Hallo Guido,
glaube mir, mir widerstrebt es, Erich bei einem bestimmten Punkt recht zu geben, aber es gibt in der Tat in Deutschland noch Gegenden, in denen ist man ohne Auto aufgeschmissen.
Andere schon, um auf die Arbeit damit sie dem Staat die
Steuern abdrücken können.
Das halte ich in Deutschland für ein Gerücht. Klar ist man
wesentlich länger unterwegs, aber das ist einzig eine Frage
des Luxus.
Nein, ist es nicht. Ich bin in einer Gegend aufgewachsen, da fährt heute noch kein Bus aus des Schulbusses, also morgens um 7 einmal und mittags zwei bis drei Mal. Alles sonst hab ich vor meinem 16. Geburtstag mit dem Rad, danach mit dem Moped gemacht. Und bestimmte Dinge, wie z. B. Disko oder sonstige Abendveranstaltungen waren im Winter nur mit Unterstützung der Eltern zu machen, weil man sonst nicht mehr nach Hause kam oder eben 15 km mit dem Rad über teilweise Landstraßen ohne Radweg und Straßenbeleuchtung (heute noch).
Würde ich übrigens gerne mit dem Bus fahren. Dann könnte meine
Frau , weil sie dann das Auto hätte, auch mal tagsüber zum
Kinderarzt.
Wohnt Ihr auf einer Hallig, oder was?
Es gibt noch einige Gegenden in Deutschland, die nicht annähernd eine vernünftige Infrastruktur haben, nicht nur im Nordwesten der Republik, wo ich her stamme, sondern auch in Gegenden in Bayern, in MeckPom und sicherlich noch in anderen Gegenden, in denen ich mich aber nicht so gut auskenne.
Indiz: Wenn ein paar streikende Lokführer fast im gesamten
Deutschland für Verkehrschaos sorgen, dann fahren auch in
„entlegenen“ Gebieten Leute mit dem PKW, die normalerweise den
ÖP(N)V nutzen…
Mein Bruder hat nicht mal gemerkt, dass gestreikt wird, weil es genauso viel Verkehr gab wie mit der Bahn, einfach, weil es dort keine Bahn gibt. Und auch wenn dort Busse ausfallen, merkt der normale Autofahrer es nur daran, dass weniger langsame Hindernisse auf der Straße sind.
Ich brauche ein Auto um auf die Arbeit zu kommen.
Wie gesagt: Das glaube ich nicht!
Glaub es einfach. Mancher einer hat keine Chance auf den ÖPNV; entweder weil er keinen Zugang in der Nähe hat oder weil er im SChichtdienst ausserhalb der Fahrtzeiten liegt (ich kenne Beispiele bei der Post, die vor jeder S-Bahn anfangen).
Und ich begreife nicht, wie man Bequemlichkeit vorschiebt um
eine Not zu simulieren!
Ab wann ist ein Weg nicht mehr kurz genug, dass eine Alternative PKW keine Bequemlichkeit mehr ist sondern die einzige Möglichkeit? Zwei Stunden pro Strecke, drei Stunden?
Wir leben nicht in Kanada - wie macht es denn bei Euch ein
minderjähriger Azubi? Ohne Führerschein fahren?
Er organisiert sich Mitfahrgelegenheiten (wie ich, als ich mit der Ausbildung begann und noch keinen eigenen Wagen hatte), er nimmt sich eine Wohnung bzw. ein Zimmer in der Nähe seines Ausbildungsbetriebes (wie mein Bruder in der 25 km entfernten Stadt, zu der er mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht kommen konnte, dann mit 18 und einem eigenen Wagen nur noch gut 20 Minuten brauchte) oder er verzichtet auf die Ausbildungsstelle und schiebt ein Jahr dazwischen, bis er 18 ist.
Schlimmstenfalls kann man auch umziehen!
Was ich dann ja auch mehrfach getan habe, um mir eine gewissen Lohnsteigerung zu ermöglichen. Dass das z. B. bei meinen Eltern mit eigenem Bauernhof nur bedingt möglich gewesen wäre, muss ich wohl nicht sagen.
Bei allem anderen geb ich Dir ja Recht, und teilweise sogar hier. Ich wohne heute 3 km von meiner Arbeit entfernt, aber keiner zahlt mir deswegen einen Mietzuschuss zur höheren Miete oder einen Fahrtzuschuss zu meiner Familie oder meinen Freunden. Glaube nur einfach, dass es nach wie vor Stellen gibt in Deutschland (und nicht nur in Kanada) in denen man ein Auto braucht. Ob allerdings wirklich jeder auf ein Auto angewiesen ist, der eines hat, würde ich auch bezweifeln, aber ich habe eines und ich weiss, dass es ein Luxus ist, den ich mir leiste, dafür fällt halt was anderes hinten runter.
Ansonsten hab ich das Gefühl, wenn ich den Leuten hier lausche, dass jede Familie eigentlich kurz vor der Pleite ist und ohne Zuschüsse wären Kinder nicht möglich. Andererseits sind meine persönlichen Erfahrungen so, dass Kinder per se eigentlich eine Familie bereichern, sie (wenn man es boshaft beschreiben sollte) etwas ersetzen, wofür nicht- Eltern viel Geld aus geben, nämlich eine erfüllende Beschäftigung.
Und wenn de Montag überlebst, ist Dienstag.
Gruß
ALex