Latein - Probleme bei der dritten Deklination

Hallo zusammen,

Ich muss fürs Studium Latein lernen und habe gewaltige Probleme die dritte Deklination zu verstehen, da ich leider die Unterrichtsstunde dazu verpasst habe.

Vereinfacht:
Ich habe hier eine Tabelle mit den Endungen zur dritten Deklination.

Singular:
Nom. > verschieden
Acc. > -em
Gen. > -is
Dat. > -i
Abl. > -e/-i (mit so nem komischen Strich drauf?)

Plural:
Nom. > -es/-(i)a (das e hat auch so nen Strich, und wieso ist das i in Klammern?)
Acc. > -es/-(i)a
Gen. > -(i)um
Dat. > -ibus
Abl. > -ibus

In der ersten Aufgabe heißt es dann: „Deklinieren Sie!“
„professor noster“
„mater optima“
„corpus alienum“
„repetitio prima“
„hepar magnum“
„ren laesus“

Ich habe absolut keine Ahnung wie das funktionieren soll.
Meine Versuche sehen wie folgt aus:

professor noster
professorem nostrum
professoris nostris
professori nostri
professore nostre

(habe zuerst gedacht, dass man professor nach der dritten Deklination dekliniert > wegen der Endung, und noster nach der zweiten Deklination, ebenfalls wegen der Endung, aber vermutlich wird beides nach der dritten Deklination dekliniert?!)

mater optima
materem optimem
materis optimis
materi optimi
matere optime

corpus alienum
corpem alienem
corpis alienis
corpi alieni
corpe aliene

repetitio prima
repetitem primem
repetitis primis
repetiti primi
repetite prime

Den Rest habe ich mir mal gespart, weil mir das alles ziemlich unsinnig und falsch vorkam.

Tut mir leid wenn sich jetzt bei den Latein-Profis die Fußnägel aufgerollt haben beim Lesen, aber ich verstehe das alles wirklich gaaar nicht!

Kann jemand helfen bitte?

Danke & liebe Grüße!

http://www.mbradtke.de/gr000.htm

Singular:
Nom. > verschieden
Acc. > -em
Gen. > -is
Dat. > -i
Abl. > -e/-i (mit so nem komischen Strich drauf?)

Plural:
Nom. > -es/-(i)a (das e hat auch so nen Strich, und wieso ist
das i in Klammern?)
Acc. > -es/-(i)a
Gen. > -(i)um
Dat. > -ibus
Abl. > -ibus

Der Strich steht für lange Vokale/Silben und das i ist in Klammern, weil es nicht immer auftaucht. (z.B. nicht in tempora)

In der ersten Aufgabe heißt es dann: „Deklinieren Sie!“
„professor noster“
„mater optima“
„corpus alienum“
„repetitio prima“
„hepar magnum“
„ren laesus“

Ich habe absolut keine Ahnung wie das funktionieren soll.
Meine Versuche sehen wie folgt aus:

professor noster
professorem nostrum
professoris nostris
professori nostri
professore nostre

(habe zuerst gedacht, dass man professor nach der dritten
Deklination dekliniert > wegen der Endung, und noster nach der
zweiten Deklination, ebenfalls wegen der Endung, aber
vermutlich wird beides nach der dritten Deklination
dekliniert?!)

noster gehört zur o-Deklination, Gen nostri etc.

mater optima
materem optimem
materis optimis
materi optimi
matere optime

Hier solltest du den Genitiv beachten (im Wörterbuch angegeben).
der ist matris. Das e muss also jeweils weg.

corpus alienum
corpem alienem
corpis alienis
corpi alieni
corpe aliene

corpus, corporis etc. Also immer ein -or- hinter das p, außer im Nominativ.

repetitio prima
repetitem primem
repetitis primis
repetiti primi
repetite prime

Hier ist der Genitiv repetitionis, es fehlt also jeweils ein -ion-

Den Rest habe ich mir mal gespart, weil mir das alles ziemlich
unsinnig und falsch vorkam.

Ansonsten noch: Die Adjektive werden hier alle nach der a-/o-Deklination dekliniert.

mfg,
Ché Netzer

Hallo,
Ich wollte Ches Tipp noch einmal wiederholen, sonst geht er vielleicht unter:

Um ein Wort richtig deklinieren zu können, musst du manchmal ins Wörterbuch gucken, dort steht immer auch der Genitiv dahinter, da findest du hinter dem Stichwort die Genitivendung, an der du erkennen kannst, dass sich der Stamm leicht verändert. Du schreibst also erstmal den Nominativ auf, der dir gegeben ist, dann den Genitiv des Wortes, und dann ausgehend vom Genitiv die jeweils anderen Endungen.
Also du findest corpus, -oris im Wörterbuch, hast also schonmal corpus als Nominativ und corporis als Genitiv, dann änderst du die Genitivendung in die des Akkusativs und aller anderen Fälle und kriegst corporem usw.

Die Adjektive haben ihre eigenen Endungen. Denen ist egal, welche Deklinationsklasse das zugehörige Nomen hat. Du musst also gucken, in welcher Deklinationsklasse das jeweilige Adjektiv steht (das steht notfalls auch im Wörterbuch) und dann gucken, welches Genus (also m, f, n) und Numerus (also sg oder pl) das Nomen hat, auf das es sich beziehen soll.

