Todesähnlichen Zustand - muss den Apfelstrunk ausspucken, um erlöst zu werden…

Zusammengefasst: Suchen Sie möglichst selber die Möglichkeit über die Trauer zu sprechen. Reden Sie mit ihrem Kind über auch Ihre Erlebnisse damals und ihre Ängste und Nöte bis jetzt. Z.B.: „Ja, diese Traurigkeit kenne ich von mir. Bis heute weine ich immer wieder, wenn ich an Oma/Mutter denke. Meist versuche ich das heimlich zu machen, weil ich Euch/Dich nicht belasten will…“
Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen die Kleine entgleitet, suchen Sie frühzeitig Hilfe bei Trauerbegleitern oder Psychologen. Es gibt natürlich auch kindliche Depression als Erkrankung.

PS: Urlaub ist natürlich eine gute Sache. Nutzen Sie diese Zeit aber vorrangig um sich selber über Ihre Situation und die Situation ihrer Tochter klar zu werden. Bloße „Ablenkung“ wird Ihnen nicht helfen!

Ich wünsche Ihnen viel Mut und Kraft, denn es warten Herausforderungen auf Sie. Stellen Sie sich Ihrer Trauer und wahrscheinlich wird Ihre Tochter davon profitieren.

Vielen Dank!

Hallo,
gerne beantworte ich Ihre Anfrage:
An den Anfang möchte ich eine erste Annahme stellen: Sie werden sich mit dem großen Thema: „Leben und Tod“ zu befassen haben, dem wir alle nicht ausweichen können. Der Tod gehört zum Leben und das Leben ist stets vom Tod begleitet. Wenn Sie diesen Satz akzeptieren können, haben Sie im engeren Sinne kein Problem mehr mit Ihrer Tochter, da sich eine neue Sinnfrage stellt.
Kinder beschäftigen sich schon sehr früh mit dem Tod. Kleine Trennungen sind oft schon wie ein kleiner Tod. Im Alter von vier Jahren beginnen sie auf Grund der Phase magischer Welterfahrung sich aktiv mit lebendig und tot zu beschäftigen. Zertreten einen Käfer oder ein anderes kleines Lebewesen. Das gibt ihnen die Macht über Leben und Tod, ohne die gesamte Dimension erfassen zu können.
Ihre Tochter erlebt eine immer wieder traurige Mama, ohne zu wissen, was sie so traurig stimmt. Sie haben es vor ihr verborgen und das kann bei einem Kind unbewußte Schuldgefühle auslösen. Kinder neigen dazu, die Schuld bei sich selbst zu suchen, wenn bei den Eltern ein Gefühlszustand vorherrscht, den sie nicht verstehen. Von daher eine zweite Annahme: Es wäre gut, wenn Sie Ihre eigene Trauer nicht zurückhalten, sondern offen darüber sprechen. Ihre Tochter sollte nicht auf dem möglichen Selbstvorwurf sitzen bleiben: Jetzt bin ich schon so brav und trotzdem ist die Mama wegen mir so traurig.
In einer solchen Situation ist es sehr hilfreich, innerhalb der Familie auf eine kreative Weise gemeinsame Rituale zu entwickeln, die der Bewältigung von Angst und Trauer dienen.
Gefühle malen.
Geschichten / Briefe schreiben und symbolisch abschicken. Ein Papierschiffchen falten und in den „Fluss des Lebens“ setzen. (Der kleine Bach in der Nähe ect.)
Im Alter von 9 Jahren sind Kinder in ihrem Weltbild meist schon so weit, dass sie wissen, der Tod ist unumkehrbar. Das löst noch einmal in besonderer Weise Ängste aus, die zu wewältigen sind. Rituale helfen auch dabei. Alle Lebewesen sind von der Möglichkeit zu sterben betroffen. Haustiere und Wildtiere im Straßenverkehr usw.
Tränen sind nur in unserer Kultur ein Gefühlsausdruck, der nicht gezeigt werden darf. Wenn Ihre Tochter weint, verbieten sie es ihr nicht. Setzen Sie sich zusammen und weinen u.U. gemeinsam, auch das ist ein heilsames Ritual. Nach einer geraumen Zeit kann jemand sagen: Für mich ist es jetzt genug, du kannst aber weiter weinen, wenn es für dich noch nötig ist.
Tränen können für etwas Unaussprechliches stehen, sie können auch in den Fluss des Lebens einfließen und so die Verbindung herstellen zu meinen Phantasien, zu meinen Ängsten. Es gibt ja auch Freudentränen, die fließen auch da hin.
Sehen Sie diese Ausführungen als gedankliche Anstöße und wenn Sie noch weitere Fragen haben, können Sie mich gerne noch einmal kontaktieren.Ich wünsche Ihnen den Mut und die Kraft zu einem veränderten Umgang mit Tod, Trauer und der Freude zu leben.

