Kruzifix - Friedhof

Hallo!

Nachdem einige in dem Thread „Kruzifix“ diese als Folteropfer ansehen, so möchte ich als Christ einen Denkanstoss dazu geben und es wäre schön, wenn gerade diejenigen nachdenken, die gegen ein Kruzifix sind.

Wenn das Kruzifix in den Schulen, Kindergärten etc. entfernt werden soll, wie wird dann in Zukunft der Friedhof ausschauen? Ich bitte diesen Thread öffentlich zur Diskussion beizugeben.

Gruss

Petra H.

Hallo,
ich denke, Friedhöfe sollten grundsätzlich verboten werden.
Es ist nicht möglich, mit einem Kind über einen Friedhof, allzu oft die einzige Ruheoase im Lärm unser westlich-dekadenten Großstädte, zu spazieren, ohne mit dem Tod konfrontiert zu werden.
Ich denke, es sollte meiner individuellen Entscheidung als Erziehungberechtigte überlassen werden, wann und in welcher Form ich das tue, ohne mit von anderen vorschreiben lassen zu müssen, woher ich spaziere.
Auf jeden Fall sollte man nicht nur von religiösen Symbolen jeder Art (die Problematik des Kreuzes wurde ja weiter unten zu deutlich gemacht. Die betenden Hände von Dürer könnten vielleicht als ein Aufruf zur Passivität interpretiert werden, Engel gibt es nicht) Anstamd nehmen und auch von den Geburtsjahren sollten man absehen. Wie sollte ich meinem Kind den Schrecken nehmen, wie mit seinen doch wohl berechtiten Existenzängsten umgehen, wenn es mit Lebensdaten konfrontiert wird, die entweder auf ein extrem kurzes, oder, aufgrund der Unmenschlichkeit religiös fanatisierte Sterbehilfegegner, auf ein zu langes Leben hinweisen? Das halte ich alles für sehr problematisch, allerdings könnten die Friedhofsbetreiber ja Psychologen einstellen, die wenigstens den gröbsten Schaden von meinen Kindern nehmen.
Auch Sinnsprüche, z.B. „gekämpft und doch verloren“ sollten nicht mehr erlaubt werden, scheinen sie doch zu sehr meinem Kind das Selbstvertrauen zu nehmen.
Fotos sollte man auf gar keinen Fall erlauben, wie schrecklich, wenn mein Kind mit dem Foto eines Menschen, der im blühenden Leben steht, konfrontiert ist. Natürlich auch keine Hinweise auf die Todesart, es sollten eh alle, die irgendwie krank sind, schon nicht mehr auf die Straße dürfen, um wieviel weniger sollte man es erlauben, mit seiner Todesart hausieren zu gehen.

Kurzum, Friedhöfe sollte man ganz verbieten. Insbesondere innerstädtische Friedhöfe, das verrät oft schon die NÄhe zu einem Kirchengebäude, sind in ihrer Tradition derart christlich, dass sie nicht Christen beleidigen könnten. Das Christentum ist ja eh zu sehr auf den Tod fixiert, was nicht-Christen geradezu traumatisiert. HIer ist höchste Sensibilität und Toleranz geboten.
Die Friedhöfe sollten zu weltanschaulich neutralen Parks umgewandelt werden, sicherlich bietet sich auch Platz für das einen oder andere innerstädtische Wohnhaus.

Ausschließlich die Form der Feuerbestattung sollte zukünftig erlaubt sein, eine Urne darf dann noch zuhause aufgestellt werden. Ich nehme an, auch diese Urnen sollten neutral gestaltet sein, besteht doch die Gefahr, durch eine eventuelle religiöse Symbolik das atheistische Nachbarskind oder den anders gläubigen Versicherungsvertreter zu traumatisieren. Eventuell allerdings gibt es zukünftig auch eine Art Haftpflichtversicherung für religiöse UNfälle.
Eine Kommission für weltanschauliche Neutralität sollte alles weitere regeln: Inwiefern sind Zeitungsanzeigen noch erlaubt, welche Farben darf ein Trauender tragen, ist öffentliches Weinen erlaubt?
Dies würde auch Arbeitsplätze schaffen, denn eine eigene, besonders geschulte weltanschauliche neutrale Sittenpolizei muss geschaffen werden!

Aber sind die Friedhöfe erst einmal weg, ist schon viel gewonnen.

