Lautes Handy in Öffentlichkeit etc. - verstärkt nach Corona?

Hallo zusammen, nach der Corona-Pause war ich jetzt doch ein paar mal an der Öffentlichkeit, aber jetzt genieße ich lieber wieder Selbstisolation. Habe ich mich verändert, bin ich zu pingelig/sauertöpfisch oder hat sich doch nach Corona das öffentliche Verhalten geändert?

Folgendes fiel mir schon immer in bestimmten Reiseländern auf, jetzt begegnet es mir wiederholt auch bei Exkursionen jenseits der DE-Wohnungstür:

Musik und Film vom Handy: die Leute spielen Musik oder Horror-Videos mit hoher Lautsprecher-Lautstärke von ihrem Handy, z.B. im Zug oder im Park. Dass das andere hören, muss ihnen bewusst sein – dass es andere stört, aber nicht?
Handy Telefonat mit Freisprecheinrichtung: Die Mehrzahl scheint Handy-Video- und Sprach-Telefonate mit der Freisprecheinrichtung zu führen, ein Kopfhörer wird nicht für nötig und das Handy weit vom Ohr weggehalten. Die Stimme des entfernten Gesprächspartners plärrt aus dem Handy-Lautsprecher in die nähere und weitere Umgebung.
Laute Handy-Klingeltöne: sie sind jetzt guter Ton, man stellt die Klingeltöne in der Öffentlichkeit nicht leise und lässt ohne weiteres auch länger klingeln, selbst wenn man es schon abstellen könnte. So muss man jederzeit auf unvermittelt losbrechenden Trash-Metal-Hardrock gefasst sein. Hatten wir schon das Facebook-Tschingeling und Games-Töne?
Sitzplatz nur durch Tasche blockiert: Die Leute legen im Zug eine Tasche auf den Platz neben sich und fixieren schnell angestrengt das Handy. So ist grob geschätzt fast jeder zweite Platz allein durch eine Tasche belegt und der Tascheninhaber unerreichbar. Eine mir bekannte Regionalbahn zeigt seit neuestem Schilder mit der sehnlichen Bitte, Plätze durch Entfernen der Tasche freizugeben.
Rasenmähen am Sonntag: in Dörfern, in denen Rasenmähen am Sonntag ein ungeschriebenes No-No war, wird nun doch gelegentlich sonntags Rasen gemäht – mit dem Argument, es gehe nicht anders oder dieser Rasenmäher sei doch wirklich leise. Dass schon der Anblick eines Rasenmähenden die Sonntagsruhe beeinträchtigt, wird nicht in Betracht gezogen. Früher wäre solches Verhalten und Argumentieren undenkbar gewesen. (Ich meine nicht Brennholzsägen samstags abends um halb acht – das ist eine anerkannte Kulturtechnik.)

Was meinen?

Wenn es Dich so stört, setze Dich doch daneben und spiele Deine eigene Musik mit höchster Lautstärke ab.

Wie oben.
Neben so einer Person selber laute Musik machen damit sich der Andere beim Telefonieren gestört fühlt. Er wird dann schon reagieren.

Jetzt sei mal nicht überempfindlich. Die müssen laut sein damit sie gehört werden und es handelt sich immer nur um Sekunden.

Bist Du irgendwie körperlich eingeschränkt? Ich meine z.B. stumm, so dass Du Dich nicht verständlich machen kannst? Eine einfache Bitte um Entfernung der Tasche reicht normalerweise.

In welcher Gegend lebst Du? Gut, ein Benzin-Rasenmäher kann zu laut sein aber auch da genügt in der Regel ein Hinweis an den lieben Nachbarn.

Da solltest Du einfach an deiner Einstellung etwas ändern. Die Menschen sind nicht auf der Welt um Dir einen schönen Anblick zu bieten.
Wenn man will, findet sich immer ein Anlass Anstoß zu nehmen.

Überempfindlichkeit, gepaart mit mangelnder Zivilcourage und der Vorstellung anderen Menschen Vorschriften machen zu können, ist eine perfekte Mischung um sich ständig zu ärgern und in Aufregung zu sein.

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Moin,

Früher was immer alles besser? Es gab nur weiße Weihnachten und es gab auch noch Raider? Wirklich?