Hallo, das hört sich nicht gut an,
rufen Sie Herrn Prof. Gerhard Hüther an oder Prof. Rothenberger an, beide sind in der Kinder und Jugendpsychiatrie hier in Göttingen. Ich denke, Sie sollten nicht warten und schildern sie die Suizidgefährdung! So klingt das für mich zwischen den Zeilen.
Viel Erfolg
LG
Carmen Franz

Antwort zu: Kinder
Liebe Schneewittchen,
als erstes sprang mir dein Hinweis in die Augen, dass ihr eine unnormal friedliche Familie seid.
Als zweites fällt mir auf, dass du deine Trauer um deine Oma allein mit dir ausmachst.
Ich vermute, dass schwierige Themen, Konflikte, Reibungen in eurer Famile nicht offen ausgesprochen werden.
Kinder sind hochsensible sehr empfindsame Wesen, die alles und gerade Ungenanntes und Unausgesprochenes wahrnehmen.
Wird einem Konflikt oder starken Gefühlen in der Familie kein angemesser Raum gegeben, bleibt für Kinder viel Unverstandenes zurück, das sie nicht einordnen können.
Vielleicht hat dein Kind deine zurückgehaltene Trauer wahrgenommen und daraufhin Ängste entwickelt, weil dein Verhalten (die Trauer nicht zu zeigen) nicht zu deinen Gefühlen gepasst hat. Das hat sie möglicherweise geängstigt oder verstört.
So, was kannst du oder ihr nun tun? Den Verdacht einer Depression deiner Tochter solltest du unbedingt bei einem/er Fachärtztin/artzt abklären lassen. Mach es ganz dringend!
In der zwischenzeit könnten Gespräche mit deiner Tochter über deine Oma hilfreich sein. Erzähl ihr doch von Uroma, wie war sie, was hat sie dir bedeutet? Sagt ihr, wie traurig zu gewesen bist und erklär ihr auch, warum du deine Trauer nicht gezeigt hast. Hast du Bilder von ihr? Erinnerungsstücke? Sprich mit ihr darüber. Sag ihr, dass Uroma immer bei euch ist, dass ihr an sie denkt und dass sie einen Platz bei euch hat.

LG Claudia

P.S. zum Anfang: Guten Morgen, jetzt weiß ich nicht, ob meine zweite Antwort gestern gesendet wurde oder nicht, bei mir taucht nur ein Hinweis auf, mein Text enthielte ein „unverändertes Vollzitat“ - ich habe keine Ahnung, welches das sein soll. Ich versuche jetzt nochmal, meinen Text auf den Weg zu bringen - direkt per mail wäre wohl einfacher.

Hier, was ich Dir gestern noch geschrieben hatte und was Dich aber offenbar nicht erreicht hat.

Hallo Schneewittchen,

hoffe, Du hast mir meine launige Bemerkung zum Pseudo nicht übel genommen – manchmal fügen sich Mosaiksteine anders zusammen und es entstehen einfach andere, neue oder überhaupt Bilder – also können wir das Thema „abhaken“.

