Kopftücher (schon wieder)

Hi,

a) In diesem Bericht von Panorama fehlt mir vor allem eines: die klare Benennung der islamischen Sekte (nicht negativ gemeint), der die König Fahd Akademie folgt. Ich nehme einmal an, daß es sich um Wahabiten handeln könnte, also eine der - in einem meinem vorigen Beitrag erwähnte - Erneuerungsbewegung im Islam, die alle Nicht-Wahabiten nicht als Muslime anerkennt. Das heisst also: exakt diese Art der Berichterstattung verschleiert die Uneinheitlichkeit, Verschiedenheit der Interessen und die Unterschiedlichkeit der Zielsetzungen der unzähligen Gruppierungen im Islam und trägt damit zu dem verkorksten Bild bei, welches ich kritisiere.

b) Der in dem Bericht zu Wort kommende Islamwissenschaftler Ghadban hat nebenbei gesagt auch etwas Öffentlichkeitsprobleme, weil er auf einem Podium die Meinung vertrat, die Palästinenser sollten die Holocaust nicht anerkennen, solange nicht die Vertreibung der Palästinenser anerkannt wurde und dass „Judentum und Zionismus“ das gleiche wären… (siehe: http://www.netzeitung.de/voiceofgermany/271147.html)

(Versteht micht nicht falsch, ich argumentiere hier nicht gegen das einseitige und manipulierte Bild des Islams aus Bekehrungsgründen, sondern mit der Idee im Hinterkopf, dass eine intelligentere, offenere Diskussion in der Öffentlichkeit stattfindet.)

Hi,

Hi,

die ganze Kopftuch-Diskussion ist IMHO lächerlich. Wir leben
in einem Land, welches seit hunderten von Jahren christlich
geprägt ist, unsere Kultur ist entscheidend geprägt von
dementsprechenden Einflüssen.

Naja, das nenne ich ein Exemplum nationaler Geschichtsschreibung (und die ist deshalb kritisierenwert, nicht weil sie an sich auf die Nation bezogen ist, sondern weil sie kategorisch alle Fremdeinflüsse ausschließt). Das meinte ich weiter unten auch mit dem „Schneckenhaus deutscher Kultur“.

Wenn „wir“ - unsere Gesellschaft - nun der Meinung sind daß
das Kopftuch nicht in die Schule gehört, ein Kreuz aber
vielleicht doch -> dann ist das eben so.

Ich respektiere deine Meinung zu dem Thema und auch den Versuch, die Traditionen zu bewahren. Ebenso wichtig finde ich, daß es eine Diskussion über die Werte gibt, die du ansprichst.
Aber was ist das „Wir“?
Wer ist „Wir“?
Wer steuert „Wir“?

Ich nehme an, du meinst die „Mehrheit“ der deutschen Bevölkerung in Abgrenzung zu allen sprachlichen, religiösen, politischen, ethnischen und sozialen Minderheiten.

Die Weltanschauung, die sowohl von „guten“ Moslems wie auch
„bösen“ Islamisten vertreten wird paßt nun mal schlechter zu
unseren Werten und unserer Art zu leben wie die Formen
christlichen Einflusses, die (noch dazu nur schwach) hier oder
da noch stattfinden.

Insofern verstehe ich nicht so ganz warum man das Kopftuch als
Symbol für den Islam mit dem Kreuz als Symbol für das
Christentum gleichsetzt. Warum können wir es uns nicht leisten
einfach zu definieren daß uns das eine eben mehr stört als das
andere?

Weil unser Staat auf Gleichheit vor dem Gesetz aufbaut und Willkür nicht gesetzlich verankert ist.

Eigentlich gibt es da nichts zu rechtfertigen. Wenn „wir“ eben
der Meinung sind Kopftücher nicht in Schulen sehen zu wollen -
genauso wenn wir beschliessen würden daß wir sie eben doch
sehen wollen - dann bedarf das keiner weiteren Erklärung.
Wir schreiben anderen Kulturen, anderen Staaten auch nicht vor
was sie im Rahmen der Toleranz dulden müssen und was nicht.

Das funktioniert ganz sicherlich gut in kleinen Gemeinschaften, aber kaum in einer Massendemokratie, wo das „Wir“ die ganze Zeit neu ausgehandelt werden muss und da öffnet ein so verallgemeinerter Blick Tür und Tor für Populismus.