Komm, hör auf. Wenn es die Wetterbedingungen wirklich nicht anders ermöglichten, dann wird in so einer speziellen Situation halt gemäht.
(Klarstellung: wir selber haben einen Elektromäher, bei uns jammern die Nachbarn höchstens, dass wir viel zu wenig mähen :wink: ))

-Luno

Ich glaube, da gibt’s mehrere Faktoren

  1. Du warst schon unüblich lange in „Selbstisolation“ und nach so einer langen Zeit der „Ruhe“ kommt einem der Lärm natürlich nochmal lauter vor
  2. in der Zeit ist die Zeit weiter gegangen, manche Dinge wurden einfach „üblicher“ die früher[TM] mal „verpönt“ waren
  3. Du bist in der Zeit älter geworden. Ich merke das mit Entsetzen an mir selbst, dann ich auf manches, das mich „früher“ nicht die Bohne gestört hat, mich inzwischen echt nervt.
  4. Vielleicht hast Du inzwischen durch veränderte Lebensumstände einfach mehr Zeit, um Dich über sowas zu ärgern?
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Sonntags Rasen zu mähen ist schlicht und einfach wirklich nicht erlaubt und kann mit Bußgeldern geahndet werden.
Solche Gesetze sind doch da, um zu regeln, wo verschiedene Menschen verschiedene Standpunkte haben.
Da muss doch nichts diskutiert werden und schon gar nicht muss die gestörte Person in Rechtfertigungspflicht genommen werden.

Die anderen geschilderten und als störend empfundenen Dinge lassen sich tatsächlich nur unter Inkaufnahme von Stress, Auseinandersetzung klären und der Ausgang ist ungewiss, weil die allermeisten Leute in einer Handysuchtgesellschaft uneinsichtig sein dürften.
Das freilich ist eine Annahme von mir, da ich solchen Situationen aus dem Weg gehe seit ich Erfahrungen mit dem freundlichen Aufmerksam machen auf die Maskenpflicht gemacht habe und nicht mehr mit Öffentlichen fahre.

Es mag unterschiedlich wahr genommen werden, die Temperamente sind verschieden- aber ein bisschen mehr Ruhe, Stille und weniger hektisches Agieren könnte einer der Reizüberflutung ausgesetzten und aggressiv konsumierenden Gesellschaft sicherlich nicht schaden.
Laute Handykonsumierung in einer Situation, in der Menschen nah beeinander sind und meist kaum ausweichen können, empfinde auch ich als äusserst unangebracht und übergriffig.

@Henrik_Meier- noise cancelling- Kopfhörer können da aber helfen, wenn es sich nicht ändern lässt. Ganz phantastisches tool, mit wirklich guten ist man raus aus dem Lärm.
Und, es ist wohl auch so: Wenn wir uns durch Corona zurück gezogen haben und es noch tun, werden wir erstens empfindlicher, aber zweitens auch achtsamer, weil die Ruhe, die eintritt Raum schafft für Wahrnehmung. Mir geht es auch so und Gott sei Dank passt das zu meiner Natur und ich empfinde es als Bereicherung.

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Hallo, Danke für die Kommentare!

Ja, die benutze ich auch beim Rasieren, Staubsaugen, im Flugzeug oder beim Rasenmähen (werktags vor 18 Uhr, und in der Mittagspause auch nicht). Die sind verblüffend gut.
Aber manchmal habe ich einfach keine Lust darauf, oder ich fühle mich schon zu isoliert damit und könnte das Brüllen eines herannahenden Tigers nicht mehr hören. Ich habe die Dinger sogar schon komplett ohne Ton - aber mit eingeschalteter Geräuschunterdrückung – getragen, nur um mich von irgendwelchen Rasenmähern oder Gebrüll zu isolieren, aber es ist ein bisschen traurig, wenn man eigentlich gar nichts im Ohr haben will.

Ja, hm, wenn wir es aber nicht ändern können.
Ich fürchte, ausser beim Rasenmähen in der Sonntagsruhe können wir es nicht ändern.
Bin dann immer dankbar, dass es immerhin das überhaupt gibt.
Die ständige innere Genervtheit hilft ja auch nicht weiter.
Wir leben in einer übergriffigen, lauten Gesellschaft, ist so.