Und ich freue mich auch, dass Du mir meine Offenheit und Direktheit nicht übel genommen hast – das ist ja immer so eine Sache bei dieser Art der Kommunikation.

Natürlich freut mich auch, wenn Du schreibst, dass Du im „normalen“ Lebensalltag ein fröhlicher Mensch bist, der lachen kann und das auch tut.

So weit, so gut.

Ich hoffe, Du bist mir nicht böse, wenn ich „meinen“ Pfad doch noch einmal aufgreifen und ihn weiter verfolgen möchte. Und ich danke Dir für Deine Offenheit.

Mal unabhängig davon, ob sich dadurch für Deine Tochter etwas verändert, aber ich denke schon, dass es für Dich gut wäre, diese Wunde irgendwie zu schließen. Ich weiß nicht, ob es Dir nützt oder hilft, wenn ich Dir sage, dass es sehr oft die Situation gibt, dass ein Mensch nicht gehen kann, solange ein geliebter Mensch um ihn ist. Und dann bekommt der geliebte Mensch eine Grippe und kann ein paar Tage nicht kommen, oder er muß sich kurzfristig um etwas anderes, Dringenderes kümmern, oder braucht einfach mal 'ne Auszeit - und genau in dem Moment passiert es.

Dann macht man sich Vorwürfe, denkt, wenn man nicht weg gewesen wäre, könnte der geliebte Mensch noch leben . . . Glaube mir, genau das passiert sehr oft. Manche Menschen können offenbar nicht gehen, so lange der geliebte Mensch bei ihnen ist. Sie brauchen sozusagen die räumliche Distanz, um gehen zu können. Und so klingt es vielleicht verrückt, aber so, wie die ganze Situation auf mich wirkt, hat Deine Oma genau das getan. Sie dachte wohl, es wäre erträglicher für Dich, wenn Du „abgelenkt“ bist, sozusagen. Und so hat sie die „Chance“ Deiner Abwesenheit genutzt, wenn man das so ausdrücken darf. Du kannst sogar einen Schritt weiter gehen und überlegen, ob es für sie vielleicht sogar gut war, dass Du vorübergehend abwesend warst.

Etwas ganz anderes ist das Verhalten der anderen Familienmitglieder, und da gebe ich Dir voll und ganz recht: Ich finde es ganz unmöglich, alles im Zeitraffer abzuspulen. Da fehlen mir wirklich die Worte, dass man Dich zusätzlich zum Verlust dermaßen vor vollendete Tatsachen gestellt hat!

Aber auch da weiß man nicht, ob sie meinten, es sei für Dich erträglicher, wenn sich die Beisetzungsfeierlichkeiten nicht lange hinziehen. Das kann ich nicht beurteilen.

Und nun noch mal zurück zu Deiner Tochter. Kann sie malen und/oder zeichnen? Dann laß sie doch mal die Familie als Tiere zeichnen. Zum einen kann es interessant sein, wen sie als „Kuschelteddy“ zeichnet und wer ein „gefährliches Tier“ ist, und auch wer neben wem sitzt und wie nahe beieinander oder weit weg oder wer gar nicht vorkommt, ist eine Aussage.

Wenn zeichnen nicht so doll ist, kauf ne Tierzeitung, und dann hilfst Du ihr beim Ausschneiden der Tiere, die sie anschließend aufklebt o. ä. Wer weiß was sich vielleicht während des Bastelns schon an Gesprächen ergibt.

Und wenn ich richtig gelesen habe, dann gibt’s nicht nur Deine Tochter? Wie alt sind denn die Geschwister – vielleicht liegt auch dort eine Erklärung.

So, und nun breche ich ab, wird schon wieder ein Kurzroman.
Liebe Grüße,
Monika.

P.S.
Hier erscheint vor dem Abschicken der Hinweis:
Dein Artikel enthält ein unverändertes Vollzitat, das aufgrund seiner Länge automatisch entfernt wird. Bitte kürze den Ursprungstext auf den wesentlichen Anteil, um das Zitat zu erhalten!

