Moin,
bei über 4 Millionen Arbeitslosen sehe ich -im Moment- die
Ausbildung der Akademikerin nur als Abschiebung aus den
Arbeitslosenzahlen. Faktisch wird die Dame nicht gebraucht
… im meine, die Gesellschaft als Ganzes gesehen … oder
liege ich da falsch ?
Ja. Es gibt ganze Branchen in Deutschland, die händeringend nach Facharbeitern suchen. „Facharbeitermangel“ wurde bereits als mögliche Bremse für einen deutschen Wirtschaftsaufschwung ausfindig gemacht. Ein anderes Beispiel in dem traditionell viele Frauen beschäftigt sind, wäre „Lehrer“. Es gibt viele Fachbereiche, in denen sich ein Lehrermangel abzeichnet, beziehungsweise bereits eingetreten ist. Da hilft es dann gesamtgesellschaftlich gesehen auch nicht, wenn ich auf der anderen Seite Hunderttausende von arbeitssuchenden Bergarbeitern, Lastkraftfahrern und Handelsfachpackern über 50 habe. Oder willst du die jetzt alle zu Englischlehrern umschulen?
Das ist richtig. Deshalb bin ich auch grundsätzlich für die
Abschaffung des Splittings.
ok, ist ne Frage der Definition und der Verlässlichkeit.
Nein, das ist eine Frage des politischen Willens. So lange wie die Mehrzahl der Politiker vom Steuersplitting profitiert, wird es keine Abschaffung desselben geben.
Familien haben sich gebildet und
haben im Vertrauen auf die langfristige Finanzierbarkeit der
Familie Kinder großgezogen.
Familien lassen sich von Doppelverdienern wesentlich besser und vor allem sicherer finanzieren. Zudem bezieht sich das Splitting ja nur in geringem Maße auf Familien mit kleinen Kindern.
Ein Elternteil hat seine „Karriere“
dem Staat zur Verfügung gestellt. Das soll jetzt entfallen ?
Was haben jetzt Beamte oder Angestellte im öffentlichen Dienst damit zutun?
Letztendlich sieht die Realität
nämlich so aus, dass dein Maurer gemeinsam mit dessen Frau,
die vielleicht noch an der Supermarktkasse aurbeitet, weil das
Gehalt sonst nicht reicht, genau so viel Steuern zahlen muss,
wie der Akademiker, der seine Fensterbilder bastelnde Hausfrau
von der Steuer absetzt (egal ob Kinder da sind oder nicht).
und hier soll die Abschaffung des Splittings helfen ? Also
hier sehe ich keinen Unterschied. Mein Maurer kann auch seine
Frau absetzen … gleiches Recht für alle.
Wenn die Frau des Maurers aufgrund dessen mageren Gehalts mitarbeiten muss , dann kann der Maurer gar nichts absetzen. Je höher das Gehalt, deste mehr rentiert sich das Steuersplitting. Für die unteren Einkommensschichten bringt das Splitting in barem Euro betrachtet relativ wenig.
Splitting hatte ein Ziel. Das Ziel wird nicht erreicht,
deshalb kann man sicher für neue Ehen das Splitting abschaffen
sofern beide arbeiten.
Zunächst sollte man das Splitting für alle abschaffen, die keine Kinder im schulpflichtigen Alter im Haus haben, die kostenlose Krankenversicherung ebenfalls.
Aber Deine Gedanken laufen letztlich auf einen Zwang
hinaus oder ?
Was für einen Zwang? Ich wäre schon froh, wenn jede Frau, die einer normalen Vollbeschäftigung nachgehen will , eine sichere Betreuung für ihre Kinder hätte, und zwar auch nach 15:00, auch wenn das Kind krank ist und auch in den Ferien.
Da sind insgesamt ca. 1880 Euro , die der Gesellschaft
entgehen würden, wenn diese Frau nicht arbeiten würde, und
ja, WENN sie arbeiten würde und WENN sie wg. Kind heute schon
zu hause bleiben würde. Und gerade das hatte ich ja
bezweifelt. Sie wird nicht auf den Job verzichten wenn sie
denn RICHTIG Geld verdienen würde. Mit dem von Dir
beschriebenen Einkommen würde sie eher mit Erziehungsgeld
daheim bleiben.
Vielleicht ist dir das nicht klar, aber die meisten Frauen, die in den Erziehungsurlaub gehen, hatten ja bereits einen Job. Jeder Arbeitgeber knirscht mit den Zähnen, wenn eine Fachkraft, die auf ihrem Arbeitsplatz und im Team eingespielt und fähig ist, gehen muss , weil sie keine Kinderbetreuung findet. Dem Wirtschaftsunternehmen fällt dann die Aufgabe zu, einen neuen Arbeitnehmer zu finden, der den Platz einnimmt, diesen dann erstmal anzulernen (was je nach Qualifikation mehrere Monate dauern kann), dann die unsichere Situation, was nach Ablauf der Elternzeit passiert, ob also die Frau dann wiederkommen will, und falls ja, überhaupt kann, was wiederum an der Verfügbarkeit adequater Kinderbetreuung liegt, usw. Ist dir klar, was aus dieser Situation für ein wirtschaftlicher Schaden entsteht?
Allein für die Lohnsteuer von 560 Euro solltes es dem Staat
möglich sein, einen ordentlichen Kitaplatz anzubieten. Die
Einzahlungen in die Versicherungssysteme wären somit das fett
Plus für die Gesellschaft.
DASS es nicht so ist, siehst Du an den Problemen mit den
heutigen Kindergartenplatzgarantien.
Nein, dass das so ist beweist, dass der Mangel an Kindergartenplätzen eben kein finanzielles Problem ist, wie der Ursprungsposter uns hier weismachen wollte.
Gruß
Marion