Hallo Mikhael,
ich wollte dir nicht zu nahe treten. Ich hatte dein Post nicht als Ausdruck deiner persönlichen Situation verstanden, sondern als provokatives Statement.
Der Hintergrund meiner ebenfalls provokativen Antwort:
Dass ein Säugling fordert, ist normal. Es kann sich nicht anders mitteilen, als zu weinen. Und es ist existenziell wichtig, dass die Eltern diese Forderung erfüllen.
Ein Kleinkind befindet sich in der Phase des Egozentrismus. Es ist zunächst nur in der Lage, seine eigene Sicht der Dinge als richtig zu erkennen. Ein Kind in diesem Alter hat noch keine Möglichkeit, Dinge, die es tun oder haben möchte, als mögliche Alternative unter vielen zu sehen. Was es will, muss es haben, und die ersten Erfahrungen, dass das nicht immer erfüllt wird, sorgen für Frustration. Gleichzeitig bahnen sie das Verständnis für die Bedürfnisse anderer an. Das passiert nicht, wenn Eltern nach wie vor alle Bedürfnisse des Kindes sofort erfüllen.
Wenn ein Vorschulkind fordert, hat es bei entsprechender Erziehung bereits erste Fähigkeiten zur Perspektivenübernahme gelernt. Es ist bedingt in der Lage, sich in andere Personen hineinzuversetzen.
Das bedeutet, dass ein Kind von 5 oder 6 Jahren bereits in der Lage ist, Forderungen zurückzunehmen, wenn ihre Erfüllung verweigert wird. Natürlich wird es das nicht unbedingt ohne Widerspruch tun. Fehlt hier die Konsequenz von Seiten der Eltern, dies nicht zur Diskussion zu stellen, sondern einfach einzufordern, wird das Kind in seiner Forderung nicht nachlassen, sondern immer stärker fordern.
Der Egoismus, der hier gezeigt wird, ist bereits durch (fehlerhafte) Erziehung beeinflusst und nicht mehr rein entwicklungsmäßig bedingt. Das Kind kann also durchaus anders handeln als es das tut.
Wenn Kleinkinder die Erfahrung machen, dass Bedürfnisbefriedigung in der Regel prompt erfolgt und Widerstand bewirken kann, dass zunächst verweigerte Bedürfnisbefriedigung doch noch passiert, wächst das Vertrauen in die eigene Macht. Und die setzen Kinder in ihrem explorativen Verhalten um, wann immer sich die Gelegenheit bietet.
Heißt: Ein Kind im Alter von 5 bis 7 Jahren muss nicht mehr fordern und fordern und bei Nichterfüllung ätzend werden - es sei denn, es hat gelernt, dass es damit Erfolg hat.
Schöne Grüße,
Jule