Vielen Dank.

Guten Morgen,

das mit dem Tiere malen finde ich super. Das werde ich am Wochenende mal mit ihr machen.

Es gibt noch eine weitere Tochter. Sie ist 1 Jahr und der ganze Stolz unserer Großen. Wir dachten am Anfang, dass es Eifersucht ist, aber das scheint es ganz und gar nicht zu sein. Sie verstehen sich super. Die Kleine lernt von der Großen und die Große hat jemanden gefunden, dem sie ihre Märchen vorlesen kann und dem sie vortanzen kann!

Viele Grüße

Hallo Schneewittchen,

das ist ja wirklich eine schlimme Sache. Da kann man sich die Ratlosigkeit gut vorstellen, die einen befällt, wenn man die Tochter so leiden sieht.

Erst einmal ein paar Grundgedanken:

Melden Sie sich mit Ihrem Kind gleich bei mehreren „Psychologischen Psychotherapeuten“ für Kinder und Jugendliche an. Falls das Problem noch fortbestehen sollte bis „Nikolaus“, stehen Sie zu diesem Zeitpunkt m i t Therapie-Platz besser da anstatt ohne, wenn sie nichts tun. Machen Sie die Dringlichkeit klar und zwischendurch rufen Sie an oder erinnern per Post an das Problem. Vielleicht haben Sie Glück und sie werden eingeschoben. Dazu gibt es keine Alternative, wenn das Problem fortbestehen sollte, was ich Ihnen nicht wünsche. Zusätzlich werden von der Krankenkasse erst einmal 5 Probestunden bezahlt als Klärung und Entscheidungshilfe für die weitere Vorgehensweise und kassenzugelassene Psychotherapeuten sind allgemein gehalten, diese zeitnah zur Verfügung zu stellen. Dies ist oft schon ein Anfang für eine Verbesserung. Fragen Sie danach und machen Sie ihre Verzweiflung und Ratlosigkeit deutlich, evtl. brieflich. Psychotherapeuten sind auch Menschen und machen mal eine Ausnahme, wenn sie dringlich erscheint.

Wenden Sie sich zusätzlich ans Jugendamt, dort kann man Ihnen vielleicht Erziehungsberatungsstellen nennen, wo man sich kompetent beraten lassen kann,und weitere Hilfequellen genannt bekommt, die es gibt.

Es könnte auch sein, dass sich Ihr Kind wieder beruhigt. Dann können Sie im Zweifel alles absagen, andere freuen sich über freie Plätze.

Was mir zum Inhaltlichen auffiel: „Man dürfe Sie selbst nicht auf den Tod ihrer Großmutter ansprechen“. Das klingt stark nach unterdrückter und unbewältigter Gefühlswelt. Normalerweise kann man nach einiger Zeit über liebe Verstorbene sprechen, auch, wenn man vielleicht ein bißchen dabei weinen muss, das ist ja normal und nicht schlimm in der Familie, wo man positiv miteinander umgeht und man vertraut miteinander ist. Vielleicht haben Sie sich nie richtig ausgeweint damals, um die Umwelt nicht zu belästigen und haben sich selbst damit behindert, mit dem Verlust schließlich zurecht zu kommen.

Kinder bekommen viel mehr mit, als man denkt. Sie können vieles nicht verstehen, jedoch spüren sie deutlich athmosphärische Schwingungen unserer Gedanken, Trauer, Verzweiflung, Angst. Wenn Sie z. B. sehr stark an sich halten müssen, um nicht zu weinen und häufig Gedanken an ihre Großmutter haben, die Sie stark belasten, dann kann es sein, dass ein sensibles Kind ihre Emotionen aufnimmt - ohne es selbst zu wissen - und sie zum Ausdruck bringt. Könnte es sein, dass ihre Tochter Ihre Angst, Panik und Verzweiflung sichtbar macht, die damals irgendwie „über die Luft“ bei ihr gelandet ist? Aus meiner Sicht wäre das denkbar, denn Sie haben eine enge Beziehung zu Ihrem Kind, auch über den Körper, die über Sprache und das, was direkt sichtbar ist, hinausgeht.