Grüße,

Phil

Hi,

das wiederum ist weniger gut und sollte geändert werden. warum
wird denn nichts unternommen, hat die stadt bonn angst um ihre
guten beziehungen zu saudi-arabien…?

Nicht allein die Stadt Bonn, sondern auch die Bundesregierung. Die Führung der Fahd-Akademie besteht offenbar aus Marionetten, die ihre Anweisungen aus Saudi-Arabien bekommen. Laut Zeitungsberichten werden alle Auflagen der Stadt mit der saudischen Botschaft und Hintermännern in Saudi-Arabien besprochen. Dementsprechend „vorsichtig“ agieren die deutschen Entscheidungsträger, denn es scheint so als hätte man hier nicht nur ein Problem mit einer lokalen islamischen Einrichtuing in Deutschland, sondern behandelt diese Akademie wie einen Ableger der saudischen Botschaft oder so…

Gruß,

MecFleih

Hi,

nein, das war nicht ironisch gemeint.

Ich würde nicht wollen daß man anderen Kulturkreisen ihre Identität oder ihre Bräuche abspricht, selbstverständlich auch dann nicht wenn sie bei uns leben.

Ich erwarte aber andererseits eine Integrationswilligkeit, dazu gehört daß man z. B. die Sprache des Landes, in dem man lebt, lernt (heißt ja nicht daß man nicht untereinander seine Heimatsprache sprechen darf) oder sich auch ansonsten den Gepflogenheiten soweit anpaßt daß sich nicht eine Enklave bildet, die sich mehr oder weniger völlig abkapselt.

Ich gehe gerne zum Dönermann, zum Pizzabäcker oder ins China-Restaurant, und ich begrüße es sehr wenn Menschen anderer Herkunft und Kultur unser Leben in vielfacher Weise bereichern.
Ich darf aber genauso erwarten daß in diesem Land unsere Werte Geltung haben und möchte nicht sofort als rechtslastig eingeordnet werden nur weil es mir nicht gefällt wenn ich sage daß hier die deutsche Kultur/Werteordnung bestimmend sein soll.

So kann’s auch nicht funktionieren daß man hier ein Klima aufbaut in dem man sich nicht für - ich benutze jetzt mal diese wenn auch umstrittene Formulierung - die „deutsche Leitkultur“ einsetzen darf ohne sofort als „Rechter“ eingeordnet zu werden.

Es geht mir auf den Keks wenn - letztens passiert - in einer Kneipe ein als Ausländer erkennbarer Mitbürger meine Freundin bedrohlich anlabert, ich komme ihr natürlich zur Hilfe, und werde von 3 anderen Kneipenbesuchern gefragt ob ich etwas gegen Ausländer habe…
Ich finde daß in diesem Land eine Schieflage entstanden ist, die im Kopftuchstreit sichtbar wird: in Frankreich, wie man ja hier lesen konnte, macht man sich gar keinen Rechtfertigungsdruck warum Kopftücher nicht an der Schule getragen werden dürfen…

Gruß,

MecFleih

Hallo.

die ganze Kopftuch-Diskussion ist IMHO lächerlich. Wir leben
in einem Land, welches seit hunderten von Jahren christlich
geprägt ist, unsere Kultur ist entscheidend geprägt von
dementsprechenden Einflüssen.

Ja, ja, die christliche Prägung. Ich habe dennoch die Hoffnung, dass wir uns langsam von folgenden christlichen Auffassung über die Frau verabschieden könnnen:

»Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen.« (Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430 – einer der bedeutensten Kirchenlehrer.)

oder »Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass die Männer durch sie geboren werden.« (Martin Luther)

Oder welche Einflüsse haben hier schon entgegen gewirkt? Sind wir vielleicht schon gar nicht mehr so christlich? Gab es vielleicht gar eine Aufklärung in Europa?

Schalom,
Eli

Hallo.

die ganze Kopftuch-Diskussion ist IMHO lächerlich. Wir leben
in einem Land, welches seit hunderten von Jahren christlich
geprägt ist, unsere Kultur ist entscheidend geprägt von
dementsprechenden Einflüssen.