Bei uns wurde in der Familie ein Grundstück mit Garten weitervererbt. Als der Junge Neubesitzer den alten Lattenzaun durch einen blickdichten Bretterzaun zur Straßenseite ersetzte, war die Entrüstung der Dorfgemeinschaft groß, weil keiner mehr kontrollieren konnte, ob sein Rasen schön gepflegt ist.

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Aber die Bauern stehen über der Sonntagsruhe, oder? Die dürfen doch jederzeit die Güllepumpe aufdrehen und das ganze Tal verpesten, auch und gern am heiligen Sonntag. Das i-Tüpfelchen auf dem Sonntagsbraten.

war alles besser, sagte schon meine Oma.
Da hätte auch der unterjährige Nachbarsjunge eine Schelle bekommen, dass ihm die Fluppe aus dem Maul geflogen wäre, wenn ihn einer auf der Dorfstraße beim Rauchen erwischt hätte.
Und der Vater hätte keine Anzeige wegen Misshandlung gemacht, sondern noch pädagogisch nachgetreten.
Nun, die Zeiten haben sich zum Glück geändert.
Aber die Kommunikation untereinander ist leider nicht besser geworden.

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+1, ist so.

Auf Deutschlandfunk Kultur und manchmal im Reichstag reden sie achtsam gendernd über „Lichtverschmutzung“ und „Lärmverschmutzung“ und wie viel Prozent mehr Krebs und Schlaganfälle und so weiter und so fort, und dass man was tun müsse, doch es wird immer weiter aufgedreht.

Gibt es nicht für Berlin eine App, die besonders ruhige Plätze ausweist? Vermutlich sind die Plätze nach Aufnahme in die App aber nicht mehr ruhig?

Wer dort lebt, hat es sich ausgesucht und sollte damit zurechtkommen. Auch mit dem krähenden Hahn.

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Also, Bauern haben- meine Ansicht- immer Vorrang.
Glaube, die hätten keine Lust, Sonntags zu arbeiten, wenn sie die Wahl hätten.
„Wes Brot ich ess…“

Ich staune immer über die Leute im Supermarkt, die sich ihren „Einkaufszettel“ per Handy vorlesen lassen.
Wie waren sie wohl „früher“ überhaupt lebensfähig?

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lol.
Noch nie erlebt. Sachen gibt´s.
Nerven tut mich im Supermarkt eher die ständige Beschallung von oben. Darum auch da Kopfhörer.

Interessant. Ich habe mal einen Bericht gesehen oder gehört, in dem eine kleine Gemeinde verordnet hat, dass Sichtschutzzäune mindestens zu einem Viertel oder so durchsichtig sein müssten. Über Rasenmähkontrolle haben sie aber nach meiner Erinnerung nicht geredet.

wahrscheinlich waren da die Augen noch besser :rofl:

Ich habe in so einem Fall mal gesagt: „Können sie mal etwas lauter machen? Dann kann ich meins gleich mit erledigen.“
Erst komischer Blick, dann „Entschuldigung“ und gut wars.

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Tja, da waren wohl nur die Klatschtanten bei der Wahl der Gemeindevertreter zugegen. Die anderen hatten am Wahltag was besseres zu tun.

Ja das verstehe ich gut, aber für mich wären Kopfhörer da auch keine Lösung, weil ich dann nicht mehr auf Empfang für die Umgebung bin (Stichwort herannahender Tiger). Also ein Grund mehr für die wöchentliche Lieferung der Ökokiste, den ich bisher noch gar nicht bedacht hatte, Danke dafür.

Neulich war ich in einem auswärtigen botanischen Garten, wo hinter jedem zweiten Grüngewächs ein Megafon lauerte, aus dem käsiger 50er-Jahre-Schmalz plärrte. Natur pur.

Ich kenne auch wunderschöne lässige Strandlokale direkt im Sand, die erfolgreich durch Plärrmusik jedes Geräusch von Wind, Wellen und Tierwelt übermüllen.

Naja, blickdichte Sichtschutzzäune machen einen sehr unfreundlichen Eindruck, und ich kann verstehen, dass Ortsbildbeauftragte etc nicht begeistert sind davon und die alten, niedrigen Bauernzäune loben.