Hi,
Ich stelle mal ein paar Thesen zur Diskussion
- Arme Familien haben normalerweise viel mehr Kinder -->
mehr arme Kinder.
ja, aber auch umgekehrt besteht natürlich die „Armutsfalle Kind“
- Als Arm gilt heute schon, wer kein Handy mit
2-Megapixelkamera sich leisten kann
nein, das ist unsinnig! keine Armutsstatistik der Welt operiert mit dem Megapixel-Indikator … (auch nicht der angegebene Link!)
–> Gleich viele arme,
aber mehr werden als arm bezeichnet.
Dieser Satz ist so ein Standardsatz, der gern gegen das Konzept der „relativen Armut“ gerichtet wird; in dem verlinkten Text aber geht es, wenn ich ihn richtig überflogen habe, um ein (quasi-)absolutes Armutskonzept, das Sozialhilfe-Niveau;
hier ist Dein Satz sinnlos.
- Einwandererfamilien sind meistens sehr viel kinderreicher
und ärmer als der Durchschnitt (Wirtschaftsflüchtlinge)
ja, die machen aber keinen so furchtbar großen Anteil an der Kinderarmut aus, und vor allem lässt sich damit die konstatierte Steigerung der Kinderarmut sicher nicht erklären, weil die Migration sich keinesfalls gleichgerichtet verändert hat, also mitgestiegen ist (außerdem müsste man die verschieden Einwanderungsgruppen auseinanderhalten, die verschiedenen Einwanderungsgenerationen, etc.; so pauschal ist diese Aussage sicher wenig sinnvoll)
- Immer mehr überschuldete Haushalte --> Kinder können von
den Eltern, weil die selber kein Geld haben, nicht versorgt
werden.
das ist keine These über die Gründe der Kinderarmut, sonden das ist die Kinderarmut; Überschuldung=Armut; Kinder+Eltern=Haushalt
- „Zielgruppe“ Kind wird entdeckt, und die Kinder sind sehr
anfällig für Werbung und denken nicht über die Folgen von
„Schuldenmachen“ nach.
das hat mit dem Konzept der Kinderarmut nichts zu tun, weil ja nicht das Vermögen/Einkommen eines Kindes ermittelt wird, sondern das Haushaltseinkommen;
- ob also das Kind konsumiert oder der Papa spielt dafür keine Rolle,
- es geht bei „Armut“ nicht um den Kosum, sondern um die Konsummöglichkeiten, d.h. um das Einkommen, und dieses hat mit der Werbung rein gar nix zu tun.
wie Rainer richtig sagt: die Arbeitslosigkeit und die sinkenden Realeinkommen sind hier an erster Stelle zu nennen.
Wobei: wenn man, wie in diesem Link, das Sozialhilfeniveau als Armuts-Indikator nimmt, dann geht es im Grunde sogar ausschließlich um diese beiden Faktoren (von Vermögenseinkünften abstrahiert), denn: dauerhaft keine adäquate Arbeitsstelle = Sozialhilfe = arm per definitionem
Viele Grüße
Franz