Ja, ja, die christliche Prägung. Ich habe dennoch die
Hoffnung, dass wir uns langsam von folgenden christlichen
Auffassung über die Frau verabschieden könnnen:

»Das Weib ist ein minderwertiges Wesen, das von Gott nicht
nach seinem Ebenbilde geschaffen wurde. Es entspricht der
natürlichen Ordnung, dass die Frauen den Männern dienen.«
(Kirchenvater Augustinus, hl., 354-430 – einer der
bedeutensten Kirchenlehrer.)

oder »Die größte Ehre, die das Weib hat, ist allzumal, dass
die Männer durch sie geboren werden.« (Martin Luther)

Da gebe ich dir zu 100% recht. Selbst heute gibts das noch en masse in den alten Ländern. Im Osten hat man sich wenigstens Mühe gegeben, die Menschen so aufzuklären und zu erziehen, daß man tatsächlich von emanzipierten Frauen sprechen kann, die auch akzeptiert werden.
Und jetzt? Man fällt zurück ins Mittelalter und verankert in Sachsen (!) Religionsunterricht im Schulgesetz. Eigentlich eine Unverschämtheit, da fast 100% der Schüler eh Atheisten sind.

Oder welche Einflüsse haben hier schon entgegen gewirkt? Sind
wir vielleicht schon gar nicht mehr so christlich? Gab es
vielleicht gar eine Aufklärung in Europa?

Kommt mir nicht so vor :smile:

Guß
Frank

Hi,

die ganze Kopftuch-Diskussion ist IMHO lächerlich. Wir leben
in einem Land, welches seit hunderten von Jahren christlich
geprägt ist, unsere Kultur ist entscheidend geprägt von
dementsprechenden Einflüssen.

So ist es.

Offenbar kann man hier keine Beiträge bewerten. Dieser Beitrag würde von mir jedenfalls ein Sternchen erhalten, ebenso wie weiter unten ein Beitrag von „Mathias“.

Gruß, Infotalk

Die Diskussion können wir notfalls per email führen. Hier ist
alles gesagt.

Hier ist nicht alles gesagt, aber ich führe keine Diskussionen über e-Mail. Haben wir nicht jahrzehntelang gehört und gesagt: „NIE WIEDER“ ?

Ich könnte genügend Argumente bringen, aber diese müßte ich ja belegen - z.B. durch Verweise auf die entsprechenden Seiten. Dann wird mir wieder vorgeworfen - wie früher schon -, daß ich ja „nur“ Zeitungsartikel bringe und keine eigene Meinung dazu habe. Das ist auch nicht eigentlich mein Thema; es ging hier um das Kopftuch.

Also vielen Dank und habe die Ehre,
Infotalk


Beispiele:

HTTP://WWW.FR-AKTUELL.DE/RESSORTS/NACHRICHTEN_UND_PO…

ANTISEMITISMUS IN SCHWEDEN
In Einwanderer-Vierteln der Großstädte gedeiht der Judenhass
Antisemitismus unter Jugendlichen arabischer Herkunft bleibt in Schweden ein Tabu-Thema. Viele Juden wagen nicht mehr, jüdische Symbole offen zu tragen.
(Beitrag ist jetzt nicht mehr online)


http://www.welt.de/data/2003/12/31/217225.html
31.12.03
Frankreichs Juden haben Angst
Frankreich droht zu einem Nebenschauplatz des Nahost-Konflikts zu werden. Vor allem die moslemischen Einwanderer gehen immer aggressiver gegen jüdische Einrichtungen vor


http://www.welt.de/data/2003/11/28/203258.html
Eine Welle des Antisemitismus zieht sich durch Europa
Kritik an Scharon fällt nicht unter „Judenhass“
von Walter Laqueur
London - Antisemitismus ist wieder ein Thema geworden und nicht nur in Deutschland. Synagogen und jüdische Schulen sind angegriffen worden, Mikis Theodorakis, der griechische Komponist, hat erklärt, dass die Juden an allem schuld seien, Scharon warnt, dass die Präsenz von Millionen von Moslems in Europa eine Gefahr für die Juden darstellt.