Deshalb: melden Sie sich selbst für eine Psychologische Beratung/Therapie an, dort können Sie sich mit genau diesem Problem vorstellen und vielleicht die Grundlage legen, dass ihr Kind die Angst abbauen kann, da sie selbst ihre Erlebnisse auf eine gesunde und befreiende Art bewältigen.

Was nicht hilft: dauerndes Beschwichtigen, Ablenken, das Thema aussparen, so zu tun, als gäbe es keinen Tod. Vielleicht ist ihr Kind besonders intelligent oder sensibel, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass solche Sachen vorkommen.

Das sind nur die Gedanken, die von der Ferne möglich sind. Es kann auch andere Ursachen geben. Vielleicht hört es bald wieder auf, auch das ist möglich.

Sind in ihrer Familie Depressionen bekannt? Ja, oder nein, man könnte sich auch in einem psychiatrischen Krankenhaus zur ambulanten Beratung anmelden, da es ja schon länger dauert und Ihre Tochter auf Sie allgemein depressiv zu wirken scheint.

Ich wünsche Ihnen ganz viel Glück und Ihrer Tochter bald eine Verflüchtigung des Themas aus dem Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
Schon mal Bücher gesucht, die sich kindgerecht mit dem Thema auseinandersetzen? Es wäre doch schön, wenn ihr Kind abends weint, es damit abzulenken, eine „normale“ und „schöne“ , tröstliche Sicht auf den Tod zu bekommen, als Geschichte, die in einen ruhigen Schlaf führen kann.

Wenn Sie mögen, melden Sie sich gerne wieder.
Liebe Grüße
monapia

Guten Morgen zurück,

na, das ging ja schnell. Freut mich, daß ich eine Anregung geben konnte, und wer weiß, vielleicht ergibt sich beim Malen und Basteln, daß sie anfängt, zu reden.

Nun kenne ich Dich nicht, weiß nicht, ob Du jemand bist, der „Stille“ aushalten kann.

Hintergrund meiner Bemerkung: Manche Menschen (gilt auch für ganz „normale“ Gespräche) können Stille nicht aushalten oder empfinden es als unangenehm, wenn in einem Gespräch längere Pausen eintreten, und die „füllen“ sie dann. Später verstehen sie oft die Welt nicht mehr, weil sie einen ganzen Nachmittag mit jemandem geplauscht hatten und von Dingen gar nicht erst was erfahren haben, wohingegen andere binnen kürzester Zeit von ihrem Gegenüber etwas „Neues“ erfuhren.

Also, im Zweifelsfall Pause aushalten und lieber mal riskieren, daß das Kind verwundert feststellt: „Du sagst ja gar nichts, is was?“ Dann kann man sich eine Floskel zurecht legen à la: „Ach, ich finde, ich rede sonst schon genug, jetzt darfst Du mal.“ Und wenn anschließend auch nur Stille ist, hängt’s halt von der Atmosphäre generell ab, ob man erst noch ein bißchen länger die Klappe hält (vielleicht „testet“ ja das Kind, ob man auch einhält, was man gerade gesagt hat), oder ob man irgendein unverfängliches Thema findet. Vielleicht bieten inzwischen auch schon die ersten Zeichnungen oder Figuren einen Auslöser.

Wichtig ist halt, mit der Frage nicht gleich die eigene Absicht zu verraten, denn das Kind kennt einen ja bestens, und es ist schließlich nicht doof.

Schön finde ich übrigens - weiß nicht, ob’s Absicht war, daß so viele Jahre zwischen den Geschwistern liegen. Da hat das ältere Kind tatsächlich die Chance, das jüngere Geschwisterkind besser zu akzeptieren, weil es keine Konkurrenz ist, und im Verlauf des älter werdens kommen sich beide mit ihren „Welten“ nicht in die Quere, weil wenig Raum für Konkurrenz ist.

