Kleinpudel auf Hundespielwiese angegriffen

Hallo,
seit kurzem ist in unserem Park eine Hundspielwiese eingezäunt und eingeweiht worden. Wir wohnen in einer lebhaften Großstadt und freuen uns, unseren zweijaehrigen Kleinpudel frei und ohne Leine gefahrlos laufen zu lassen. Er ist fast immer der Kleinste und es ist auch seine erste Erfahrung, ohne Leine anderen Hunden zu begegnen.
Vor Tagen hat er sich mit einem groesseren Hund angeknurrt, der hat ihn ploetzlich gepackt und zu Boden gedrueckt. Ich (und auch die andere Hundeherrin) war zu Tode erschrocken und dachte, er wuerde ihm die Gugel durchbeissen. Unser quikte auch noch, weil es ihm wehtat.- Er war aber nicht verletzt sondern nur nass vom Speichel des Angreifers.
Nun meine Frage und Bitte an alle Hundekenner, was ist da genau passiert und wie verhalte ich mich in Zukunft? Ich will ihm die Freude am freien Auslauf nicht nehmen und ihn nur noch an der Leine halten muessen.
Besteht eine ernste Gefahr auf solchen Wiesen, dass die Hunde sich ernsthaft verbeissen …?
Besten Dank und freundliche Gruesse
Reginarita

Hallo Reginarita,

vorab: eine absolute Sicherheit gibt es nicht, Leben ist einfach lebensgefährlich, aber in dem Fall haben sich beide Hunde „politisch korrekt“ verhalten. Der Grosse wurde geärgert und hat seine Autorität wiederhergestellt, ohne den Kleinen zu verletzen, und der Kleine hat sich unterworfen - dass er dabei quiekt wie ein Schwein im Schlachthaus gehört dazu. Jedenfalls kannst du beruhigt feststellen, dass er weiss wie man sich unter Hunden verständigt, so kommt er mit allen andern klar, die das auch gelernt haben.

Natürlich gibt es auch Hunde, die nicht hundegemäss reagieren, woran meistens der Erzieher schuld ist - entweder sind sie unterlegen, unterwerfen sich aber nicht, oder sie beissen zu trotz Unterwerfung des anderen. Da kann man sich nur darauf verlassen, dass die Besitzer solcher unsozialisierten Hunde sie nicht auf der Spielwiese laufen lassen.

Gruss Reinhard

Lass ihn laufen
Hallo Reginarita,

dafür, dass es seine erste Erfahrung nach zwei Jahren Lebenszeit ist, anderen Hunden ohne Leine zu begegnen, verhält er sich nach meinem Geschmack noch im Rahmen (des kleinen stinkigen Kläffers).

Seine Körpergröße hat nichts mit der Größe seines Selbstbewusstseins resp. seiner Angst zu tun. Er muss jetzt lernen, dass er nicht jeden anpöbeln kann, dass ihm andere Hunde klar zu verstehen geben, dass er eine Grenze überschritten hat.

Diese Erst-Kommunikation hört sich zumeist schlimmer an, als sie ist (diese Erfahrung hast Du doch jetzt auch gemacht). Aber es ist „normale“ Hundekommunikation.

Bleib entspannt - da muss kein Mensch zu „Tode“ erschreckt sein - die Hunde sind es ja auch nicht - und je mehr Stress Du in die Situation reinbringst, desto schlimmer (lies hierzu mal Jules Beitrag: /t/ruede-ersthund-10j-schnappt-nach-neuem-welpen/684…

Ich hatte hier letzte Woche einen ängstlichen Hund, der nur rumgekläfft hat - mein Hund (eigentlich ein „Lämmchen“) hat ihm sehr klar zu verstehen gegeben, dass es sich nicht „gehört“.

Da beide über 60cm hoch sind, sah das richtig gefährlich aus, als sie sich auf die Hinterbeine stellten, knurrten und an die Kehle gingen.

Sein „Frauchen“ konnte das kaum ertragen und ich musste SIE ruhig halten - nicht die Hunde. Nix passiert - außer, dass der Hund gemerkt hat, wer Chef ist - danach war Ruhe.

Halt Dich aus Kommunikationen raus, die Mensch nicht versteht.

Dein Hund wird seine Freiheit und die ungebundene Kommunikation mit den jeweiligen Hunden genießen, scheuen, hassen, lieben…

Lass ihn laufen und sei froh, dass Du in der Stadt solche Möglichkeiten hast!

Viele Grüße

Kathleen

Vielen Dank Kathleen und Reinhard
Hallo, und nochmals herzlichen Dank fuer die nuetzlichen Beitraege.
Mit freundlichem Gruss
Reginaria

Hallo Reginarita,

es gibt auch Hunde, die sich einfach nicht mögen (oder ein Angst-/Feindbild verinnerlicht haben).

Wir haben hier einen, der unseren Hund immer wieder trotz Beschwichtigungsgesten angeht (ohne dass wirklich was passiert ist bisher und der Hund sehr gehorsam ist).
Meinem Adrenalin-Spiegel tut es besser, ggf. vorher abzubiegen und den Kontakt zu vermeiden.

Genauso gibt es richtige „Hundefreundschaften“ und die werdet ihr sicher auch bald finden.