Übrigens: weiß nicht, wie ihr das handhabt, aber wenn du etwas durchdeklinieren sollst, müsstest du da nicht auch noch die ganzen Pluralformen aufschreiben? Nicht, dass du die vergisst…

Was mir immer geholfen hat (auch wenn ich kein Latein in der Schule hatte), sind diese Beispieltabellen, die dir die Deklination eines typischen Beispielnomens und -adjektivs zeigen. Findest du in jedem Lateinbuch, Grammatikheft und in vielen Wörterbüchern (z.B. das Pons Schülerwörterbuch, was ich super empfehlen kann).

Grüße,

  • André
2 Like

Hallo!

Also du findest corpus, -oris im Wörterbuch, hast also
schonmal corpus als Nominativ und corporis als Genitiv, dann
änderst du die Genitivendung in die des Akkusativs und aller
anderen Fälle und kriegst corporem.

Tu das ja nicht! Bei allen Neutra - und corpus ist eins - ist in Singular und Plural der Akkusativ gleich dem Nominativ.
Valete!
H.

Oh, tut mir Leid! Ich hatte das aus dem Gedächtnis zitiert. Klar, du hast ja Recht. Der Akkusativ von tempus ist ja auch einfach nur tempus.
Wie gesagt, ich hatte nie formell Lateinunterricht, da wurde mir das nicht eingebläut. :wink:

Gruß,

  • André

Wie gesagt, ich hatte nie formell Lateinunterricht, da wurde
mir das nicht eingebläut. :wink:

Hi

André!

Aber vielleicht weißt du besser als ich Bescheid, in welchen Sprachen Vergleichbares der Fall ist.
Im Altgriechischen sowieso. Slawische Sprachen kennen mit der Unterscheidung belebt/unbelebt etwas Ähnliches. Wo gibt es sowas noch?
Schönen Gruß!
H.

Aber vielleicht weißt du besser als ich Bescheid, in welchen
Sprachen Vergleichbares der Fall ist.
Im Altgriechischen sowieso. Slawische Sprachen kennen mit der
Unterscheidung belebt/unbelebt etwas Ähnliches. Wo gibt es
sowas noch?

Ich hatte hier vor einiger Zeit eine ähnliche Frage gestellt (bzw. die gleiche, wenn ich deine Frage richtig verstanden habe):
http://www.wer-weiss-was.de/theme46/article6396294.htm
(Da hattest du auch noch geantwortet :wink: )
Dort hieß es (wie in meiner Vermutung), dass das zumindest bei allen indogermanischen Sprachen so ist. Ob es in „anderen“ Sprachen überhaupt Kasus gibt, weiß ich nicht…

mfg,
Ché Netzer

Aber vielleicht weißt du besser als ich Bescheid, in welchen
Sprachen Vergleichbares der Fall ist.

Dort hieß es (wie in meiner Vermutung), dass das zumindest bei
allen indogermanischen Sprachen so ist. Ob es in „anderen“
Sprachen überhaupt Kasus gibt, weiß ich nicht…

Das ist es ja eben.
Antworten kann ich nur mit dem, was ich weiß. Aber hier sehe ich eine Gelegenheit, etwas zu erfahren von jemand, der etwas weiß über Sprachen, von denen ich keine Ahnung habe.
Es geht ja nicht darum, ein Kaleidoskop mit den immer gleichen Steinchen drin wieder ein wenig weiterzudrehen. :smile:
Gruß!
H.

Hallo,
Bin mir grad unsicher, ob ich die Frage richtig verstehe, aber in den Turksprachen gibt es was vergleichbares, wenn auch keine Genera (und damit kein Neutrum):
Definite direkte Objekte (das schließt Personalpronomen und Eigennamen mit ein, die natürlich immer per se definit sind) erhalten den Akkusativ (es kommt ein Suffix dran). Indefinite Nomen (wie „einen Ochsen“, „Blumen“ usw.) bekommen gar nichts und stehen im Nominativ.

Das nennt sich in der Linguistik differenzielle Objektmarkierung bzw. differential object marking. Es gibt in den Sprachen der Welt gewisse Hierarchien, bei denen oft nur der obere bzw. untere Teil der Rangfolge irgendwie durch Kasus markiert wird. Im Spanischen hat man ja auch a als Akkusativmarker, aber eben nur vor belebten (oder gar menschlichen?) Nomen. Andere Sprachen setzen diese Grenze woanders. Und im Russischen ist’s ja ganz ähnlich mit der gezogenen Grenze.

Weiß nicht, ob man nun fürs Lateinisch auch mit dieser Hierarchie (Belebtsheitshierarchie u.ä.) argumentieren kann, weil, dort ist das ja einfach bei den Neutra generell der Fall, aber das dürfte ja auch sprachhistorisch entstanden sein, vllt. eben aufgrund dieser Hierarchie (auch Referenzhierarchie genannt). Vielleicht war das auch schon im Protoindoeuropäischen so.

Gruß,

  • André