Hallo,
ich brauche mal eben etwas Austausch! Mein Sohn Julian (6) hat seinen ersten großen Fehler/Dummheit begangen. Eine Gruppe von Kindern geht täglich von der Grundschule gemeinsam zum Hort um dort Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung zu bekommen.
Auf diesem Weg sind sie nach 3-Monatiger Begleitung nun alleine unterwegs, ca. 10-15 Minuten. Ein festgelegter Weg, der mit allen Beteiligten so festgelegt wurde. Dieser Weg führt am Krankenhaus vorbei, zumal der Kindergarten zum Krankenhaus dazu gehört.
Am Dienstag waren die Kinder zu dritt. Julian mit seinem Freund Felix und ein drittes Kind Jan. Sie sammelten Sachen für „Experimente“, wie Becher, Blätter, Steine… Sie fanden auch Glasscherben und vor dem Krankenhaus eine Kanüle. Sie wussten nicht, was es damit auf sich hat.
Julian und Felix hielten die Glasscherben, Felix die Kanüle, Jan sollte ein Blatt halten/aufsammeln (nicht ganz klar). Als er das nicht wollte und die beiden anderen von ihm genervt waren, sagte Felix, dass sie ihn schneiden würden, wenn er es nicht halten würde (er ist etwas schnell in Rage zu bringen, sonst ein sehr sensibler lieber Kerl, aber leider etwas schnell wütend). So standen nun Julian und Felix und bedrohten so den Jan.
Sie gingen dann weiter, wir erfuhren erstmal nichts davon, Julian sagte mir mittags (ich frage immer, wie der Schulweg lief, die Eltern sind in dieser Zeit verantwortlich und es gibt täglich Streitereien, die Gruppe ist sehr unhomogen), dass sie experimentiert hätten, konnte/wollte aber nicht genauer darauf eingehen. Felix zeigte uns die Kanüle, die sie gefunden hatten, wir klärten auf, dass man sowas sofort in den Müll tun soll, am besten gar nicht aufheben, dass da sehr schlimme Krankheiten dran sein können, die Verletzungsgefahr sehr hoch, etc. - alles noch in normaler Stimmung, von dem Rest wussten wir nichts.
Donnerstag Morgen erzählte Jans Mutter aufgelöst der Klassenlehrerin von Jan (Parallelklasse) von dem Ereignis am Dienstag, ihr Sohn daneben. Die Mutter von Felix sah das, wusste aber nicht worum es sich handelte, wurde auch nicht angesprochen. Julian war Mittwoch und Donnerstag wegen seiner Erkältung zu Hause.
Nachmittags beim Abholen wurde sie von den Kindergartenerzieherinnen darauf angesprochen, die KLassenlehrerin rief sie und mich an. Ich war schockiert, konnte das erst nicht zuordnen, war frustriert und sauer, weil ich so ein Verhalten Julian nicht zugetraut hätte. Die Lehrerin sagte, wir sollten uns nicht zuviele Gedanken machen, schulisch hätte das keine Auswirkungen, sie wäre sehr verwundert gewesen, als sie das hörte.
Wir hatten dann mittags mit Julian ein sehr ernstes Gespräch, versuchten heraus zu bekommen, was dort wirklich war. Das ist nicht sehr einfach, er versucht, unangenehme Sachen möglichst unter den Tisch zu kehren. War dann aber doch dazu zu bringen, uns den Ablauf zu erzählen, wie ich es oben gesagt habe. Felix erzählte noch etwas von einem Nudelholz, was er Jan zwingen wollte zu tragen (sie hatten morgens gebacken), aber davon hat Julian nichts mitbekommen, Sachen die ihn nichts angehen, blendet er aus -.-
Julian und Felix war im Kindergarten schon klar, dass das, was sie gemacht haben nicht o.k. war - darauf konnte man die GEspräche ja nun schonmal aufbauen.
WIr haben versucht, Julian klar zu machen, wie schlimm sich Jan gefühlt haben muss, wenn zwei andere vor ihm stehen und ihn mit Waffen bedrohen. Julian schämt sich sehr und es tut ihm sehr leid, was zwar gut ist, aber die Sache nicht bereinigt.
Wir Eltern haben versucht zu Jans Mutter KOntakt aufzunehmen, um ein gemeinsames Gepräch mit den Kindern zu führen, sie ließ alles unbeantwortet. Freitags auf dem Schulweg flachste Jan wie gewohnt herum und haute Felix immer wieder lachend auf den Po (Jan ist ein Clown, ein lustiger kleiner Kerl, aber nicht dumm, den anderen verbal voraus). Die Mutter von Jan beschreibt ihn als traumatisiert, und ist verständlicherweise sehr entsetzt.
Ich habe sie heute morgen an der Schule angesprochen, sie würdigte Julian keines Blickes, schärfte Jan ein, niemals irgendwo alleine zu sein, gab mir eine Minute, damit wir uns für heute Mittag zu einem Gespräch verabreden konnten, danach eilte sie weg.
Ich bin nun sehr unsicher, in dieses Gespräch zu gehen. Einerseits finde ich es schlimm, was die Jungs gemacht haben, andererseits bekomme ich einen automatischen Schutzreflex, da die Mutter alle Institutionen integriert, aber uns Eltern nicht einmal informierte, dass so etwas geschehen ist, oder auf unsere KOntaktaufnahme nicht reagierte. Ich befürchte nun, dass sie unsere Kinder als Soziopathen gerne nachhaltig bestraft sähe.
Würde jemand mein Kind bedrohen, ich wäre sicher ähnlich drauf. Nun bin ich aber auf der anderen Seite, sehe mein Kind, weiß wie er sich fühlt nach der Sache und möchte ihm helfen, diese Sache gut durchzustehen. Er soll sich bei dem GEspräch offiziell bei Jan entschuldigen, ihn mit der Situation nochmal bereinigend konfrontieren. Ich fände es gut, wenn Jan den beiden erzählt, wie er sich gefühlt hat. Ich glaube, von Kinderseite gibt es kein Problem, die haben Freitag wieder miteinander gespielt. Sorgen macht mir die Mutter, ich kann sie nicht gut einschätzen, sie ist Frau Prof. Dr. am Krankenhaus und hat entsprechendes Ansehen.
Was würdet ihr mir für das Gespräch empfehlen? Wie seht ihr die Situation?
lg, Dany