Grüße
Taju

Hallo,

nun - man muß ja nicht auf einen Freidhof gehen, wenn man nicht mag. Im Gegensatz zu Schulen und Kindergärten kannman die ja ohne Weiteres zu Lebzeiten meiden. Und hinterher ist es eh egal.
Ich finde, man sollte da schon ein wenig die Kirche im Dorf lassen und auch traditionelle Gegebenheiten respektieren. Und da gehört nun einmal dazu, daß Christen bei der beerdingung chtistliche Symbole aller Art nutzen.
Ich hätte herlich gesagt auch nie den Kruzufixkrieg in den Schulen angezettelt - auch wenn ich kein Katholik bin. Denn wenn jemand in einem von christlichen Tarditionen geprägtem Land nicht in der Lage ist, historische Traditionen zu ertragen - dann ist er falsch hier im Lande. Das muß man so knallhart sagen dürfen. Ein Volk - auch unseres - findet seine Gemeinsamkeit und sein Zusammengehörigkeitsgefühl immer aus auch seiner gemeinsamen geschichte heraus. Und wer diese unsere deutsche Geschichte verleugnen will - der ist falsch hier, der kann nach Saudiarabien oder in den Iran auswandern, wenn er möchte.

Es geht doch dabei gar nicht um die Glaubensfreiheit - ich muß keinesfalls Christ sein, um den Anblick einer Kirche, eines Kreuzes oder eines Kruzufixes ertragen zu können. Genau so wenig, wie ich Moslem sein muß, wenn ich eine Moschee sehe oder den dortigen Gebetsruf höre.
Für mich geht es vielmehr darum, den Charakter und die Geschichte dieses Landes umschreiben zu wollen - und dagegen werde ich mich wehren. Immer.

Gernot Geyer

Hallo,

Ich hätte herlich gesagt auch nie den Kruzufixkrieg in den
Schulen angezettelt - auch wenn ich kein Katholik bin. Denn
wenn jemand in einem von christlichen Tarditionen geprägtem
Land nicht in der Lage ist, historische Traditionen zu
ertragen - dann ist er falsch hier im Lande. Das muß man so
knallhart sagen dürfen.

Natürlich darf man das sagen. Nur gibt es mMn einen Unterschied zwischen den durch religiöse Tradition entstandenen Symbolen, etwa an Kirchen (oder den Kirchen selbst) im öffentlichen Raum und christlichen Symbolen in staatlichen Einrichtungen wie Schulen uä. In Letzteren hat christliche - aber auch islamische, buddhistische… - Symbolik absolut nichts zu suchen. Der Staat hat dort für eine weltanschaulich neutrale Umgebung zu sorgen. Das halte ich für essenziell.

Amy

Du hast vollkommen Recht, liebe Taju, doch möchte ich noch auf eine weitere Möglichkeit hinweisen, die Dir, als in Österreich und also dem Meere fern Lebende, möglicherweise nicht in den Sinn gekommen ist:
Die Seebestattung umgeht die allermeisten der vor Dir so luzide aufgezeigten und benamsten Probleme, denn die Urne muss sich binnen 24 Stunden auflösen, damit sie nicht möglicherweise in den Netzen eines Krabbenkutters oder Heringstrawlers hängenbleibt. Deren Käptn könnte sich dann nämlich versucht fühlen, die Urne als Blumenvase in seinem Vorgarten aufzustellen.

So könnte man auch auf die Dauer die Heringslogger, die wegen der andauernden Überfischung der Meere irgendwann nicht mehr gebraucht werden, umrüsten zu Begräbnisschiffen. Denn es würde sich ein erheblicher Seebestattungstourismus entwickeln.

Man könnte die von Dir angedachten Entwicklungen konsequent zu Ende denken. Mir ist freilich noch nicht ganz klar, zu welchem Ende wir dann kommen - doch einen Versuch ists allemal wert!

Gruß - Rolf

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Hallo,

In Letzteren hat

christliche - aber auch islamische, buddhistische… -
Symbolik absolut nichts zu suchen. Der Staat hat dort für eine
weltanschaulich neutrale Umgebung zu sorgen. Das halte ich für
essenziell.

Amy

Neutralität ist ein Ideal das niemals erreicht werden kann. Und umso krampfhafter man dies versucht, desto schlimmer sind die Konsequenzen.