Davon abgesehen ist es aber schon eine enorme Umstellung, auch für das ältere Kind, wenn auf einmal jemand „mitspielt“, der zwangsläufig die ganze Aufmerksamkeit bindet. Das hat mit Neid und all solchem Kram gar nichts zu tun. Man kann einen Menschen von Herzen gern haben und ist trotzdem traurig, daß man ihn teilen muß.

Vielleicht hast Du ja die Möglichkeit, einen „große-Tochter-Tag“ ins Leben zu rufen. Dann kümmert sich Mann oder Freundin um das Baby und Du hast nur für die Große Zeit und unternimmst etwas mit ihr. Das muß gar nicht ein ganzer Tag sein. In die Stadt fahren und Eis essen gehen oder Schaufenster ansehen oder „wie die Erwachsenen“ in ein Café gehen und bei einem Kakao und einem Stückchen Kuchen nett „plaudern“. Manchmal löst bereits die andere Umgebung ein wenig die Zunge. Und ein fremder Ort signalisiert ohne Worte, daß Mama jetzt tatsächlich ausschließlich für ihre Große da ist und sich die Zeit nimmt - weder Baby noch Telefon, Papa oder sonstwer können „stören“. Zu Hause geht das nicht, da könnte jeden Moment das Baby krähen und damit ist das Gespräch unterbrochen bzw. bestimmte Gespräche entsteht gar nicht erst, weil die Atmoshpäre dafür fehlt. (Das sind alles so Kleinigkeiten, die man sich nie bewußt macht.)

Vergleichbar gilt das natürlich auch für Deinen Mann, nicht nur, was Euch beide anbelangt, sondern auch, was Vater und Tochter anbelangt. Auch er könnte z.B. mit der Großen am Wochenende mal mit dem Fahrrad durch die Gegend fahren, auch unterwegs einen Kakao trinken gehen „wie die Großen“ oder Picknick auf der Wiese, wenn’s wieder wärmer geworden ist.

Vielleicht muß Eure Große richtig sehen und spüren, wie wichtig sie für Euch ist. Natürlich weiß sie, daß Ihr sie lieb habt, daß sie Euch wichtig ist, daß . . . . . aber zwangsläufig, mit einem Säugling im Haus, sind die Sachzwänge stärker: Jeder muß Rücksicht nehmen.

Und, mal abgesehen davon, daß ihr das nicht bewußt ist und wird in dem Alter, aber im Grunde muß sie immer einen Schritt zurück machen, das Baby geht vor. Das ist normal, das weiß sie auch - aber trotzdem dürfte es hin und wieder weh tun.

Also, überleg, durch welche Aktivitäten Du sie „erlöst“ und auf den ersten Platz auf dem Podest stellst. Und wenn Ihr beide zurück seid von Eurem Ausflug, schnappst Du Dir das Baby und Papa übernimmt, fragt sie, wie’s war, was Ihr denn gemacht habt und läßt sie erzählen. So kommt sie zum Reden, und vielleicht kann sie dadurch auch erzählen, was ihr etwas ausmacht.

Vielleicht wäre es für sie auch eine Entlastung, zu wissen, daß ihr sie nicht weniger lieb habt, wenn sie zugibt, daß sie das Baby nicht nur 24 Stunden am Tag lieb hat und knuddeln könnte, sondern daß sie manchmal auch ganz schön sauer ist aufs Baby.

Nun kenne ich Deinen Mann nicht, es gibt Väter, die haben mehr Talent im Umgang mit Kindern, andere weniger. Aber vielleicht werkelt er ja gern herum. Daran kann man auch Mädchen teilhaben lassen. Die können auch lernen, - nicht nur, wo der Hammer hängt, sondern auch, wie man ihn handhabt.

Einen schönen Tag noch,
ich muß jetzt erstmal los,
liebe Grüße,
Monika.