http://www.ksta.de/servlet/ContentServer?pagename=ks…
Hilferuf aus Amsterdam
04.11.03
In einem Appell wird ein härteres Vorgehen gegen Antisemitismus gefordert.
Amsterdam - „Sie rufen: »Dreckiger Jude, wir werden dich schlachten wie ein Schwein.« Kürzlich warf mir ein Jugendlicher, der ein nordafrikanisches Aussehen hatte, eine volle Cola-Dose gegen den Kopf. Das tat weh. Ich lief aber weiter. Ich reagierte nicht. Ich verabscheue jegliche Form von Gewalt. Aber wenn das so weitergeht, werde ich mit meiner Familie Amsterdam verlassen.“ Der Rabbiner Menachem Sebbag ist nicht der einzige in Amsterdam lebende Jude, dem solches in der niederländischen Hauptstadt widerfährt, wo die meisten der rund 40 000 Mitglieder der jüdischen Gemeinschaft in den Niederlanden wohnen.


03.04.02
http://www.express.de/politik/2541889.html
Arabische Täter überfallen zwei Amerikaner
Orthodoxe Juden auf dem Kuhdamm verprügelt
Berlin (dpa) - Zwei 21 Jahre alte orthodoxe Juden sind auf dem Berliner Kurfürstendamm von vermutlich arabisch-stämmigen Tätern angegriffen worden.
Die sieben oder acht Angreifer hatten die Juden bereits am Ostersonntag verprügelt, teilte die Polizei am Dienstag mit.


Hi,

es geht mir nicht um die „christliche Prägung“ als solche. Es ist nur unbestreitbar daß die römisch-katholische und die evangelische Kirche nun mal über hunderte von Jahren den größten Einfluß auf unsere Kultur und unsere Denkweise hatten.

Deswegen sind wir keineswegs alle Christen, vor allem ist das was Du da zitierst nun wirklich so überholt daß selbst gläubige Menschen das nicht unterschreiben würden.

Aber wir haben eine bestimmte Art zu leben, es gibt Auffassungen und Regeln, die in unserer Kultur gelten. Und diese müssen wir nicht erklären oder rechtfertigen.
Wenn es dazu führt daß wir hier eben ungern Kopftücher in der Schule sehen wollen, weil wir der Meinung sind daß dadurch etwas symbolisiert wird, was wir aus unseren Schulen heraushalten wollen, dann sehe ich nicht warum das nicht ohne größere Diskussion so möglich ist.

Ein Saudi muß sich auch nicht dafür rechtfertigen daß er in seiner Schule kein Kreuz an der Wand hängen sehen will - das ist ja auch akzeptiert.

Gruß,

MecFleih

Hi McFleih,

ich kann dir nicht ganz zustimmen, daß wir hier alle christlich geprägt sind.
Die Kirche hat zwar über Jahrhunderte versucht, auf die Menschen Einfluß zu nehmen, aber die Entwickluing ging eindeutig in die Gegenrichtung. Im Gegenteil hat man sich also dagegen gesträubt, vom Christentum geprägt zu werden.
Genau darum auch meine Kritik zu Kreuzen und ähnlichem Aberglauben in Schulen. Wäre ich Schüler, würde ich wahrscheinlich nur im Vampuirkostüm solche Zimmer betreten. Getreu dem Motto: „Wenn schon Schwachsinn, dann ordentlich“
Es gibt genügend am Blendwerk von Sekten (die Kirche ist nix anderes) zu kritisieren. Die Menschen sollten zur Objektivität erzogen werden, nicht zum Aberglauben. Eine institutionelle Einrichtung sollte sich für solchen Schnickschnack nicht benutzen lassen. Private Kleidungsstücke sind da etwas anderes. Ein Kopftuch verstößt nicht gegen gute Sitten. Wenn es von Lehrern bewußt dazu verwendet werden würde, um zu missionieren, wäre es wiederum fehl am Platze. Daran zweifle ich aber.

Gruß
Frank

Servus Mec,

Es geht mir auf den Keks wenn - letztens passiert - in einer
Kneipe ein als Ausländer erkennbarer Mitbürger meine Freundin
bedrohlich anlabert, ich komme ihr natürlich zur Hilfe, und
werde von 3 anderen Kneipenbesuchern gefragt ob ich etwas
gegen Ausländer habe…

ja, gegen solche (ausländische) Flegel habe ich natürlich auch was. Und gegen ähnlich handelnde inländische Flegel wie grölende Fußballfans die jungen weiblichen Mitbürgern in den Hintern zwicken wenn sie so unvorsichtig sind und den selben Straßenbahnwagon benutzen.