Ich bin zwar kein Freund von Kruzifix etc. in der Schule, sprich, ohne wär mir lieber. Aber kratzen tuts mich jetzt auch nicht, achtet man halt nicht drauf.

Es ist für mich schon ein Unterschied ob da jetzt ein Kruzifix hängt, das man ignoriert oder nicht, und auf das, sofern man den Religionsunterricht besucht, mal die Lehrerin zur Erklärung zeigt - oder ob man morgens zum Gebetsapell davor stehen und beten muss…
(bzw. rumdödeln wenn man nicht der Glaubensgruppe angehört).

Aber weder bin ich, noch habe ich vor meine Kinder zu hirnlosen Zombies zu erziehen, welche sich aufgrund einer Lehrerin, die Kopftuch trägt, sofort dazu bemüßigt fühlen fanatischer Muslim zu werden und Frauen zu unterdrücken :wink:
(oder fanatischer Christ weil die Lehrerin ein Kreuz um den Hals trägt…)

lg
Kate

Moin,

Wenn das Kruzifix in den Schulen, Kindergärten etc. entfernt
werden soll, wie wird dann in Zukunft der Friedhof ausschauen?

Gibt es für dich irgend eine grundlegende Gemeinsamkeit zwischen den Einrichtungen Schule, Kindergarten und Friedhof, oder wie kommst du jetzt ausgerechnet darauf?

Gruß
Marion

Hallo,

Dein Erklärungsversuch weiter unten war ja ganz nett gemeint und ich habe ihn auch deshalb besternt.

Nachdem einige in dem Thread „Kruzifix“ diese als Folteropfer
ansehen, so möchte ich als Christ einen Denkanstoss dazu geben
und es wäre schön, wenn gerade diejenigen nachdenken, die
gegen ein Kruzifix sind.

Wenn das Kruzifix in den Schulen, Kindergärten etc. entfernt
werden soll, wie wird dann in Zukunft der Friedhof ausschauen?

Also das ist doch keine ernste Frage, oder doch? Also ich persönlich kann komplett zu 100% auf Friedhöfe verzichten (wenn die guten Eigenschaften erhalten blieben, siehe weiter unten), da ich darin keinerlei Sinn sehe - abgesehen von einer Abschiebung eines Schmerzgefühls auf eine Lokalität ausserhalb des „normalen“ Lebens. Die tiefenpsychologische Bedeutung (als Sinn) habe ich nicht parat.

Schön finde ich an innerstädtischen Friedhöfen allerdings den begrünenden Charakter mit manchmal wunderschönen altem Baumbestand und der Möglichkeit mal in Ruhe irgendwo zu sitzen, wenn einem nicht gerade zum Singen zu Mute ist.

Auch gibt es da auf städtischen Friedhöfen durchaus sehenswerte Kunstwerke. Da gibt es mehr schöne Frauen (in Stein) als im Rathaus (um mal einen anderen öffentlichen Ort zu nennen).

Ich bitte diesen Thread öffentlich zur Diskussion beizugeben.

Leider, und da gebe ich Dir recht, dominieren auch auf katholischen Friedhöfen die Kruzifixdarstellungen, mit weitaus schrecklicheren Darstellungen als die in Kindergärten. (siehe Liste von Pendragon)

Als ich da neulich mit meiner Tochter spazieren ging, musste ich eben dauernd sagen, das ist ein komisches Bild (weil, wer malt schon schlimme Sachen), oder…ich weiss auch nicht warum da einer hängt. Mit drei Jahren ist sie noch zu klein um Deine Erklärung zu verstehen. Die nehme ich dann später.

Da gibt es ja auch die ganze Trauerei beim Begräbnis etc. eigentlich paradox, da das ja, wenn man fest glaubt, doch eher ein Glückstag sein sollte?

Naja, die Trauer ist sicherlich etwas Natürliches für die Hinterbliebenen, wenn der Verstorbene liebevoll war. Insofern kann die Ganze Schmerzverarbeitungstradition mit Friedhofbesuch etc ruhig bleiben.

Schön wäre sicherlich, wenn die Friedhofsordnung dann auch fröhliche und buntere Erinnerungskunstwerke als Kruzifixe erlauben würde.

Gruss
Eencockniedo

Sorgt euch nicht…
um die zukünftige Gestaltung der Friedhöfe. Es lohnt nicht der Mühe.