Viel Spaß auf eurer Hundewiese

Hallo,

was ist da genau passiert und wie verhalte ich mich in Zukunft?

Die beiden haben eine Diskussion über ordentliches Benehmen geführt :smile:. Kleinpudel hat sich - vermutlich mangels frühkindlicher Erziehung - ein wenig im Ton vergriffen und dafür eins auf die Mütze gekriegt. Er hat instinktiv ein bisschen rumgeschrien, weil er sich rudimentär daran erinnert hat, dass das in Welpentagen bei Mama und Papa auch prima funktioniert hat. Schmerz war nicht die Ursache, solange der andere ihn nur nass gemacht und ihm ein bisschen die Zähne an den Hals gesetzt hat.

Wenn er ein kluger Hund ist, wird er beim nächsten Mal deutlich vorsichtiger sein, was das Anmaulen von Artgenossen im allgemeinen und von ihm überlegenen Artgenossen im besonderen betrifft.

Mach dir klar, dass es bei JEDER Hundebegegnung primär um Rangklärung geht. Auch wenn die Hunde spielen, tun sie nichts anderes, als ihre Beziehung zueinander zu diskutieren. Die meisten diesbezüglichen Auseinandersetzungen verlaufen nahezu aggressionsfrei.

Immer dann, wenn Hunde unerfahren sind (wie der deine) oder sich dem anderen überlegen fühlen, werden die Diskussionen ein wenig heftiger geführt. Passieren tut dabei in aller Regel nichts - kleinere Schrammen können aber schon mal vorkommen.

Die meisten ernsthaften Raufereien werden durch die Besitzer ausgelöst, die sich einmischen und die Hunde anstacheln. Diese fühlen sich mit entsprechender Rückendeckung nämlich gerne mal unbesiegbar - oder sie finden sich in der Notwendigkeit, wichtige Ressourcen, nämlich ihre Menschen, verteidigen zu müssen.

Ganz grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass alles, was viel Krach macht, harmlos ist. Ernsthafte Angriffe passieren meist blitzschnell und ohne großes Rumgetue.

Das probate Mittel bei Hundebegegnungen ist, nicht stehenzubleiben. Indem man einfach weitergeht, entzieht man dem Hund die menschliche Sicherheit, was häufig dazu führt, dass Hund sich entschließt, lieber weiterzugehen und dem Menschen zu folgen. Rufen sollte man ihn allerdings nicht, er muss schon selbst aufpassen, wo sein Zweibeiner abbleibt.

Absolute Sicherheiten gibt es nie, aber die Wahrscheinlichkeit auf einer Hundewiese, wo Hunde frei laufen dürfen, ist gering. Besitzer gefährlicher Hunde lassen diese in aller Regel nicht einfach los.

Deshalb: Möglichst ruhig bleiben, nicht rumschreien und sich nicht einmischen. Ernsthaft raufende Hunde zu trennen, ist ohnehin mit einem hohen Risiko für den Menschen verbunden. Wenn man eingreift, dann geräuschlos, denn Geschrei stachelt die Kämpfenden nur an.

Schöne Grüße,
Jule

Grazie Jule
Hallo Jule, herzlichen Dank fuer die ausfuehrliche Erklaerung ueber das Verhalten von Hund und Mensch!
Mit freundlichen Gruessen
Reginarita

Hallo,
ich gebe zu, dass ich so meine Vorurteile gegenüber Pudel-Besitzer habe. Sobald ein größerer Hund in die Nähe kommt (und das ist fast jeder) wird das Hündchen hochgenommen und gehätschelt. Der Pudel fängt dann meistens an zu keifen. Was lernt der Pudel dabei: andere Hunde sind „bäh“ und was lernt es NICHT: Sozialverhalten.

Du hast Dich vollkommen richtig verhalten (und Dein Pudel auch) - er war vorlaut und hat geknurrt, der andere hat ihn zurecht gewiesen und jetzt kommt das Entscheidende: Dein Hund hat sich unterwürftig gezeigt - und somit ist die Situation gerettet.

Hunde (auch Pudel) brauchen Sozialkontakte zu anderen Hunden, damit sie nicht eine Macke kriegen. Du wirst in dem Auslaufgebiet auch in Kontakt kommen mit anderen Hundebesitzern - sind die Hunde nett (sie wie der von Dir geschilderte, denn er hat kapiert, wie es geht - und zwar ohne zubeissen) - dann verabredet euch und lass Deinen Hund Erfahrungen mit anderen Hunden machen - eine Hundeschule ist auch nicht schlecht. Nicht nur für die Erziehung, sondern auch um mit anderen Hunden zu „arbeiten“.

Viele Grüße

… eine Hundeschule ist
auch nicht schlecht.

Hallo,

die müsste eigentlich Herrchen und Frauchen Schule heissen. Das sieht man schon daran, dass die Veranstalter dabei ununterbrochen reden, obwohl die Hunde natürlich kein Wort verstehen.

Gruss Reinhard

Vielen Dank Chili, alle diese Beitraege waren mir sehr nuetzlich!! Ich werde sie befolgen!
Mit freundlichem Gruss
Reginarita