Auf der anderen Seite… wir haben seit 2 Monaten einen neuen Mitarbeiter, einen Inder in unserer Firma. Seine Kultur ist mir fremd (da weiß ich ja über die Kultur der Muslime zehn mal mehr). Er trägt einen kleinen Turban, und ich bin mir beinahe sicher, privat hat er traditionelles Gewand. Also wirklich unangepasst an unsere Leitkultur (zu der später). Aber gegen ihn hat (von uns Kollegen) niemand was. Er ist halt ein wirklich netter freundlicher junger Mann.

Klar worauf ich hinaus will?
Ich schwafele eh schon, also ist es schon egal… da kann ich gleich von einer Szene eines Theaterstückes erzählen, auch wenn ich mich nicht mehr erinnern kann wie es heißt den Autor weiß ich: Arthur Schnitzler. (Man muss bedenken, das spielt vor dem NS-Wahnsinn) Da sitzen zwei Juden in einem Kaffeehaus und herein kommen junge deutsche Studenten. Sie flegeln herum und singen laut Lieder. Unsere beiden Juden haben nur verächtliche Blicke für sie. Aber dann löst sich die Gesellschaft schnell auf und übrig bleibt nur ein Deutscher. Er nimmt bei unseren Juden Platz und schnell erkennen sie (und das Publikum) es ist ein ziemlich netter Mensch. Auch er geht und lässt unsere beiden Juden ziemlich nachdenklich zurück. Einer von ihnen meint, eine Gruppe z. B. polnischer Juden würde sich kaum weniger arg als die deutsche Gruppe aufführen. Sie kommen zu dem Schluss: Nette Menschen sind überall die Mehrheit. Nette Gruppen (Staaten usw.) meist die Minderheit. Ein bemerkenswerter Gedanke.

Achja, Kopftücher… Ich glaube je weiter südlich man kommt, umso unverständlicher ist einem die Kopftuchargumentiererei. Das Bild meiner Großtante ist noch frisch: Sie trug immer Kopftuch, wie die meisten Frauen ihren Alters. Weiter südlich in Italien hätten sehr viele Mitbürgerinnen etwas gegen Kopftücherverbote.

Ich erwarte aber andererseits eine Integrationswilligkeit,
dazu gehört daß man z. B. die Sprache des Landes, in dem man
lebt, lernt (heißt ja nicht dass man nicht untereinander seine
Heimatsprache sprechen darf) oder sich auch ansonsten den
Gepflogenheiten soweit anpasst dass sich nicht eine Enklave
bildet, die sich mehr oder weniger völlig abkapselt.

Ich habe auch etwas gegen die Ghettobildungen. Es sollte halt beides sein: Zur Pflege der eigenen Kultur und Sprache zusammenkommen, aber auch der Kontakt zu Österreichern ist wichtig. Da lernt sich die Sprache fast von selbst.

Achja, Leitkultur… Dass das Wort in Österreich nie populär geworden ist hat vielleicht nur einen Grund. Die Österreicher hören Leit und verstehen Leute… also Leutekultur. Ich kann nichts dafür, aber ich muss jedes mal ein wenig grinsen wenn ich das Wort höre :wink:

Aber jetzt gute Nacht
Servus
Herbert

Servus Herbert,

hab gerade einen interessanten Artikel dazu im „Standard“ gefunden:

" Auch wenn hierzulande muslimische Väter oder Brüder Mädchen dazu zwingen, sich außer Haus zu verhüllen, entspringt das demselben Geist, und es wäre wünschenswert, dass österreichische Institutionen Mädchen, die sich diesem Diktat entziehen wollen, Hilfestellung leisteten. Mit einem Kopftuchverbot ist diesem Problem aber nicht beizukommen, da die Mädchen dann aus den Schulen genommen und entweder zu Verwandten ins Herkunftsland abgeschoben oder an einen Mann mit ähnlich patriarchaler Lebensvorstellung verheiratet werden. Und das, noch bevor sie in den Genuss einer Befreiung per Verordnung kommen."
(Barbara Frischmuth)
http://derstandard.at/Zeitung/

Darüber sollten mal alle jene nachdenken, die von Verboten träumen, um die „Freiheit“ zu garantieren.