Die Tendenz geht eindeutig in Richtung anonyme Bestattung und, wie Rolf schon schrieb, Seebestattung. Oder Verwirbelung im Wind, oder streuen auf die Wiese, oder sonst was.

Und das hat vor allem viel mit Geld zu tun, das man nicht ausgeben will und nichts mit Glaube oder Kultur.

LG, Karin

Hallo Kate,

Neutralität ist ein Ideal das niemals erreicht werden kann.
Und umso krampfhafter man dies versucht, desto schlimmer sind
die Konsequenzen.

Das wird für menschliche Weltanschauungen wohl immer gelten, aber doch nicht für die Ausgestaltung von Räumen oder für das Kruzifix am Hals der Lehrerin. Diese Dinge kann man durchaus neutralisieren und sollte das auch tun. Soweit ich weiß, ist der Staat dazu rechtlich verpflichtet. Ich bin dabei aber nicht ganz sicher.

cu Amy

Hallo,

und genau darüber könnte man trefflich streiten, was wo etwas zu suchen hat.
Es geht wohlbemerkt micht um die Anerziehung eines Glaubens - da hat die Schule weitgehend neutral zu sein.

Absolute Neutralität gibt es ja eh nicht - weil wir dann den halben Unterricht in geschichte und Literatur streichen müßten. Und irgendwie spielen da ja immer Wertungen mit rein, wenn man die positiven oder ach negativen Einflüse der Religion auf bestimmte Aspekte des LÖebens in einer bestimmten Zeit behandeln will. Ansonsten wäre Geschichte ja nur eine sinnlose Aneinanderreihung von Jahreszahlen - und davon wollten wir ja eigentlich mal weg.

Und insofern hat auch das Kruzifix in der Schule einen geschichtlichen Hintergrund. Weshalb sollte der verschwiegen werden? Man sollte ja die Jugend auch zum eigenständigen Denken erziehen und dazu, sich mit bestimmten Dingen selbst auseinanderzusetzen und selbst Partei zu ergreifen.
Mir waren damals des Pastors Geschichten zu blöd - das habe ich dem ins Gesicht gesagt. Und meine Mutter hat es akzeptiert und meine Großeltern auch (die allerdings nur recht widerwillig). Und so bin ich nicht konformiert - das war damals bei uns auf dem Dorf noch ne große Ausnahme. Hat Gott halt Pech gehabt - weshalb hat er auch keinen Fähigeren von seinem Fußvolk da eingeteilt, dann wäre es eventuell anders gelaufen. Was soll es - man kann nicht mit jeder Entscheidung warten, bis man erwachsen ist. Und da sind Denkanstöße irgendwelcher Art nie verkehrt.

Gernot Geyer

Hallo Petra,

also mir persönlich wäre es egal, wo meine Reste mal liegen.
Biomasse, mehr ist es nicht.
Ich kann aber Leute verstehen, die einen Friedhof möchten und brauchen.
Immerhin ist der Friedhof ein stilles Natur-Refugium, manchmal inmitten der Großstadt. Ein Ort der Besinnung, für viele.
Deshalb besuche ich auch öfter mal Friedhöfe, die mich, direkt, absolut nichts angehen.
Was ich nicht leiden kann, ist die Darstellung von Reichtum und Macht anhand des Grabsteins, über den Tod hinaus.
Nun ja, jede Zeit hat ihre Traditionen.

Was ich nicht verstehen kann ist der Zusammenhang zwischen Kruzifix und Friedhof, den du ins Spiel bringst.

Neutral gesehen ist der ans Kreuz genagelte Jesus, eine Darstellung von übelster Gewalt und Folter. Übrigens im alten Rom eine übliche Stafe für Schwerverbrecher und Aufrührer.

Nach christlicher Anschauung ist Jesus für uns diesen Weg gegangen, um uns zu erlösen.
Es gibt keinen Grund, dieses schwere Opfer, dadurch zu entwerten, dass man ein Abbild davon an allen möglichen Ecken und Enden anbringt.

Gruß, Nemo.

Hallo Nemo,

das ist sicher wahr. Und es ist eigentlich auch ein schlechter Witz, daß ausgerechnet das Kreuz zum Symbol der Christenheit wurde, dieses olle Ding, an dem die Römer Verurteilte aller Art umbrachten. Aber Geschichte ist nun einmal nicht unbedingt logisch und Religion schon überhaupt nicht.
Andererseits_ Kreuz und Kruzifix - das ist eine Symbolik, die jeder versteht und die unverwechselbar ist. Zudem drückt sie den Kern des Christentums aus - die Kreuzigung.

Im Übrigen denke ich, man sollte nicht allzu blauäugig sein. Es gibt haufenweise Gewaltdarstellungen - kaum ein Film und kaum eine Nachrichtensendung kommt ohne aus. Dagegen ist das Kruzifix ne harmlose Sache.

Gernot Geyer

Hallo petra,

wann warts du das letze mal auf einem friedhof in einer nicht sehr traditionel geprägten gegend? viele kreuzdarstellungen findet man da nicht. rosen und manchmal handwerkssymbole, inzwischen oft natursteine mit nichts als dem namen und den daten, ohne ein kreuz vor dem sterbetag. und trotzdem ist das ambiente genauso friedhöflich wie ein friedhof mit vielen kreuzdarstellungen.

PS: mich haben die doch sehr deftigen barocken kruzifixe in den zimmern meiner oma und die martyrien der verschiedenen heiligen in der barockkirche im ort meiner oma (margareta auf dem feuerros als hauptdarstellungt) nie erschreckt und den heiligen sebastian mit den pfeilen habe ich regelrecht geliebt. angst hatte ich nie. ich denke das hat damit zu tun, das die darstellungen in einer traditionell katholischen lebenswelt(wie in meinem fall auch kriegserzählungen oder das kaninchenschlachten) so selbverständlich waren, das man nie versucht hat, sie vor mir zu verbergen. (ich warte nur darauf, das das betreten von barockkirchen für kinder unter 6 jahren verboten und für unter 14 jährige nur mit begleitung eines erwachsenen gestattet wird…)

ich bin dagegen, das die kreuze wegen vermeintlicher grausamkeit entfernt werden. wer in einer traditionell katholischen gegend lebt, muss das akzeptieren und seinen kindern das zumuten (bzw. rechtzeitig dafür sorgen, das sie das kreuz nicht als grausam sondern als teil ihrer umwelt sehen). ob ein kreuz im klassenzimmer einer staatlichen schule den anspruch der säkularität erfüllt, mag ein anderer punkt sein, in einem katholischen kindergarten muss man kruzifixe akzeptieren.

Sama,

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Petra,

…wie wird dann in Zukunft der Friedhof ausschauen?

Das weiß ich nicht.
Das Aussehen der Friedhöfe wird sich wie vieles andere auch letztlich nach dem Empfinden des Volkes ändern.

Vielleicht gibt es in einigen Generationen keine Freidhöfe mehr, sondern Seelenwälder, Orte an denen die Toten begraben werden, es aber keine sichtbaren Grabstätten mehr gibt.

Der tote Körper muß irgendwie beseitigt werden.
Wie ist eigentlich egal. Zum Gedenken an den Verstorbenen bedarf es eigentlich keines Grabes.
Glaubt den die Christenheit nicht an die Auferstehung?! Müßte nicht erst recht ein Christ kein Grab brauchen?

Mir sind typische Friedhöfe eher zuwider, weil der Kult, der dort getrieben wird sehr wenig mit der inneren Verbindung zum Verstorbenen zu tun hat.

Das Kreuz als christliches Symbol achte ich wohl, die Gestalt Jesu daran festgenagelt empfinde ich allerdings als Qual und nicht als Erinnerung an Erlösung.

Das ist ein Punkt, der mich zum Kirchenaustritt bewegt hat.
Ich kann nicht damit auskommen, daß jemand gequält wird und sterben muß, damit es mir besser geht. Das ist für mich keine Glaubensgrundlage.

Gruß Steffi

BS"D

Hallo Petra,

immer wenn ich einen Friedhof besuchen, befindet sich dort nicht ein Kreuz geschweige denn ein Kruzifix :wink:

Wenn das Kruzifix in den Schulen, Kindergärten etc. entfernt
werden soll, wie wird dann in Zukunft der Friedhof ausschauen?

Mh, nennt man das Eigentor? Wie dem auch sei, es gibt Friedhöfe verschiedenster Religionen, Konfessionen und auch für Nichtreligiöse. Nur bei einigen wenigen davon gibt es Kruzifixe. In diesem Sinne sollte man es eben wie mit den Friedhöfen halten und Kruzifixe dort belassen, wo alleine die sind, die daran glauben.