Gruss Harald

Hi!

es geht mir nicht um die „christliche Prägung“ als solche. Es
ist nur unbestreitbar daß die römisch-katholische und die
evangelische Kirche nun mal über hunderte von Jahren den
größten Einfluß auf unsere Kultur und unsere Denkweise hatten.

Deswegen sind wir keineswegs alle Christen, vor allem ist das
was Du da zitierst nun wirklich so überholt daß selbst
gläubige Menschen das nicht unterschreiben würden.

Aber wir haben eine bestimmte Art zu leben, es gibt
Auffassungen und Regeln, die in unserer Kultur gelten. Und
diese müssen wir nicht erklären oder rechtfertigen.
Wenn es dazu führt daß wir hier eben ungern Kopftücher in der
Schule sehen wollen, weil wir der Meinung sind daß dadurch
etwas symbolisiert wird, was wir aus unseren Schulen
heraushalten wollen, dann sehe ich nicht warum das nicht ohne
größere Diskussion so möglich ist.

Was sollen mir diese Zeilen sagen?
Etwa: Das haben wir immer schon so gemacht… Das haben wir noch nie anders gemacht…

Die Römer haben über 700 Jahre an „ihre“ Götter geglaubt und haben „ihre“ Kultur gelebt und haben die Gesellschaft nach „ihren“ Regeln geprägt. Wie gesagt: über 700 Jahre lang. Dann kamen „Andersgläubige“ nach Rom; „Andersgläubige“, die keine andere Religion neben sich für tolerabel hielten. Die Römer wehrten sich gehen diese „Andersgläubigen“, schlugen sie ans Kreuz, ließen sie in der Arena von wilden Tieren töten (heute nennen wir diese geopferten Menschen interessanterweise „Märtyrer“) und verboten die Symbole. Aufgehalten haben die Römer damit nichts. Auch wenn sie sich auf 700 und mehr Jahre eigenständiger Kultur und religiöser Prägung berufen hätten.

Es gibt immer wieder expansive Religionen, und zur Zeit ist der Islam die expansivste Religion (siehe z.B. die Re-Reconquista Spaniens sowie die zunehmenden islamischen Einflüsse in Mittel- und Westeuropa, in Afrika südlich der Sahara, in Zentralasien, in Südostasien). Ein Rückzug auf Argumentationen wie „christliche Prägung unserer Gesellschaft über Jahrhunderte“ ist so ziemlich das stumpfste Argument, was man vorbringen kann.

Grüße
Heinrich

Servus Harald,

Servus Herbert,

hab gerade einen interessanten Artikel dazu im „Standard“
gefunden:

" Auch wenn hierzulande muslimische Väter oder Brüder
Mädchen dazu zwingen, sich außer Haus zu verhüllen, entspringt
das demselben Geist, und es wäre wünschenswert, dass
österreichische Institutionen Mädchen, die sich diesem Diktat
entziehen wollen, Hilfestellung leisteten. Mit einem
Kopftuchverbot ist diesem Problem aber nicht beizukommen, da
die Mädchen dann aus den Schulen genommen und entweder zu
Verwandten ins Herkunftsland abgeschoben oder an einen Mann
mit ähnlich patriarchaler Lebensvorstellung verheiratet
werden. Und das, noch bevor sie in den Genuss einer Befreiung
per Verordnung kommen.
"
(Barbara Frischmuth)
http://derstandard.at/Zeitung/

Darüber sollten mal alle jene nachdenken, die von Verboten
träumen, um die „Freiheit“ zu garantieren.

hmmm, ja natürlich. Zwang ist mir zwar immer ein bißchen sehr zuwider, aber der umgekehrte Zwang, das Verbot kann es ja auch nicht sein.

Ich glaube aber, das Kopftuchverbot hat andere Gründe. Da spielt wohl die Angst mit, die Kinder könnten von einer fremden Religion angesteckt werden. Wenn es so einfach wäre, bräuchten Pfarrer nur große Kreuze mitschleppen… Man unterstellt da Lehrer(innen) sie wollten ihre Religion verbreiten und das glaub ich jetzt ganz einfach nicht. (Da hätt ich auch was dagegen)

Da mag ich jetzt einen Exbundeskanzler zitieren: ‚Es ist alles sehr kompliziert!‘

Servus
Herbert