PS. Dennoch bin ich nicht dafür nun alle Kreuze und Kruzifixe zu demontieren, da deren Vorhandensein eben auch zu Europa gehört.

BS"D

Hallo Gernot,

weiter oben habe ich ja schon geschrieben, dass ich auch gegen eine unbedachte Demontage bin, aber…

[…] Denn
wenn jemand in einem von christlichen Tarditionen geprägtem
Land nicht in der Lage ist, historische Traditionen zu
ertragen - dann ist er falsch hier im Lande.

… wie gehst du dann mit der Vernichteten Tradition um? Immerhin war es nicht so lange her, dass die meisten jüdischen Kinder in jüdische Schulen gingen und eben nicht unter dem Kruzifix in der Schule lernten. Heute müssen sie dieses nun an einigen Orten in Deutschland. Du schaffst hier also erst eine Tradition, welche so eigentlich nicht bestand und mit Gewalt erzeugt wurde. Wirklich also immer alles erhalten wie man es vorfindet oder auch im Sinne von Geschichte-erleben doch andere Wege suchen?

Gruss,
Eli

Hallo,

ja - es ist mehr als schlimm, das da die ganze jüdische Tradition hierzulande vernichtet wurde. Aber wir sind ja groß als Denkmalsstürmer und darin, uns unsere eigene Geschichte nach Bedarf umzuschreiben. Weg mit allem, was gerade nicht dem zeitgeschmack und der gegenwärtigen politischen Korrektheit entspricht…

Das finde ich schade - und es ist mir dabei vom Grundsatz her egal, ob es sich um das Kruzufix in der bayrischen Schule handelt oder das Lenindenkmal in Berlin. Weil es nämlich in jedem Fall nur von der eigenen bequemlichkeit zeugt, von dem Unwillen, sich mit seiner eigenen Geschichte auseinanderzusetzen.

Gernot Geyer

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Zunächst einmal - ich halte das Diskutieren darüber, ob Kreuze/Kruzifixe aus Schulen und Kindergärten entfernt werden sollten, weil sie als Gewaltdarstellungen die psychische Entwicklung der Kinder beeinträchtigen könnten, für reichlich verfehlt.

Trotzdem haben religiöse Symbole - welcher Art auch immer - im öffentlichen Raum nichts verloren. Nicht in Schulen, nicht in Kindergärten und schon gar nicht in Gerichtssälen. Der Staat ist nach Art. 4 GG zu strikter religiöser Neutralität verpflichtet - das Zurschaustellen religiöser Symbole in staatlichen Einrichtungen verletzt daher den Grundsatz der Religionsfreiheit. In Schulen und Kindergärten ist dadurch darüber hinaus Art. 6 Abs. 2 GG (Erziehungsfreiheit) verletzt. Dies hat das Bundesverfassungsgericht dankenswerterweise mit seinem Urteil vom 16.05.1995 klargestellt und § 13 der bayerischen Volksschulordnung (der für jeden Klassenraum verpflichtend ein Kruzifix vorgesehen hatte) als verfassungswidrig erklärt. Besagter Paragraph wurde gestrichen. Dass in Bayern immer noch gem. Art 7 Abs. 3 BayEUG (Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen) dem Anbringen von Kruzifixen in Klassenräumen ausdrücklich widersprochen werden muss, halte ich für ein bezeichnendes Symbol der südlich des Weißwurstäquators (freilich nicht nur dort) immer noch punktuell anzutreffenden fundamentalistischen Ewiggestrigkeit und geistiger Rückständigkeit. Dass Kruzifixe in Gerichtssälen nichts verloren haben, hat das Bundesverfassungsgericht übrigens bereits 1973 klargestellt - auch hier wird dem Bürger an manchen Gerichten immer noch zugemutet, sich ggf. gegen solch offene Demonstrationen weltanschaulicher Parteilichkeit ausdrücklich zur Wehr zu setzen.

Mit ‚Geschichte‘ oder ‚Kultur‘ hat der großzügige Umgang mit dem Kreuzsymbol schon etwas zu tun. Allerdings mit Aspekten unserer Geschichte und Kultur, die nicht jeder für tradierenswert hält - die man im Gegenteil sogar als im Widerspruch zu einer modernen, demokratischen Gesellschaft stehend empfinden kann. Dass das Kreuz in Erziehungseinrichtungen für eine lange Tradition religiöser Indoktrination und geistiger Bevormundung steht, das Kreuz in Gerichten an das Zusammenspiel von Inquisitionsgerichten mit dem ‚weltlichen Arm‘ erinnert - das mag nicht für jeden nachvollziehbar sein; legitim sind solche Vorbehalte allemal. Psychologisch ist das Beharren auf der Kennzeichnung öffentlicher Einrichtungen mit religiöser Symbolik (vor allem solcher einer missionierenden Religion) freilich nur zu verständlich. Es signalisiert die Inbesitznahme des öffentlichen Raums, erinnert insofern an das Reviermarkierungsverhalten gewisser Säugetiere. Offensichtlich sehen sich manche Christen immer noch auf einem Rückzugsgefecht gegen die Säkularisierung des Staates und seiner Einrichtungen und verteidigen folgerichtig ihre Duftmarken ebenso verbissen, wie sie auf fremde Duftmarken (ich sage nur: Kopftuch) hysterisch reagieren.

Wenn schon Kruzifixe, dann allenfalls in Bekenntnisschulen oder Kindergärten in kirchlicher Trägerschaft. Wobei auch dies alles andere als unproblematisch ist, da der Bürger in der Praxis hier nur selten tatsächlich frei unter Alternativen wählen kann. Wir leben nun einmal leider in einem Staat, in dem die alte Kumpanei von Staat und Kirche nie völlig überwunden wurde (wie in Frankreich oder den USA) - wo es zwar keine Staatskirche mehr gibt, aber immer noch ein Staatskirchenrecht.

Was hat das nun mit Friedhöfen zu tun? Überhaupt nichts - die Ausgangsfrage würfelt da fröhlich Äpfel und Kartoffeln durcheinander. Problematisch wäre lediglich eine Friedhofsordnung, die die Kennzeichnung von Gräbern auf einem öffentlichen(! - also in kommunaler, nicht privater Trägerschaft stehenden) Friedhof mit Kreuzen vorschreibt oder aber generell verbietet. Weder das eine noch das andere ist bei realistischer Betrachtung in Sicht. Bei Gräbern handelt es sich idR um eine Mietsache, wenn nicht gar um Eigentum - durchaus vergleichbar einer Miet- oder Eigentumswohnung in einem Wohnblock. Die Ausgestaltung bleibt genau wie bei einer Wohnung - in Grenzen, die durch die Friedhofsordnung / Hausordnung vorgeschrieben wird - Sache des Mieters / Eigentümers. Ist nun der Friedhof ein öffentlicher, so ist das Recht, Gräber mit anerkannten religiösen Symbolen zu schmücken, durch eben den oben schon erwähnten Art 4 GG geschützt. Merke: Religionsfreiheit ist durch das GG geschützt. Eben dieser Schutz bedeutet aber auch, dass dort, wo die Inanspruchnahme der Religionsfreiheit (z.B. durch das ‚Verzieren‘ öffentlicher oder gemeinschaftlicher Einrichtungen mit Kruzifixen) die Religionsfreiheit Anderer beeinträchtigt (die das vielleicht nicht so prickelnd finden, weil sie sich mit diesem Symbol nicht identifizieren mögen), Schranken gesetzt werden.

Freundliche Grüße,
Ralf

Ach Gernot,
wenn man Deine Ausführungen ernst nehmen würde, dann müsste in sämtlichen Amtsstuben noch immer das Bild des Führers hängen. Im Osten der Republik friedlich neben dem Bild Honeckers …

Symbole haben ihre Bedeutung, ihren Ort und ihre Zeit. In einer Zeit, als es erklärtes Ziel war, die Kinder vor allem zu gottesfürchtigen und gehorsamen Untertanen zu erziehen, hatte das Kruzifix seinen selbstverständlichen Platz an der Wand des Klassenzimmers.

Hängt dort heute immer noch ein Kruzifix, dann heisst das nichts anderes, als dass man sich auf eben diese Tradition bezieht. Geschichtsbewusstsein heisst nicht, sich mit dem Trödel der Vergangenheit auszustaffieren. Es heisst, aus der Vergangenheit zu lernen und wo sinnvoll Neuanfange zu machen und sich auf neue oder auf andere Traditionen zu stützen.

Freundliche Grüße,
Ralf

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